LangeMordSci-FiTod

The Black Faction 2: Sanctum

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

„Jane? B-bist du ein.. weiblicher Roboter?“ Chain legt verwirrt den Kopf schräg. „Ich.. Verstehe nicht.“ „Na..“, beginnt Wiggins, „Hast du ein Geschlecht? So wie die Voltega?“ Chains Griff um Wiggins Kragen lockert sich etwas. Die Fragen holen ihn langsam aber sicher aus seiner Rage hinaus. Er schüttelt den Kopf. „Nein.. Ich.. glaube nicht.“ Der Soldat löst sachte die Hand des Bots von seiner Weste und weicht vorsichtig einige Schritte zurück. „Ach, ist ja auch nicht so wichtig. Es ist jedenfalls schön, dass wir uns nun etwas beruhigt haben. Ist doch viel angenehmer, sich einfach ein wenig zu unter halten, oder nicht? *Nervöses Kichern*“ „Ich denke schon..“ „Also Jane! Was ist denn nun dein Plan?“ Wiggins fühlt sich nun schon etwas sicherer. Er sieht, dass Chain mit der Situation überfordert ist und nutzt dies zu seinem Vorteil. „Ich muss die Black Faction aufhalten..“

Der Soldat nickt zustimmend. „Ooh ja! Ein wirklich guter Plan!“ Dann senkt er seine Stimme in verschwörerischem Ton. „Weisst du: Ich mag die Faction eigentlich auch nicht. Die haben mich gezwungen, bei ihnen mit zu machen!“ Chain, der die Verhaltensmuster der Leute noch nicht kennt, geht mit der Naivität eines Kindes darauf ein. „Wirklich? Wirst du mir helfen, sie zu stoppen?“ Wiggins wirft die Arme in die Luft. „Natürlich! Das sind alles böse Leute – Die müssen doch aufgehalten werden! Jedenfalls: Mein Name ist Wiggins – oder Wig. Freut mich dich kennen zu lernen!“, sagt er freundlich und streckt Chain die Hand entgegen. Dieser blickt nur unschlüssig von Wig’s Gesicht zur Hand und wieder zurück. „Du musst deine eigene ausstrecken – So.. – Und dann zusammendrücken.“

Die Knochen knacken leise, als der Bot Wig’s Hand zerdrückt. „Ahhh! Scheisse, nicht so fest! Du.. aua.. Du musst nur ganz sachte drücken.. Meine Fresse..“ „Was ist mit deiner Fresse?“ „A-ach nichts.. Du ähm.. Ich muss mal kurz was aus dem Transporter holen. Mhh.. Medigel genau! Medigel für die Bots da hinten – Dann sind sie im Nu wieder auf den Beinen!“, meint Wig, während er noch immer seine gequetschte Hand reibt und weist dann auf die Bots, die hinter Chain neben den Leichen seiner Kameraden liegen. Irgendwie kann Chain nicht so recht glauben, dass etwas Medigel diesen funkensprühenden Haufen Schrott noch helfen kann – Er nickt Wig jedoch zu. „Bin sofort wieder da, der Wagen steht ja gleich da vorne.“ Eilig läuft der Soldat in Richtung des schwarzen Faction-Transporters, mit dem sie hergekommen waren.

Kaum ist er hinter dem Wagen verschwunden, vernimmt Chain seine Stimme. „Ach Jane! Komm mal her, ich muss dir etwas zeigen!“ Mit gemischten Gefühlen läuft der Mag los. Eine seltsame Stille legt sich über den Schrottplatz, während er wachsam voranschreitet. „Wiggins?“, fragt er ruhig, als er genau neben dem Transporter steht. Plötzlich taucht der Soldat an der Heckkante des Wagens auf. In den Händen trägt er eine schwere Waffe mit der Aufschrift: Mag-Charger. Die Wumme gleicht einer Minigun. Erschrocken richten sich Chains Augen auf die vielen kompakten Rohre des Geräts, die sich langsam zu drehen beginnen. Er reagiert keine Sekunde zu früh – Duckt sich blitzschnell unter den ersten Lava-Geschossen hinweg und rennt zurück zum offenen Platz. „Fuck!“, schreit Wig zornig. „Diese scheiss Schuss-Verzögerung!“ Dann rennt er, so gut es mit der schweren Waffe in Händen geht, Chain hinterher. Weitere Geschosse flitzen aus den zahlreichen Mündungen des Chargers. Sie verfehlen den fliehenden Bot nur knapp und prallen zischend gegen die vielen aufgestapelten Haufen Altmetall – Schmelzen tiefe Löcher hinein – Lassen grosse sowie kleine Teile verschiedenster Materialien durch die Gegend spritzen.

Chain rettet sich hinter einen ungefähr sieben Meter hohen Stapel, bevor er zu horchen beginnt, aus welcher Richtung Wig kommen wird. Doch auf einmal ist alles still. Wenige Sekunden sind nur die Geräusche des Schrottplatzes, vermischt mit einem leisen Pfeifen des schwachen Luftzugs zu hören. Dann ertönt ein dreckiges Lachen. „Hahahaha.. Du sitzt in der Falle Jane! An dem Haufen hinter dir kommst du nicht vorbei. Was wirst du jetzt tun?“ Der Mag drückt seinen Körper unsicher gegen den Stapel – Schaut nach links – Schaut nach rechts. Wig hat recht. Er kann nur wieder zurück. Die Wand aus Schrott vor ihm ist viel zu hoch – Wig hätte ihn niedergeschossen, noch bevor er oben ankommen würde. „Dachtest du wirklich ich würde mich dir anschliessen?! Hahaha! DIR?! Einem verdammten Roboter?!“ Du wirst die Faction niemals aufhalten! Was will eine naive Blechbüchse wie du schon gegen uns ausrichten?! Wir haben die am weitesten entwickelte Technologie! Wir sind viele – Ausgebildete Soldaten! Und wir waren es, die euch das Leben geschenkt haben! Du bist allein Jane! Ganz allein!“

Erneut heult der Charger auf. Die Magmakugeln dringen tief in den Turm aus Gerümpel ein, der Wig und Chain voneinander trennt. Chain zuckt bei jedem Einschlag zusammen. „Komm schon, ergib dich! Du kannst nicht entkommen Jaaane! Hahahah!“ Weitere Kugeln – Weitere Einschläge. Der Mag senkt seinen Kopf. Er fühlt sich schwach – Das seltsame Kribbeln in seinem Körper macht ihn fast wahnsinnig. Wie konnte er nur so dumm sein und Wig seine Freundlichkeit abkaufen. So würde er die Faction niemals aufhalten. Nicht mit Flucht. Nicht mit Güte und Erbarmen.. Entschlossen hebt er seinen Kopf. Seine Augen funkeln. Das Magveszid in seinen synthetischen Adern flammt auf – Sein Herzschlag verschnellert sich. Als Wig’s Redeschwall von neuem beginnt und der Charger wieder losballert, dreht sich Chain dem Turm zu. Er gräbt seine Hände in den Schrott, bis er an etwas festem Halt bekommt. Dann stemmt er seine Füsse in die Erde und drückt – Drückt den Turm aus Gerümpel so fest er kann in Wig’s Richtung. Der Hügel ächzt, als er sich langsam zu neigen beginnt. Wig hört erst nur das Knarren und Biegen von Metall und merkt daher in seinem herumballernden Wahnzustand zu spät, dass der Turm auf ihn herabstürzt.

„Oooh Scheisseee!“ Er schmeisst den Charger in den Dreck und springt zur Seite. Die fallenden Trümmer begraben die Waffe – Treffen aber auch Wigs Körper gerade noch genug, um ihn mit sich zu Boden zu reissen und spicken dann mit lautem Gepolter auseinander. Als sich die Staubwolke etwas legt, steht Chain über dem hustenden und keuchenden Soldaten. Erneut packt er ihn am Kragen und hebt ihn vor sich in die Luft. „Warum hast du das getan?“ „*Hust* Das.. Das fragst du noch? Die Faction.. macht keine Deals mit Maschinen. Ihr seid unsere Feinde – Ihr habt uns *hust* angegriffen..“ „Aber mein Erschaffer.. Er sagt, ihr seid eine Bedrohung für den Planeten. Was ist das, was ihr ausgrabt?“ „Ein *hust* Ein seltsamer Bot bist du.. Das müsste doch alles in deinen Daten *keuch* gespeichert sein. Egal.. Ich werde dir einen Scheissdreck erzählen *lachen das in husten übergeht*. Ach und dein Freund Cooper – Dein „Erschaffer“ war nichts weiter, als ein Verrückter..“ Chains Griff festigt sich. „Verrückt? IHR seid verrückt! Ihr habt Spass an Gewalt – Ihr tötet Unschuldige!.. Was.. Was ist mit Ella passiert?!“ Der Bot schüttelt den spottenden Soldaten. „Antworte mir!“ „Die Kleine beim Haus?!.. Haha.. Der Commander hat das Miststück bestimmt abgefackelt!“ Chain zuckt bei diesen Worten heftig zusammen. „So macht man das mit Verrätern hahaha!“

Das war genug. Chain hält die Explosion von Zorn, die seine Gefühle übermannt nicht aus. Er führt eine halbe Drehung aus und wirft Wig so fest er kann davon. Sein Körper prallt hart gegen die Spitze des höchsten Turms auf dem Schrottplatz, gerät ins Schleudern und fliegt dann wie ein rotierender, blutiger Rasensprenger weiter, bis Chain ihn nicht mehr sehen kann. Von schrecklichen Gefühlen gepeitscht geht der Mag in die Knie. „Aaaaah! Diese verdammten Gefühle! Verschwindet! Verschwindet, ich will euch nicht!!“ Wieder und wieder hämmert er seine Fäuste in die Erde. „Ich hasse euch!“, schreit er nach unten geneigt seinen Empfindungen entgegen. Unkontrolliert und wie von Sinnen reisst er sich seine eigenen Teile und Panzerungen vom Oberkörper. Dabei löst sich auch die Abdeckung an der rechten Bauchseite. Ellas Zeichnung fällt hinaus. Sie lässt Chain abrupt innehalten. Plötzlich ist es still in seinem Kopf. All die finsteren Gedanken verfliegen – Sein Verstand hält an. Behutsam greift er nach dem Papier und faltet es auseinander. Das Bild betrachtend, sitzt er lange einfach nur da. Es tröstet ihn – lässt jedoch die Trauer um Ella um so mehr Überhand nehmen. Seine Brust schmerzt ob der abgerissenen Teile, doch der Schmerz von Innen ist viel stärker, als dass es ihn gross kümmern würde.

Nach ungefähr einer Stunde stillen Herumsitzens, ebben die Gefühle etwas ab und Chain erhebt sich. Er sucht die Teile zusammen und versucht sie so gut es geht wieder an seinem Rumpf anzubringen. Glücklicherweise hatte er grösstenteils Panzerplatten aus den Verankerungen gerissen, die sich relativ leicht wieder einrasten lassen. Vor der Brustplatte mit dem Faction-Logo bleibt er stehen – Verharrt – Überlegt. Er trägt die Platte zu den Leichen der Voltega, kratzt mit einem Stein das Logo weg und bemalt es mit dem Blut der Toten neu. Bevor er sich auf den Weg zum Transporter macht, wirft er einen letzten Blick auf das angerichtete Chaos und wendet sich dann ab. Nie wieder würde er hierher zurück kommen – Dessen war er sich sicher. Er betritt den Transporter durch die offene Hecktür und sieht sich um – Vielleicht gibt es hier ja etwas Nützliches. Im hinteren Teil des Fahrzeugs, hinter den Bot-Stationen, befinden sich ein Schrank und zwei Kisten. Über den Kisten hängen in mehreren Halterungen zahlreiche Ausführungen der Feuer-Blaster. Chain schüttelt voller Abscheu den Kopf, als ihm der Gedanke kommt, dass die Männer sie nur hier gelassen haben weil es mehr Spass macht Seinesgleichen mit primitivem Werkzeug zusammenzuschlagen. Dann stellt er sich vor den Schrank und öffnet ihn. Die Tür quietscht. Zum Vorschein kommen mehrere Kleidungsstücke, Panzerungen, Masken und viele andere Gadgets.

Nach kurzer Überlegung greift er nach den verschiedenen Teilen eines Einsatz-Outfits und beginnt damit es sich anzuziehen. Glücklicherweise haben die Mags in etwa die selben Proportionen wie die Voltega – Daher müsste es passen. Chain ist es überhaupt nicht wohl dabei, jedoch würde die Kleidung für eine gewisse Tarnung sorgen. Wenn er der Faction Herr werden wollte, musste er die Sache anders angehen. Sobald er sich fertig angezogen hat, schaut er an sich herunter. Von den Stiefeln, über die Cargo-Hose, bis zu den Handschuhen und der taktischen Weste über dem schwarzen Hoodie ist er nun komplett eingekleidet. Bis auf den Kopf. Er entscheidet sich aufs Ganze zu gehen. Sein Gesicht wäre sofort zu erkennen. Etwas verunsichert zieht er sich eine der Stoffhauben über und setzt sich die nächst beste Gasmaske auf. Nun würde er bestimmt weniger Probleme damit haben, sich durch die Brandmarschen fortzubewegen.

Auch bei der Bewaffnung sieht er nach kurzem Zögern ein, dass es besser wäre, so ein Ding an sich zu nehmen. Er greift nach einer kleinen Ausführung des Typ’s FB-12, gibt zur Übung einen Schuss aus dem Heck des Wagens ab und steckt sie dann in den Gürtelholster. Obwohl er nun ordentlich ausgerüstet ist, wirft er trotzdem noch einen neugierigen Blick in die Kisten neben dem Schrank. Angewidert wendet er ihn abrupt wieder ab. Mehrere beschädigte Einzelteile, unter anderem eingeschlagene Köpfe zerstückelter Mags, blicken ihm entgegen. Wütend richtet er sich auf und tritt wieder und wieder auf die Truhe ein. Sein Hass auf die Faction wächst. Beim Herausgehen schlägt er die Tür des Schranks so fest zu, dass sie aus ihren Angeln bricht. Man könnte sicherlich darüber streiten, ob die Zerstückelung der Bots einen derartigen Zorn rechtfertigt – Aber für Chain, der erst seit kurzem über Empfindungen verfügt, gibt es keinen Unterschied zwischen all den Lebensformen. Für ihn ist es das erste mal, dass sich in seinem Verstand ein Feindbild entwickelt.

Draussen steht er ein paar Momente reglos in die Ferne blickend da und entscheidet sich dann dafür, den Transporter mitzunehmen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten schafft er es, das Gefährt in Gang zu bringen. Er verlässt von einer finsteren Stimmung geplagt den Schrottplatz und fährt dem einzigen Ort entgegen, den ihn gerade interessiert. Ella’s Haus. Der Weg dorthin ist ruhig und einsam. Von trüben Gedanken gequält, fährt er der endlos geraden Strasse entlang. Nun gut, als Strasse ist es wohl kaum zu bezeichnen. Es wirkt eher wie ein willkürlich eingeschlagener Weg, der sich mit der Zeit als Strasse durchsetzen konnte. Wie man sicher annehmen würde, gibt es auf Volt nicht gerade viel Verkehr. Ausserdem waren die Voltega mit ganz anderem beschäftigt – Jedenfalls hier in Hellside. Vielleicht gibt es auf diesem Planeten ja noch andere Orte mit anderen Zuständen – Anderen Geschöpfen, Geschichten und Abenteuern. Wer weiss? Jedenfalls trifft Chain nach einer guten halben Stunde bei Ella’s abgebranntem Haus ein.

Er parkiert den Wagen etwas abseits, tritt aus dem Gefährt und läuft rund um das Haus herum – Begutachtet den Schaden – Sucht nach einem Hinweis. Es ist sinnlos. In diesem Chaos aus Asche und eingestürzten Trümmern, würde er niemals fündig werden. Er kniet sich entmutigt hin und streicht gedankenverloren mit der linken Hand durch die Ascheflocken. „Eine Tragödie nicht?“ Chain schreckt hoch und dreht sich um. Vor ihm steht ein dürrer, älterer Mann mit kurzem grauem Haar und langem Vollbart. Sein Gesicht spiegelt ehrliches Bedauern wider. Chain zögert. Wenn er spricht, würde der Mann ihn sofort als Mag erkennen. „Du brauchst nicht verunsichert zu sein.“, spricht der Mann in beruhigendem Ton. „Ich weiss wer du bist. Ich habe gesehen, wie die kleine Ella gestern mit dir hier her gekommen ist.“

Er zeigt auf die andere Strassenseite. „Ich wohne da drüben, siehst du? In der kleinen Hütte da.“ Chain senkt den Kopf und überlegt einen Augenblick. „Sie.. Sie haben mich..“ Dann schnellt seine Hand nach vorne. „Haben sie gesehen, was vor ein paar Stunden hier passiert ist?!“, fragt er nervös. Etwas erschrocken weicht der alte Mann zurück. „Ich äh.. Nein. Nein, leider nicht. Ich war den ganzen Nachmittag in der Stadt und bin erst vor kurzem wieder zurück gekommen.“ Enttäuscht lässt Chain die Schultern hängen. Der Mann mustert den Bot aufmerksam. „Hör zu.. Ich will dich nicht ausfragen. Ich sehe, dass dich ein Geheimnis umgibt – Keine Frage. Jedoch möchte ich dir meine Hilfe anbieten – Wenn es denn etwas gibt, womit ich dir behilflich sein kann.“ Chain antwortet nicht. „Weisst du.. Manchmal ist es gut Hilfe anzunehmen, wenn man selbst nicht mehr weiter weiss. Und glaube mir: Wir alle kommen im Leben einmal an diesen Punkt.“ Er streckt dem Bot die Hand entgegen. „Ich bin Shacko.“ Chain sieht langsam hoch in die Augen des Mannes – Versucht in seinem Gesicht den geringsten Hauch Falschheit auszumachen. Shackos gutmütige, vertrauenserweckende Augen lassen jedoch jeden möglichen Zweifel im Keim ersticken. Chain glaubt: Wenn er diesem Mann nicht vertrauen kann, würde er niemandem vertrauen können. Vorsichtig greift er nach Shackos Hand. „Chain.“ Der alte schmunzelt. „Chain? *Kicher* So wie „Kette“, nehme ich an?“ Der Mag nickt. „Nun denn.. Wollen wir ein Stück die Strasse hinuntergehen? Du kannst mir auf dem Weg berichten, was dir auf dem Herzen liegt. Die meisten Leute hier beschäftigen sich mit ihren eigenen Problemen – Wir dürften also grösstenteils ungestört sein.“

Als die beiden zwischen den Häusern der kleinen Siedlung herumspazieren, erzählt Chain von seinen Erlebnissen, der letzten zwei Tage. Von seinen Erinnerungen an Cooper – Seinen neuen Gefühlen – Ella – Ihrer Familie. Sobald er sein Vorhaben äussert, dem letzten Wunsch seines Schöpfers nachzugehen, horcht Shacko auf. Ein verstohlenes Schmunzeln huscht über seine Lippen. „Interessant.. Ich denke.. Ich kenne genau die richtige Person, mit der du dich darüber unterhalten kannst. Komm.. Wir gehen in die Stadt. Ich werde dich zu ihm bringen.“ Chain zögert. „Aber.. Es wird bereits dunkel. Ist es nicht Zeit zu schlafen?“ Shacko legt dem Bot eine Hand auf die Schulter und lacht. „Hahaha! Um diese Uhrzeit zu schlafen gilt vielleicht für kleine Mädchen! In der Stadt – Bei den Erwachsenen – Da laufen die Dinge anders.. Ausserdem haben wir keine Zeit zu verlieren. Wenn die Faction noch aufgehalten werden soll oder kann, dann müssen wir so schnell wie möglich handeln. Folge Mir!“ Sie gehen an einigen weiteren Häusern und beschäftigten Voltega vorbei, bis zu einer massiven Brücke aus Stein, die über den Magmastrom zu der Stadt führt.

Vor den westlichen Toren angekommen, stellt sich den beiden die Torwache in den Weg. Ein stattlicher Voltega mit ausdruckslosem Gesicht. Wie bei der städtischen Wache üblich, besteht seine Rüstung aus abgenutzten, wenn nicht sogar rostigen metallischen Einzelteilen. Zahlreiche Spikes zieren Schulter- und Armpanzerung, die dem mürrischen Kerl trotz dem Zustand seiner Bekleidung eine furchterregende Note verleihen. In den Händen hält er ein Magmagewehr. Es mag von geringerer Qualität sein, als die Blaster der Faction – Bohrt dem Ziel aber trotzdem tödliche Löcher in den Körper. Argwöhnisch mustert er Chain und wendet sich dann Shacko zu. „Lässt du dich jetzt mit der Faction ein Shacko? Er soll sich erst zu erkennen geben, bevor er zu seinen Leuten kann – Du da! Nimm deine Gasmaske runter!“ Shacko stellt sich vor die Wache. Er hebt seine Hand in bittender Geste. „Ähhh hör zu Lytan.. Es wäre besser wenn er sie anbehalten darf. Ich muss ihn zu Boulder bringen. Er wird unserer Sache bestimmt dienlich sein. Er gehört nicht zur Faction.“ Lytan grummelt verunsichert. „Mhh.. Wer ist er?“ Der Alte lehnt sich verschwörerisch nach vorne und tuschelt der Wache einige Worte ins Ohr. „Du willst mich doch verarschen Shacko?“ „Keineswegs..“ „Grr.. Na gut verschwindet. Aber das eines klar ist alter Mann: Wenn er Ärger macht, bist du dafür verantwortlich.“ Shacko nickt und zieht Chain mit sich. „Tor öffnen!“, ruft Lytan die hohe Mauer hoch. Bald darauf ist ein mechanisches Poltern zu hören, bevor sich die beiden Türbögen langsam auseinander bewegen. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend betritt Chain mit seinem Begleiter die Stadt Hellside.

Zahlreiche Eindrücke hageln auf Chain ein. Einerseits vernimmt er laute Geräusche von schuftenden Arbeitern, die an Häusern und Geräten in allen Grössen herumwerkeln – Waffen und Gegenstände schmieden – Gelächter von herumtobenden Kindern und bellenden Pyroga, wie die treuen Vulkanhunde der Brandmarschen genannt werden. Andererseits sieht er ein Chaos aus etlichen herumwuselnden Voltega, Feuerstössen aus den klapprigen Maschinen, die hier und da in die Höhe ragen und herumwirbelnden Staub- und Aschewolken. Diese Stadt wird von einer lebendigen Atmosphäre erfüllt, die im Kontrast zu den sonst so ruhigen Brandmarschen wirkt, wie eine völlig andere Welt. Staunend schreitet der Bot mit Shacko durch die geschäftigen Strassen, bis sie durch den Torbogen einer weiteren, kleineren Mauer treten. „Das war der äussere Ring – Das Handwerkerviertel. Jetzt sind wir in einem etwas ruhigeren Teil von Hellside. Dem Handelsdistrikt. Hier gibt es aber auch Schenken, mehrere Krankenabteile, Tierzwinger, Tüftler und vieles mehr.“

Chain nickt begeistert, wird aber plötzlich von einem schrillen Ton abgelenkt. Ein längliches Monstrum von einem Gefährt tuckert in gemütlichem Tempo vor den beiden hindruch. „Oh!“, bemerkt Shacko, „Und falls du einmal von allem die Schnauze voll hast, kannst du dich vom Staub-Bummler durch die verschiedenen Distrikte fahren lassen und die düstere Magie von Hellside voll und ganz auf dich wirken lassen.“ Chains Erschrockenheit weicht Kindlicher Neugierde. Er betrachtet die gelassenen Leute im vorbei fahrenden Bummler. Doch dann – Als er durch die Lücke zweier Wagenabteile sieht, erblickt er einen mysteriösen, grossen Mann mit Sturmhaube und kantigem Gesicht, der ihn mit seinem Blick durchbohrt. Chain läuft einige Meter, der nächsten Lücke zwischen den Wagons entgegen. Doch sobald er wieder auf die andere Seite sehen kann bemerkt er, dass der Mann verschwunden ist. „Was ist denn? Komm wir müssen weiter!“, ruft Shacko und winkt Chain zu sich hin. Dieser zögert, schüttelt dann den Kopf und begibt sich zurück zu seinem neuen Verbündeten. Nach wenigen Minuten durch enge Gassen und vorbei an abwechslungsreichen, mit Kundschaft vollgestopften Marktständen, gelangen sie auch schon ans Ziel ihrer kleinen Stadt-Tour. Sie steigen eine knarrende Eisentreppe hinab, die in einen finsteren Untergrund-Tunnel führt. Nach ein paar dutzend Schritten leuchtet Chain ein bläuliches Licht entgegen. Er erkennt es beim Hochblicken als leuchtende Schrift, die in Form eines Eingangs-Schildes über einer schweren Tür aus schwarzem Metall hängt.

„Willkommen im Headshot – Bang your Head – Have a Shot!“ lautet die Überschrift. Die beiden treten ein und werden sogleich von zahlreichen Blicken gelöchert. Ein nicht sehr hoher, jedoch weiter, offener Saal tut sich vor Chain auf. Viele düster drein blickende Gestalten sitzen an langen Tischen – Tuscheln – Lachen und stossen mit grossen Bierhumpen lauthals miteinander an. Gerade aus, am Ende des Saals, befindet sich eine mit Totenköpfen geschmückte Theke. Ganz rechts in der hintersten Ecke des Raums spielt eine Band und erfüllt die Schenke mit schweren, langsamen Rythmen. Beim Gang zur Theke wundert sich Chain darüber, dass die Leute trotz dieser aggressiven Klänge eine gewisse Gelassenheit ausstrahlen. Doch diese verfliegt schnell, als einige der Gäste Chains Kleidung genauer in Augenschein nehmen. Ein ruppiger Typ mit fragwürdiger Körperhygiene springt von seinem Tisch auf. Mit zusammengekniffenen Augen stolpert er einigermassen zielbewusst auf den Bot zu. „Sch.. *hicks* Scheisse Shacko.. Bringst du jetzt schon die Faction hier runter, oder was?!“ Der Alte will schon zu erklären beginnen, da fällt Chain ihm ins Wort: „Brauchst du Hilfe? Du siehst nicht gut aus.“ Der Mann presst beleidigt die Lippen zusammen. „Hör mal zu du *hicks* du Arschloch.. Gleich bist du es, der hier Hilfe braucht!“, erwidert er und schlägt dem Bot seine Faust gegen die Schulter.

Chain schiesst automatisch ein Bild seiner letzten Auseinandersetzung durch den Kopf und er wertet den Schubser als Angriff – Er muss sich verteidigen. Die Waffe lässt er jedoch stecken. Diesen Rüpel würde er auch so ausschalten können. Pfeilschnell schiesst seine Hand an die Kehle des Betrunkenen und hebt ihn hoch in die Luft. Empört springen weitere Gäste von ihren Bänken hoch. Sie sehen lediglich einen Soldaten der Faction, der einen der ihren angreift. Fluchend gehen sie auf Chain los. Schnell geht Shacko in dem Getümmel unter, während Chain die Leute einen nach dem anderen über den Haufen wirft. Der Sänger der Band schaut erst irritiert zu seinen Kollegen, legt sich dann aber grinsend noch härter ins Zeug als zuvor. Körper schliddern über Tische, Gläser zerbersten und Männer wie Frauen schreien laut auf, als sie durch die Luft fliegen und gegen die Decke, sowie die Möblierung knallen. „Schluss mit dieser Scheisse!“, überdeckt eine laute, tiefe Stimme das Gerangel. Sie gehört einem etwas fülligen Mann mittleren Alters, der mit verschränkten Armen vor der Menge steht. Sein breiter Kopf wird von einer weinroten Schiebermütze gesäumt, unter der kurze, schwarze Haare nach allen Seiten spriessen. Ein ebenfalls kurz geschnittener Vollbart von dunkelgrauer Farbe umrahmt Kinn und Wangen. Ausserdem schauen nicht wie üblich zwei rote, sondern ein rotes und ein blaues Auge in die Runde. Ein schneller Blick zu der Band lässt jegliche Geräusche ihrerseits verstummen.

„Shacko – Du nimmst jetzt deinen Freund und gehst ins Hinterzimmer! Alle anderen pflanzen ihre Ärsche wieder an ihren Platz und warten, bis ich die Angelegenheit geregelt habe!“ Er sieht zu dem Barkeeper, der hinter der Theke mit Gläser polieren beschäftigt ist. Der Kampf scheint ihn nicht gross beeindruckt zu haben. „Cosack, für die nächste Viertelstunde – Schwarzbier aufs Haus!“ Einige gedämpfte Jubelrufe dringen durch die mehrheitlich wehklagenden Laute der Gäste. Im Hinterzimmer angekommen setzen sich die drei an einen runden Tisch inmitten eines gemütlichen Zimmers. Teuer aussehende Bilder des Varonys und von anderen interessanten Orten der Brandmarschen hängen an den Wänden. Auf einem kleinen Schreibtisch zwischen zwei gut gefüllten Bücherregalen im hinteren Teil des Raumes, liegen zahlreiche Dokumente verstreut. „Ich bin Boulder.“, beginnt Boulder, „Würdest du wohl die Güte haben, mir dein Gesicht zu zeigen und ebenfalls deinen Namen zu nennen?“ Shacko räuspert sich und nickt Chain zu. Dieser zieht sich langsam die Gasmaske und die Sturmhaube vom Kopf. Boulder macht grosse Augen. „Aaaah ich verstehe. Deshalb deine enorme Kraft *herzhaftes Lachen*.“ „Ich heisse Chain.“ „Chain.. Hmm.. Chain wie Kette nehme ich an. Ich denke nicht, dass Cooper dir einen Frauennamen gegeben hätte, hehe.“ Chain horcht auf. „Sie.. Sie kennen meinen Erschaffer?“ Boulder nickt. Ein Lächeln umspielt seine aufgesprungenen Lippen. „In der Tat.. Man könnte sagen wir waren Freunde. Zugegeben stehen ich und meine Organisation nicht auf gutem Fuss mit der Faction – Cooper jedoch.. Ich mochte ihn sehr. Er hatte seine eigene Meinung – Einen ungemein klaren Verstand und war im Herzen auf niemandes Seite. Oder naja.. Wenn, dann auf der, dessen Repräsentanten ehrbare Ziele verfolgten – Was wohl auch der Grund war, warum er sich schliesslich gegen die Faction wandte. Von dir hat er mir übrigens auch erzählt.“ Chain stutzt. Aber.. Wie ist das möglich. Er ist tot.“ Boulder hebt den Zeigefinger und bittet seine Gäste einen Moment zu warten.

Er erhebt sich und läuft zu seinem Schreibtisch, greift einige der darauf liegenden Unterlagen und setzt sich wieder hin. „Vor wenigen Tagen habe ich diese Dokumente von einem Boten überreicht bekommen. Ausserdem lag ihnen ein Brief bei, in dem mir Cooper seine Pläne mitteilte, sowie den Umstand, dass er wohl nicht mehr lange zu leben hätte. Unter anderem ging es aber auch darum, mir eine Hilfestellung zu leisten im Kampf gegen die Faction. Und darum, was ich zu tun hätte wenn, ich zitiere: Das Schicksal es gut meine, und wir uns begegnen sollten – Du und ich.“ „Und was soll das genau sein?“, fragt Shacko verwundert. Boulder greift nach einem bestimmten Blatt Papier, sucht eine Zeile und sieht Chain dann tief in die Augen. „R2P5-309-GS24.“ Shacko zuckt erschrocken zusammen, als Chains Kopf nach unten sackt und er zusammengekrümmt auf dem Stuhl hängt.

„W-Was?! Boulder! Was hast du getan?!“ Doch Boulder lächelt ihm nur müde entgegen. „Piss dich nicht gleich ein Shacko.. Warte noch ein paar Sekunden.“ Und tatsächlich – Wenig später ertönt ein Geräusch als würde ein System hochfahren. Chain hebt den Kopf und sieht ruhig im Raum umher. Sein Kopf wird erneut mit Informationen geflutet. Technisches Wissen, Kampfstrategien, Begriffe, Wissen über den Planeten – Seine Lebewesen – Die Faction, Das Sanctum.. Ja.. Er erinnert sich auch wieder an das Sanctum. Den Ort an dem die Faction seit vielen Monaten zu Hause ist. Ein Gewölbe im Varonys. Chains Kopf fühlt sich so klar an wie noch nie zuvor. Als wären die Dämme, die sein wahres Potential zurück hielten, endlich gebrochen. Sein Wesen wird von Verständnis durchdrungen – Und doch ist alles neu und frisch. Denn Chain ist der erste Bot, der diese ganzen Veränderungen selbst spürt und erlebt, statt nur eine eingeschränkte Hülle zu sein, die auf Befehl gewisse Daten abrufen kann. „B-bist.. du in Ordnung?“, fragt der Alte besorgt. „Es.. Es geht mir verdammt gut. Ich fühle.. mich frei.“ Boulder lacht und klatscht heiter in die Hände. „Hahaha, Wirklich gut. Wirklich gut.. Nun das war, wie Cooper es nennt, etwas zwischen Upgrade und System-Neustart. Ich hoffe ich habe dich damit nicht all zu sehr erschreckt Chain.“

„Nein nein..“, beginnt Chain, „Das war schon recht so.. Ich.. Ich weiss nicht ob ich es gewollt hätte, wenn Sie mich erst gewarnt hätten.“ „Nun dann ist ja alles gut.. Also. Nun zum Eingemachten. Die Faction muss weg – Und das schnell. Wenn Coopers Annahmen über die Ausgrabung stimmen, sind wir alle dem Untergang geweiht. Ausserdem sind sie uns schon lange ein Dorn im Auge. Sie mischen sich in unsere Angelegenheiten ein, zwangsrekrutieren Leute für die Arbeit im Sanctum und sind auch im Allgemeinen keine angenehmen Zeitgenossen. Ich hatte daher auch schon bevor wir uns trafen im Sinn etwas zu unternehmen. Ich habe viele Männer und könnte natürlich zum Sanctum spazieren und Dardan auffordern seine Sachen zu packen. Meine Leute sind zahlreich und mutig. Und sie werden sich für mich einsetzen, wenn ich das verlange – Trotz dem Umstand, dass die Faction besser bewaffnet ist als wir. Das Eine, grosse Problem das wir haben liegt darin, dass wir nicht ins Sanctum hinein können. Vielleicht ist dir in deinem kurzen Leben schon einmal die kleine Kuppel beim Berg aufgefallen, Chain? Diese Kuppel ist ein Energiefeld, durch das nichts und niemand hindurch kommt – Jedenfalls nichts und niemand, das oder der mir bekannt wäre.. Ich muss zugeben – Du kommst wie gerufen. Nun frage ich dich: Hast du einen Vorschlag oder Wissen, dass uns weiterbringt? Der Bot verschränkt die Arme und sieht nachdenklich zur Decke hoch, während Boulder sich eine Zigarre ansteckt. Shacko scheint gespannt vor Neugierde.

„Das Energiefeld wird von einem Generator gespeist. Wir müssen ihn abschalten – Dann wird die Kuppel deaktiviert.“ Boulder nickt und zieht an der Zigarre. Der Rauch tanzt ruhig und elegant zur Decke hoch. „Alles klar. Und.. wo ist dieser Generator?“ „Er ist in einem kleinen Kontrollraum – Hinter der Mauer.“ Boulder schnaubt verärgert. Dann macht er seinem Zorn freie Luft und schlägt hart auf die Tischplatte. „Scheisse verflucht! Dann ist er ja auch IM Sanctum und von der Kuppel geschützt.“ Shacko lässt sich entmutigt in den Stuhl zurücksinken. „Ich kenne einen Weg hinein.“ Shacko und Boulder blicken auf – Hoffnung blitzt in ihren Augen. „Wie.. kommt man rein?“, fragt Boulder. „Es gibt einen Tunnel der vom östlichen Fuss des Berges ins Sanctum führt. Eine Art.. Notausgang. Er wird aber auch so, oft benutzt. Darin gibt es auch Traningsbereiche, Wohnräume und so weiter.“ Boulder wirkt erfreut und spielt an einem goldenen Ring an seinem linken Zeigefinger herum. „Also.. Könntest du den Generator abschalten – Dich „einschleichen“ vielleicht?“ Chain nickt. „Gut.. Dann soll es so geschehen. Du wirst dich unbemerkt unter die Faction mischen und den Generator abschalten, während ich und meine Leute vor dem Tor Dardan ablenken. Das Outfit dazu hast du ja bereits. Wenn die Kuppel weg ist, stürmen wir das Sanctum.. Aber.. Hmm, du darfst nicht allein gehen. Ich gebe dir zwei meiner Leute mit. Einen Moment.“ Boulder erhebt sich erneut und läuft zur Tür hinaus.

Nur eine Minute später ist er mit zwei Personen zurück. Chain horcht merklich auf , als er die eine Person wiedererkennt. Es ist der Mann mit der Kapuze, der schon beim Kampf im grossen Saal in einer Ecke stand und ihn zusammen mit seiner Begleitung genau beobachtete. Der Mann ist nicht sehr gross und scheint von einer eher schmächtigen Figur zu sein. Die roten Augen funkeln Chain interessiert an. Sein schwarzes Kapuzen-Gewand reicht ihm bis zu den Knien und ist durch dunkelbraune Teile einer Lederrüstung verstärkt, die seine Schultern, den Brustbereich und die Arme schützen. Zwei verzierte Kurzschwerter mit dunkelblau schimmernden Klingen hängen von seinem Gürtel. Chain erkennt das Material. Es ist Saphrit – Ein seltenes Erz, das jeglicher Hitze stand zu halten vermag. Ungemein wertvoll und schwer zu verarbeiten. Seine Begleitern, die zuletzt den Raum betritt, grinst Chain freundlich entgegen. Sie ist von normaler Statur – Jung und attraktiv. Die kurzen feuerroten Haare umrahmen ein blasses Gesicht, das zu Chains Verwunderung keine aschezerfressenen Stellen aufweist. Ihre Kleidung gleicht der, ihres Kameraden – Wenn auch sie eine dünne, schwarze Strickmütze einer Kapuze vorzieht. Bewaffnet ist sie mit zwei kleinen Magmapistolen, die links und rechts an zwei Gürtelholstern von ihren Hüften baumeln.

„Darf ich vorstellen..“, beginnt Boulder, „Das ist Chain. Chain, das sind Vanish und Nalima – Zwei meiner erfahrensten Leute.“ Vanish nickt Chain zu, doch Nalima hat es nicht so mit förmlichen Begrüssungen. Pfeilgerade stampft sie auf den leicht irritierten Bot zu und nimmt ihn fest in die Arme. „Hallo Chain! Freut mich dich kennen zu lernen.“ Etwas verwundert über die lange Umarmung blickt Chain hilflos von einer Person zur anderen. „F-freut mich auch.“, stammelt er. Vanish verkneift sich ein Lachen. Nach einem kurzen Augenrollen seitens Boulder wird auch Shacko noch ordentlich in die Arme genommen, bevor sich alle an den Tisch setzen und noch einmal den Plan durchgehen. „Also dann Chain.“, meint Boulder, als alle mit den weiteren Schritten vertraut gemacht wurden. „Willkommen bei den Consorta. Gehen wir nun wieder zu den anderen hinaus. Ich werde alle Anwesenden über den morgigen Tag in Kenntnis setzen. Und dann.. könnte ich ein Bier vertragen.“ Sobald sie sich wieder im Saal eingefunden haben, zieht er ein grosses Fass aus Metall, das als Tisch dient, vor die Theke, stellt sich darauf und beginnt in lautem Ton zu sprechen.

„Musik aus!. .. Liebe Anwesende, Das hier ist Chain. Er ist ein weiterentwickelter Magmabot, der uns in unserem Vorhaben unterstützen wird. Wir haben gemeinsam einen Plan ersonnen, der schon morgen durchgeführt werden MUSS, wenn die Informationen meiner Quelle stimmen – Was ich stark annehme, aufgrund der mir vorliegenden Dokumente. Unser Planet ist in Gefahr und ich werde nicht ruhen, bis Dardan und seine Meute aus dem Sanctum verschwunden sind – Oder sie zumindest die Grabung eingestellt haben. Ob friedlich ODER mit Gewalt! Wir sind viele, wir sind bewaffnet UND wir werden der Faction mutig entgegentreten, während Chain gemeinsam mit Nalima und Vanish dafür sorgt, dass der Schild, den das Sanctum schützt ein für alle mal zerbricht!“ „Scheisse ja, wir geben’s der Faction! Wohooo!“, wirft Nalima dazwischen, beisst sich auf die Unterlippe und macht zwei Beckenstösse in ihre, auf hüfthöhe ausgestreckten Hände. Wenn in diesem Moment Grillen anwesend gewesen wären, hätte man sie gehört. Vanish schliesst die Augen und schüttelt unmerklich den Kopf, während Boulder ihr einen aufgeregten Blick zuwirft und dann gleich wieder zurück in seine Rolle schlüpft.

„Ähh GENAU! Also verbreitet die Kunde unter denen, die heute nicht anwesend sind und seid morgen gegen Mittag vor dem grossen Nordtor zur Stelle. Dann marschieren wir gemeinsam dem Sanctum entgegen. Wir werden so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf uns ziehen, um unserem kleinen Trupp genug Luft zu verschaffen. Sie werden den Generator- und somit das Energiefeld ausschalten.“ „Was ist mit den Patrouillen hier in der Stadt? Die werden doch Alarm schlagen!“, wendet eine Stimme aus der Menge ein. Boulder hebt beschwichtigend seine Hände. „Keine Sorge, ich werde mich darum kümmern, dass unser Vorhaben so lange wie möglich nicht durchschaut wird. Wenn alles klappt müssten wir..“

Plötzlich wird Boulder durch ein Poltern aus der Richtung der Eingangstür unterbrochen. Erschrocken blicken knapp hundertfünfzig Augenpaare in Richtung des Lärms. Mit eiligen Schritten bahnt sich eine Gruppe Faction-Soldaten ihren Weg durch die Gäste – Die Feuerblaster im Anschlag. Die unbewaffneten Leute schrecken zurück. Fast bei der Theke angekommen beginnt der Anführer zu sprechen. Chain erkennt ihn sofort. Es ist der Mann, den er zwischen die Zugwagons hindurch gesehen hatte. Ein Koloss, an den er sich, jetzt wo er vor ihm steht, allmählich zu erinnern vermag. Er war auch in dem Haus – Als man ihn weggebracht hatte. Weg von Ella.. Der Mann zieht sich die Sturmhaube vom Kopf und grinst Boulder entgegen, der noch immer auf seinem Fass steht und mürrisch dreinblickt.

„Boulder! Was treibst du da oben? Willst du nicht herunter kommen und einen alten Freund anständig begrüssen?“ Leise zeternd steigt der Anführer der Consorta von seinem Podest. „Wirklich eine seltene Ehre Carver..“, murmelt Boulder sarkastisch. „Wie wäre es wenn du deinen Lakaien befehlen würdest, die Waffen zu senken? Wie du siehst, sind hier nur die Wenigsten meiner Leute bewaffnet.“ Carver schüttelt den Kopf. „Ich kenne deine Sippe. Säufer und Halsabschneider.. Einmal kurz nicht aufgepasst und schon ein Messer im Rücken. Nein, nein.. Die Waffen bleiben schön oben, bis wir miteinander fertig sind.“ Sein Blick schweift hinüber zu Chain. „Ich wusste es.. Ich wusste, dass du keiner von uns bist. Der Umstand allein, dass du mit diesem alten Jammerlappen durch die Strassen ziehst, war Grund genug dich im Auge zu behalten. Und siehe da: Ein verdammter Magmabot *spöttisches Lachen*. Nun Boulder.. Kommst du freiwillig mit ihm zusammen ins Sanctum, oder muss ich dich höflich bitten?“

„Du weisst, dass ich mich nicht ergebe.“, wendet Boulder ein, „Meine Leute mögen grösstenteils unbewaffnet sein – Das heisst aber nicht, dass wir euch nicht in Stücke reissen können, wenn du hier das Feuer eröffnest.“ „Hmm.. Da hast du nicht ganz unrecht. Wir scheinen wohl in einer Patt-Situation zu stecken.“ Carver überlegt einen Augenblick. „Was hältst du von einem kleinen Kampf?“ „Hahaa ich soll mit dir kämpfen? Ich bin doch kein Idiot.“ Carver nickt in die Richtung von Chain und den anderen. „Ich dachte eher an einen deiner Leute, die drei da sehen doch brauchbar aus. Ich hatte schon seit langem keinen ebenbürtigen Gegner mehr *aufgeregtes Hecheln*.“ Boulder sieht abwechselnd zu Chain, Nalima und Vanish und zuckt fragend mit den Schultern. Vanish und Chain nicken. Nalima zeigt Carver den Mittelfinger. „Nun wie es aussieht sind alle einverstanden. Was ist der Einsatz?“, will Boulder wissen. „Wenn dein Mann – Oder die allseits geschätzte Nalima mich besiegt, werden wir gehen. Das verschafft euch Zeit. Melden werde ich euch auf jeden Fall. Wenn ich gewinne kommst du und der Mag mit mir.“ Boulder schnaubt verächtlich, lenkt dann aber ein.

„Mhh, na gut verflucht! Cosack, schliess die Tür ab – Wir brauchen hier nicht noch mehr Besucher.“ Dann sieht er zu den anderen. „Es liegt an euch. Ihr könnt entscheiden wer kämpft.“ Noch bevor Chain oder Vanish reagieren konnten, wirft Nalima die Hände in die Luft. „Iiich melde mich freiwillig!“ Chain streckt den Arm aus um sie aufzuhalten, doch Vanish hält ihn zurück.“ Carver nickt Nalima anerkennend entgegen. „Das dachte ich mir schon.. Mutig wie dein Bruder, hahaha!“ Die Miene der Frau verfinstert sich. „Leck mich Carver!“ Lauthals lacht er heraus. „Doch nicht hier Schätzchen! Ausserdem sind Kinder anwesend.“, meint er und zeigt höhnisch grinsend auf Vanish. Dieser verzichtet auf jegliche Reaktion, während Nalima gelangweilt die Arme verschränkt. „Willst du jetzt kämpfen oder Sprüche klopfen?“ Carver deutet eine entschuldigende Verbeugung an. „Entschuldigt Prinzessin. Natürlich möchte ich kämpfen.. Wir regeln das mit unseren Fäusten, wenn’s recht ist? Und NIEMAND mischt sich ein!“ Nalima zuckt mit den Schultern und wirft ihren Gürtel mit den Pistolen bei Seite.

„Ahhh!“ Carver schreit auf und stürmt wie ein Bulle auf seine Gegnerin los. Gekonnt gleitet sie unter dem ersten Angriff hindurch. „Wie nett.. Ich habe den Gong noch gar nicht gehört.“ „Halt’s Maul und komm her!“, brüllt Carver wutentbrannt. Sein Gesicht ist feuerrot. Kleine schwarze Äderchen treten aus seinem Stiernacken hervor. Die Zuschauer sind nun ein weiteres Stück zurückgewichen, so dass die beiden Kämpfer viel Platz haben. Die Blaster der Faction-Soldaten halten die Gäste noch immer in Schach. Chain sieht verwundert zu Vanish hinüber und versucht dessen Gefühle oder Gedanken über diese neue Entwicklung einzuschätzen, doch der schmächtige Mann steht einfach nur da und schaut aufmerksam dem Kampf zu. Boulder hat sich indes einen doppelten Demon’s Breath einschenken lassen, der es wohlgemerkt ordentlich in sich hat. Nalima wird derweil von mächtigen, jedoch langsamen Hieben eingedeckt. Die junge Frau ist zwar von zierlicher Statur, weicht den Angriffen aber mit bemerkenswerter Leichtigkeit aus. Immer wieder findet sie ab und zu eine Lücke, in der sie handeln- und ihrem Widersacher einige harte und gezielte Fäuste ins Gesicht und in den Bauch rammen kann. Carver verliert scheinbar schnell Energie, da er konstant versucht Nalima zu Leibe zu rücken.

„Ist das alles, was man beim Training in der Faction so lernt? Carver knurrt und startet sogleich den nächsten Angriff. Als sein Arm nach vorne schnellt, weicht Nalima nach links aus, packt ihn und schmettert den schweren Körper des Soldaten über ihre Schulter hinweg zu Boden. Benommen bleibt Carver für einige Sekunden liegen, bis er sich auf allen Vieren aufzurichten versucht. Seine Gegnerin kann es nicht lassen, die vermeintliche Schwäche des kahlköpfigen Hühnen zu kritisieren und kichert leise vor sich hin. Vanish merkt auf, als er in Carvers Gesicht eine auffallend unerschöpfte Veränderung der Gesichtszüge bemerkt. „Nalima, er verarscht dich bloss – Pass auf!“ Die Lücke in ihrer Deckung, sowie die Verwunderung über die Worte ihres Kameraden reichen für Carver aus. Mit enormer Schnelligkeit greift er nach ihrem Knöchel. „Hab.. dich..“ Noch bevor Nalima versuchen kann sich zu befreien, richtet sich der Soldat auf, wirbelt ihren Leib durch die Luft und hämmert ihn auf eine der Tischplatten aus geschliffenem Stein. Die Platte zersplittert als Nalimas Oberkörper dagegen prallt.

Sie wirkt schon fast bewusstlos, doch Carver ist noch nicht fertig. Noch immer hält er ihr Bein fest in seinen Händen – Dreht sich der Theke zu und wirft sie gegen das Metallfass. Das Metall quietscht, als es durch den Aufprall eingedellt wird. Mehrere Tropfen Blut rinnen aus verschiedenen Schnittwunden über Nalimas Gesicht. Keuchend liegt sie vor dem Fass. „Lächerlich wie einfach du zu blenden bist, Kleine..“, bemerkt Carver und zieht sie einige Meter von der Theke weg. Dann beugt er sich über ihren schlaffen Körper und schlägt ihr zwei mal ins Gesicht. Blut und Speichel spritzen bei jedem Schlag aus ihrem Mund. „Jetzt kriegst du’s! Du bist eine Schande für deine Familie!“ Als der Soldat erneut die Faust erhebt und zum Schlag ausholt, unterbricht ein eigenartiges Zischen die bangenden Laute der Zuschauer. Carver erstarrt in der Bewegung. Ein schmaler blutender Kreis legt sich um seinen Oberarm, bevor er sich von seinem restlichen Körper löst und mit einem dumpfen Ton zu Boden plumpst. Carver schreit auf und blickt erschrocken in das Gesicht von Vanish, der mit gezückten Klingen neben ihm steht. „DU.. DU BRICHST DIE REGELN!“ Vanish’s Gesicht zeigt keinerlei Regung.

„Da scheiss ich drauf.“, sagt er ruhig, bevor sich die Klinge seines zweiten Schwerts über Carvers Hals zieht. Die Haut reisst auf. Eine rote Fontäne schiesst aus der Wunde und ergiesst sich über Nalimas bewusstlosen Körper. Verzweifelt drückt der Soldat seine verbleibende Hand auf den Riss, doch das Blut sprudelt ungehindert weiter. Carvers Männer legen nach kurzer Irritation auf Vanish an. Dieser sprintet mutig auf sie zu. Die Blaster knattern los – Die Gäste gehen panisch in Deckung, als die kleinen glühenden Geschosse wild in der Bar herumfliegen. Doch Vanish lässt sich davon nicht aufhalten. Er weicht einigen aus und wehrt andere mit geschickten Bewegungen seiner Schwerter ab, bis er bei den Soldaten angekommen ist. Einer nach dem anderen fällt – Wird von den Waffen des Consorta zerstückelt – Aufgespiesst und enthauptet. Wie ein Tänzer – Eins mit der Musik des Todes gleitet Vanish von Mann zu Mann, bis die Blaster verstummen – Bis die Hysterie der Anwesenden versiegt und das Gasthaus in Stille gehüllt ist. „Stirb du.. du *gurgeln* blödes Arschloch!“, brüllt Carver mit letzter Kraft. Er war mit der Ohnmacht ringend zu Nalimas Gürtel gekrochen und zielt nun mit einer ihrer Pistolen in den zittrigen Fingern auf den Mörder seiner Männer. Ein Schuss fällt. Jedoch ist es nicht Carvers Pistole. Chain hatte gehandelt, seine Waffe gezogen und Carver eine Kugel in die Rippen gejagt. Schmerzverzerrt fällt der Soldat auf den Rücken und bleibt reglos liegen. Nur sein Kopf zuckt wie von letzten Nervenimpulsen immer wieder leicht nach links. Chain eilt auf ihn zu, umschlingt seinen Kragen mit beiden Händen und schüttelt ihn durch. „Was habt ihr mit Ella gemacht?! Wo ist das Mädchen von heute Nachmittag?!“ Eine Hand legt sich zärtlich auf Chains Schulter. „Er ist tot Chain.. Lass ihn ruhen.“, meint Shacko mit einfühlsamer Stimme.

Derweil kippt Boulder, so erschöpft als hätte er selbst gekämpft, einen Kurzen, bevor er kopfschüttelnd die toten Körper betrachtet. „Ja leck mich am Arsch – Was für eine Sauerei.“ Sein Blick richtet sich wütend auf Vanish. „VANISH! Sie an was du angeri-“ Er stoppt mitten im Satz, da er nicht genau weiss ob er nun wütend oder glücklich über den Ausgang der Situation sein soll. „Ach.. Danke für deine Hilfe! Aber sieh dir diese Flecken an – Das geht nie wieder raus!“, tadelt er, während Vanish blutüberströmt zwischen etlichen Leichenteilen steht und nur verwundert die Augenbrauen hebt. „Mein lieber Varonys..“, fährt Boulder fort, „Shacko – Geh du mit Chain hoch und gib ihm ein Zimmer. Ach und seht zu, dass ihr Nalima auch in eines der Betten schafft. Ich werde nacher noch Tee aufsetzen und mich um sie kümmern. Vanish – Geh duschen, du siehst aus wie irgendein gestörter Mörder aus einer Horror-Geschichte! Cosack, Dastan, Otis, Robyat und Taiga – Ihr helft mir die Leichen weg zu schaffen. Ach und die zwei, die noch ganz sind brauchen wir noch. Also die Kleidung für Morgen – Ihr versteht schon.“ Dann fuchtelt er wild mit den Armen. „Hopp Hopp, die Party ist vorbei! Alle anderen – Wir sehen uns morgen! Der Plan bleibt der Plan!“

Nachdem Shacko und Chain die Verwundete in ein Zimmer gebracht und Notversorgt hatten, wurde Chain vom Alten ebenfalls in einen Schlafraum, nicht weit von Nalimas Aufenthaltsort, geführt. Dann, nach einigen gutmütigen Worten, verlässt Shacko den Raum und überlässt Chain der Ruhe des Zimmers. Die kürzlichen Geschehnisse verarbeitend sitzt er auf dem Bett – Den Rücken an die Wand gelehnt. Eine betrübte Stimmung überkommt ihn. Schliesslich war er genau genommen noch nicht mal zwei Tage alt. All die schrecklicken Ereignisse der letzten Tage, sowie die neuen Eindrücke in Verbindung mit altem Wissen lassen seine Realität seltsam unwirklich erscheinen. Einerseits fühlt es sich an, als wäre er schon lange hier – Andererseits, als wäre er gerade erst in die Welt hineingestellt worden. In Gedanken geht er den vorherigen Kampf noch einmal durch. Er ärgert sich. Er hätte früher handeln sollen – Hätte Carver nicht in die Brust, sondern in den Arm schiessen sollen. Dann hätte er vielleicht noch erfahren, was mit Ella passiert war. Doch schnell begreift er, dass diese Gedanken ihm nicht helfen. Geschehen ist geschehen. Die Gedanken aus seinem Kopf schüttelnd legt er sich auf die Matratze. Nach ungefähr einer Stunde „daliegen“ spürt er wie das Magveszid in seiner Brust zu kochen beginnt.

„Nicht.. Nicht schon wieder..“, zischt er erschöpft. Sein Körper krümmt sich. Wieder formt sich ein Bild in seinem Kopf – Genau wie gestern Nacht. Er verliert sich darin – Verschmilzt mit dem Peitschen des eisigen Windes. Mit den kalten Schneeflocken, die gemächlich seinen Körper umtanzen – Ihn mit sich tragen. Bis vor den von Eis bedeckten Varonys. Diesmal fühlt sich die Umgebung noch echter und eindrücklicher an, als beim letzten Mal. Wie von selbst marschieren seine Beine los durch den hohen Schnee. Angestrengt watet er den Hang des Berges hoch, bis zu einer Höhle, die tief in den Fels führt. Er folgt einem dunklen, eisigen Pfad – Streicht mit der Hand über die gefrorene Oberfläche des Steins. Auf einmal weitet sich der Gang und Chain tritt hinaus in einen immensen Krater. In der Mitte eine gewaltige Kugel aus dunkel gefärbtem Eis. Vom Wind geschützt und einsam. Erloschen vor langer langer Zeit. Chain nähert sich langsam. Die Schemen zweier Personen werden sichtbar. Eine gross, in schwarzer Kleidung und mit einer Narbe über dem linken Auge – Eine klein, in grauem Kleid.

Hand in Hand gehen die Personen auf den Mag zu. „Ella!“ Chain rennt ihnen aufgeregt entgegen, nur um dann zusehen zu müssen, wie sie sich in Luft auflösen – Wie von einem zarten Windhauch in Richtung Vergessenheit geweht. Doch dahinter geschieht etwas. Etwas, das Chain das Fürchten lehrt. Die gefrorene Magmakugel wird von einem feinen Riss durchzogen. Licht strömt wie ein gleissender Sonnentrahl aus der Ritze. Die Bruchstelle breitet sich plötzlich auf die ganze Kugel aus, bis sie schliesslich unter mächtigem Tosen zerspringt. Chain geht in die Knie. Eine Wand aus Feuer kommt auf ihn zugeschossen. Die Erde unter seinen Füssen bebt. Eingehüllt von einer rumorenden Szenerie züngelnder Flammen erhebt er sich. Er hält schützend die Hand vor seine Augen, ob einem grellen Lichtschein, in der Mitte des Kraters – Dort wo die Kugel stand. Das Licht fasziniert ihn. Wie in Trance läuft er darauf zu. Er muss es erreichen – Sich damit verbinden. Er muss! Plötzlich durchdringt eine Stimme die Atmosphäre – Umschmeichelt ihn. Tröstet Ihn. Lässt unbändige Wut in ihm aufkochen. Liebt ihn. Hasst ihn! Und Chain weiss – Er ist zu Hause. „Komm.. zu mir.. Chain.“

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