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Sanctuary’s Stories: Kapitel 1: Die Vogelscheuche

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Um den auf den ersten Blick recht gewöhnlich erscheinenden Ort namens Sanctuary in den USA rangen sich die seltsamsten Legenden, die manch einen Touristen, der eventuell nur zufällig über Sanctuary läuft, in tiefste Angst versetzen könnte. Das sonst eher Western-mäßig aussehende Dorf hat Geschichte geschrieben. Nicht nur Cluster war dort, nein, viele wichtige Personen in der US-amerikanischen Geschichte verirrten sich irgendwann hierher. Seltsam irgendwie, dass so ein unbekanntes Dorf eine Stätte des kurzzeitigen Aufenthaltes für mehrere prominente Persönlichkeiten gewesen war.

Texas war immer schon der kränkste Ort in Amerika, dachte ich mir. Meine Meinung verstärkte sich, als ich mich zum ersten Mal in meinem Leben dort hin begab. Es war mehr oder weniger unfreiwillig, denn ich wollte von Louisiana nach New Mexico, doch hatte kein Geld für einen Flug. Meine im Sterbebett liegende Mutter hatte ich ein letztes Mal zu besuchen, das habe ich mir geschworen. Dies veranlasste mich dazu, mittels Auto zu reisen und es gab kein Vorbei an Texas. Und somit auch an Sanctuary.

Ich war eigentlich nur in Sanctuary, um eine kleine Pause einzulegen. Also setzte ich mich in das nächste, eher ranzige und veraltete Café das ich finden konnte und bestellte mir was zum Trinken. Außer mir war nur eine ältere Dame da, die sich alsbald zu mir gesellte, ohne dass ich dies wollte. Ich war nett und sie tat mir doch irgendwie etwas leid, deswegen ließ ich mich sogar auf ein Gespräch mit ihr ein. Ich dachte, es würde schnell enden.

Sie: „Junge. Woher kommst du? Du siehst müde aus. Hast du einen langen Weg hinter dir?“

Ich: „Oh, in der Tat, ich habe einen langen Weg hinter mir. Und es war sehr anstrengend. Hinzu kommt noch diese Hitze..“

Sie: „Ach, die Hitze ist das geringste Übel in diesem Ort.“

Ich: „Wie soll ich das verstehen?“

Sie: „Nunja, es gibt hier zahlreiche Legenden. Soll ich dir eine kleine erzählen?“

Ich: „Aber sicher doch!“

Sie: „Gut, du weißt hoffentlich was eine Vogelscheuche ist, oder?“

Ich: „Halten Sie mich für blöd?“

Sie: „Nein. Also ich beginne. Damals, so um 1887 herum, gab es hier zwei Bauern im Dorf, die eine gewisse Person sehr verachteten, nämlich den Dorfpriester. Sie hassten ihn wirklich abgrundtief, denn er war in ihren Augen ein Ketzer und Lügner. Ja, die zwei Bauern waren in der Tat sehr religiös. Rächen wollten sie sich an ihm, weil er sie in einer öffentlichen Rede mal beleidigt hat. Heutzutage würde man jemanden einfach dafür ignorieren, aber die Leute damals in Sanctuary sind nicht sehr tolerant mit Beschimpfungen umgegangen. Die Bauern fertigten eine lebensgroße Vogelscheuche nach seinem optischen Vorbild an. Sie gaben der Vogelscheuche sein Aussehen. Dann ließen sie die Vogelscheuche am Feld stehen. Die Bürger verängstigte die Vogelscheuche immens. Der Bürgermeister persönlich fiel sich immer so unwohl beim Anblick der Vogelscheuche, dass er es ihnen untersagte, sie dort aufzustellen. Also trugen die Männer die Vogelscheuche in ihren Keller. Das taten sie aber nicht, ohne sich noch vorher richtig an ihr auszutoben. Ihren ganzen Hass ließen sie sie spüren. Sie schlugen auf die Vogelscheuche ein, bespuckten sie und rissen ihr die Arme und Beine aus.“

Ich: „Toll. Zwei Männer zerstören eine Puppe. Mehr gibt’s nicht dazu?“

Sie: „Doch. In der Tat. Denn am nächsten Morgen war die Vogelscheuche wieder am Feld.“

Ich: „Dass es so billig wird, hätte ich mir nicht gedacht.“

Sie: „Ich hab doch noch nicht mal zu Ende geredet! Die Bauern trugen diese zurück in den Keller und fanden die andere Vogelscheuche auch wieder, die sie in der Nacht zuvor verstümmelt hatten. Sie war wieder komplett heil. Scheinbar gab es plötzlich zwei Vogelscheuchen. Das verängstigte die beiden sehr. Sie bewaffneten sich und schossen den Priester nieder, da sie dachten, dass er dafür verantwortlich gewesen wäre. Die Bauern waren der Meinung, er hätte die zweite Vogelscheuche angefertigt, um sie erneut zu beleidigen. Der Tod des Priesters wurde nie wirklich öffentlich bekannt, da sie jedem gesagt hatten, er sei auf einer Mission. Damals, wo es noch kein Internet gab, wurde sowas schnell geglaubt.“

Ich: „Und ich glaube Ihnen kein Wort!“

Sie: „Lass mich zu Ende reden! Die beiden Tölpel aßen in der Nacht des Mordes gemeinsam an ihrem Tisch im Bauernhaus. Sie verbrannten beide Vogelscheuchen. In der Nacht, als sie noch auf waren, vernahmen sie seltsame, total unmenschliche Schreie aus dem Keller. Sie sahen runter und bemerkten, dass eine Vogelscheuche, die die sie verbrannt hatten, wieder da war und auf beiden Beinen stand. Sie war leblos, doch machte trotzdem einen schauderhaften Eindruck.

Die Männer rannten nach oben und holten ihre Gewehre. Der eine Bauer, der dickere, war eher feige und sagte dem anderen, eher dümmlichen Bauern, er solle im Haus bleiben und aufpassen, während er in die Stadt geht und Hilfe holt. Der dicke Bauer rannte also aus dem Haus in die Stadt. Keiner schenkte ihm dort Glauben. Somit war er gezwungen, zum Bauernhaus zurückzukehren. Er kam wieder an und ihm wurde schlecht. Am Dach sah er die Vogelscheuche stehen, welche ein weißes Tuch voller menschlichem Blut in den Armen hielt. Der Dicke fiel fast um vor Schock. Doch sein Verstand schaltete sich ein. Er rannte weg, über den weiten Acker. Nachdem er circa 200 Meter gerannt ist, dachte er, er sei in Sicherheit. Aber er hat vergessen, dass es zwei Vogelscheuchen gab. Er sah die zweite am Felde stehen. Der Farmer rannte vorbei und sah ihr in die Augen. Das war der grobe Fehler. Die Vogelscheuche konnte ihre Augen bewegen und sah ihm nach. Ab da weiß man nichts mehr von der Legende, außer dass der dicke Bauer am nächsten Tag neben der Vogelscheuche am Feld gefunden wurde. Er wurde gehäutet. Kein Polizist konnte je herausfinden, wie das alles passieren konnte. Seitdem wurden die beiden Vogelscheuchen mehrmals gesehen, an den unterschiedlichsten Orten: In der Kirche, auf der Straße, auf Dächern, in Zügen, auf Feldern und vor allem in dem Haus da. Man darf, wenn man einer begegnet, ihr niemals in die Augen schauen. Sonst zieht sie einem die Haut ab. Wenn man einer über den Weg läuft, ist das Schicksal sowieso schon besiegelt. Entkommen gibt es keines. Das ist Sanctuary und nicht irgendein Ort.“

Ich: „Gut. Eine mäßige Gruselgeschichte. Warum in aller Welt erzählen Sie mir das?“

Sie: „Das Bauernhaus gibt es immer noch. Es ist nicht weit weg von hier. Falls Sie einen Schlafplatz bräuchten, dies wäre einer. Aber ich hielt es nötig, sie noch vorher zu warnen und Ihnen die Geschichte hier zu erzählen. Aus Sicherheit.“

Ich brauchte tatsächlich einen Schlafplatz und da ich zu dem Zeitpunkt nicht an Märchen glaubte, sagte ich zu. Sie führte mich dort hin. Es sah eigentlich sehr normal aus, altmodisch war es halt irgendwie. Aber das war zu erwarten. Nachdem die Dame sich von mir verabschiedete und ich allein im riesigen Haus war, wusste ich, dass etwas nicht stimmt.

Im Wohnzimmer sah ich eine uralte Schwarz-Weiß Aufnahme von zwei Männern. Gottverdammt, es waren ganz sicher die Bauerntölpel, von der sie mir erzählt hatte. Dass es sie wirklich gegeben hat? Das hielt ich für unrealistisch, doch ja, es gab sie anscheinend tatsächlich.

Wie ich es erwartet hatte sah ich auch wirklich diese ominöse Vogelscheuche, oder zumindest glaubte ich, dass es sie war. Sie befand sich im Speisezimmer, am Tisch sitzend. Ihre leeren Augen waren wie zufällig auf mich gerichtet. Ich kümmerte mich nicht um sie und tat dies als schlechten Scherz der alten Dame ab. Deswegen nahm ich die Vogelscheuche und warf sie aus dem Fenster.

Ich legte mich später schlafen. Erst am Ende meiner Reise erfuhr ich, dass ich von Anfang an beobachtet wurde. Stunde für Stunde, Minute für Minute, Sekunde für Sekunde.

Woher ich das wusste? Als ich mitten in der Nacht aufwachte und sah, dass sie neben mir saß und mich hasserfüllt ansah, war mir klar, dass ich ihr Opfer war.

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SLikk

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