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Oscar

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Sie nannten es Seniorenheim, wo Rentner sich ausruhen könnten und zudem bestmöglich versorgt werden. Eine angenehme Zeit könnte man hier verbringen. Dass man hier ein Patient wäre, konnte man ahnen, und die ganzen Pfleger bezeichnen einen liebevoll als „Bewohner“, obwohl dies offenkundig ein Euphemismus war. Dass dies die verdammte Pforte zur Hölle wäre, wo man den Rest seiner Lebenszeit verbringt, wurde natürlich verschwiegen, und der Teufel schleicht durch die Einrichtung. Ein Kater, mit toten, leeren Augen, buschiges, weißes Fell über dem Körper und schwarzgrau auf Kopf und Schweif. Wie es einen anstarrte, vor der Tür verweilte und einen beobachtete. Ich glaubte nie an diesen Gott, oder wen auch immer. Aber der Teufel, der ist real. Man konnte seine Seele in den Augen dieses Katers erkennen. Sie nannten ihn Oscar.

Diese eine Pflegerin, sie hatte auch einen Namen. Wie war ihr Name…

Diese eine Pflegerin mit den dunkelblonden Haaren, immerzu zu einem Zopf gebunden, hatte gesehen, wie Oscar in das offene Zimmer gegenüber spazierte. Der Mann darin, er schlief, ganz friedlich, er war eine nette Person, und der Kater legte sich in dessen Bett. Sofort griff dieses eine Mädchen dort zum Telefon, ich konnte ihr lauschen: „… Ja, Sie können vorbeikommen, Oscar hat sich zu ihm gelegt. Mein Beileid.“

Ich schlich mich in das Zimmer, und konnte direkt auf das Haupt des Teufels blicken. Wie lautete der Name von dem netten Mann gegenüber? Ich hatte es bereits vergessen. Noch schlief er. Der Kater blickte mich einfach nur an, so ausdruckslos, so verbergend. Plötzlich zitterte der Mann am gesamten Körper, riss seine Augen auf und fasste sich an die Brust, und Oscar blieb ganz still liegen. Als würde der Teufel das Leben aus ihm saugen, ich war mir sicher, er tat dies. Diese Blondine rannte in das Zimmer, von zwei weiteren Pflegern gefolgt, und zerrten mich raus: „Gehen Sie doch ein wenig hinaus, spazieren. Was halten Sie davon, es ist doch schönes Wetter?“

Wie blind sie waren, die ganze Belegschaft. Keinen ihrer „Einwohner“ ernst nehmend.

Tötet ihn!“, schrie ich durch die Flure, „Tötet diesen Kater, er bringt uns alle um!“ – Und diese naive Blondine, sie meinte wirklich mich beruhigen zu müssen. Ich dürfe ja nicht so laut werden. Keine paar Minuten später drückte sie mir dieses Becherchen mit diesen Pillen in die Hand.

Narren, alle sind sie nur Narren. Und dieser Mann, der ist kurz darauf gestorben. Nicht nur einmal kam dies vor. Die Pfleger, ich war mir sicher, sie wollten uns loswerden und haben dieses Höllentier in die Einrichtung geholt, damit es die schmutzige Arbeit erledigt. Oh ja, so war es geplant.

Irgendwann danach, ich weiß nicht mehr wann – Ich habe den Kater angesehen. Gerade wachte ich auf, und sah aus der offenen Tür, und da saß Oscar und starrte mich an.

Nein!“, brüllte ich los und schleppte mich aus dem Bett, mein Rücken knackte, doch schlug ich nach dem Tier. Es rannte davon, ich war mir sicher, wenige Minuten länger und es hätte mich umgebracht. Gerade kroch ich aus dem Zimmer und musste mir ansehen, wie diese Blonde schon wieder das Tier auf ihrem Arm trug, es streichelte und beruhigte. Mich ließ sie liegen und starrte nur enttäuscht auf mich drein. Da lag keine Angst in den Augen des Katers, die Augen waren nur tot. Dieses Vieh wollte mich umbringen!

Ein Pfleger zog mich nach oben und drückte mir dann erneut diesen weißen Becher in die Hand, ich wehrte mich, doch hielten mich noch andere von den Gefängnistreibern fest. Sie zwangen mich, es zu trinken. Sie legten mich wieder ins Bett, und ich durfte nicht schlafen, sonst käme der Kater wieder. Mörder.

Ich wusste nicht, wie ich so lange überleben konnte. Immer zur Nacht schlich ich raus, in den dunklen Gang. Dieser Flur, dessen Weiß am Tag zu einem trüben Grau wurde. Dieser Kater hockte immer am Ende des Flurs, und betrachtete die offenen Räume. Die Türen ließen sich nicht mehr schließen, die Pfleger verweigerten, uns Schlüssel herauszugeben. In dieser einen Nacht, da spazierte Oscar gemächlich in ein Nebenzimmer. Einer der anderen Sklaventreiber griff kurz darauf wieder zu diesem Telefon, und der Teufel hatte sich erneut eine Seele zu Eigen gemacht. Eine halbe Stunde später war die alte Frau tot, die darin lag.

Er musste aufgehalten werden, ja, mich würde das Höllentier niemals kriegen! Ich zog die Tür zu, und bevor sie sich wieder öffnen konnte, schob ich diesen Stuhl unter die Klinke. Ja, jetzt könnte der Kater nicht mehr reinkommen!

Und in dieser Nacht begann das Kratzen an der Tür. Der Teufel versuchte, seine Klauen durch den Türspalt zu bohren. Er wollte mich! Ich war als Nächster dran!

Danach fing es mit diesem Gurren an. Das streifende Kratzen an der Tür. Diese Laute, das Miauen, es wollte zu mir dringen. Und diese Bestie schaffte es, es kroch durch meine Ohren in meinen Schädel, das Surren begann, dieser elendig hohe Ton! Ich presste mit den Händen meinen Kopf zusammen, doch die Töne hörten nicht auf! Lauter! Das Kratzen! Das Gurren!

Verschwinde!“, schrie ich, doch es wollte nicht hören. Sie ließen den Kater am Leben, wie konnten sie nur? Der Tod wanderte durch den Gang!

Unter dieser Teufelspein fiel ich in den Schlaf. Oder waren es doch die Pillen? Unruhig, so sagte man mir am nächsten Morgen, wäre ich in der Nacht gewesen. Die Gründe waren ihnen schleierhaft, so töricht, sie alle. Ich wachte auf und schon wieder starrten mich die toten Augen des Katers an, die Tür war geöffnet, der Stuhl lag mitten im Zimmer. Er brach hier ein! Er war es! Ich lag nicht im Sterben!

Holt mich hier raus“, rief ich zu jedem, der in der Lage war, mich zu hören, und jede Nacht von dort an wachte ich unter Schreien auf, während ich gezwungen war, direkt in die Augen des Teufels zu blicken. Er wartete an der Türschwelle auf den Moment, mich zu holen. Er verspottete mich. Hasste mich. Und ich verabscheute ihn.

An einem anderen Tag kam dieses eine andere Mädchen, ein Stück jünger, zu mir. Meinte, sie wolle mich besuchen. Ihr Gesicht kam mir irgendwie bekannt vor, doch ihr Name war mir entfallen. Der einzige Name in meinem Kopf zog ein Echo nach sich: Oscar, Oscar, Oscar.

Dieses Mädchen hatte braune Haare, recht kurz geschnitten, und sah mich andauernd fragend an, schon fast traurig: „Wie heiße ich? Sag mir meinen Namen, bitte.“

Ich musterte sie, ja, ich kannte sie auf jeden Fall von irgendwoher. „Du bist nicht Oscar“, flüsterte ich, dies war der wichtigste Fakt, auf mehr kam es mir nicht an. Ihr schossen Tränen in die Augen, sie meinte, sie wäre meine Tochter gewesen.

Ich will hier raus“, bat ich sie flehend, „ich werde hier sterben! Rette mich! Rette mich!“ – Oder war es sie, die mich erst hierher gebracht hat? Vielleicht wollte sie mich sterben sehen, kannte den Kater schon vorher, die Pfleger schienen sie ja ebenfalls erkannt zu haben! Sie haben miteinander geredet! Sie wollten mich hier gefangen halten!

Verräterin!“, schrie ich sie an und versuchte, sie zu schlagen, wo ich erneut sofort zurückgehalten wurde. Bei ihr, ja, bei ihr schoss Angst in die Augen, eine Angst und Trauer, die der Teufel nicht kannte. Das Höllentier war furchtlos, und dieser weibliche Mensch vor mir war schwach. „Aus welchem Grund hast du mich hierher geschickt? Du hast mich verdammt! Verdammt hast du mich!“

Sie floh aus meinem Blickfeld, und ich wurde wieder in mein Zimmer gebracht. Oscar hat es sich angesehen, ich war bei klarem Verstand, zweifelsohne, doch er lachte und schmunzelte über mich hinweg.

Bevor sie mich wieder alleine ließen, packte ich diese Blonde am Arm, wodurch umgehend Panik in ihr Gesicht rannte. „Ich werde diese Nacht sterben, wenn Sie mir nicht helfen!“

Noch in derselben Stunde wurde ich aus dem Heim gezogen. Weg von diesen Sklaventreibern, weg von diesem Kater. Dieses Mädchen, das sich meine Tochter nannte, muss mich dort herausgeholt haben, gut so, denn es wurde auch allmählich Zeit, dass sie dies tat.

Einige Tage lang fand ich mich dort wohl gut ein, die Pfleger waren hingegen genauso eingestellt wie in dem anderen Laden. Genau dieselben, elenden Leute, die uns als Gefangene und Patienten betrachten. Mir war es hingegen recht, denn endlich war ich von dem Teufel erlöst. Die offene Tür sah nicht mehr länger gefährlich aus. Die Aura des Todes wurde durch Krankheit und Elend ausgetauscht, und es war fantastisch.

Fantastisch, bis zur letzten Nacht, an die ich mich erinnern konnte. Ich träumte, und sah immer noch den Kater vor mir, der Blick, der mein inneres Auge verätzte, ich zitterte und tränkte das Bett mit Schweiß. In der Nacht wachte ich auf, und richtete meinen Blick panisch auf das trübe Licht hinter der Tür. Nichts. Oscar war nicht da, er war endlich aus meinem Leben verschwunden.

Als ich mich wieder schlafen legen wollte, spürte ich etwas an der Decke. Rasch griff ich danach, und als ich die Hand zurückzog, bemerkte ich die weißen Fellbüschel. Ich hörte wieder das Gurren und Miauen. Der Teufel, dessen Pfoten sich in meine Beine drückten.

© M.K. Corvus, 2016-17

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