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Tanz der Götter -Probelauf

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Kapitel 4

[[Datei:Kade_waffe_insta.png|thumb|Tanz der Götter
-Kade und Aveline-]]

„Okay, wir machen es wie besprochen“, sagte Kade mit einem Lächeln. Valeria und Ares stimmten zu, als sie gemeinsam durch die Straßen Ginzas wanderten.

„Du sagst, sobald du etwas spüren kannst. Wenn du überhaupt etwas wahrnehmen kannst“, fügte er hinzu. Sie liefen an unzähligen Kaufhäusern, Restaurants und Nachtclubs vorbei. All die verschiedenen, leuchtenden Farben der Werbeschilder und die vielen hell scheinenden und blinkenden Lämpchen beeindruckten sie. Noch nie hatte sie eine solche Stadt gesehen. Sie sah in den Nachthimmel. Keine Sterne.

„Hey, nicht trödeln“, drängelte Kade. Aiden waren einige Gerüchte über Abgestoßene zu Ohren gekommen, die sich in den Straßen und auch in einigen Clubs in Ginza aufhalten sollten. Angeblich organisierten sie sich. Es sollte sich um eine Gruppe handeln, die gezielt Besucher der Clubs ansprachen, sie um den Finger wickelten und anschließend in einen Hinterhalt führten. Mehrere Leichen wurden in regelmäßigen Abständen blutleer aufgefunden. Ein Probelauf sollte zeigen, ob Valeria in der Lage war, die Mitglieder auszumachen. Da sämtliche Spuren im Sande verliefen, war dies ihre beste Option. Schließlich war sie in der Lage, Ares‘ Anwesenheit zu fühlen. Sie beschrieb das Ganze als eine Art Fährte, daher wäre es möglich gewesen, dass sie die Abscheulichkeiten auch spüren könnte. Die drei liefen an einer imposant erleuchteten Bar vorbei. The Iron Fairies stand über dem Kellereingang. Davor standen mehrere japanische Männer, die sich leicht betrunken unterhielten. Valeria starrte auf die Tür. Etwas war anders. Sie nahm etwas wahr, doch es unterschied sich deutlich zu dem Gefühl, dass sie bei Ares oder Soma hatte. Bei Vincent spürte sie beispielsweise nichts. Vielleicht lag es an dem Zorn, den sie bei ihm empfand, an all den anderen Emotionen, die sie einnahmen.

„Was ist?“, fragte Kade neugierig. Valeria überlegte. Zwei leicht bekleidete, attraktive Frauen liefen währenddessen an ihnen vorbei.

„Ich glaube, hier ist etwas. Ich spüre… ich weiß nicht“, antwortete sie ihm und bemerkte, dass Kade, statt ihr Gehör zu schenken, den beiden Frauen nachsah. Er starrte regelrecht und ein leicht begeisterter Gesichtsausdruck wurde erkennbar.

„Hörst du ihr überhaupt zu?“, fragte Ares mit einem angewiderten Blick.

„Hä?“, entgegnete er geistesabwesend, als er sich zu ihm umdrehte.

„Hast du was gesagt, Arschloch?“ Ares verdrehte die Augen.

„Wir können es auch sein lassen“, schnaubte Valeria genervt. Kades Augen weiteten sich etwas.

„Ohhh… Oh. Ich verstehe“, begann er, als wäre ihm ein Licht aufgegangen. Valeria runzelte die Stirn.

„Es gibt keinen Grund eifersüchtig zu sein, meine Schöne. Ich habe nur Augen für dich“, zwitscherte er in einer übertrieben charmanten Stimmlage.

„Ugh“, stöhnte sie, dann zeigte sie mit ihrem Finger auf den Eingang.

„Da drin.“

„Du spürst etwas?“, fragte er erstaunt.

„Das hat sie doch bereits gesagt“, maulte Ares. Kade drehte sich erneut zu ihm um.

„Spürst du auch was, Arschloch?“ Ares erwiderte seinen Blick nicht. Stattdessen zuckte er nur unsicher mit den Schultern. Er lief zum Eingang und öffnete die Tür. Er ließ Valeria als Erste eintreten und schloss sie, nachdem auch Ares eingetreten war.

Als sie in der Lounge-Bar standen, verschlug es allen die Sprache. Sie fühlten sich wie in einem Märchen. Das Ambiente strahlte eine fantastische Aura aus und doch war alles gemütlich und teilweise romantisch. Dazu trugen auch die passenden, stimmungsvollen Lichtverhältnisse bei. Mehrere Figuren von Feen waren kreativ in einigen Nischen angeordnet. Ein Angestellter kam und teilte ihnen einen Tisch zu. Überwältigt nahmen sie Platz. Der Mann äußerte etwas auf Japanisch, worauf Kade nickte und seine Geldbörse zückte. Er bezahlte ihn, woraufhin sich dieser dankend verbeugte und schließlich entfernte.

„Haben wir jetzt den Laden gekauft?“, witzelte Valeria. Kade lachte darüber.

„Nah, sie nehmen eine Gebühr. Wenn wir schon mal hier sind, wollen wir doch mal sehen, was die anzubieten haben“, sagte er aufgeregt und öffnete die Getränkekarte.

„Heilige Scheiße, was für abgefahrene Getränke die hier anbieten. Ich MUSS den Cocktail mit Zuckerwatte probieren.“ Er klang äußerst begeistert. Valeria sah sich um. An zwei weiteren Tischen saßen ebenfalls Gäste. Am linken Tisch in der Ecke vier asiatisch aussehende Männer. Schätzungsweise zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig. Am rechten Tisch daneben ein Mann und eine Frau. Sie schienen eine Verabredung zu haben. Hinter ihnen saßen ebenfalls drei männliche Personen, die Valeria aber nicht sehen konnte, ohne sich auffällig umzudrehen.

„He, Kade“, wisperte sie.

„Mhhmm?“, murmelte er ohne von der Karte aufzusehen. Sie beugte sich mehr zu ihm.

„Siehst du die Männer hinter uns?“ Er sah von der Karte auf und an ihr vorbei. Ein zustimmendes „Mhm“ seinerseits.

„Wie viele sind es? Was genau tun die?“, wollte sie wissen. Er sah erneut an ihr vorbei, beobachtete die Personen eine Weile und sah dann zum Tisch mit dem vermeintlichen Pärchen hinüber. Ein Kellner kam, um ihre Bestellung aufzunehmen. Kade orderte etwas auf Japanisch, der Mann antwortete und entfernte sich wieder.

„Die sind zu dritt. Unterhalten sich scheinbar und sehen in regelmäßigen Abständen zum Tisch mit dem hübschen Mädel rüber“, antwortete Kade auf ihre Fragen. Dass die Männer sich unterhielten, war ihr auch aufgefallen, jedoch verstand sie akustisch kaum etwas. Von diesen Männern und dem Pärchen am anderen Tisch ging etwas aus, dass Valeria beunruhigte. Sie konnte das Gefühl nicht beschreiben. Alles ,was sie sagen konnte, war, dass es sich falsch anfühlte. Als gehörten diese Personen nicht hierher, wie ein falsch angeordnetes Puzzleteil. Bevor sie mit beiden darüber sprechen konnte, kam auch schon der Kellner mit der Bestellung. Er stellte Kades Cocktail auf den Tisch. Alle starrten das plüschig aussehende Cocktailglas an. Aus der Mitte ragte ein Strohhalm. Die Zuckerwatte umschloss das gesamte Glas wie eine Wolke. Valeria staunte. Der Kellner stellte auch ihr und Ares ein Getränk hin, verbeugte sich und ging wieder. Das Getränk in Ares‘ Glas war bräunlich durchscheinend. Drei Eiswürfel schwammen an der Oberfläche und ein Totenkopf zierte die Mitte des Glases. Kade grinste breit. Valerias Glas war genauso groß wie Ares‘. In diesem befanden sich eine rote Flüssigkeit, ebenfalls drei Eiswürfel, etwas, das nach Gebäck aussah, wurde auf zwei Kirschen platziert. Kreativ war diese Bar allemal.

„Was ist das? Was hast du bestellt?“, fragte Valeria teils neugierig, teils misstrauisch. Ares roch an seinem Getränk und verzog das Gesicht. Kades Grinsen wurde breiter bis seine weißen Zähne aufblitzten.

„Arschloch, du musst das probieren. Das schmeckt fantastisch, vertrau mir“, lachte er. Ares verzog erneut das Gesicht.

„Ich? Dir vertrauen?“, brummte er und kniff die Augen zusammen. Valeria sah auf ihr Glas. Sie überlegte, doch dann hob sie es an ihre Lippen und trank einen großen Schluck. Mit offenem Mund sah Kade sie an, Ares beobachtete sie ebenfalls. Sie leerte das Glas in einem einzigen Zug. Sie setzte es ab, aß die Kirschen und das Gebäck und lehnte sich wieder in den Sitz. Die beiden starrten sie weiterhin ein wenig verloren an.

„Was?“, fragte sie unschuldig. Kopfschüttelnd und sichtlich amüsiert trank auch Kade aus seinem Strohhalm.

„Jetzt hör, auf ein Wettstarren mit dem Glas zu veranstalten, trink es“, lachte Kade. Valeria lehnte sich zu Ares und roch ebenfalls an dem Glas. Kurz verzog auch sie das Gesicht, dann hob sie es an und kostete, dieses Mal ein kleiner Schluck, fast schon ein Nippen. Ares hob eine Augenbraue.

„Schmeckt ganz gut“, ermutigte sie ihn. Kade lachte sich ins Fäustchen, man sah ihm an, dass er es einfach nicht unterdrücken konnte.

„Willst du meines auch mal probieren?“, fragte er Valeria und hielt ihr seinen Strohhalm entgegen. Sie griff danach und kostete auch von seinem Getränk.

„Das schmeckt fantastisch“, entgegnete sie schwärmend.

„Eins steht fest, mit dir gehe ich definitiv öfter etwas trinken“, kicherte er und sah ihr dabei in die Augen.

„Habt ihr vergessen, warum wir überhaupt hier sind?“ Ares klang ganz und gar nicht belustigt. Valerias Schmunzeln wich von ihren Lippen.

„Nein, haben wir nicht Arschloch, aber gegen ein bisschen Spaß ist nichts einzuwenden, ok? Spaß.“ Er betonte das Wort Spaß eindringlich.

„Trinkst du den Scheiß, für den ich bezahlt habe, jetzt oder nicht?“

Erneut sah er auf den Inhalt in seinem Glas. Er berührte den Rand mit seinem Finger, dann nahm er das kühle Getränk in die Hand und trank es, ebenfalls in einem Rutsch. Er schaffte es nicht, er verschluckte sich, keuchte und hustete und rang mehrmals nach Luft. Er hielt sich eine Hand vor dem Mund und die andere an seine Brust. Kade prustete erneut los. Er musste so stark lachen, dass ihm die Tränen kamen. Die Musikuntermalung in der Bar wurde von einer Mischung aus Gelächter und starkem Husten durchschnitten.

„Ha-ha, ich dachte – ich…“, versuchte Kade seine Gedanken in Worte zu fassen, was ihm aufgrund des Lachens schwerfiel.

„Ich dachte, der Kaffeeunfall wäre das Highlight des Abends gewesen, aber das hier? Das- Das toppt alles.“

Valeria streichelte ihm grinsend über den Rücken. Er rieb sich die Brust.

„Das ist Hakushu Whiskyund du versuchst das ernsthaft zu exen.“ Er lachte erneut laut auf. Angezogen von Kades lautem Gelächter drehten sich die Männer am Bartresen zu ihnen um. Kade grüßte diese, die ihn feindselig ansahen, mit einer flüchtigen Handbewegung. Wortlos drehten sie sich wieder um. Sein Lachen verstummte.

„Okay, genug Spaß fürs erste. Also, was spürst du?“, fragte er sie ernst. Sie beschrieb den beiden ihre Eindrücke und Empfindungen. Ares stimmte ihr zu. Er erklärte, dass er ebenfalls ein nicht klar definierbares Gefühl von diesen Leuten vermittelt bekäme. Kade nickte immer wieder interessiert.

„Dann legen wir unseren Fokus mal auf die Schöne und die Biester am Bartresen“, sagte er lächelnd und sah zu der schwarzhaarigen Frau rüber. Einige Zeit verstrich und die drei beobachteten abwechselnd das angeregte Flirten am rechten Tisch. Die Annäherungsversuche gingen definitiv von der Frau aus, jedoch schien der Herr nicht abgeneigt zu sein. Ein Drink nach dem anderen wurde über den Tisch geschoben. Die attraktive Dame lehnte sich zu ihm rüber und gewährte damit tiefe Einblicke in ihr großzügig geschnittenes Kleid. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr. Valeria sah zu Kade. Dieser grinste schon wieder, während er die beiden unauffällig beobachtete.

„Das ist bestimmt nichts Jugendfreies“, kicherte er leise. Er rief den Kellner zu sich. Kade zahlte die Getränke und der Angestellte räumte den Tisch ab. Sekunden später stand das Paar vom Tisch auf und zusammen verließen sie die Bar. Der Mann war sichtlich angeheitert. Die drei blieben noch sitzen und, wie sie erwartet hatten, verließen keine Minute später die drei Männer vom Bartresen ebenfalls das Lokal. Valeria und Kade tauschten Blicke aus. Außerhalb der Bar setzten sie dem Pärchen in einem sicheren Abstand nach. Von den drei Männern war nichts mehr zu sehen. Die beiden liefen in einer eng umschlungenen Umarmung geradewegs auf den U-Bahnhof Ginza zu.

„Eine U-Bahn?“, fragte Valeria.

„Wird die nicht voller Menschen sein?“

„Normalerweise ja, aber nicht um die Uhrzeit. In der Regel hätten wir selbst in der Bar und auf den Straßen mehr Menschen sehen müssen, war aber nicht der Fall“, erwiderte Kade.

Das Paar stieg die Treppen zur U-Bahn hinab, dicht gefolgt von dem Trio. Die U-Bahn war wirklich so gut wie menschenleer. Es war still. Die Zielpersonen liefen durch eine Passage im U-Bahnbereich in Richtung des Bahnhofs Ginza-itchōme. In einer schlecht beleuchteten Abzweigung blieben sie stehen. Die Frau sah sich um, vermutlich um mögliche Zeugen auszuschließen. Sie drückte den Mann gegen die Wand, was ihm jedoch nichts ausmachte. Wahrscheinlich freute er sich bereits auf das Abenteuer. Valeria, Kade und Ares hielten sich hinter einer Abzweigung versteckt und warteten. Ares spähte hinter der Ecke hervor, beobachtend. Der Mann kicherte und streichelte gezielte Stellen am Körper der Frau. Plötzlich ertönten Schritte aus der Dunkelheit. Es waren mehrere und sie kamen näher. Bald darauf waren die beiden von den drei Männern aus der Bar eingekreist. Der Mann, der noch immer von der Frau gegen die Wand gedrückt wurde, wurde immer nervöser. Er versuchte dem Griff der schwarzhaarigen Lady zu entkommen, scheiterte aber immer wieder. Er wurde lauter, panischer. Die Männer kamen immer näher, es war, als würde sich eine Schlinge zuziehen. Kade stöhnte genervt und kam aus der Ecke hervor. Die Schritte seiner Schnürstiefel hallten durch den Gang. Ares und Valeria traten ebenfalls aus dem Versteck, blieben jedoch stehen. Zielstrebig und ohne einen Hauch von Furcht schritt er auf die Gruppe zu. Sein Auftreten zeugte von Selbstbewusstsein und das entging der zwielichtigen Gruppe auch nicht. Er zog ihre Blicke auf sich.

„Wer seid ihr?!“, rief einer der Männer in einem weißen Hemd.

„Oh, sprecht ihr alle meine Sprache?“, fragte Kade laut, seine Stimme hallte von den Wänden wieder. Die schwarzhaarige Frau im engen Kleid begutachtete ihn.

„Tun wir“, antwortete sie sinnlich.

„Wunderbar. Mein Japanisch reicht nämlich nur, um Alkohol zu bestellen.“ Er vergrub seine linke Hand in der Hosentasche.

„Das sind die Typen aus der Bar!“, rief ein anderer. Blicke wurden unter ihnen ausgetauscht.

„Das weiß ich selbst du Trottel“, antwortete der im weißen Hemd gereizt.

„Heute ist wohl unser Glückstag“, schnurrte der dritte im Bunde.

„Tjaaaa, wisst ihr, ich würde eher sagen, dass heute euer schlimmster Tag auf Erden ist“, entgegnete er und blieb dicht vor den Männern stehen.

„Und euer letzter“, fügte er kalt hinzu und zückte augenblicklich seine schwarz-goldene, umgebaute M1911, die er aus seinem Schulterholster zog. Durch seine Jacke waren dieser sowie die Waffe zuvor nicht sichtbar.  

Die Männer starrten zunächst gebannt auf den Lauf, dann lockerten sich ihre Schultern und sie begannen zu kichern.

„Ohhhh, willst du uns jetzt erschießen?“, spottete der dritte. Kade grinste.

„Genau das habe ich vor“, gab er ungeniert zu und betätigte den Abzug. Das Geräusch war ohrenbetäubend. Die Patronenhülse rollte laut über den Boden. Die Kugel drang in das Herz des Mannes ein und sobald dies geschehen war, gab es eine hörbare Explosion. Der Körper sackte in sich zusammen und rührte sich nicht mehr. Die restlichen Anwesenden starrten ihren Kollegen ungläubig an. Der Mann, der von der Frau noch immer festgehalten wurde, zitterte und schrie. Sofort hielt sie ihm den Mund zu.

„Wieso steht er nicht wieder auf?!“, rief der andere verängstigt.

„Weil er es nicht mehr kann. Er ist nämlich mausetot“, antwortete Kade höhnisch.

„Das glaube ich nicht“, stöhnte der im weißen Hemd.

„Glaub’s ruhig, Kumpel. Der steht nicht wieder auf. T.O.T.“, kicherte er. Valeria und Ares liefen zu Kade.

„Wartet!“, rief die Frau.

„Süße, ich warte doch“, äußerte Kade mit der Waffe hantierend.

„Ich warte darauf, dass du den Typen endlich loslässt.“ Er zielte mit der Halbautomatischen zwischen ihre Augen.

„Ihr versteht das nicht. Geht einfach!“, bat sie. Kade tat so, als würde er ernsthaft über ihre Worte nachdenken.

„Ich glaube nicht“, antwortete er kopfschüttelnd.

„Scheiß drauf!“, rief der im Hemd und krempelte sich die Ärmel hoch. Valeria und Ares nahmen Stellung ein.

„Nein! Lass sie! Zieht euch einfach zurück, Fremde“, sagte sie und orderte ihren Freund zurück. Kade schnalzte mit der Zunge.

„Wird nicht passieren, Schätzchen. Alles, was du dem netten Herren an der Wand sagen willst, sagst du mir zuerst.“ Er deutete mit dem Finger auf seine Brust.

Und dann wich die Vernunft und Zorn breitete sich in ihrem Gesicht aus. Sie stieß den Mann weg, welcher über den Boden rollte und nicht sofort auf die Beine kam. Valeria half ihm auf und sobald er Halt fand, spurtete er davon. Sie stellte sich zu den beiden Männern.

„Yuna?“, fragte der im Hemd, als würde er auf einen Befehl warten. Sie atmete tief durch.

„Ah… ihr seid von G.o.h. Ist doch so?“, fragte sie missbilligend. Kade verneigte sich.

„Können wir uns jetzt heißblütigerem zuwenden?“ Er zwinkerte ihr zu.

„Wo bleibt denn das Vorspiel?“, kicherte sie. „Unterhalten wir uns doch etwas.“ Kade seufzte laut.

„Genau aus diesem Grund hasse ich Vorspiele“, erklärte er Valeria grinsend.

„Wisst ihr überhaupt etwas über uns? Ich meine über uns und unserer kleinen Gruppierung? Oder tötet ihr einfach blind jeden, der nicht wie ihr ist?“

„Ihr tötet Menschen“, warf Ares ein.

„Und ihr tötet ebenfalls. Die Menschen töten sogar ihre eigenen Artgenossen. Wir töten, um zu überleben. Um unsere Mitglieder, unsere Familie zu ernähren“, erklärte sie aufgebracht.

„Familie?“, fragte Kade ungläubig mit einem Fünkchen Spott in der Stimme.

„Hört nicht auf die! Die erzählen alles, um am Leben zu bleiben. Sowas hatten wir schon tausend Mal“, schilderte Kade und zielte wieder mit dem Lauf der Waffe auf Yuna.

„Warte!“, schritt Valeria ein. Sie stellte sich neben Kade.

„Wer hat euch verwandelt?“, fragte sie ruhig.

„Wer?“, lachte Yuna. „Die Frage ist nicht Wer, sondern Was.“ Valeria verstand die Bedeutung dahinter nicht und auch Ares runzelte die Stirn.

„Das nette Geplänkel ist jetzt vorbei.“, knurrte Yuna und fuhr rasiermesserscharfe Krallen aus ihren Fingerkuppen.

Kade stieß Valeria hinter sich und zielte mit der M1911 auf Yunas Herz. Sie griff danach und hielt den Lauf der Waffe in einem festen Griff. Ihre Arme dehnten sich, steckten sich und wurden länger. Mit dem anderen Arm schoss sie auf Kades Brustkorb zu, dieser ließ blitzschnell seine Waffe los und sprang außer Reichweite. Noch bevor Kade einen stabilen Halt fand, schoss der im weißen Hemd auf ihn zu. Ein schwerer Faustschlag von Ares schmetterte ihn durch die Wand. Kade pfiff anerkennend. Staubwolken hüllten die Kämpfenden ein. Eine Figur schnitt unglaublich schnell durch die dichten Wolken und versetzte Kade einen seitlichen Tritt gegen den Oberarm. Zu seiner Verwunderung spürte er nur den Stoß, jedoch keine Schmerzen. Als sich der Staub legte, sah er, dass Valeria den Tritt abgewehrt hatte.

„Heh, jetzt werde ich schon von einer Frau beschützt“, kicherte er kopfschüttelnd. Valeria hielt das Bein des zweiten Mannes fest umschlungen. Geröll bröckelte von der Wand und aus dem dunklen Loch taumelte der leicht benommene Typ im weißen Hemd.

Ein Schuss fiel, gefolgt von einem Aufschrei. Es war Ares. Valeria und Kade sahen erschrocken zu ihm. Seine rechte Hand wurde vom Geschoss zerfetzt und er hielt sich den stark blutenden Stumpf. Sofort wurde er von dem Typen im Hemd attackiert und zu Boden gerissen. Valeria warf Yuna einen abgrundtief bösen Blick zu, der sagte, dass sie sie dafür umbringen würde. Ihre Umklammerung um das Bein wurde fester, bis seine Knochen brachen. Er stöhnte schmerzhaft auf. Sie schleuderte ihn von sich und auch er brach durch eine Wand. Yuna zielte mit der Handfeuerwaffe auf Valeria. Grinsend legte sie ihren Zeigefinger um den Abzug. Ares und sein Gegenspieler rangen noch immer miteinander. Ein entsetzliches reißendes Geräusch ertönte und lenkte Yuna für wenige Sekunden ab. Kade und Valeria stürmten beide auf sie zu. Sie fokussierte sich wieder, zielte auf Valeria und drückte ab. Die Kugel verfehlte sie knapp am linken Auge und schlug in einer Säule ein, wo sie sogleich detonierte. Kade ergriff ihren Arm, er wurde von ihr allerdings abgeschüttelt und rollte über den Boden. Valeria warf sich auf den Boden, rutschte über diesen zwischen ihren Beinen hindurch, stützte sich augenblicklich ab und griff sie von hinten an. Sie packte Yuna an der Kehle und mit ihrer rechten Hand zog sie den Arm, dessen Hand die Waffe hielt, in die Luft. Kade rappelte sich auf, rannte auf die beiden zu und entwaffnete Yuna. Auch nachdem Yuna entwaffnet wurde, ließ sie sie nicht los. Sie leistete keinerlei Widerstand mehr. Sie starrte einfach entsetzt zu Ares. Kade folgte ihrem Blick.

Ares‘ Arm war komplett kristallisiert. In seiner regenerierten Hand hielt er ein noch schlagendes Herz. Der Körper des Mannes, mit dem er zuvor noch gerungen hatte, versuchte sich verzweifelt zu erheben.

„Bitte…“, keuchte Yuna. „Lass ihn leben. Ihn und den anderen, ich bitte euch.“ Valeria ließ sie los und schritt zügig zu Ares. Sie umarmte ihn. Sein Blick fokussierte einzig und allein Yuna, die sämtliche Kampfhandlungen eingestellt hatte und jetzt wieder mehr einem Menschen glich. Valeria löste ihre Umarmung und schritt zurück. Ares hielt Yuna das Herz entgegen. Fasziniert starrte Kade auf den rotglänzenden Arm. Die Steine wuchsen und immer mehr ragten aus seinem Arm. Sein Griff um das Herz verstärkte sich, was seinen Eigentümer schmerzhaft aufstöhnen ließ. Wenn er es zerquetschen würde, würde er tatsächlich sterben.

„Bitte nicht!“, schrie Yuna und fiel auf die Knie. Weder Valeria noch Kade griffen ein. Sie überließen die Entscheidung über Leben und Tod einzig und allein ihm.

Impulsiv drückte er mit einer enormen Stärke zu und das Herz zerplatzte zwischen seinen von Steinen überzogenen Fingern. Tränen liefen Yuna über die Wangen. Der letzte Mann kämpfte sich aus dem Loch in der Wand, in die er geschleudert wurde. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, schoss Kade zwei Mal auf diesen. Die Kugeln detonierten in seiner Brust. Er brach regungslos zusammen. Er war tot. Ein qualvoller Schrei entwich Yunas Kehle und hallte durch die gesamte Station.

Valeria lief zu ihr. Als sie vor ihr stand, blickte sie kalt auf Yuna herab. Aufgeregte Stimmen hallten durch die Station.

„Ah, shit“, sagte Kade und steckte seine Waffe zurück in den Halter.

„Valeria, beeil dich!“, bat er während er in Richtung der Stimmen lief.

Yuna erhob ihr Haupt und sah Valeria an.

„Tu es!“, sagte sie mit tränenverschmiertem Gesicht.

„Die anderen aus deiner Gruppe?“, entgegnete Valeria. Ein boshaftes Gelächter erklang.

„Vergiss es. Sie sind meine Familie. Meine Kinder. Tu, was du tun musst, nur halt einfach die Klappe!“

Eine laute Unterhaltung, die beinahe nach einer Auseinandersetzung klang, war zu hören. Kade argumentierte scheinbar lautstark mit mehreren Männern.

Valeria winkelte ihren Arm an. Die Zeit schien für wenige Sekunden stehengeblieben.

Dann stieß sie zu.

Als Ares und Valeria zu Kade hinzustießen, war es diesem gerade gelungen, die Polizei abzuwimmeln. Er verbeugte sich und seufzte laut. Wenige Sekunden sah er ihnen noch nach, bevor er sich an Valeria wand.

„Fertig?“, fragte er erschöpft klingend. Sie nickte zustimmend.

„Key…“, begann er und zog sein weißes Smartphone aus der Hosentasche. Er wählte eine Nummer und wartete. Lange schien niemand abzunehmen, doch dann hörte man eine leise Stimme durch den Lautsprecher.

„Ah, hey ich – warte, hast du geschlafen?“, fragte Kade. Die Stimme am anderen Ende klang aufgebracht und wurde lauter.

„Natürlich hab ich geschlafen, hast du mal auf die Uhr geguckt?!“, meckerte die Stimme. Kade entfernte seinen Kopf vom Lautsprecher und verzog das Gesicht.

„Aufräumzeit!“, rief Kade in den Hörer und gab dem Gesprächspartner die genaue Position durch. Danach verabschiedeten sie sich und er legte auf. Still sah er abwechselnd zu Valeria und dann wieder zu Ares. Er hob anerkennend seinen rechten Daumen nach oben.

„Sie sterben alle, wenn man das Herz zerstört?“, erkundigte sich Valeria.

„Ja. Zumindest die, mit denen wir es bislang zu tun hatten. Wusstest du das nicht?“

„Nein. In Toshima, da war dieser Abgestoßene, sein Name war Vincent. Er hat mich so wütend gemacht, dass ich ihm am Ende das Herz aus der Brust riss und zerquetschte. Ich wollte ihn einfach leiden lassen. War eher Zufall“, erklärte sie.

„Wie ist das bei euch? Würdet ihr auf dieselbe Weise sterben?“

„Ich weiß es nicht“, entgegnete Valeria leise.

„Was ist das für Munition, die du verwendest? So etwas habe ich noch nie gesehen“, unterbrach Ares ihr Gespräch und sah dabei auf seine rechte Hand.

„Oh, ja. Die nennt sich Pulsar Munition. So ein Mitglied, ich glaube, Oda war sein Name, hat sie speziell für uns entwickelt. Hab den Typen nie getroffen, aber er ist ein verdammtes Genie. Wir wissen, dass sie sterben, sobald ihr Herz zerstört wird, aber wir hatten einfach nicht die Möglichkeit, das Teil soweit zu beschädigen, dass es sich nicht mehr regenerieren konnte, und da kam Oda. Die Projektile detonieren, sobald sie ins Ziel eindringen, und haben eine krasse Zerstörungskraft. Hat sich bisher bewährt“, erklärte er zufrieden, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Valeria.

„Hat sie dir etwas verraten? Zum Beispiel, wie viele sie sind? Wo sie sich verstecken?“, fragte er interessiert.

„Nein. Nichts. Sie wollte die anderen um jeden Preis schützen“, antwortete Valeria. Kade kratzte sich am Kopf.

„Na macht nichts. Wir finden den Rest schon noch. Und wir können auch einen kleinen Sieg verbuchen.“ Kade und die anderen liefen gemeinsam aus der U-Bahn-Station, während er sprach.

„Nicht nur wissen wir jetzt, dass ihr beide ein Gespür für die Veayobak habt, wir haben auch noch welche aus der Gruppierung unschädlich machen und obendrein ein Leben retten können.“ Er klang etwas stolz.

„Und die Krönung ist, dass ihr Aveline kennengelernt habt“, sagte er erhobenen Hauptes und klang, als hätten die beiden die Queen persönlich getroffen.

„Wer ist Aveline?“, fragte Valeria nachdenklich.

Kade blieb stehen. Sie sahen zu ihm. Er zog seine Jacke aus und stand nun in seinem blassroten Shirt mit schwarzem V-Ausschnitt vor ihnen. Er hob protzend beide Arme und zog seine Pistole aus dem Halter. Er drehte die schwarz-goldene M1911 hin und her. Beide sahen ihn verwirrt an. Er seufzte.

„Ernsthaft?“, fragte er und hob dabei erneut beide Arme.

„DAS ist Aveline.“ Er sah die Waffe verliebt an. Valeria stand mit offenem Mund da. Ein erstauntes „Oh!“ war alles, was sie hervorbrachte.

„Ich weiß. Ist sie nicht wunderschön?“, äußerte er schmachtend.

Kade war überaus stolz auf seine Aveline, da er sie selbst umgebaut hatte. Er hatte den Griff auf die besonders hohe Belastung beim Schnellfeuern abgestimmt. Den Abzugsschutz hatte er umgebaut, um die Finger nicht zu behindern. Das Korn hatte er abgenommen. Dies bedeutete zwar weniger Präzision, aber auch weniger Gewicht. Zusätzlich hatte er sein Lieblingsstück so umfunktioniert, dass die doppelte Anzahl an Patronen nachgeladen werden konnten.

Valeria und Ares wechselten einen irritierten Blick und während Kade seine Aveline weiter anschmachtete, entfernten sich die beiden stetig von ihm.

„Verstehe. Danke für die Berichterstattung“, sagte James müde.

„Wir werden als nächstes zusammentragen, wo die bisherigen Leichen gefunden wurden, und eventuell können wir das Gebiet einkreisen. Möglicherweise ist ihr Unterschlupf in der Nähe der Station. Aiden und der Rest des Teams werden sich darum kümmern. Wenn Yuna und die Männer für die Jagd zuständig waren und andere Mitglieder mit Blut versorgt haben, ist es möglich, dass der Rest auf sie angewiesen war. Ihr habt gute Arbeit geleistet. Jetzt erholt euch.“ Mit diesen Worten stand er auf, wünschte Kade, Valeria und Ares eine gute Nacht und verließ die Wohnung.

Kade ließ sich gähnend rücklings auf die Couch fallen. Valeria und Ares saßen ihm gegenüber. Blinzelt sah er sie an.

„Ich muss schon sagen, die Nummer mit dem Arm war ziemlich cool. Ist das wie bei deinem Schwert, Valeria?“

Stille.

„Was ist los?“, fragte er Valeria, als er bemerkte, dass sie völlig in Gedanken versunken schien. Überrascht sah sie ihn an.

„Nichts“, entgegnete sie lächelnd und erhob sich von ihrem Platz.

„Ich gehe dann auch mal schlafen“, sagte sie, während sie um die Couch lief.

„Ich denke, du musst nicht schlafen?“

„Muss ich nicht, tue ich aber trotzdem gerne“, antwortete sie, als sie sich entfernte.

Ares nahm im Sessel Platz, während Valeria sich auf das Bett setzte. Sie starrte die Wand an.

„Was hast du?“, fragte Ares fürsorglich.

„Ich frage mich, ob es stimmt. Was Yuna sagte, meine ich. Sie hat die anderen als ihre Familie, ihre Kinder bezeichnet. Was, wenn sie wirklich keine andere Wahl hatten?“

Ares zog sein rechtes Bein an.

„Ich weiß es auch nicht. Aber Kade sagte, dass sie eine solche Situation schon öfter hatten. Denkst du nicht, dass sie aufgrund ihrer Erfahrung eher wissen, was wahr oder falsch ist?“

„Ja, aber Kade ist so impulsiv. Vielleicht… vielleicht hast du Recht und ich mache mir einfach zu viele Gedanken“, sagte sie und ließ sich auf das Bett fallen. Sie streckte ihren rechten Arm zur Decke hinauf.

„Ich weiß nur eines. Ich würde ebenfalls niemals zulassen, dass jemand meiner Familie Schaden zufügt. Weder dir noch Soma.“

Saint-Germain-des-Vaux, Frankreich, nahe der Halbinsel Pointe du Nez Cabot.

Die schiefen Töne einer unsauber gespielten Akustikgitarre klangen durch die Flure des Anwesens. Soma saß, einzig mit einer schwarzen Jeans bekleidet, auf der Bettkante, die Gitarre in seinen Händen. Gelangweilt schlug er erneut Töne an, die für ein geübtes Ohr wohl pure Folter bedeutet hätten. Geladene, schnelle Schritte waren auf dem Parkettboden im Flur zu hören. Soma zog grinsend den linken Mundwinkel in die Höhe. Die angelehnte Tür zu seinem Zimmer wurde wuchtvoll aufgestoßen und ein junger Mann in einem roten Long Loose Tank Top mit offenen Kanten und einer verwaschenen, grauen Jeans stand im Raum. Seine schwarzen Haare trug er als mittelkurzen Undercut mit Mittelscheitel, wobei er sie stets zu einem Seitenscheitel kämmte, sodass die meisten Haare zur linken Seite fielen und die rechte dadurch kürzer wirkte. Ein direkter, böser Blick signalisierte seine Wut. Die Augenbrauen waren stark zusammengezogen. Soma schenkte ihm einen flüchtigen, verspielten Blick und spielte einen schiefen C-Akkord.

„Emil, wie schön, dich zu sehen“, plauderte Soma zufrieden drauflos, noch bevor sein aufgebrachter Gegenüber etwas sagen konnte.

„Ja, ja, spar dir den Mist!“, antwortete er gereizt.

„Wieso tust du das? Wieso stresst du mich so sehr?“, rief er fragend und hob die Schultern an.

„Vielleicht, weil ich es mag, dich zu ärgern? Vielleicht, weil ich dich sehen wollte?“, gestand Soma mit zärtlicher Stimme.

„Klar, und jetzt stellen wir erschrocken fest, dass du schwul bist“, erwiderte Emil sarkastisch.

„Ich bin nicht schwul“, verneinte Soma mit einem warmen Lächeln.

„Du spielst also absichtlich beschissen, damit ich angerannt komme und du mich sehen kannst? Klingt für mich schon etwas schwul“, beharrte er und hob kurz beide Augenbrauen. Soma kicherte niedlich.

„Weshalb kommst du denn überhaupt angerannt? Du könntest mich ebenso gut ignorieren.“

„Weil ich mich vorbereiten muss und ich mich durch den Scheiß, den du hier fabrizierst, nicht konzentrieren kann“, antwortete er. Soma sah auf den fingerlosen, ledernen Handschuh, auf den Emil mit einem roten Marker Get Smoked geschrieben hatte. Es war gespiegelt, sodass Soma den Text ohne Probleme lesen konnte.

„Im Übrigen hältst du sie falsch. Du bist doch Rechtshänder?“ Soma sah auf die Gitarre, dann wieder zu Emil.

„Setz dich doch zu mir! Dann kannst du mir zeigen, wie man sie richtig hält“, grinste er Emil an. Angewidert drehte dieser seinen Kopf zur Seite.

„Ugh… Ich bin nicht schwul“, äffte er Soma nach und dieser lachte herzhaft.

„Ich hasse dich“, zischte Emil, der sich kopfschüttelnd entfernte.

„Das ist schade, ich mag dich nämlich“, merkte Soma an und schlug die Saiten der Gitarre in einer lockeren, entspannten Bewegung an.

Es erklang ein perfekter G-Akkord.

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