KurzMord

Mary Jane Kelly

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Die Kälte um sie herum durchdrang ihre dünne Kleidung bis zu den Knochen. Ihre Zähne klapperten, ungeduldig schlang sie die schlanken Arme um ihren bleichen Körper. Sie musste auffallen. Irgendwie. Anders bekäme sie keinen Kunden und sie müsste schließlich auf der Straße übernachten. Wie bereits oft genug schon. Weißer Dampf, der ihren Mund wie milchiger Nebel verließ, stieg gen Himmel empor, kündigte unheilvoll die kalte Jahreszeit an, in welcher sie nur mit viel Glück überleben konnte.

Insofern war sie abhängig von ihren nächtlichen Kunden, die für sie nichts weiter als eine Eintrittskarte in ein warmes Zimmer und Geld waren.

Ob sie sich für ihre Berufung schämte? Nein. Nicht wirklich. Es könnte schlimmer sein. Viel schlimmer. Die Fabrikanten kämpften sich durch Krankheiten, Verletzungen und grausame Arbeitsbedingungen. Für das Minimum an Gehalt. Ein wenig in der Kälte zu stehen war da das geringere Übel. Zumindest in ihren Augen. Schließlich blieben auch Frauen in ihrem Gewerbe nicht von Krankheiten verschont. Oder anderen Arten, den Tod zu finden.

Seit einiger Zeit zum Beispiel Jack the Ripper.

Die junge Frau schloss ihre Augen, rieb sich über die Arme. Hoffentlich käme bald ein Kunde. Die Nacht brach in den Abend hinein, schneller als ihr lieb war. Es wurde immer kälter. Erst als einige Minuten verstrichen waren und die Frau leise, bedächtige Schritte hörte, öffnete sie wieder ihre Augen und sah sich nach dem potentiellen Freier um. Er kam direkt auf sie zu, ein zufriedenes Lächeln huschte über ihre Züge.

Endlich…

Sie verhandelten kurz über den Preis, den er zu zahlen hatte, er führte sie durch die dunklen Straßen Londons. Der Frau fiel auf, dass er die Miene nicht verzog. Das war bisher nur selten der Fall gewesen. Eigentlich noch nie. Immer gab es zumindest eine kleine Regung, die die Stimmung des Mannes verriet. Vorfreude, Lust, manchmal auch Schuld. Dies waren häufig Ehegatten mit Kindern.

Doch dieser hier… nichts. Ihr wurde unwohl zumute. Ob er… Plötzlich blieb sie stehen. Erst nach einigen Metern bemerkte der Mann, dass sie ihm nicht weiter folgte. »Wer seid Ihr?« Ihre Stimme bebte, langsam lief sie rückwärts, möglichst weit weg von dieser Person. Er antwortete nicht sofort. Mit nur wenigen Schritten stand er wieder vor ihr, bleicher Dampf war das einzige Lebenszeichen, sein Atem die einzige Regung. »Ist das wichtig?« Sie nickte. Wenn er ihr seinen Namen verriet und sie es zu fliehen schaffte, könnte sie die Polizei verständigen. Irgendwen um Hilfe bitten.

Sein warmer Atem streifte ihr Gesicht, eine widerliche Gänsehaut breitete sich auf ihrem Nacken aus. »Wie heißt du denn? Wenn du mir deinen Namen nennst, dann nenne ich dir auch meinen.« Die junge Frau zögerte. Wenn er ihren Namen kannte und sie ihn verriet, würde er sie höchstwahrscheinlich suchen. Und finden. Nur Gott wusste, was er dann mit ihr anstellen würde. Ein eisiger Schauer durchfuhr ihren Körper, plötzlich fühlte sie sich wie die in die Enge getriebene Beute eines Raubtiers. Vor Angst paralysiert starrte sie ihm in die ausdruckslosen Augen. Es war die einzige Chance, den Mann zu verraten, der einige ihrer Kolleginnen wie Schweine abgeschlachtet hatte. Die Frau straffte ihre Schultern und nickte knapp. »Mein Name lautet Mary Jane Kelly.« Er begann zu lächeln. Hob minimal die Mundwinkel. Doch die Geste erreichte nicht seine Augen, als er ihr seinen Namen verriet. Sie hielt die Luft an. Kannte sie nun wirklich den Namen des größten Mörders Englands?

Ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, sie drehte sich auf dem Absatz um und rannte um ihr Leben. Nur verschwommen nahm sie ihre Umgebung wahr, allerdings wusste sie ungefähr, wohin sie musste, wenn sie zur Polizei gelangen wollte. Hinter sich hörte sie die großen Schritte ihres Verfolgers, der nicht lange zu rennen brauchte, um sie einzuholen. Tränen füllten ihre Augen, sie hatte so unglaublich große Angst, dass es ihr die Kehle zuschnürte.

Moment.

Nicht die Angst war es, die sich klauenartig um ihren Hals legte. Es waren Hände.

Seine Hände.

Ruckartig wurde sie zum Stehenbleiben gezwungen, sie würgte kurz durch den entstandenen Druck, der sich auf ihrer Kehle ausbreitete. Als er sie grob umdrehte und ihr tief in die vor Furcht geweiteten Augen sah, kam kein Ton aus ihrem Mund. »Beinahe hättest du entkommen können… mich verraten können… Doch es war wohl nicht deine Aufgabe, dies zu tun, Miss Kelly. Du wirst deinen Vorgängerinnen ins Jenseits folgen.«

Tränen rannen über ihre bleichen Wangen, sie wand sich unter seinem harten Griff und versuchte vergeblich, um Hilfe zu schreien. Nicht nur schmerzte sogar das Atmen wegen der Nachwirkungen des Würgegriffes, sondern presste er auch seine freie Hand auf ihren Mund, während er sie mit einem Arm völlig umschlungen hatte. Der leichte Geruch von Schweiß drang in ihre Nase, sie war sich umso bewusster, wie tief sie im Unglück saß. Er beugte sich vor und flüsterte leise. »Du weißt, wer ich bin, stimmt’s?« Sie nickte weinend, versuchte weiterhin, sich zu befreien, trat ihn, wand sich, schlug ihren Kopf gegen seine Brust. Es war, als würde sie versuchen, ihn mit einer Feder zu verprügeln. Als würde er einfach nichts spüren. Erst grinste er leicht. Dann breit. Immer breiter. Der Ausdruck puren Wahnsinns nahm sein Gesicht vollkommen ein. Er nahm seine Tatwaffe hervor und betrachtete sie fasziniert, lachte leise vor sich hin.

Ihr Mund war frei, es war ihre letzte Chance, London auf den Mord aufmerksam zu machen. »HILFE! SO HILF MIR DOCH JEMAND!« Ihr Klagen blieb unerhört, ging dann in einem Schreien und Gurgeln unter, als sich ein brennender Schmerz in ihrer Bauchgegend ausbreitete. Der Schmerz zog sich höher, bis er ihren gesamten Körper einnahm.

Im Angesicht des Todes sehnte sie sich danach, sich damals für die Fabrik anstelle der Straße entschieden zu haben.

~

Ein berauschendes Gefühl pulsierte durch seine Adern, als er den Leichnam auf dem Boden aufkommen ließ. Sie hatte sich mehr gewehrt, als die anderen und ihn somit tatsächlich fast verraten. Als sein Herzschlag sich etwas beruhigt hatte, trat er leicht gegen die tote Frau. Ihr Blut benetzte ihre blasse, im schwachen Mondlicht schimmernde Haut; ihr leerer Blick richtete sich gen Himmel. Er wischte die Klinge an ihrer blutigen Kleidung ab und steckte sie dann wieder in die Scheide. Diese Prostituierten wurden ja auch immer schlauer… Es war an der Zeit, dass er London verließ, bevor ihm jemand endgültig auf die Spur käme.

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