KreaturenMittelTagebuch

Oblivion

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Oblivion

Wir schreiben den 09.10.2021. Es war 11 Uhr in der Früh. Das Wetter war atemberaubend und die Temperaturen waren günstig. Mit mir ging mein jüngerer Bruder. Wir waren bereits auf dem Weg den Berggipfel Habicht zu bezwingen. Ein 2 Tage marsch vom Talboden, bis zum Gipfel. Nichts Einfaches, doch wir beide waren motiviert genug, um diese Wanderung anzutreten. Wir waren bestens vorbereitet und hatten jegliche Ausrüstung für alle Fälle mitgenommen. Auch ein Zelt und die Schlafsäcke schleppten wir mit rauf. Ich fuhr uns mit meinem Auto hoch. Bereits als ich und Daniel ausstiegen, konnte ich die unberührte Natur um mich herum fühlen. Naja, fast unberührt. Eine frische Brise zog an uns vorbei und Bäume rauschten und bogen sich im Wind. Goldene Fichtennadeln flogen wie Schneeflocken an uns vorbei. Wir wagten uns die erste Steigung durch den Wald hinauf und der Zauber verflog nicht.

Ich konnte von Glück reden mein Fotoapparat mit dabei gehabt zu haben. Fichten und Föhren bildeten Säulen durch den Wald, was es fast wie ein Gebäude wirken ließ. Wir blieben mehrmals wegen mir stehen, weil ich unbedingt ein Foto machen musste. Es war überraschender Weiße wenig los. Wir trafen nur alle paar Stunden einen weiteren Wanderer. Normalerweise war diese Strecke überfüllt mit solchen Leuten, doch wir haben wohl den Perfekten Tag getroffen. Also arbeiteten wir uns keuchend und schnaufend hoch. Mein Bruder stolperte öfters über Wurzeln, was mich immer wieder auflachen ließ. Wir gingen für einige Stunden den Weg hoch. Die Stecke wurde bemerkbar steiler und es wurden immer weniger Bäume. Falls noch Bäume übrig waren, wuchsen sie sehr klein, oder waren eher Buschartig. Nach einiger Zeit besetzten Alm Rosen den meisten Platz der Pflanzenwelt. Nichts anderes schien auf dieser Steinigen Landschaft zu wachsen. Es dämmerte schon leicht und die Schatten wurden länger, also beschlossen wir uns auf einer nahegelegenen Alm das Zelt aufzuschlagen.

Mein Bruder tat die meiste Zeit nichts, während ich alles allein aufstellte. Meine Laune wurde nicht besser, als das Wetter sich auch noch verschlimmerte. Über uns bildeten sich Wolken, und es nieselte leicht. Die sanfte Brise entwickelte sich immer mehr zu einem Starken Wind. Es dauerte nicht allzu lange, bis es deutlich dunkler wurde. Leider zog auch ein starker Nebel auf, der uns die Sicht größtenteils versperrte. Wo vorhin ein atemberaubender Ausblick mit Bergen und Tälern zu sehen war, befand sich nur noch eine dicke Nebelwand vor uns. Wir beide wollten nicht allzu zu lange draußen bleiben, also beendeten wir schnell unser kleines Abendbrot, und gingen in unserem Zelt. Wir wickelten uns in die Schlafsäcke und wünschten uns eine gute Nacht. Daniel schlief tief und unbesorgt, so hat es wenigstens für so mich ausgesehen, doch ich selbst konnte kein Auge zudrücken. Das Nieseln wandelte sich schnell in starken Regen um und der Wind peitschte bald schon so gewalttätig gegen unser kleines Zelt, dass ich Angst hatte, dass es unter den gewaltigen Kräften wegwehen würde.

Also tat ich das einzig Sinnvolle für mich und weckte meinen kleinen Bruder auf. »Pst, Daniel. Ich glaube einer von uns sollte Raus gehen und das Zelt besser befestigen.«. Er streckt vor Müdigkeit seine Arme und stöhnt zu mir rüber »Einer von uns, soll ich heißen, oder?«. Ich grinste in mich hinein »Es wäre ja nur fair. Ich habe den größten Teil unserer Ausrüstung hochgeschleppt, während du nur untätig zugesehen hast.«. Daniel reibt sich die Augen und scheint für einige Momente zu überlegen, doch lieber hier liegen zu bleiben, doch Gott sei Dank widersprach er nicht und antwortete mir »Ok, aber du bist mir trotzdem was Schuldig.« Hastig zog er sich eine Regendichte Jacke, Stiefel und Hosen an. Er winkte mir kurz zu, als er den Reisverschluss aus dem Zelt aufriss, und in den Regen stolperte. Ich schloss schnell den Eingang, damit nichts im Zelt nass werden würde. Ich konnte ihn ab und zu hören, wie er um das Zelt herumwühlte. Ich hatte keine Ahnung, wie er es das Zelt befestigen wollte, doch es funktionierte scheinbar. Ich merkte sofort einen Unterschied.

Ich hockte mich im Zelt hin und wartete geduldig auf meinen Bruder, doch er kam für die nächsten 5 Minuten nicht. Ich wollte schon nach ihm rufen, als er plötzlich zu mir rief »_____?! Ich glaube das solltest du dir ansehen!«. Ich runzelte die Stirn und fühlte ein leichtes Unbehagen über meine Haut kribbeln. Das war eindeutig kein gutes Zeichen, aber ich musste trotzdem zu ihm. Etwas genervt, zog ich meine Montur an und öffnete das Zelt. Ich sprang leicht zurück, als ich vor lauter Überraschung nur eine Nebelwand vor mir sah. Ich zog meine Taschenlampe hervor, doch als ich sie anschaltete, wurde ihr ganzes Licht von den Dicken Nebelschleiern absorbiert. Etwas besorgt stieg ich aus dem Zelt und schloss es. Ich rief in die Leere hinein »Also, was willst du mir zeigen?!«. Es kam keine Antwort. Ich machte mir langsam ernsthaft Sorgen. Was ist, wenn er sich verlaufen hätte? Doch, bevor ich weiter in Panik geraten konnte, ertönt eine Stimme rechts von mir. »Hier bin ich!«.

Ich atmete erleichtert aus und folgte seiner Stimme. Ich ging die ersten Schritte vorwärts. Es brauchte nicht lange, bis ich seine Silhouette vor mir sah. Ich wollte schon zu ihm rüber rufen, doch er hob nur seine Hand und winkte mich zu sich rüber. Ich folgte ihm wortlos. Sein Rücken war zu mir gedreht, so dass ich nur seine durchnässte Jacke sehen konnte. Er schien mit etwas auf dem Boden abgelenkt zu sein. Als ich immer näherkam, wurde dieses etwas auf dem Boden immer deutlicher. Mich überkam die Übelkeit. Ich sah zu meinem Bruder rüber. Sein Gesicht war größtenteils von der Kapuze bedeckt, doch ich konnte seine geschockte Miene ausmachen. Ich drehte mich wieder um, und inspizierte die Rehleiche näher. Normalerweise würde mich das nicht unbedingt beunruhigen. Man fand immer wieder Tierschädel, oder Überreste von Raubtier Beute, aber nicht in so einem Zustand! Teile der Haut vom armen Tier wurden weggerissen und es hatte tiefe Schnittwunden und Beißwunden in seinem Bauchbereich. Seine glasigen traurigen Augen starrten mich an. Doch das schlimmste war, dass das Reh nicht angerührt wurde. Nichts von seinem Fleisch, oder heraus quillenden Organe wurden verzehrt. Kein Raubtier würde ein Tier kaltblütig umbringen, ohne etwas davon gegessen zu haben. Ich war sprachlos, doch etwas lenkte mich von meiner Panik ab.

Der Atem von meinem Bruder rasselte stark neben mir, als ob er Probleme beim Atmen hätte. Ich drehte mich um und stand ihm direkt zu Gesicht.  Ich wollte ihn schon fragen, was los sei, als uns in diesem Moment ein Starker Windzug traf. Unsere Kleider wehten herum und unsere Kapuzen vielen von unserem Köpfen. Das war wo ich begriff, dass der Mann vor mir, nicht mehr mein Bruder war. Nein, er war es doch, nur vollkommen missgestaltet. Haut und Fleischfetzen wurden von seinem eigentlich schönen Gesicht gerissen und mehrere Büschel seiner schwarzen Haare fehlten. Doch, das was mich am meisten Angst machte, war nicht nur dieser Zustand, sondern sein Gesichtsausdruck. Sein Mund und seine Augen wurden so aufgerissen, als ob er vor lauter Terror schreien würde. Doch egal wie stark der Wind schlug, egal wie heftig der Regen viel, sein Gesichtsausdruck blieb gleich. Er, nein. Es zeigte nur diese Emotion. Ich trat vorsichtig ein paar Schritte zurück und hob meine Hände. Plötzlich hebt mein Bruder seinen Arm. Aber komplett falsch. Ich konnte hören, wie jeder seiner einzelnen Knochen in seinem Arm brach, nur um diese Bewegung zu vollenden. Ich wollte schon die Flucht ergreifen, als ich gegen etwas stieß. Etwas klebriges und pelziges Stand mir im Weg.

Ich drehte mich langsam um, nur um den abgeschiedenen Körper vom Reh zu sehen. Seine schwarzen Augen verfolgten mich. Ich schrie vor lauter Angst auf und rannte sofort los. Ich stolperte das Tal hinunter in den Wald hinein. Wind pfeift stark an mir vorbei, doch es übertönt dieses eine Geräusch nicht. Das Geräusch brechender Knochen. Ich wagte mich nicht nach hinten zu sehen. Ich hechtete durch den Wald, in dem verzweifelten Versuch auf dem Waldweg zu bleiben, doch der dichte Nebel machte diese Aufgabe schier unmöglich. Während ich runter rannte, sah ich am Rand des Weges immer mehr Körper von Toten Hirschen und Rehen. Ich konnte ihre Augen durch den Nebel blitzen sehen. Mehrmals stolperte ich über wurzeln oder Büschen, aber egal wie sehr mir die Beine oder Knie schmerzten, ich versuchte mein Tempo beizubehalten.

Das Geräusch der brechenden Knochen wurde leiser, doch ich wollte nicht glauben, dass ich sie abgehängt hätte. Ich wollte nicht glauben, dass ich entkommen könnte. Ich wollte nicht glauben das ich es schaffen würde. Ich konnte das Glückgefühl nicht beschreiben, als der Wald aufhörte und ich auf asphaltierten Boden trat. Ich lachte wie ein verrückter den halben Weg zu meinem Wagen durch. Ich hatte den Schlüssel in meiner Hosentasche. Ich sah meinen grauen Wagen und öffnete die Türen. Ich startete den Motor und er heulte laut auf. Doch mich verlies die Hoffnung, als das Auto nicht starten wollte. In der Ferne waren Gestalten zu sehen. Ich zündete den Motor neu, aber er wollte nicht starten. Sie kamen näher. Ich wagte noch einen Versuch, und diesmal sprang das Auto freudig an. Ich atmete vor lauter Erleichterung tief ein und aus, doch ich weitete meine Augen, als ich aus der Frontscheibe vor mir sah. Da stand er. Mein Bruder. Nein. Nicht das Monster, sondern mein echter lebender Bruder. Er sah mich verwirrt mit seinen dunklen Augen an. Ich fühlte wie mir Tränen auf die Wangen rollten und wie ich mein Lächeln verkniff. Aber nicht vor Freude, sondern vor lauter Trauer. Ich schloss den Wagen.

Daniel riss seinen Mund zu einem Schrei auf und bewegte sich wie eine schlecht animierte Puppe zu mir rüber. Ich wimmerte als ich den Gang zu Rückwerts wechselte und aus dem Parkplatz fuhr. Nach einigen Minuten fahrt verschwand der Nebel und sanfte Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht. Ich fuhr direkt zum Haus meiner Eltern und erklärte ihnen alles. Als wir die Polizei informierten, sanden sie einen Suchtrupp aus, aber sie fanden meinen Bruder nicht. Doch wenigstens hatten wir uns noch. Wenigstens war ich weg von hier. Von diesem Monster.

Nein. Das kann ich nicht. Ich war für einige Sekunden Glücklich, dieses Ende zu schreiben. Ich hatte gedacht, dass ich wie bei einem schlechten Traum aufwachen würde, doch es passierte nicht. Ich muss das wahre Ende hier schreiben. Ich entkam, doch der Nebel verschwand nicht. Der Regen wurde nur stärker und ich hörte konstant das Geräusch brechender Knochen hinter mir. Als ich ins Haus meiner Eltern ankam war niemand da. Nein, Ihr versteht nicht. Es war niemand da! Niemand! Ich hatte keinen Empfang, der Radio und Fernsehen rauschten nur, und es gab keine Internetverbindung! Ich sah auch keine Menschen! Nur das Geräusch brechender Knochen blieb. Hier sitze ich. Wir schreiben den 12.10.2021. Die Tür wurde verschlossen, die Fenster abgeriegelt, teils mit Brettern überdeckt. Sie Klopfen immer an den Fenstern. Immer wenn ich durch eine nicht abgedichtete Scheibe starre, sehe ich nur meinen Bruder. Das schlimme ist aber, dass das die einzigen Male sind, wo ich Daniel sehe. Alle Fotos, wo er vorkommt, sind wie verschollen. Ich finde sie nicht mehr. Überall wo sein Name vorkommt, egal ob es eine Textnachricht, oder ein Brief ist, sind weg. Ich musste sogar seinen Namen erfinden, weil ich mich nicht daran erinnern konnte. Das Einzige was von ihm anscheinend übrig blieb, ist dieses Monster vor meinem Haus. Ich schreibe das hier in der Hoffnung, dass jemand diese Nachricht liest. Ich werde nicht mehr lange Leben. Ich höre, wie sie in meinem Haus herumwühlen. Wie sie nach mir rufen. Ich habe nur einen Wunsch. Wenn jemand diesen Text sieht, bekommt, oder bei sich hat, will ich nur nicht, dass ihr diese Nachricht vergisst. Meinen Namen nicht vergisst.

Sie kommen.

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