ExperimenteGeisteskrankheitLangeTod

Thanatos

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Sanft strich seine Hand durch ihre vollen und blonden Haare, als er sie mit einer Hand zu sich zog und sie in einem langen und intensiven Kuss versanken. Die Welt um sie herum schien so, als würde sie für einen ganz und gar kurzen Moment stillstehen, als könnten sie sich der größten aller Gewalten, der der Zeit widersetzen. Liebe, ein verrücktes Wort, verbunden mit ebenso viel Schönem wie Schlechtem. Sie hüllt die zwei gefundenen Personen in eine weiche und sanfte Wolke, welche sie immer und immer wieder sanft und ohne Druck zusammenführt und das Verlangen entfacht einander so nah zu sein, wie es Menschen nur möglich ist. Sie füllt sie voller süßer Gier nacheinander und dem innigen und nicht enden wollenden Wunsch alles für einander zu tun, füreinander zu leben und füreinander zu sterben. Nichts als der Tod selbst ist eine solch gespaltene Klinge wie die Liebe, nimmt und gibt so viel gleichzeitig und durcheinander. Natürlich ist auch der Tod nur ein Wort. Was ist schwerer zu verstehen, der Tod, oder doch die Liebe? Wer weiß, doch eines ist klar, beides ist erlösend und befreiend für die Betroffenen, doch hart für alle anderen. Der Tod ist der letzte Egoismus und die Liebe der Erste. Ja, denn die sanfte umhüllende Wolke ist ebenso ein Gift und zerstörerisch. Wie ein unaufhaltsamer Sturm zerbricht die Schale der Freude für den Anderen und legt das offen was wirklich dort ist. Neid. Während die Liebenden im Auge des Sturms stehen sind all die armen Einsamen ihm genau ausgeliefert. Ist das Fair? Wer weiß, doch eines ist klar. Manchmal überwiegt die Rache auch die ach so unendliche Liebe. Manchmal, da ist gar die Liebe selbst der Zorn und zwingt einen diese schmerzende Rache auf. Der Mann unterbricht den Kuss und lächelt seine über alles geliebte Frau an, sie lächelt zurück, giert nach mehr Liebe, mehr Aufmerksamkeit, einfach mehr von allem. Der Mann würde all so gerne seinen Trieben nachgehen um ihre zu befriedigen, doch mit leerem Magen liebt es sich schlecht. Er küsst sie ein weiteres Mal, diesmal mit weniger Zuneigung, fast so, als wäre er während des Kusses schon den ersten Schritt aus der offenen Wohnungstür gegangen. Sie bemerkte es und opferte sich auf, Liebe.

„Du musst los, sonst kommst du womöglich noch zu spät!“, ihre Augen redeten andere Worte, als ihr gieriger Mund. „Bleib da! Bleib da! Bleib da!“, schrien sie im Unhörbaren. Der Mann musste es hören, doch er nickte nur, zog sich seinen altmodischen und ausgetragenen Hut mit Krempe an und drehte sich um. Er verließ das Haus, welches sie sich zusammen aufgebaut hatten. Er öffnete den Kofferraum und warf seine Aktentasche unwillig in diesen, dann knallte er ihn zu. „Fahr vorsichtig…“, wieder schreien ihre Augen. „Fahr gar nicht, bleib hier!“ Hört er es wirklich nicht, oder macht er sich selbst taub und blind? Die Tür schließt
sich und der Motor startet. Sie sieht dem Wagen hinterher, sehe ich da eine
Träne? Oh, ihre Augen mussten geschrien haben bis sie bluteten, einfach
tragisch. Kein Giftiger Trunk, kein Dolch ins Herz, kein Drama könnte diesen
Moment an Tragik überbieten. Die geliebte Frau, welchen ihren Mann zum letzten
Mal sieht. Sie hätte ihn mehr geküsst, ihr Mund hätte das geschrien was ihre
Augen brüllten und sie hätte ihn niemals losgelassen, wenn sie das gewusst
hätte. Doch natürlich wusste sie es nicht. Das Leben gibt einem keine
Warnungen, keine Hinweise und vor allem keine zweiten Chancen. Es schreit einen
nicht so an, wie es Mensch getan hätte. Nur Menschen gaben Hinweise, nur
Menschen warnten einen vor der kommenden Gefahr und auch nur Menschen hatten
das Privileg zweite Chancen zu ermöglichen. Egal ob dieser Mensch man selbst,
oder jemand anders ist. Doch so ist es gut. Würde der Tod doch jegliche
Bedeutung und jegliche kraftvolle Auswirkung verlieren, wenn er ein warnen
würde, oder gar eine zweite Chance geben würde. Dumme Gedanken, dumme Gedanken
die mich öfter verfolgten und mir einfach keine Ruhe lassen wollten. Dieser
ewige Trieb nach Wissen, nach Macht.

Ich sah der Frau nach und als sie nach
einem letzten, theatralischen und weinerlichen Blick die Tür geschlossen hatte
stand ich aus meinem, für einen Mann wie ich es war viel zu dreckigen Versteck,
im Rosenbusch auf und trat auf die Straße. Es war kühl und leer. Eine passende
Szenerie für den Abschied. Ich sah auf das kleine Display, dass ich vorsorglich
verkabelt hatte. Ich war wie das Leben, keine zweite Chance, nichts
dergleichen. Ich musste nur ein kurzes Stück wandern, bevor ich meinen Wagen
erreichte und dem Mann mit größerem Abstand folgte. Es war nicht so, als würde
ich ihm folgen, denn dies tat ich nur indirekt. Hunderte Male war ich dem Mann
gefolgt, hatte ihn beobachtet, so, wie ich es auch mit seiner Frau getan hatte.
Ich musste mir einfach sicher sein, sicher sein, dass die beiden zusammen
glücklich alt werden würden, Kinder bekommen würden und ihre Triebe befriedigen
würden. Es ist nicht leicht Gespieltes von Echtem zu unterscheiden, auch wenn
es hier einen kleinen „Fehler„ in meiner absolut perfekten Recherche gab. Ich
fühlte mich wie ein Jäger, welcher unter der drückenden Hitze einem Löwen
hinterherjagte, nur um dann zu sehen, wie es über einen anderen Löwen her viel.
Das war natürlich nichts allzu Besonderes, aber dennoch verwirrte es mich,
brachte mich ins Wanken auf meinem Hochsitz und erschwerte den Schuss. Ein
Schuss direkt in das verwundbare Herz. Schlussendlich bemerkte ich doch, dass
die anderen Löwen nicht das Vertrauen verloren, sie sahen es ja nicht. Für sie
war Fleisch gleich Fleisch. Was ein dummer Vergleich, so undurchsichtig und
schwer zu verstehen. So unnötig verstrickt, wobei die Thematik doch so simpel
ist. Auch wenn er seine Frau liebte kommt Langeweile auf ist ja egal ob das
Andere schlechter ist, Hauptsache es ist was Anderes. Als ich das sah bemerkte
ich, dass Liebe und der Trieb nach Liebe zwei Paar Schuhe waren. Ähnliche
Schuhe, doch ganz andere Sohlen hatten sie. Die eine war wackelig und die
andere fest wie Stein. Man sollte nicht zwei verschiede Schuhe tragen, nicht
zweigleisig fahren. Das Auto des Mannes hielt vor der kleinen Firma, ich hielt
auf einem Parkplatz hinter dem Zaun. Wir stiegen zeitgleich aus, mit dem selben
Ziel. Unsere Triebe befriedigen. Er griff die Hand der jungen und hübschen
Sekretärin, ich die Zange auf meinem Rücksitz.

Ich musste nichts befürchten,
niemand würde mich sehen. Der Mann log seine Frau schon ewig an, erst in einer
Stunde würden seine Kollegen da sein, eine Stunde in welcher er und diese
Andere alleine wären. Ich musste lächeln als ich an das dachte, was sie da
drinnen tun würden, vorstellen musste ich es mir jedoch nicht, die hunderten
Bilder, die ich geschossen hatte reichten mir. Es war auch ein niederer
Anblick. Diese zweitklassige Frau, liegend auf dem Schreibtisch und der
drittklassige Mann über ihr. Gespieltes Stöhnen, unnötige Befriedigung, welche
mit seiner ersten Wahl genauso gut gewesen wäre. Macht ein schlechtes Gewissen
den Akt besser? Eine interessante Hypothese. Während ich still lächelnd über
den Beton zu dem Auto des Mannes wanderte ließ ich diesen dummen Gedanken zu,
stellte ihn auf eine höhere Ebene meiner Gedanken. Wie ein Pendel wanderte er
zwischen dem Fakt, dass es sich sicher gleich anfühlte und der Frage warum er
es dann tat hin und her. Ich hatte in meinem Leben viel recherchiert. Wenn ich
darüber nachdachte war jedes Gespräch, jede Begegnung und jeder stille Moment
zum denken Recherche gewesen. Mir viel auf, dass Menschen immer den
Nervenkitzel suchten. Den Kitzel der Konkurrenz. Wer hatte das schönere Auto,
das größere Haus, die meisten Liebhaberinnen? Womöglich war das ebenso ein Trieb.
Ich dachte über einen passenden Namen nach. Der Trieb der Spannung. Ja, das war
es. Vermutlich verhielt es sich bei ihm ähnlich wie bei dem Trieb der Macht. Je
mehr man hat umso mehr braucht man um wieder dasselbe Gefühl, den selben Kick
zu bekommen. So war es auch bei diesem Mann gewesen. Seine Seitensprünge
begannen mit kurzen Besuchen bei Professionellen, wanderten weiter zu One-Night-Stands,
nur um dann hier zu enden wo er nun stand. Ich strich mit meiner Hand über den
heißen Lack. Auch wenn es kalt war stand die Sonne weit oben am Himmel. Der
Mann erinnerte mich für einen Moment an Ikarus. Er hatte einfach zu viel
gewollt, seine Triebe hatten ihn zu nah an die Sonne des Verrats gebracht und
nun war ich da um ihn zurück auf den Boden der Tatsachen zu befördern. Ich
kniete mich hin. Es war nicht schwer den Draht zu finden und mit der Schere zu
durchtrennen. Ich hatte mich nie für so dumme Dinge wie Autos interessiert,
doch eine halbe Stunde in der Bibliothek hatte mich zu einem experten im
Bremsen manipulieren gemacht. Schnell stand ich wieder auf, strich meinen
Mantel glatt, besser als das im Rosenbusch, und verließ hastig den Parkplatz.

Nun hieß es warten. Doch was war ein Tag bei den Monaten der Vorbereitung,
welche ich hier rein investiert hatte? Nichts. Ich fuhr zu dieser einen
besonderen Stelle und stellte meinen Wagen auf den Parkplatz eines leeren
Kaffees. Entspannt genoss ich ein wärmendes Getränk, während ich die Sonne
genoss und geduldig wartete. Es war spät geworden, die Sonne hatte ihren Platz
am Himmel für ihren silbernen Bruder geräumt und alles lag still und verlassen
da. Sie alle befriedigten ihren Trieb nach Ruhe, nur ich übte Verzicht um den
größten aller Triebe zu erleben. Ein wildes Brummen, gefolgt von einem Schrei
und einem lauten Krachen, als die Schwerkraft und die Steigung des Berges ihr
übriges tun. Ich stand auf und griff meine Kamera. Schnell eilte ich zu den
elenden Trümmern von Metall und Holz.  Es
tat mir leid für den Baum, dass ich ihn so übel ausnutzen musste, doch es war nicht
in meiner Hand gelegen. Ich schlug mit meinem Ellenbogen die letzte heile
Scheibe ein um den perfekten Blick auf die würgenden Überreste des Mannes zu
bekommen. Ich hob das Objektiv, schloss mein eines Auge und drückte ab. Viel
angenehmere Bilder, als sein Zusammensein mit der Sekretärin. Ich war
vielleicht triebgesteuert wie all die Anderen, doch lange nicht so voller
Perversion. Hm, eine Lüge um mich selbst zu rechtfertigen? Müssen Perversionen
sexuellen Ursprunges sein? Egal. Klick, wundervolle Großaufnahme des Schädels,
wie dieser erst mit voller Wucht gegen das Lenkrad geschleudert wurde und dann,
ohne dass der Mann davon wohl noch viel mitbekam, von dem Airbag zurück in den
Sitz gepresst wurde, wo er immer noch verharrte. Klick, ah, ein großartiges
Bild des Armes, welcher wohl im Moment des Aufpralls komplett ausgestreckt am
Lenkrad war und sich dort festklammerte. Er hatte sich nicht bewegt, der
Knochen des Unterarms hatte wohl andere Pläne gehabt und sich aus dem Gelenk
gelöst um blutig aus der Biegung zu Breschen. Klick, haha, das war lustig.
Seine Tasche hatte sich geöffnet und ein paar der Kondome hatte sich über ihn
verteilt, als die Tasche durch die Wundschutzscheibe geschleudert wurde. Hätte
er sie doch wieder in den Kofferraum gelegt, tja. Ich sah mich um, langsam
wurde die Straße lebendiger. Ok, ich griff in die Trümmer und überprüfte den
Puls des Mannes. Lächerlich schwach, er würde bald davonfahren. Diesmal nicht
wortwörtlich. Schnell sammelte ich die Kondome noch ein und verschwand dann in
der Dunkelheit. Ich beobachtete, wie sich mehr und mehr Leute um den
Unfallwagen sammelten. Sie schreien, weinten, beteten, doch sie sahen nicht
weg. War ich nun komplett dumm geworden, oder widersprachen sie sich damit
grade selbst, ohne etwas zu sagen? Als würden sie erbrechen, während sie dem
Koch sagten, dass es köstlich geschmeckt habe. Ich machte auch davon ein paar
Bilder. Rein aus Erfahrung musste auch dahinter wohl ein Trieb liegen, doch
welcher? Verrückt, dass mir dieser Gedanke erst jetzt kam. So war es mir doch
schon oft aufgefallen, dass Menschen nur Nachrichten schauen, wenn darin von
etwas Grauenhaften berichtet wird. Sie alle scheinen schon fast so, als würden
sie hoffen, dass ein Kameramann einen Fehler beim Schnitt geschehen wäre und sie
endlich die Chance hätten eine Leiche zu sehen. Eine richtig echte Leiche!

Es
erfüllte mich mit Freude, dass ich immerhin den paar Bewohnern der Straße
diesen Gefallen tun konnte. So, noch ein Bild von den antreffenden Notärzten
und der Polizei und dann würde ich gehen. Ich musste mich beeilen. Ich wollte
bei dem Haus des Mannes und seiner ach so Geleibten sein, wenn sie es erfahren
würde. Oh, was würde wohl geschehen? Ich parkte mein Auto an derselben Stelle
wie am heutigen Morgen und lauerte nahe des Zauns. Ich wollte nicht, dass die
Polizisten mich sehen würden. Es waren keine 10 Minuten vergangen, da sah ich
auch schon den mir gut bekannten Wagen um die Ecke der Straße biegen. Er parkte
vor der Einfahrt und zwei ernst blickende Möchtegerns Stiegen aus. Ich kauerte
mich nervös zusammen, betete innerlich, dass sie so reagieren würde, wie ich
mir das von ihr so sehr erhoffte. Die Männer klingelten, oh, da kam die Frau!
Schnell zog ich das kleine Display heraus. Natürlich hatte ich die Wohnung
verwanzt. Ich wollte alles live mitverfolgen. Die Worte der Polizisten, ernst
und mitfühlend. Die Mimik der Frau, von einem besorgten Lächeln zu einer vor
Trauer verzerrten Mine. Langsam brach ihre Libido, ihr Wille. Mit ihrem Mann
waren viele ihrer Wünsche gestorben. Vermutlich wusste sie selbst nicht einmal,
dass sie nur ihren unerfüllten Trieben nachweinte. Keine Fortpflanzung, ihr
Blut würde vergehen. Sie würde alleine sterben. Die Exposition! Die Geburt des
Destudo! Die Polizisten schickte sie davon, wollte nichts von ihnen hören,
nichts von ihnen sehen. Lustig, dass sie nicht einmal alles wusste. Alles hatte
ich, nur ich und bald würde ich es ihr zeigen. Ich musste nur ein wenig warten.

Gebrochen: Trieb der Sexualität,
Trieb des Schlafes

Die folgenden Tage der Beobachtung
zeigten ein einheitliches Schema. Sie zeigte steigende Aggressionen und Trauer,
welche oft ineinander um schwangen. Ihre Trauer, gezeigt durch heftiges weinen,
wurde zu Wut, gezeigt durch das zerbrechen einer Vase. Auch in anderer Richtung
kam es zu Umschwüngen. Sie stellte viele Bilder ihres Mannes auf. Ich sah es
als verzweifelten Versuch sich an Schönes zu klammern. Doch leider vergeht
Schönes schnell und zurück bleibt nur die Trauer. Ein anderes Muster war die
Verweigerung des Schlafes und des Kontakts mit anderen Personen. Sie hatte seit
diesem einen Tag ihr Schlafzimmer nichtmehr betreten. Warum wollte sich mir
nicht so ganz erschließen. Vermutlich auch ein Teil der Trauerphase. Doch das
dritte und letzte klar zu erkennende Schemata gab mir die meiste Sicherheit,
dass mein kleiner Versuch sich richtig entwickelte. Sie gab sich keine Mühe
mehr gut auszusehen, duschte nur noch selten, trug jeden Tag dieselben Kleider,
schminkte sich nicht. All das hatte sie nur für ihn getan um ihm zu gefallen und
ihn so zu erregen. Ihre Sexualität war offensichtlich gestört. Sie aß immer
mehr und mehr und der einzige Grund ihr Haus zu verlassen war das besorgen von
immer mehr Nahrung. Alles entwickelte sich perfekt. Dann, mein Herz schlug fast
schon höher, als ich es durch eine der Wanzen erfuhr, kam endlich der Tag, an
welchem die Beisetzung stattfinden würde. Ja, sie würde hingehen und ihren
entstellten Mann sehen. Sie würde ihn so in Erinnerung behalten. Mit
zerschmettertem Kopf und verrenkten Gliedmaßen. Ich musste mich schweren
Herzens von dem Haus entfernen um zu meinem eigenen zu fahren. Ich musste
unbedingt persönlich bei der Zeremonie dabei sein. Seine Beerdigung wäre die
Geburtsstunde meines Aufstiegs. Ich wechselte meinen grauen Anzug zu einem
schwarzen und fuhr zurück zum Haus der Frau. Sie war grade dabei sich
anzuziehen und wow, selbst ich musste zugeben, dass sie nun nicht mehr als ein
Stück elend war. Ein Stück elend in einem sündhaft teuren Kleid, doch immer
noch nichts als Elend. Sie stieg in ein geliehenes Auto und verschwand um die
Ecke. Ich hatte alle Zeit der Welt, denn diesen langweiligen Kirchengang musste
ich mir nicht unbedingt ansehen. Pah, nichts als unnötige Zeitverschwendung in
der Hoffnung entgegen aller Logik nach dem Tod noch was zu erleben. Der Tod ist
jedoch absolut. Doch dieses eine Mal sollte es mir recht sein. Immerhin gab es
mir Zeit.

Ich lief unauffällig zum Eingang des Hauses und hob den Blumentopf,
unter welchem der Zweitschlüssel lag, hoch. Ein offensichtliches Versteck, doch
ich musste nicht suchen. Der Mann hatte in Zeiten meiner Observation oft diesen
Schlüssel benutzt, wenn er sich ausgeschlossen hatte. Ich öffnete die Tür und
betrat die Wohnung. Ich musste ein wenig würgen. Ich hatte es mir schon
gedacht, dass es hier stinken musste, wenn sie nie putzte, doch durch die
Kamera wirkte alles viel harmloser als in echt. Schnell wanderte ich durch den
Dreck und ging in die Küche. Ich öffnete den übervollen Kühlschrank, bevor ich
aus meiner Manteltasche eine kleine Ledertasche zog. Es war Zeit den nächsten
Trieb zu brechen, den Hunger. Schnell öffnete ich das Säckchen und füllte die
Spritze mit der besonderen kleinen Zutat für mein Experiment. Lange hatte ich
es vorbereitet und es war nicht leicht gewesen an diesen Stoff zu kommen. Ich
hatte mehrere falsche Freundschaften spielen lassen, um schließlich einen
Landwirt als einen engen Vertrauten mein Eigen nennen zu können. Lange genug
auf die Tränendrüse gedrückt gab er mir schließlich dieses Mittel, extra für
mein „Insektenproblem„. Ich hatte nur halb gelogen, schließlich waren diese
Triebe nicht mehr als Insekten, die den Menschen von innen auffraßen.
Parathion, oder kurz E609, nennt sich die braune Flüssigkeit in der Spritze. Im
Volksmund wird es auch Schwiegermutter Gift genannt. Es war mal sehr beliebt
bei Mördern, da es in höheren Dosierungen zu Krankheitsbildern einer schweren
Grippe führt, bis die Person schließlich daran stirbt. Dosiert man es in
geringen Mengen bleiben die unschönen Nebeneffekte, der Tod jedoch bleibt aus.
Damit war es das perfekte Utensil für das was ich wollte. Ich präparierte
sämtliche Lebensmittel, welche ich in der Küche fand mit einer minimalen Dosis
des Gifts, bevor ich alles wieder zusammenpackte und das Haus verließ. Ich kam
gerade noch rechtzeitig zu der Beerdigung.

Nur wenige Leute hatten sich an dem
kleinen Grab zusammengefunden und eine typisch depressive Stimmung dominierte
die Szenerie. Es fiel mir schwer ruhig zu bleiben und mich unter die wenigen
Gäste zu mischen, als der Sarg langsam in die letzte Ruhestätte hinabgelassen
wurde. Direkt daneben stand die weinende Frau, sie zitterte am ganzen Leib und
ihre Augenringe waren noch größer geworden. Die Blicke der anderen Gäste waren
ebenso finster, doch nicht einmal ein Viertel so traurig wie der der Frau. Langsam
zog die Frau einen Zettel aus ihrer Handtasche und räusperte sich. Eine Rede,
wie überraschend. Bei jeder Aussage, welche die Frau in ihre Rede einbrachte
wiedersprach ich innerlich. „Er war etwas Besonderes gewesen…“ Nein, nichts als
ein weiterer triebgesteuerter Perversling. „Immer hat er sich um das Wohl
anderer gesorgt und wollte ihnen helfen…“ Das sollte sie mal den duzenden
Firmen sagen, welche ihr Mann in seiner großartigen Karriere in den Ruin trieb.
Es würde die Hinterbliebenen derer, welche im Nachhinein Suizid begingen,
bestimmt interessieren, was ihnen der Tod des geliebten Vaters nun brachte. „Seinen
Freunden war er immer treu gebliebenen…“ Seine Sekretärin wohl eher. „Er war
der beste Ehemann gewesen, den ich mir hätte wünschen können…“ Innerlich
verfiel ich schon fast in einen Lachkrampf. Ja, war er wohl gewesen. Nachdem
die Frau nach der Rede wieder in Tränen ausbrach ging ich. Ich hatte genug
gesehen. Nun war wieder Zeit des Wartens. Kaum kam die Frau von der Beerdigung
zurück begann sie schon wieder zu essen, nichtsahnend, dass sie mir so komplett
in die Arme spielte. Das Gift wirkte exakt so, wie ich es gewollt hatte. Sie
verbrachte die meiste Zeit nur noch auf der Toilette, schlief noch weniger und
bald reduzierte sie die Nahrung, die sie zu sich nahm. Anfangs musste ich
ein-zwei Mal wieder einbrechen um das Essen zu manipulieren, doch schon wenige
Wochen nach der Beerdigung aß sie so gut wie nichts mehr. Sie magerte komplett
ab, und mit ihrem Körpergewicht schwand auch ihr Wille zu Leben. Eros
verhungerte nach und nach.

Gebrochen: Trieb des Essens

Mehrere Monate ließ ich das
Experiment einfach machen. Es entwickelte sich zu einem absoluten Selbstläufer
und eigentlich könnte ich sie durch das reine Verschonen schließlich an den
totalen Abgrund treiben, doch das reichte mir bei weitem nicht. Ich wollte sie
nicht aus dem Erdgeschoss fallen sehen, nein, sie sollte vom Dach stürzen. Das
würde alle so viel spektakulärer machen. Nun war es, fast drei Monate später,
also Zeit zum Handeln. Die Frau hatte sich, trotz ihrer starken Depressionen
für einen kleinen Job in einem Einkaufszentrum beworben und wurde tatsächlich
angenommen. Anfangs brachte mich das aus dem Konzept, doch nach längerem
überlegen war es einfach perfekt. Ich beobachtete sie auch während ihre Arbeit
genau, merkte mir ihre Geschwindigkeit beim Gehen und ihre Laufwege.

Dann, an
einem Samstag, an welchem der Laden so gut wie leer dalag war mein Moment
gekommen. Ich beobachte, wie die Frau mit einem Haufen Kleidern auf die Treppe
zuging. Perfekt, so könnte sie nicht sehen, was vor ihr lag. Schnell spannte
ich eine dünne Angelschnur so vor der Rolltreppe, dass diese sich bis zum
Reißen spannen würde. Ich platzierte mich unterhalb der Treppe und wartete auf
den Schrei, als die Frau an der halb gespannten Schnur hängen blieb. Die
Kleidung warf sie hoch in die Luft, das war mein Signal. Ich spurtete los,
schoss um die Ecke und stand genau an der richtigen Stelle um den Sturz der
Frau mit meinem eigenen Fallen zu bremsen. Ich sah an der auf mit liegenden
Frau vorbei und sah grade noch an einem kurzen schimmern im künstlichen Licht,
wie die Schnur riss und in die Mechanik der Treppe gezogen wurde. Alle Beweise
waren verschwunden. Ich ließ meine Rolle noch einmal durch meinen Kopf
schießen, dann sprach ich die Frau mit einem absolut perfekt gespielten Lächeln
an. „Sie sollten besser aufpassen meine Dame!“ Sie sah nach oben und starrte
mir für einen Moment in meine Augen, dann sah sie schüchtern nach unten und
sprang schnell auf. Alles lief perfekt. Ich war mir über meine Ausstrahlung
durchaus bewusst und wusste auch wie ich sie zu verändern hatte um absolut
alles bekommen zu können. „A-Alles in Ordnung. Verzeihen sie bitte meine
Tollpatschigkeit.“ Ihr stottert verriet mir, in Kombination zu ihrer leichten
Errötung, dass diese Situation über ein simples Gefühl von Peinlichkeit
hinausging. Ich hatte mal wieder alles perfekt gemacht und genauso gewirkt wie
ich es wollte. Nun aber weiter: „Ich bitte sie, das Glück muss sich doch nicht
entschuldigen, wenn es mir entgegengeflogen kommt!“ Sie wurde röter. „Oh, sie,
ich…“ Ich lächelte sie nur an. „Haben sie sich verletzt? Soll ich sie zu einem
Arzt begleiten?“ Es schien als würde sie in sich hineinhören. „Oh, das wäre
sehr freundlich, mein Bein tut schrecklich weh…“ Ich nickte nur freundlich.
Grade in diesem Moment kam die Chefin der Frau um die Ecke. Sie schien
erschrocken und aufgedreht. „Was ist passiert?“

Nach kürzen Erklärungen des
kleinen „Unfalls„ saßen die Frau und ich schon zusammen in meinem Wagen. Ich
hatte sogar noch gewitzelt, dass man doch nicht zu Fremden ins Auto steigen
sollte, das steigerte ihr Vertrauen nur. Natürlich tat es das. Ich nutzte die
Fahrt um sie in ein kleines Gespräch zu verwickeln, welches schon bald über simplen
Smalltalk hinausging. Sie erzählte mir von ihrem wunderschönen Haus und ich ihr
von meiner kleinen Wohnung und meiner umso netteren Sommerhütte am Meer. Ich
log nicht, es wäre schlecht für meinen Plan gewesen. Bald schon kamen wir auf
ihren Mann zu sprechen, die Stimmung kippte, doch nicht zu meinem Nachteil. In
Momenten der Trauer sind Menschen sehr leicht zu manipulieren und so saß ich
nicht einmal zwei Stunden später winkend in meinem Auto und sah noch, wie die
Frau zurück in ihr Haus ging. Ich lächelte, als ich mein Handy herauszog und
ihre Nummer ansah. Menschen waren viel zu simpel, dafür, dass sie so
kompliziert waren. Ich wäre ihr Ventil um ihren ersten verlorenen Trieb
wiederzugeben. So sollte es sein. Ich fuhr um die Ecke und sah in das kleine
Display der versteckten Kameras in ihrer Wohnung. Oh, was sah ich denn da? Sie
hatte sich sofort ihre Uniform ausgezogen und begann nun ihre Putzsachen zu
richten. Fasziniert saß ich in meinem Auto, schaltete leise das Radio an und
beobachtete sie, wie sie voller lange verlorener Energie den kleinen Putzteufel
hinausließ. Dabei lächelte sie die ganze Zeit. Ich hatte ihr versprochen mich
bald bei ihr zu melden und um nichts in der Welt würde ich dieses Versprechen
an sie brechen. Ich würde ihr all meine Zeit opfern, besser gesagt meinem
Experiment. Nach nicht einmal zwei Stunden glänzte die Wohnung, sie räumte
gerade einen Besen zurück in den Schrank, als sie gegen eines der Bilder ihres
Mannes stieß und dieses zu Bruch ging, als es auf den Boden viel. Sie hob es
langsam auf, sah es an und hielt inne. Ich hielt meinen Atem an. Was würde
passieren? Würde sie zu sehr an ihrem Mann hängen?

Die Erleichterung: Sie
drehte das Bild um und legte es ebenso in den Schrank, zusammen mit all den
anderen Bildern. Ja! Ich hatte eine einzigartige Chance bekommen und diese
würde ich nutzen. Es wurde Zeit ihrem Eras, ihrem Lebenstrieb neue Energie zu
geben. Ich wäre ihr Libido, ihr Grund zu leben und könnte damit in die letzte
Phase übergehen. Nochmals bestätigt wurde ich in meinem Glauben, als sie an
diesem Abend nach einer langen Dusche in ihrem Schlafzimmer verschwand und kurz
darauf absolut eindeutige Geräusche aus den Lautsprechern des Displays klangen.
Ich hatte ihren Sexualtrieb wiederbelebt und das würde nicht der letzte Trieb
bleiben. Ich genoss die Geräusche und spürte dabei ein Gefühl der Befriedigung,
natürlich nicht sexuell. Sie war nichts als mein Versuchsobjekt, ein Objekt
eines mehr als erfolgreichen Versuchs. Diese Nacht schlief ich noch besser als
gewöhnlich und als ich mich an diesem Mittag bei ihr meldete überschlug sich
ihre Stimme beinahe vor Freude. Wir erlebten viel gemeinsam. Ich entführte sie
in die wildeste Natur, lud sie zu Wanderungen und Angelausflügen ein.
Reservierte die besten Tische in den schönsten Restaurants der Stadt und
beschenkte sie reichlich. Mittlerweile war ich mir sicher, dass ich es
geschafft hatte zu ihrem Objekt der Begierde zu werden und dass all dieser
Aufwand unnötig wäre, doch sicher war sicher. Nur wenige Wochen nach unserem „zufälligen„
Treffen küssten wir uns das erste Mal auf dem Steg eines kleinen Sees, während
hinter uns die Sonne unterging. Sie fühlte wohl starke Erregung, ich nicht mehr
als das Gefühl des Sieges. Sie wäre wohl noch weitergegangen, als nur küssen,
doch das wollte ich nicht. Noch nicht. Nach diesem Kuss fragte ich sie, ob wir
nun offiziell zusammen wären, auch die Rolle des Schüchternen beherrschte ich
perfekt. Sie fiel mir freudig in die Arme. Ich war mir nun sicher, dass es der
richtige Zeitpunkt wäre. Ich lud sie für ein Wochenende in meine Sommerhütte
ein. Ich hatte fast ein halbes Jahr in diesen Moment investiert, sodass es
mittlerweile schon wärmer geworden war. Sie nahm ohne Widerrede an, kein
Wunder.

Die gesamte Fahrt war sie freudig, manchmal viel es mir schwer, sie
nicht irgendwie zu beruhigen, doch ich wollte ihr ihre letzten Stunden
möglichst angenehm gestalten. Meine Hütte war recht groß, sie war verblüfft von
der edlen Einrichtung, und vor allem von dem schönen Schlafzimmer. Wir waren
schon am Nachmittag angekommen, sodass wir bis in die Nacht hinein zusammen im
Meer badeten. Danach grillte ich ihr köstliches Fleisch, dazu gab es
geräuchertes Gemüse und einen guten Wein. Perfekter Jahrgang. Alles sollte
perfekt sein. Als wir dann schließlich ins Schlafzimmer gingen fragte ich sie,
ob ich ein Kondom mitnehmen solle. Ich konnte ihre Antwort bereits, doch ich
wollte sichergehen. Sie verneinte nur, meinte sie wollte mit mir ein Kind.
Dieser Gedanke widerte mich an. Ein Kind? Ein unberechenbares, lautes, nerv
tötendes Kind? Ich schluckte den Ekel herunter und versteckte ihn hinter einem
weiteren Lächeln. In dieser Nacht erfuhr ich, wie sich wohl der Mann mit der
Sekretärin gefühlt haben musste. Ich kannte die Frau, welche da unter mir lag,
doch auch kannte ich sie nicht. Nie in meinem Leben hatte ich versucht so etwas
wie eine Bindung aufzubauen, wohlwissend, dass ich so etwas nicht könnte. Anhedonie,
das war mein Segen und auch meine Sünde. Ohne Gefühle war ich der perfekte
Forscher. Objektiv bis in die Selbstaufopferung. Nach dem Akt schlief sie
schnell ein, das Schlafmittel, welches ich in den Wein getan hatte wirkte
perfekt. Schnell zog ich mich wieder an, dann sie. Ich musste sie nicht nackt
sehen, das hatte ich heute Abend genug. Ich trug sie schnell in den Keller und
fesselte sie auf einen Stuhl, an dessen Beinen Rollen angebracht worden waren,
welche jedoch grade noch mit Nägeln fixiert waren. Neben dem Stuhl stand ein
Projektor, in welchen ich bereits vor einiger Zeit dieses eine Band eingelegt hatte.
Ich lehnte mich an die Wand und wartete geduldig den Moment ihres Erwachsens
ab. Es dauerte eine Weile, jedoch öffnete sie dann ihrer Augen und sah sich
erschrocken um. Sie schrie nach Hilfe, konnte mich nichts sehen, da ich hinter
dem Stuhl stand. Ich lief nur wortlos zu dem Projektor und schaltete ihn ein.
Nach kurzem Knattern und Brummen erschien schon bald im weißen Schein des
Lichts das erste Bild. Die frau schrie auf, fluchte, wollte wegsehen, konnte es
aber nicht. Ich schaltete nur still weiter. Das Bild des Armes und des
Knochens… Ein Würgen entsprang der Kehle der Frau… Dann der Kopf… Sie versuchte
sich zurückzuhalten, erbrach jedoch in hohem Bogen auf den Boden. Das war mein
Zeichen. Ich schaltete den Projektor auf leer und lief um sie herum.

Ich blieb
mehrere Meter von ihr entfernt stehen. „Wa-warum? Woher-Woher hast du das?“
Ihre Stimme war mehr ein Keuchen als alles andere. „Ganz einfach, ich habe sie
geschossen!“ Ein wütendes Zucken schoss durch ihren Körper, sofort begann sie
zu fluchen und zu schreien. Ich lächelte sie nur stumm an. Bald schon war ihr
schreien nicht mehr als ein leises Krächzen. „Die Diashow geht weiter,
vielleicht ändern sich deine Gefühle noch…“ Ich lief wieder um den Stuhl herum
und schaltete das nächste Bild ein. Das Bild des Mannes und den Kondomen. „Sag
mir, für was ein Meeting braucht man bitte so etwas?“ Sie sah mich nur wütend
und verbittert an. Es lief alles so wie es sollte. Alles kam zurück, all der
Schmerz. Sie gab nach und nach all ihre Triebe auf und nährte sich dem nach dem
es mir so verlangte. „Ich sage es dir, für sehr tiefgehende Meetings.“ Solche
Sprüche konnte ich nicht ausstehen, doch ihr reizender Effekt war zu effektiv.
„Nein-Nein, bitte nicht…“ keuchte sie schmerzlich. Ich war so fasziniert.
„Schauen wir doch mal rein, oder?“ Ich schaltete die Dia-Show auf automatisch
und sofort schossen hunderte Bilder von den geheimen Machenschaften des Mannes
über die beleuchtete Wand. „Sie Schrie, zeterte, doch versuchte nicht sich zu
befreien. Tränen schossen ihre Wangen herunter, schon bald hatte sie mich
vergessen. Sie sah nur noch das was vor ihr war. Die Dia-Show endete mit einer
Großaufnahme des Gesichts des Mannes, wie er wohl grade den Namen der
Sekretärin schrie. „Wann hat er aufgehört dich so anzusehen, hm?“ Ich ließ
meine Stimme mitleidig wirken. Die Frau war komplett still geworden. Saß nur da
und sah in die projizierten Augen ihres Mannes. „Wie lange hat er dich belogen?
War es von Anfang an ein Spiel?“ Sie sah mich an. Ihre Augen, oh Gott ja! In
ihnen sah ich es, ich sah diesen Trieb. Diesen einen Trieb den ich sehen
wollte, der der nach allem kommt. „Ich habe auch nur mit dir gespielt, du hast
nichts!“ Die letzten Worte sprach ich langsam aus. War es so etwas wie eine
sadistische Ader? Nein, alles nur für das Experiment. Sie nickte nur. „Es gibt
etwas was du tun kannst…“ Ich löste die Nägel und drehte den Stuhl. Durch das
blendende Licht des Projektors hinweg sah man einen zweiten Stuhl im Raum
stehen und über ihm hing… eine Schlinge. Ich sah in ihre Augen. „Wirst du es
tun?“ Sie nickte nur. Ich löste die Schnüre und sie stand langsam auf. Ich
hielt sie nicht fest. Es war alles so wie es laufen sollte. Sie ging langsam
auf den Stuhl zu, stellte ihren ersten nackten Fuß auf das Holz, dann en
zweiten. Sie streckte ihren Hals durch die Schlinge, zog sie fest und dann…dann
trat sie den Stuhl.

KNACK.

Gebrochen: Eros – Trieb zu leben

Ich stand lächelnd neben der
hängenden Leiche. Ihr blick war immer noch so leer wie zuvor. Ich atmete durch,
dann auf einmal verschwand mein Lächeln. Ich hatte es geschafft, mein Ziel
erreicht. Mein Ziel, mein einziges Ziel… Ich fühlte… Ich fühlte? Dieses Gefühl
war mehr als eine andeutende Laune, mehr als die kurzen Freuden des Erfolgs.
Ich fühlte… Ich fühlte! Nichts! Absolut nichts! Langsam ging ich aus dem Keller
und auf den See zu. Das Licht der Veranda zeichnete zusammen mit dem Licht des
Mondes Schatten des Waldes in den See. Ich ging zu einem der Bäume und zog ein
Seil aus einem Versteck. Ich warf es über einen Ast und band es fest. Schnell
kletterte ich auf den Baum und legte mir das Seil um den Hals. Ich fühle! Ja,
ich fühle den Trieb! Ich ließ mich fallen

KNACK.

Geboren: Thanatos – Trieb zu
Sterben

Bewertung: 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"