ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Es regnete.
Eiskalte, nasse Tropfen fielen vom Himmel. Durchnässten meine
Kleidung, meine braunen Haare. Erzeugten Gänsehaut und ließen mich
frieren. Der schwarze Regenschirm, der mir gegeben wurde lag in
einer Pfütze. Ich brauchte ihn nicht und ich wollte ihn nicht.
Früher oder später musste ich ohnehin mit der Kälte klarkommen,
die mein Herz umgab.
Meine Tränen
vermischten sich mit dem kalten Regen auf meiner Haut. Mir war so
kalt… So verdammt kalt, dass ich das Gefühl bekam zu erfrieren!
Die Worte, die der Pastor von sich gab, waren für mich nur ein
Rauschen. Rauschen, wie unter dem Regen, unter dem ich stand. Aber
wie lange? Minuten, Stunden? Jegliches Zeitgefühl hatte ich bereits
verloren. Das Einzige was ich sah, war dieser Sarg, der eine
zerfleischte und zerhackte Leiche beinhaltete. Sie wurde so schlimm
zugerichtet, dass es nicht einmal möglich war sie wieder
zusammenzunähen. Aber das musste nicht sein, damit ich erkannte, wer
so verstümmelt in dem Sarg lag: Es war meine eigene Mutter. Der
Täter befand sich noch auf freiem Fuß, doch ich wollte um jeden
Preis, dass er für seine Tat bezahlt! „Emily, komm runter, sonst
verpasst du die Schule!“ Die eindringliche, hohe Stimme meiner
Tante Juli unterbrach meinen Gedankengang und holte mich zurück in
die Realität.
Ich befand mich
nicht mehr auf dem Friedhof, wie vor einem halben Jahr, sondern zu
Hause im Badezimmer. Vor mir stand auch nicht der Sarg mit der Leiche
drin, sondern ein kleines Regal mit Hygieneartikeln. Und der Regen
kam nicht vom Himmel, sondern von dem Duschkopf, der ununterbrochen
kaltes Wasser auf meinen nackten Körper rieseln ließ und somit
dieses Rauschen erzeugte. Seufzend drehte ich den Hahn zu und trat
aus der Dusche, um mich abzutrocknen.
Nachdem ich mich
angezogen und meine Haare geföhnt hatte, betrachtete ich mich
noch im Spiegel: Unter meinen tiefgrünen Augen hatten sich tiefe,
fast schwarze Augenringe gebildet. Es kam von den schlaflosen
Nächten, in denen ich mich immer in den Schlaf weinte, weil ich
spürte, dass eine bestimmte Person in meinem Leben fehlte. Mein
Gesicht sah nicht viel besser aus: So müde und eingeknickt – wie
meine Seele. „Emily!“, hörte ich erneut meine Tante rufen. „Ich
komme ja“, murmelte ich entnervt.
Meine Tante war mit
ihrem Freund zu mir gezogen, weil ich sonst niemanden hatte. Mein
Vater hatte mich und meine Mutter vor Jahren verlassen, da er es
nicht mehr mit ihr und ihren ständigen Lovern, die sie anschleppte,
aushielt.
„Da bist du ja
endlich!“ Derek, der Freund meiner Tante setzte ein sarkastisches
Lächeln auf. Wenn er wollte, dass ich seine Aufregung als Scherz
verstand, hatte er sich geschnitten. Ich hasste Scherze dieser Art,
weil ich sie mir direkt zu Herzen nahm.
Mit einem schnellen
Nicken, holte ich mir nur eine Banane aus der Obstschale und ging in
den Flur um mir die Jacke und Schuhe anzuziehen. „Willst du denn
nicht richtig frühstücken mit uns?“, fragte Juli, dennoch
ignorierte ich die Frage und setzte mich – mit meinem Schulranzen –
in Bewegung. Der dichte Nebel, der sich durch die Stadt zog,
verschlechterte die Sicht um einiges.
An der Bushaltestelle wartete ich ungeduldig auf den Bus. Durch die Dusche hatte ich
ohnehin schon zu viel Zeit verloren und jetzt musste ich auch noch
auf den lahmen Bus warten?! Gerade als ich nach meinem Handy greifen
und Juli anrufen wollte, um sie zu bitten mich zur Schule zu
fahren, wurde ich von einer tiefen, männlichen Stimme abgelenkt.
„Sie warten wohl
auch auf den Bus, nicht wahr?“ „Nein, ich tue nur so als ob“,
antwortete ich schroffer als gewollt. Was sollte diese überflüssige
Frage? „Verzeihen Sie meine überflüssige Frage, dass war
eigentlich selbstverständlich“, entschuldigte sich der Mann bei
mir. Für einen Moment wusste ich nicht, was ich antworten sollte.
Diese Stimme… sie klang so vertraut, und doch konnte ich sie in
meinem Kopf nicht einordnen… Vorsichtig musterte ich den fremden
Mann von der Seite. Er trug einen schwarzen Trenchcoat und dazu noch
einen altmodischen Hut. Auf seiner Nase trug er eine Brille, das
konnte ich an den Metallgestellen, welche sich an der Seite befanden,
erkennen. Nun drehte er seinen Kopf zu mir und erwiderte meinen
Blick. „Sind wir uns schon einmal begegnet?“, stellte ich mit
zittriger Stimme die Frage. Mein Gefühl sagte mir, dass ich
vorsichtig sein musste. „Ich denke nicht, Miss. Sonst würde ich
Sie doch erkennen, nicht wahr?“ Mit einem Grinsen zog er seinen Hut
vor mir und verschwand im dichten Schleier des Nebels.
Irritiert schüttelte
ich den Kopf und seufzte erleichtert, als ich endlich den Busfahrer
vor mir sah, der wütend auf seine Armbanduhr tippte und mir
bedeutete schnell einzusteigen.
Geschrieben von: () 11:30, 5. Mai 2017 (UTC)