Snow on Mt. Silver
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Nun, mein Bruder und ich sind irgendwie mit Pokémon aufgewachsen. So ging es vielen Kindern hier in der Gegend. Bei uns hat es auch perfekt funktioniert- jedes Mal, wenn eine neue Generation erschien, kaufte sich einer die eine, der andere die andere Version und da unsere Mutter uns sehr gerne verwöhnte, bekamen wir beide die dritte Generation.
Dies mag sich vorerst vielleicht anhören wie eine bittersüße Geschichte über zwei Geschwister, die mit ein paar Spielen aufgewachsen sind, die die beiden letztendlich verschiedene Wege einschlagen lassen… Nun, es steckt ein wenig mehr dahinter, als nur das.
Jahre vergingen, wir sammelten immer noch. Die Gameboys
kamen aus der Mode; wir ersetzten sie. Die Module gaben ihren Geist auf und wir
kauften uns neue. Doch wir begannen auf zwei vollkommen unterschiedliche Arten
bevor Rubin, Saphir und Smaragd erschienen. Weißt du, ungefähr zu dieser Zeit
kaufte sich mein Bruder einen Gameshark. Wir hatten über all die coolen Hacks
und Cheats gehört, die man mit diesem machen konnte, auch wenn wir etwas spät
dran waren, und sie hörten sich verdammt cool an.
Unser erstes Versuchskaninchen war die alte blaue Version
meines Bruders. Wir habe nur ein bisschen herumgealbert, nichts Großartiges.
Aber was auch immer wir gemacht haben, wir zerstörten das Modul. Nach ein paar
eingegebenen Codes verglitchte es und wurde unspielbar. Natürlich waren wir
anfangs sehr aufgebracht; mein Bruder klagte stundenlang über den Verlust
vieler Stunden voller Arbeit und ich hatte Mitleid mit ihm. „Es ist schon okay,
ich denke, wir können es ersetzen. Der blöde Shark war Geldverschwendung.“,
sagte ich.
Doch ab hier trennten sich unsere Wege komplett. Nachdem ich
gesehen hatte, wie es die blaue Version zugerichtet hatte, war ich gegen das
Hacken oder Cheaten in Spielen. (Was kann ich schon sagen? Ich bin ein Mädchen.
Ich fühle mit den kleinen Pixel-Viechern mit.) Wenigstens mit dem GameShark.
Aber mein Bruder hat die Zerstörung seines Spiels irgendwie als persönliche
Challenge aufgenommen oder so- Ich glaube er hat danach nie mehr ein Spiel
gespielt, was nicht in irgendeiner Weise gehackt war. Ja, wir haben massig Pokémon
gespielt, man. Aber wir hatten nicht viel mehr zu tun; wir leben auf dem
flachen Land mit nicht vielen anderen Kindern um uns herum und die Farmer
wollen uns nicht auf ihren Grundstücken… also… spielten wir jeden Tag auf der
Wiese Pokémon. Für uns war es ziemlich cool. Wir verloren den GameShark als
unsere Zimmer verschoben wurden. Unser Haus erhielt einen neuen Anbau und er
verschwand unter all dem ganzen anderen Kram, den wir in unseren neuen Schrank
stopften.
Rubin/ Saphir/ Smaragd erschien und nach einmaligem
Durchspielen waren wir uns einig, dass ihnen in Gegensatz zu der letzten
Generation etwas fehlte. Wir versuchten beide, es ehrlich durchzuspielen und
obwohl wir es schafften, ließ es uns beide mit Sehnsucht nach guten old-school
Nostalgie zurück. Wo waren unsere alten Gold, Silber und Kristall Editionen?
Wir brauchten Monate, um uns durch die Boxen zu kramen, die wir zuvor zum
Öffnen zu faul gewesen waren, aber schließlich fanden wir doch noch einen
Haufen alte Elektrogeräte: Mein alter, lilaner Gameboy Color funktionierte
immer noch, aus seinem Roten fielen die Batterien hinaus.
Beide GBAs waren noch funktionstüchtig, sowie unsere
Snakelights und Link Kabel, die mit dem kleinen, hübschen Bindeglied in der
Mitte, die ich immer ach so vorsichtig aufwickelte, um das Ausfransen der
Drähte zu verhindern und das Verbannen in den Müll, anders, als bei unserem
letzten Kabel. Wir nahmen alles was wir tragen konnten. Es war so schön, Gelb
(welches mein erstes und meistgeliebtes Spiel war, nicht nur auf das Pokémon
Franchise bezogen) und Blau und Rot zurück zu haben.
Wir betrachteten eine Weile unsere alten Spielstände,
saugten all die Erinnerungen auf und beschlossen letztlich, dass Generation 1
zu schade zum Löschen war. Ich startete Gold, er Silber neu. Augenblicklich
schnappte er sich den GameShark aus der Box und steckte ihn in den hinteren
Schacht des GBA. Ich schüttelte nur meinen Kopf und erinnerte mich an das, was
ich ihm einst sagte.
„Dieses Ding wird dein Spiel töten, weißt du.“
Er mochte es nie, wenn ich ihm über den „Pixel Missbrauch“
predigte. Ich hielt danach meine Klappe, aber es hielt ihn eine Weile davon ab,
mit mir zu spielen. Ich glaube, es war einfach einmal zu viel; ich solle meine
Gedanken für mich behalten…
Einige Tage später passierte es. Ich war auf der Veranda,
den Gameboy in der Hand, als ich merkte, dass ich ein wenig Hilfe für die Top4
brauchte. Mein Team war schlecht ausbalanciert, dank meines Spielens in der
Freizeit und zu dieser Zeit war ich kein Trainer, der Tricks abziehen konnte.
Ich wusste, dass mein Bruder zwei Orden mehr hatte als ich, als wir das letzte
Mal verglichen, also hoffte ich, dass er mir vielleicht ein, zwei Pokémon
leiht.
Die Sache ist, dass ich die letzten 24 Stunden bei einem
Freund verbracht habe. Ich kam also heim, warf meine Tasche in mein Zimmer und
begab mich mit meinem GBA nach draußen in die Sonne, um zu spielen. Ich hatte
keine Ahnung, was er vorhatte. Alles was ich weiß ist, dass er mit dem Spiel
durch war und an einem neuen saß… was, was ich dachte, wohl besser für mich
wäre, weil er diese Pokémon nicht mehr brauchen würde und ich somit eine
bessere Chance hätte, mir ein paar zu krallen. Also stand ich auf, ging in das
Haus und als ich das Wohnzimmer durchquerte, sah ich alle seine Pokémon Spiele
auf dem Boden liegen.
Einige Module waren entstellt, so als ob sie mit irgendetwas
Scharfem zerhackt worden wären. Sogar seine alte Blaue Version, die schon lange
kaputt war, dennoch zu wertvoll zum Wegwerfen, lag da, mit aufgerissenem
Plastik, fast schon gespalten, komplett unbrauchbar, selbst wenn sie noch
funktioniert hätte. Ich hatte ein bisschen Angst. Es musste heute Morgen passiert
sein, sonst hätte unsere Mom das gesehen und die Module lägen nicht unterm
Teppich. Meinen GBA in der Tasche verstauend, schlich ich in zu seinem Zimmer
und fand die Tür offen vor. Irgendwie war das noch beunruhigender.
Ich ging hinein und sah meinen Bruder auf der Bettkante
sitzen. Sein GBA lag zerbrochen vor seinen Füßen, zerschlagen in kleinste
Teile. Neben ihm auf dem Bett lagen ein Hammer und Moms Heckenschere. Sein
Gesicht war so blass wie ich es noch nie gesehen hatte, noch weißer als damals,
als wir körnern gegangen sind und uns der alte Mann aus der gleichen Straße, offiziell
blind und ein zeternder Spinner, mit einer Schrotflinte durch die Bäume gejagt
hat. Nun bemerkte ich auch, dass der GameShark auf dem Boden lag und die Ecke
eines silbernen Moduls unter seinem Bett hinauslugte. Irgendwie wurden sie von
dem Zorn des Hammers verschont.
„Geht es dir gut?“, fragte ich. Ich erinnere mich noch
daran, wie es mir kalt den Rücken hinablief. Er war mein kleiner Bruder. Ihn so
zu sehen war entsetzlich.
„Es war schrecklich.“ Ich erinnere mich noch daran, wie rau
sein Tonfall war und die Art, wie seine Stimme zitterte meine Knie weich werden
ließ. „Oh Gott. Weiß überall und dann Schwarz…“
Ich weiß noch, wie ich auf ihn zurannte und ihn umarmte. Und
ich weiß noch, dass sein schlaffer Arm hinabrutschte und den Gameboy in meiner
Tasche streifte und wie mich sein plötzlicher Aufschrei, direkt in mein Ohr,
aufspringen und aus Versehen auf meine Zunge beißen ließ. Er riss den Handheld
aus meiner Tasche und warf ihn gegen die Wand. Ich schrie wegen der Delle im
Plastik auf, während ich es aufsammelte. Der Bildschirm war dunkel geworden und
obwohl ich das Schlimmste befürchtete, als ich den Schalter umlegte, ging er
wie gewöhnlich an. Ich wartete in der Ecke und tat so, als ob der GBA wichtig
genug wäre, nicht aufzustehen und zu unserer Mom zu rennen.
Der Ton war an.
Das Pokémon Theme begann zu spielen und er schrie nochmals,
während er den Hammer aufhob. Dieses Mal schrie ich auch und rannte mit meinem
GBA, an die Brust gepresst wie ein Schild, aus dem Zimmer.
Er endete für zwei Tage in einer Psychiatrie. Als wir ihn
besuchen gingen, ließ ich meinen GBA daheim. Keiner konnte herausfinden, was
sein merkwürdiges, manisches Verhalten ausgelöst hatte. Es gab ein Gespräch über
eine Art Verhaltensstörung, die er vielleicht hat, von dem ich damals nichts
verstand, aber obwohl Mom und ich alle aufgeschlitzten Module aufsammelten und
mitbrachten, damit diese untersucht werden konnten (es war Mom’s Idee, nicht
meine), hatte keiner die Idee es auf das Spiel an sich zurückzuführen…
vielleicht war dies meine Schuld.
Ich hatte kein Wort über das verloren, was passiert ist, als
er versehentlich meinen Gameboy berührte oder den blinden, weißen Terror, in
den er gefallen ist, nachdem das Theme gestartet hatte. An meinem letzten
Besuch bevor die Schule wieder begann, war ich alleine mit ihm in dem Raum,
während Mom ein privates Gespräch mit dem Doktor hatte- Vorkehrungen zu
treffen, falls dies nochmal passieren sollte. Ich saß auf einem Stuhl neben
seinem Bett, wo er an die Decke starrte. Doch als er sich plötzlich aufsetzte,
erschreckte er mich.
„Hey“, sagte er mir, „Angie. Geh in mein Zimmer, wenn du heim
kommst.“
Ich verstand nicht, was er meinte, doch dann erinnerte ich
mich an die Dinge, die wir nicht eingepackt und hergebracht hatten… das Spiel
und Hacking Tool unter seinem Bett.
„Lass sie verschwinden. Ich will nie mehr mit ihnen spielen.“
Seine Stimme war so leer und verzweifelt… er hörte sich an
wie ein sterbender, alter Mann. Mein armer, beschädigter, kleiner Bruder… wie
könnte ich schon Nein sagen?
„Versprich es mir.“
„Ich verspreche es.“
Ich kam zu spät zur Schule und den ganzen Tag über hatte ich
das Versprechen im Kopf. Ich wusste es damals noch nicht, aber dies würde das
letzte Mal sein, dass ich die große Schwester spielen und ihm aushelfen kann.
Ich musste nur heim und dieses Spiel loswerden… aber während der Tag vorbeizog,
machte sich eine kranke Neugier in meinem Kopf breit. Was könnte mit diesem
Spiel passiert sein, das ihn so Angst macht? Ich hatte selbst Angst, aber ich
musste es einfach wissen. Ich musste.
Ich kam heim und ging direkt in sein Zimmer, gespannt zu
entdecken, welcher Horror mich wohl erwarten würde. Mom hatte seitdem das
Zimmer gesaugt und das Modul und der GameShark waren unauffindbar. Ich bückte
mich und kroch halb unter das Bett, ängstlich, aber an das Versprechen haltend,
das ich als Abzeichen meines Mutes gemacht hatte. Unter dem Bett war genug
Staub, um mich zum Husten zu bringen, alte Legosteine und anderes Spielzeug,
sodass ich meinen Ellbogen nicht ablegen konnte, ohne irgendetwas zu berühren.
Doch dann sah ich die beiden Objekte. Sie waren in eine Ecke geschoben worden,
auf einem Notizbuch, das zu neu aussah, als dass es hier lange Zeit gelegen
hätte. Ohne Nachzudenken griff ich eine Ecke des Papiers und zog alles mit
heraus, immer noch keuchend von dem Staub. (Allergien und so)
Sie sahen so unschuldig aus, einfache Spielzeuge und ein
einfacher, spiralgebundener Haufen Blätter. Als ich die Silberne Edition und
den GameShark auf den Boden legte, warf ich einen Blick auf das Notizbuch. Auf
ihm waren mindestens zwanzig verschiedene Cheat-Codes gekritzelt, aber einer
war mit Edding ausgestrichen worden, wo vorher mit einem Kuli geschrieben war.
Es verwirrte mich sehr. Er hatte wirklich versucht, es zu überdecken- der Marker
war so stark auf das Papier gedrückt worden, dass die meiste Tinte durchgesickert
war, fast 2/3 bis zum Ende des Kartons des Blocks. Aber Kuli hatte so eine Art,
da zu bleiben. Ich nahm das Notizbuch auf und neigte es rückwärts in das Licht.
Die reflektierende Oberfläche des Eddings enthüllte, was dort geschrieben
stand. Der Code war ein unverständliches Durcheinander von Buchstaben und
Zahlen, aber die Wörter daneben verwirrten mich.
„Easter Egg – Snow on Mt. Silver“
Ich erinnerte mich daran, was er gesagt hatte, als ich ihn
gefunden hatte…er hatte über weiß, weiß und dann schwarz deliriert…meinte er
Schnee? Auch wenn es August war und die Temperatur jeden Tag auf 90 Grad
Fahrenheit (ca. 32°C) stieg, lief mir
ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Würde ich es wagen…?
Ich hob alles auf und brachte es in mein Zimmer. Ich
breitete es auf dem Teppich aus und legte meinen eigenen GBA nebendran. Für
eine lange Zeit sah ich es einfach nur an und je länger ich schaute, desto
manischer wurde Lugia’s Gesicht auf dem Sticker….wie ein verdrehtes Grinsen –
als würde es mich herausfordern, herauszufinden, was meinem Bruder passiert
war. Ich war ein 14 Jahre altes Kind. Wollte ich wirklich mein Schicksal
herausfordern und riskieren, wie er zu enden? Ich funkelte Lugia noch eine
Weile an.
Ich musste es sehen.
Ich holte Gold aus meinem GBA und steckte Silber an seinen
Platz. Ich brauchte fast 15 Minuten, um mich zusammenzukriegen und das Spiel
anzumachen.
Es begann normal. Ich ließ den Ton leise, zu viel Angst vor
dem, was ich vielleicht höre, um ihn laut zu stellen und zu neugierig, um ihn
abzuschalten. Der Titelbildschirm war auch normal. Nochmal Lugia, aber mein
gesunder Menschenverstand teilte mir mit, dass die angebliche Bedrohung
dasselbe Bild war, das ich immer sah, wenn ich das Spiel startete. „Wie schlimm
konnte das sein?“, fragte ich mich. Auf seinen Notizen stand Easter Egg.
Bedeutete das nicht, dass diese Kodierung bereits in dem Spiel war? Das Menü
öffnete sich … immer noch völlig normal. Sein Charakter war Blake mit einem
größtenteils gefüllten Pokédex, aber die Zeit war merkwürdig: 999:99. Ich wusste,
er konnte nicht so lange gespielt haben…Ich hatte nicht ganz 50 Stunden in
meinem eigenen Spiel und war vor den TOP4…und ich spielte langsam. Wahrscheinlich
das Ergebnis von einem, durch das Hacken zerstörten, Spielstands, dachte ich
mir. Naja, was auch immer… Das Spiel startete und das erste, was ich bemerkte,
war der anhaltende schwarze Bildschirm. Es dauerte fast eine Minute, bis sich
etwas änderte…und dann gab es überhaupt keinen Ton. Die Haare an meinem Nacken
hatten sich bereits aufgestellt, aber es war zu spät, um umzukehren.
Endlich zeigte sich eine sehr matte Map auf dem
Bildschirm…aber es sah aus, als rauschte es. Was ging hier vor? Ich schielte herab
und realisierte mit einem furchtsamen Stich, dass es tatsächlich die Mt. Silver
Region war…aber das, was ich für Rauschen gehalten habe, war heftiger
Schneefall. Also dort hatte er zuletzt sein Spiel gespeichert. Ich überprüfte
sein Team …ein ziemlich normales Team für jemanden, der einen Gameshark
benutzte: Tornupto, Impergator, Meganie, Tauboss, Despotar, Lugia – alle
Level 100 mit gemoddeten Attacken – typisch für ihn. Etwas war allerdings… merkwürdig
an den Sprites. Sie sahen irgendwie düster aus. Ihre Farben wirkten verwaschen und
ihren Ausdrücken fehlte der Elan, den sie sonst hatten. Ich schrieb das
fehlenden Pixeln oder so zu, ebenso ein Resultat des Hackens.
Die Map hatte sich nur ein kleines Stück aufgehellt, als ich
das Startmenü geschlossen hatte. In der Tat, der Schnee fiel sehr heftig; Pixel
tanzten so schnell über den Bildschirm, dass es schwer war, den kleinen Sprite
zu sehen, der der Charakter meines Bruders war. Etwas war auch an ihm komisch.
Als ich seinen Status überprüfte, war es dasselbe wie mit den Pokémon-Sprites;
die Farben waren trübe. Tatsächlich, jetzt, wo ich darüber nachdenke, sah er
fast erfroren aus.
Mein Magen zog sich zusammen und ich drehte mich um und
versuchte, den Berg hinunterzugehen. Als ich den unteren Teil des Bildschirms
erreichte, tauchten Wörter auf und es gab endlich einen Ton: Mein Sprite, der
eine unsichtbare Wand traf.
„Ich kann nun nicht mehr umkehren.“
Das war… beunruhigend. Ich öffnete das Pokémon Menü und
versuchte Tauboss „Fliegen“ Fähigkeit anzuwählen.
„Ich kann hierin nicht fliegen!“, bezog sich offensichtlich
auf den Schnee.
„Scheiß drauf.“, dachte ich mir und öffnete die Tasche. In
ihr befand sich ein Fluchtseil, das ich zu benutzen versuchte.
„Ich kann nicht mehr zurückgehen.“
Was ging hier vor? Nochmals versuchte ich den Berg zu
verlassen und zu meinem Horror veränderten sich die Worte jedes Mal.
„Ich kann nicht weglaufen.“
„Ich kann nicht wieder runtergehen.“
„Ich kann nie wieder zurückgehen.“
Dieser letzte Satz löste ein kühles Gefühl in meinem Herzen
aus. Es gab keine Möglichkeit, den Berg zu verlassen. Ich musste klettern. Ich
bewegte den kleinen Sprite vorwärts.
Es gab keinen Widerstand, aber meine Laufgeschwindigkeit war
merkwürdig langsam. Was wirklich eigenartig war, war das Fehlen von Gras oder
anderen Trainern oder irgendetwas anderen neben diesem weißen Schnee, der immer
noch über den Bildschirm wehte und es fast unmöglich machte, etwas zu sehen.
Als ich den Berg weiter „heraufstieg“, verlangsamte sich seine
Laufgeschwindigkeit immer mehr. Der statische Vorhang von Pixeln wurde immer dichter,
sodass ich kaum noch die Merkmale der Map ausmachen konnte… aber es wirkte, als
sei der einzige Weg sich zu bewegen, geradeaus zu laufen. Ich erreichte etwas,
das wie ein paar Stufen aussah an der oberen Ecke des Bildschirms. Ich konnte
mich nicht dran erinnern, dass diese jemals da gewesen waren. Als ich probierte,
hinaufzugehen, pausierte der kleine Sprite.
„Mir ist kalt.“
Nun bekam ich Gänsehaut. Seine Laufgeschwindigkeit war so
schmerzhaft langsam, als ob würde er von irgendwas behindert werden. Die kleine
Treppe hinauf…
Mehr Text auf dem Bildschirm.
„Meganie ist gestorben.“
WTF, dachte ich mir. Pokémon sterben in diesen Spielen
nicht. Ich überprüfte das Team und bekam Angst, bei dem, was ich sah.
Meganies Sprite wurde durch ein rotes X ersetzt. Alle meine
anderen Pokémon wiesen unterschiedliche Grade an Schaden auf, obwohl ich nicht
mal gekämpft hatte. Ich schaute in meinen Beutel und fand einen einzigen
Beleber und versuchte ihn zu benutzen.
„Es ist zu spät.“ Was war das für ein Easter Egg?
Es gab nicht viel, was ich tun konnte… jedes Mal, wenn ich versuchte,
mich umzudrehen, tauchte die gleiche Text Box auf. Also lief ich weiter
vorwärts.
„Tauboss ist gestorben.“
Ich checkte (die Pokémon) noch einmal…. da war das kleine, rote X.
Diesmal wählte ich es an und betrachtete das Pokémon, mit dem Bestreben
herauszufinden, was nicht stimmte… Ich wünschte, ich hätte es nicht getan.
Der Sprite war entstellt; Teile von ihm fehlten. Was übrig
war, war in eine kränkliche, blau-graue Farbe getaucht und sein Auge war eine feste,
schwarze Höhle. Ich blätterte runter zu Meganie – dasselbe, ein fehlendes Bein,
ein fehlendes Stück seines Halses, fast sein ganzer Kopf, bis auf dieses
tiefschwarze, tote Auge.
Eine morbide Neugier ließ mich weitermachen und der Pfad,
den ich bereiste, änderte nie seine Richtung. Auf dem Weg „starb“ zeitweise
immer ein anderes der Team-Pokémon und bei der Untersuchung des Sprites trat der
gleiche Zustand wie bei den anderen auf. Bis nur noch Tornupto übrig war. Eine
weitere Treppe war vor mir. Ich kletterte hinauf und wappnete mich gegen
welchen Horror auch immer, der mich erwartete.
Ich stand auf dem Gipfel.
Er war verlassen- Rot war nirgends zu finden.
Der Schnee hatte aufgehört zu fallen.
In der Mitte der Map ragte etwas aus dem Schnee. Es sah aus
wie ein Pokeball. Gut, vielleicht endete diese ganze, gruselige Scheiße in
einer Art Höhepunkt, einem finalen Kampf, was auch immer da drin war. Wenn ich
ihn aufhob würde vielleicht Rot aus seinem Versteck kommen. Ich ging hinüber
und untersuchte ihn und ein statisches Geräusch aus meinem Spiel ertönte, was
mich aufspringen ließ.
Was auf dem Bildschirm erschien, war eine Kampf Animation,
mein Trainer-Sprite erschien, seine Haut blau gefärbt…gegen einen anderen
entstellten Pokémon-Sprite.
Es war Celebi.
In der Mitte des schwarzen Lochs, das sein Auge war, brannte
ein einziger, roter Punkt wie eine Glut. Das Ding sah verrottet aus. Ich
schaffte es nicht einmal, mein halb totes Tornupto in den Kampf zu schicken,
bevor es sich bewegte.
„Celebi benutzt Abgesang.“
Ein Kreischen kam aus meinem GBA und ich ließ ihn fast
fallen, als der Bildschirm weiß wurde. Ein Teil von mir war erleichtert,
denkend, dass mein letztes Pokémon besiegt worden war und ich zu einem Pokémon-Center
gebracht worden wäre… aber ich lag falsch. Mein Sprite erschien wieder in
etwas, das wie eine Höhle aussah; war ich nun im Berg?
Ich überprüfte meine
Trainerkarte und mir wurde übel. Der Sprite war genauso so misshandelt wie die
Pokémon. Ein Bein fehlte. Ein einzelnes, verbliebenes Auge, tiefschwarz, so
traurig aussehend und Tränen brachen am Rand hervor… Und jede Farbe von ihm war
mit diesem kranken, frostigen Blau-Grau ersetzt worden. Jeder Status auf der
Karte war zu 0 reduziert worden, außer die Zeit, die immer noch 999:99 zeigte.
Ich ging schnell zurück zu der Oberwelt. Sein Sprite spiegelte
dort das Grauen wieder, das schon auf der Trainerkarte war; Teile fehlten,
alles war farblos. Ich versuchte zu laufen und bekam eine Nachricht.
„Es ist so kalt.“
Es gab nur eine Richtung, in die ich gehen konnte – nach
oben. Ich ging weiter und wurde von Zeit zu Zeit von einer Nachricht gestoppt,
die mein Herz immer tiefer sinken ließ.
„Mutter…“
„Es fühlt sich so kalt an…“
„Ich kann nicht weiter…“
Die Wände wurden mit jedem Schritt dunkler und dunkler, bis
sie am Ende pechschwarz waren.
Es gab nur einen einzigen Ausgang, der durch eine weiße Linie
markiert war. Ich hatte keine andere Chance, als hindurch zu gehen.
Eine Kammer öffnete sich, die schneeweiß war… die einzige
Möglichkeit, die Wände vom Boden zu unterscheiden war eine dünne graue Linie.
Neben der Wand war ein anderer Sprite. Rot’s Sprite. Komplett. Ich war so weit
gekommen…ich musste das beenden. Ich ging direkt zu ihm und drückte A.
„…“
Ein Kampf begann.
Rot’s Sprite hatte keine von den Schäden, die meinen eigenen
getroffen hatten. Die Farbe war das Selbe Blau-Grau, aber er war intakt. Er sah
nur…extrem traurig aus. Sein erstes Pokémon erschien: Bisaflor. Es war genauso
wie meine eigenen…aber auf Level 0, mit kaum HP. Ich holte Tornupto, das lediglich
6 HP übrig hatte. Keins der Pokémon machte auch nur einen Ton, als es in den
Kampf geschickt wurde.
„Bisaflor setzt Verzweifler ein.“
Es gab keine Animation, bloß einen einzigen Punkt Schaden,
der Tornupto zugefügt wurde und dann fiel der gegenüberstehende Sprite vom
Bildschirm.
„Bisaflor ist gestorben.“
Es gab keinen Text, der mich fragte, ob ich Pokémon wechseln
möchte. Stattdessen war da nur ein einziger Dialog, der scheinbar von Rot kam.
„…“
Sein nächstes Pokémon war Turtok, noch entstellter als das
Bisaflor. Auch dieses setzte Verzweifler ein und starb. Nach jeder Runde kam
diese merkwürdige „…“ von ihrem Trainer. Jeder Sprite war stärker beschädigt
als der letzte; sein Psiana war kaum noch als ein Pokémon zu erkennen. Ich
bemerkte irgendwann, dass er sie alle in der richtigen Reihenfolge aussandte,
was ein Pokémon übrig ließ…
Pikachu erschien und es war grotesk. Es war auch farblos,
als wäre es erfroren. Ihm fehlte ein Ohr, die Hälfte seines Körpers und seines
Schweifs, sein Kopf war überwiegend komplett, aber seine Augen waren viel
größer, als sie hätten sein sollen und starrten mich an wie ein pechschwarzes
Fenster zur Hölle…aber was mich am meisten fürchtete, war das riesige Lächeln,
dass sich fast über sein ganzes Gesicht erstreckte. Sein Leben war irgendwie
auf 0 oder zumindest sah es so aus. Meine Hände zitterten. Ich hatte keine
Chance zu attackieren.
„Pikachu benutzt Leidteiler.“
„Pikachu ist gestorben! Tornupto ist gestorben!“
Es ging zurück zu dem Sprite von Rot…und nun sah er aus wie
meiner, sein Körper so zerrissen, dass es so aussah, als hätte jemand einem
Kadaver das meiste von seinem Fleisch entfernt… außer, dass er dieselben,
seelenlosen und verstörten Augen wie Pikachu hatte.
Ich verstand endlich, was passierte. Sie waren tot. Sie
waren tot und diese Vorstufe des Mt. Silver war die Hölle, in der sie sich nun
befanden.
Rot sprach endlich.
„Es ist vorbei.“
Der Bildschirm wechselte für einen Moment zwischen Schwarz
und Weiß.
„Benutzt Abgangsbund!“
Ein fürchterliches, abscheuliches Kreischen begann, aus
meinem GBA zu treten. Der Bildschirm wurde weiß und er schrie mich an und ich
warf ihn auf den Boden und presste meinen Rücken gegen das Bett. Das schreckliche
Geräusch hielt einige Momente an, während der Bildschirm weiß blieb.
Dann wurde er schwarz.
Dann wurde es auch still.
Ich brauchte einige lange Momente, doch dann stand och endlich
auf. Ich nahm den GameShark und das Notizbuch. Ich nahm dieses beschissene, besessene
Spiel. Ich hob alles auf und brachte sie zu der Mülltonne, die wir bereits am
Ende unserer langen Auffahrt postiert hatten, damit sie am nächsten Tag
abgeholt werden konnte…und ich warf sie hinein. Als ich wieder in das Haus zurückkam,
steckte ich meine gelbe Version in meinen Gameboy, weshalb wusste ich nicht…
Ich vermute, es war ein Teil von mir, der sicher gehen wollte, dass ich nicht
auch irgendwie beleckt worden war. Die Musik begann zu spielen. Das Spiel
begann. Ich drehte mich zu meinem Pikachu und drückte A.
Sein lächelndes Gesicht begrüßte mich mit einem zuckenden Ohr und einem großen, verpixelten Lächeln. Ein angenehmes, normales Lächeln. Ich machte das Spiel aus und verbrachte die nächsten Stunden weinend auf dem Boden.
Mein Bruder und ich spielten nie wieder Pokémon zusammen- er gab es endgültig auf. Ich spielte weiter meine entspannenden, ungehackten Spiele.
Diesen Winter fiel der Schnee besonders dicht.
Übersetzung aus dem Englischen http://creepypasta.wikia.com/wiki/Easter_Egg_-_Snow_on_Mt._Silver