KreaturenKurzMord

Verschwimmende Lichter

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Erhellte Fenster in der Ferne.

Mein rasselnder Atem war das einzige, das mir bewies, dass die eisige Kälte mich nicht schon in den Tod gerissen hatte.

Ich schleppte mich voran, kroch im tödlichen Weiß des Winters, während ich versuchte, zum Licht zu gelangen. Meine Fingerspitzen, die immer wieder verzweifelt durch die feinen Eiskristalle brachen, die den Boden bedeckten, kribbelten taub. Sie hatten sich dunkel gefärbt, die Nägel splitterten und Blut gefror an meiner erblauten Haut. Und doch musste ich darauf vertrauen, dass sie mich voranbrachten, musste mich dazu zwingen, nicht liegen zu bleiben.

Es kam näher.

Das leise Knacken der Äste verriet es, beschwor dessen Anwesenheit herauf und versprach mehr Finsternis, als der Wald jetzt schon bot.

Ich sah nichts. Wollte nichts sehen, außer der Lichter des kleinen Ortes, der sich in trägem Frieden auf die Nachtruhe vorbereitete.

Weiter. Ich durfte nicht zurückschauen, durfte die groteske Neugier nicht siegen lassen, die mir zuflüsterte, dass ich doch zu meinen Beinen schauen sollte, die es bereits verstümmelt hatte.

Und als hätte dieser Gedanke den Teufel gerufen, traf mich ein Schwall des heißen Atems, den es hungrig ausstieß. Ein finsteres Grollen, der Hauch einer Klaue, die das berührte, was von meinen Beinen noch übrig geblieben war.

Mein Herz barst beinahe aus meiner Brust, Tränen gefroren auf meinen Wangen und ein erstickter Schrei verließ meine aufgesprungenen Lippen.

Energie jagte durch meinen Körper, fuhr in meine steifen Arme und half mir, weiter zu kriechen. Ich robbte wie ein verwundeter Soldat, während ich mir eher vorkam wie eine Maus, die für eine Katze nicht mehr als ein Spielzeug war.

Ein Spiel, ein Spiel, ein Spiel.

Mehr als ein Spiel sollte es doch nie werden, verdammt!

Ich keuchte, kroch weiter und hielt an den Lichtern fest, die mir Sicherheit versprachen.

Nicht daran denken, nicht daran denken, nicht daran denken!

Wieder ertönte das Grollen, schien jedoch ein Stück weiter entfernt zu sein.

Verzweifelt schnappte ich nach Luft. Hatte es das Interesse an mir verloren? War jemand anderes doch noch nicht zu dessen Opfer geworden und half mir nun? Oder wollte es  weiter mit mir spielen und schenkte mir einen Moment der Hoffnung, nur um jene wieder zu zerschmettern? Bei dem Gedanken überkam mich Übelkeit. Doch mich jetzt zu übergeben, würde die Aufmerksamkeit der Kreatur wieder auf mich ziehen.

Ich schluckte also die hochkommende Magensäure hinunter, schluchzte erstickt und betete, dass meine Blutungen inzwischen soweit aufgehört hatten, dass ich keine tiefrote Narbe mehr durch den Schnee zog, die es wieder auf meine Fährte bringen könnte.

Ein Schrei zerriss die Stille der Nacht. Ich biss die Zähne zusammen, wollte mir die Ohren zuhalten, als ich im Schrei die Stimme meiner Freundin wiedererkannte.

Morgen. Im Schutz des Tageslichts würden wir sie suchen. Sie und alle anderen, die, genau wie ich, dumm genug gewesen waren, den Wald zu betreten und dieses verdammte Spiel zu spielen. Doch dafür musste ich erst die warmen Lichter erreichen, die mich aus diesem kalten Grab retten würden.

Egal was war, egal was noch kam, ich musste es schaffen. Für mich selbst, aber auch für alle anderen, die zum Opfer dieser Kreatur geworden waren.

Motoren. Ich hörte das Brummen der letzten fahrenden Autos, das Lachen feiernder Menschen und beinahe bildete ich mir ein, selbst das Klappern und Klirren von Geschirr zu hören.

Unter Tränen der Freude und Erleichterung verschwammen die Lichter vor meinen Augen, wurden formlos und hüllten mich ein. Mein Kopf fühlte sich schwerelos an, Hitze brannte in meinem Körper und ich könnte schwören, dass es die Wärme des Lichts war.

Doch durch den tosenden Herzschlag in meinen Ohren hindurch hörte ich das verräterische Knacken von Ästen, das träge Schlurfen durch den Schnee und das dunkle Knurren, das weder Mensch, noch Tier jemals hätten von sich geben können.  Ich spürte meine Hände nicht mehr und doch gruben sie sich wieder und wieder in die Schneeschicht, die Minute um Minute an Höhe gewann. Plötzlich fühlte ich mich, als bewege ich mich in Zeitlupe, als würde ich trotz meiner Versuche, voranzukommen, auf der Stelle bleiben. Schnee fiel, erschwerte mir die Sicht, lieferte mich meinem Schicksal aus.

Die Lichter verschwammen immer mehr.

Und als der Schatten meines Jägers auf mich fiel, erloschen sie.


Autor:  Lou102

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