Rundgang in der Psychatrie Teil 1
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Öffne die Augen.
Blick nach links. Blick nach rechts. Blick nach vorne. Schwarz.
Seufze, nicht schon wieder.
Stehe auf, laufe ein
wenig in der Dunkelheit herum. Sinnlos, kann nichts erkennen. Nur
meine Füße, die sich auf den Grund, den ich nicht einmal einen
Boden nennen würde, bewegen. Ich schaue meine Hände an, sie sehen
ganz normal aus. Gut, das ist also kein Traum, nur sowas wieder. Ich
seufze ein weiteres Mal.
„Jetzt mach es
nicht so spannend und zeig dich. Wir sind hier nicht bei X-Faktor.“
Ein Kichern. „Buh.“,
pustet er mir durchs Ohr, drehe mich um. Da schwebte er.
„Warum jetzt?“
„Was meinst du?“
fragt er.
„Seit 3 Jahren,
habe ich dich nicht mehr gesehen und jetzt… bist du wieder da.“,
murmle ich.
„Nun, du hast mich
hergerufen. Du bist einsam. Ist nicht mein Problem. Du kannst dir ja
einen neuen unsichtbaren Freund suchen.“, lacht der Junge.
Er schwebt mir
gegenüber. Er ist etwas größer, hat schmutzigblondes Haar und
einen schwarzen Sakko über einem gelben Hemd an. Eine Weile lächelt
er mich nur weiter verächtlich an. Dann schaut er sich um. „Also,
schieß los, was liegt dir auf dem Herzen?“
„Du warst noch nie
sehr einfühlsam.“, sage ich nur kalt.
„Ich war immer nur
so, wie du mich gemacht hast.“, erwidert er trocken, „Dir haben
deine alten Alles-wird-gut-Freunde wohl nicht gefallen.“
ich senke den Blick.
„Ich weiß nicht.“
Er legt seine Hand
unter mein Kinn. Beinahe glaube ich, die Wärme spüren zu können.
„Ich weiß. Ich
bin ja bei dir. Keine Sorge, aber wenn du jetzt in Selbstmitleid
verfällst, bist du kein gutes Mädchen.“
Ich schaue zitternd
auf. Diese Worte. Er weiß, wie er mich trifft. Natürlich, er ist
ich.
„Kein gutes
Mädchen?“, frage ich schwach.
„Stimmt.“, seine
Stimme war sanft, aber bestimmend, „Ein gutes Mädchen tut so etwas
nicht. Ein gutes Mädchen ist leise, bis man sie anspricht. Ein gutes
Mädchen widerspricht nicht, ein gutes Mädchen ist nett und
zuvorkommend.“
Er lässt seine Hand
fallen. Ich ergreife sie.
„Gute Mädchen
sind glücklich, nicht wahr?“, meine Stimme wurde immer wackeliger.
„Gute Mädchen
sind normal. Normale Menschen gehören zum Ganzen. Sie scharren sich
nicht ab. Sei ein gutes Mädchen und du wirst Freunde finden.“, er
lächelt mich an. Lächle zurück.
„Wollen wir wieder
von vorne anfangen?“, frage ich.
„Das werden wir.“,
gibt er sanft zurück.
Wir gehen ins
Dunkel. Ins ungewisse. Ich bin kein 16- jähriges Mädchen mehr. Ich
bin wieder 13. Ich bin wieder das Kind, dass ihr Gedächtnis verlor,
nicht wusste warum und glücklich damit war, nie wieder an dieses
Wissen zu kommen.
Ich schaue durch
das kleine Fenster. Beobachte, wie das Mädchen an die Wand starrt.
Der Oberarzt tippt mich von hinten an.
„Und? Wie
finden Sie dieses Mädchen?“
„Was ist ihr
passiert?“, frage ich und rücke meine Brille zurecht.
„Sie hat ein
Traumata erlitten und es verdrängt. Als es wieder anfing
hochzukommen, hat sich eine Art „Sicherheissystem“ bei Ihr
aktiviert.“
„Wie darf ich
das verstehen Dr. Jostan?“
„Nun, sie hat
sich zuerst einen unsichtbaren Freund geschaffen, der ihr half.
Dieser Freund gab ihr immer wieder das Ziel, als Belohnung normal zu
sein, wenn sie tue was er sage.“
„Was ist
passiert?“
„Sie hat sich
in zwei Persönlichkeiten abgespalten. Eine, die immer nur „das
Richtige“ tun will und eine andere, die ihr Leben leben will. Erste
wird von ihrem unsichbaren Freund dominiert.“
„Also eine
Schizophrenie?“, frage ich nach.
„In der Art,
ja.“
„Woher wissen
Sie so viel über das Mädchen? Haben die Familie und sie sich derart
geöffnet?“
„Die Familie…
Nunja nein. Ihre Familie kam bei einem Hausbrand ums Leben. Ein
Unfall. Mir gegenüber ist das Mädchen auch nicht sehr gesprächig,
aber sie schreibt gerne.“
„Sie schreibt
gerne?“, frage ich nach und richte meine Brille überrascht
zurecht.
„Ja. Sie
schreibt und zeichnet und legt mit jedem ihrer Werke ein Teil ihrer
Geschichte offen.“
Ich schaue wieder
in das kleine Fenster. Das Mädchen hatte völlig zerzauste Haare,
ihr Blick starr auf die Wand und ihr Körper angespannt.
„Was ist ihr
passiert?“, frage ich leise.
„Ihr Traumata?
Ich weiss es nicht. Darüber schreibt sie nicht.“
Der Doktor wendet
sich rasch ab. Ich will ihm folgen, aber einen Moment bleibe ich
stehen. Ich hätte schwören können, ich hätte einen blonden Jungen
aus dem Augenwinkel gesehen. Blicke ein letztes Mal durchs Fenster.
Das Mädchen…
es lächelt nun. Ich lächle zurück, schaue dem Doktor nach und
folge schnellen Schrittes, um ihn noch rechtzeitig einzuholen.
Ich war neu hier,
in dieser Psychatrie und das hier war mein Kennenlern-Rundgang. Ich
glaube, mir wird es hier noch gut gefallen. Die Menschen wirken…
interessant.