ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Sie ächzte auf vor Schmerz.
So etwas hatte sie noch nie erlebt. Sie traute sich gar nicht, den Blick zu senken, um die Wunde anzusehen. Blut sickerte lautlos in den Boden, doch sie nahm es kaum wahr, denn der Schmerz hielt sie gefangen und klammerte sich mit jedem Atemzug enger um sie. „Wie viel kann ein Mensch aushalten und ertragen, bis sein Körper aufgibt?“, fragte sie sich . Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn es gleich geschehen wäre. Diese Schmerzen waren unerträglich, und dennoch konnte sie keine aufkommende Gnade einer Ohnmacht oder gar ihres Endes spüren.
Sie wollte ihre Augen schließen und die tiefe Schwärze willkommen heißen, doch der Schmerz ihres geschundenen Körpers zerrte an ihr, hielt sie bei Bewusstsein und ließ sie nicht gehen.
Wie konnte das alles nur geschehen? Sie lehnte schwer verwundet an diesem Baum und hatte von dort den Blick auf den See, den sie so sehr liebte. Der Wind hauchte der Wasseroberfläche Leben ein, und kleine Wellen schlugen gegeneinander. Das Licht der Dämmerung, welches sich in den Wellen spiegelte, verlieh dem See ein bezauberndes Glitzern.
Bald würde auch dieses Licht verschwinden, und der Mond als neuer Lichtspender auftauchen. Dieses mystische Glitzern würde dann durch das Mondlicht erhalten bleiben. Sie hoffte inständig, dass sie dies noch einmal sehen dürfte. Ein zauberhaftes Geschenk zum Abschied, denn den nächsten Tag würde sie nicht mehr erleben, dieser Illusion gab sie sich nicht hin, dafür waren ihre Verletzungen zu schwer.
Dies war ihr Preis, den sie zahlte für ihr Vertrauen, für ihre Liebe, für ihre Hingabe. Immer noch war sie ratlos, wie ihr das Schicksal mitgespielt hatte und sie nun in dieser Situation war. Ein Tag zuvor schien die Welt noch so zu sein, wie sie sie kannte. Also wie hat es dazu kommen können? Diese Frage hämmerte immer und immer wieder in ihrem Kopf, wie ein Echo, welches nicht verhallte.
Das warme Blut, welches an ihren Körper hinablief, wärmte ihren Schritt. Sollte sie doch mal einen Blick riskieren? Wenn das letzte Tageslicht verging, würde sie nicht mehr dazu kommen, also musste sie sich schnell entscheiden. Sie versuchte, sich etwas aufrechter hinzusetzen, und wurde mit einer Intensität an Schmerz sogleich bestraft, dass sie meinte, sich übergeben zu müssen. Das nicht auch noch. „Beruhige dich, Magen“, besänftigte sie sich selber.
Wenn sie alsbald gefunden werden würde, wollte sie nicht mit Erbrochenem auf ihrer Brust abtransportiert werden. Es war bereits schlimm genug, dass nach dem Eintreten des Todes alle Muskeln erschlafften und sich dadurch auch der Darm entleerte. Eine Peinlichkeit im Tod musste doch genügen, dachte sie bei sich und schauderte bei dem Gedanken daran, wie sie gefunden werden würde.
Angelehnt an diesem Baum mit der märchenhaften Aussicht, auf dieser albernen, rotkarierten Picknickdecke. Es war einfach zu klischeehaft, und dies passte ihr gar nicht, aber was blieb ihr übrig. Bewegen konnte sie sich nicht, sogar das Atmen wurde schwerer. Hatte er vielleicht sogar ihre Lunge verletzt? Denkbar war es schon, schließlich hatte er es auf ihr Herz abgesehen. Diesen einen Satz würde sie mit in den Tod nehmen, als er sie anschrie und ihr die Worte wie einen festen Gegenstand ins Gesicht schleuderte:
“Gib mir mein Herz zurück!“
Zeitgleich spürte sie diesen Schmerz, der alles erblassen ließ, und alle Farbe wich aus ihrem Gesichtsfeld. Die Schmerzen explodierten und stoben wie Ableger, bestehend aus tausend Nadeln, die zuvor in glühende Kohlen gelegt hatten, in ihrem Körper auseinander. Vorwürfe machten sich in ihr breit. Hatte sie es am Ende doch verdient? Vielleicht ja, war sie doch diejenige, die ihn so verletzt hatte. War es also nur fair, ein Herz gegen das andere?
Sie brach seines, und er zerstörte ihres. Quid pro Quo, dies war schließlich fair im Leben.
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