MittelTod

Rest in Peace

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

„Der Tod lächelt uns alle an, das einzige, was man machen kann, ist zurücklächeln!“

 – Marcus Aurelius

Rest in Peace

Jedes Lebewesen auf diesem Planeten stirbt. Die einen scheiden friedlich dahin, andere werden mehr oder weniger gezwungen, das Zeitliche zu segnen, und dann gibt es noch die, die sich selbst das Leben nehmen. Ich habe jede erdenkliche Art zu sterben schon hinter mir. Egal ob durch Altersschwäche, einen Mord oder durch eine Naturkatastrophe. Ich könnte jahrelang über die verschiedensten Arten zu sterben erzählen, mir würde immer eine neue Art einfallen. Ich reise durch Zeit und Raum. Ich spreche jede Sprache und bin überall. Ich weiß nicht, wer mich geschaffen hat, noch, wann ich angefangen habe zu sein. Ich habe unzählige Namen. Manche nennen mich Thanatos, andere Ankou. Meine Wenigkeit jedoch bevorzugt den Namen Tod. In jede Sprache übersetzt bedeutet er dasselbe: Ein Lebewesen, das nicht mehr ist.

Die meisten Tode passieren recht schnell. Ein Mann, der auf dem Sterbebett liegt und einen letzten Atemzug macht, oder eine Kugel, die in das Hirn ihres Opfers eindringt. Auch Tiere begleite ich ins Jenseits. Jedes noch so kleine Lebewesen (egal ob Bakterium oder Ameise) hat es verdient, sein komplettes Leben noch einmal im Schnelldurchlauf zu erleben. Ein paar Sekunden, bevor ich sie zu mir hole, zeige ich ihnen das, was sie durchgemacht haben. Normalerweise habe ich keinen Einfluss auf diese Dinge, doch hin und wieder passiert es, dass ich eingreife und selbst entscheide, wann die Zeit für jemanden gekommen ist. Ich kann nicht verhindern, dass jemand stirbt, doch ich kann ihm sein Leben so angenehm wie möglich machen. Es gibt nicht viele Schicksale, die mich noch berühren und bei denen ich mir denke, dass es zu früh ist, um zu gehen. Vielleicht bei einem aus 10 Milliarden. Aber von einer Person möchte ich dennoch erzählen. Ihr Schicksal berührte mich auf eine Art, die ich nicht kannte, und ich sorgte dafür, dass sie ein erfülltes Leben hat, bevor ich sie auf ihrer letzten Reise begleite.

Ich sprinte wieder durch Raum und Zeit, von einem Körper in den nächsten. Es ist immer dasselbe. Hin und wieder verweile ich und schaue an, wie die Leute gelebt haben. Die meisten hatten ein schönes Leben. Als ich bei Alice ankam, wusste ich sofort, dass ihr Leben niemals schön war. Sie ist 8 Jahre alt und hat mehr durchgemacht als alle anderen, die ich besucht habe. Als ich in ihren Körper schlüpfte und mir Ihr Leben ansah, hatte ich Mitgefühl. Ich hatte schon ganz vergessen, dass ich überhaupt etwas fühlen konnte. Ich nahm mir einen Moment und hielt die Zeit an. Ich sah mich um. Sie lag einfach so da. Verblutend, fast nackt und gefesselt an einer Rohrleitung in einem Keller. Ihr Peiniger war auch da. Ein fetter älterer Mann, mit heruntergelassener Hose und einem Grinsen im Gesicht. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich ein vergewaltigtes Kind zu mir nahm. Doch alle hatten etwas, dass Alice nicht hatte. Sie hatten alle mindestens einmal einen glücklichen Moment in ihrem Leben. Ihres hingegen war geprägt von Leid und Schmerz. Direkt nach ihrer Geburt wurde sie hergegeben. Verkauft, an einen Kinderhändler. Im Alter von 2 Jahren wurde sie bereits missbraucht und von einem Perversen zum nächsten verkauft, wenn sie sie nicht mehr wollten. Sie wurde geschlagen, bespuckt und auf grausamste Art zugerichtet. Sie redete nie, nicht ein einziges Wort. Sie behandelten sie wie ein Tier. Ich hab mir ihr Leben angesehen, immer und immer wieder, und konnte nicht ein einziges Mal auch nur ein Lächeln auf ihrem Gesicht darin finden. Ich trauerte. Ich trauerte um das Schicksal dieses armen kleinen Mädchens, um ihr Leid und um ihr bisheriges Leben. Meine Trauer wurde zu Wut, und was passiert, wenn ich wütend werde, habe ich bereits einige Male durchmachen dürfen. Wie gesagt passiert es selten, dass ich meinen Job ignoriere und eingreife, doch dieses Mal konnte ich nicht anders. Ich nahm Alices Seele an mich, stieg aus ihr heraus und manifestierte mich. (Ich habe mich noch nie selbst betrachtet, wenn ich in dieser Form bin. Das Einzige, was ich euch sagen kann, ist, dass ich keine sehr ansehnliche Kreatur bin. Meine Arme haben etwas von denen einer Fledermaus, bloß ohne die Flughäute. Mehr weiß ich leider auch nicht über mein Aussehen. Ich hoffe, Ihr verzeiht dies.)

Die Zeit stand immer noch still. Der alte Wichser (Entschuldigt meine Ausdrucksweise. Normalerweise versuche ich, höflich zu bleiben. Das gebietet alleine schon der Anstand) wusste noch gar nichts von seinem Glück. Noch nie hat mich jemand in dieser Form zu Gesicht bekommen. Ich zeige mich nie jemandem. Wenn ich eingreife, dann nur mit angehaltener Zeit. Für ihn machte ich eine Ausnahme. Ich holte ihn aus der Zeit heraus, nur damit er wusste, wer der Peiniger seine Seele ist. Ich tippte ihm von hinten auf den Kopf, und er bewegte sich wieder. Er sah immer noch auf Alice herab und grinste. Er hatte keine Ahnung, dass die Zeit um ihn stillstand und er einfach auf eine Art pausiertes Bild blickte. Ich machte ihn auf mich aufmerksam, indem ich zu ihm sprach: „Dreh dich um!“ Er erschrak so heftig, dass er auf den Boden fiel. Ich fand das ganz gut, dadurch wirkte ich bestimmt bedrohlicher. Ich fuhr mit bebender Stimme fort: „Sieh sie dir an! Sie an, was du diesem armen Geschöpf angetan hast! Mich nennen die Menschen ein Monster, weil ich ihre Geliebten hole, doch wenn ich Wesen wie dich sehe, weiß ich, dass nicht ich das Monster bin. Du wirst nun am eigenen Leib erfahren, wie es ist, so behandelt zu werden.“ Ohne zu zögern stieß ich in seine Brust hinein und riss ihm seine Seele heraus. Er schrie schmerzerfüllt auf und verstummte sofort, als ich meinen Arm aus ihm herauszog. Ich verschwand mit beiden Seelen in Raum und Zeit. Die Seele der kleinen Alice pflanzte ich in einen Fötus. Die Frau, die sie gebären würde, kam aus einer wohlhabenden Familie aus England. Ich wusste, dass sie es dort gut haben würde, da ich die Frau ein paar Jahre später holen würde, und damals sah, dass sie ein wundervolles Leben führte. Alice würde nichts mehr von ihrem anderen Leben wissen, dafür sorgte ich natürlich.

Kommen wir nun zur Seele des Alten. Ich ließ ihn alle Erinnerungen behalten und pflanzte ihn in Alice Körper im Alter von einem Jahr ein. Ich nahm ihm seine Stimme und zeigte ihm, wie es ist, so benutzt zu werden. So geschändet zu werden. Ich ließ ihn all die Jahre durchleben. Alles, was Alice durchmachen musste, erlebte er höchstpersönlich aus der ersten Reihe. Ich konnte seine Seele schreien hören. Es war eine Art Befriedigung für mich, ihn so leiden zu sehen. Nach 7 Jahren im Schnelldurchlauf riss ich seine Seele wieder an mich. Die Seele flehte mich an, Gnade walten zu lassen. Keine Chance. Ich ließ ihn nicht wieder auf die Menschen los. Ich ließ ihn in meiner Hand sterben. Sein Flehen wurde immer leiser, bis die Seele in meiner Hand verrottete und zerfloss. Ich war zufrieden. Mein Hass und meine Wut schwollen ab, und mein Körper löste sich wieder in seinen natürlichen Zustand auf. Ich zog weiter und fing wieder an, meinen Job zu machen. Ich war glücklich. Glücklich, jemandem helfen zu können, der es verdient hatte zu leben.

Ich bin allgegenwärtig und niemand entkommt mir. Ich hole all diejenigen, deren Leben ein Ende nimmt. Ich bin gutmütig und grausam, Richter, Geschworener und Henker.

Ich bin der Tod.

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