LangeMordSci-FiTod

The Black Faction – Unchained

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Geräusche dringen an den Rand seiner Wahrnehmung. Brutale Geräusche eines Kampfes. Schnitte, Feuerblaster, Todesschreie. Schmerz. Mühsam versucht er seinen Kopf zu heben, doch sein Körper funktioniert nicht mehr richtig. Er ist zu stark beschädigt – Der endgültigen Vernichtung so greifbar nahe. Dann vernimmt er schlurfende Schritte. Sie bewegen sich langsam, begleitet von ächzenden Lauten, auf ihn zu. Da er drohende Gefahr vermutet, strengt er sich noch einmal an – Bündelt seine verbleibende Energie. Es nützt nichts. Statt von seinen Fesseln frei zu kommen, reisst seine bereits klaffende Bauchwunde weiter auf. Ein Strahl reinen Magveszids spritzt, der Eruption eines kleinen Vulkans gleich, aus der Wunde. Die Substanz läuft träge über seine Beine und tropft in den schwarzen, verbrannten Erdboden.

„R-ruhig mein Junge.. *schmerzerfülltes Kichern*.. Nur nicht bewegen. Du.. Du machst es nur schlimmer.“ Er weiss nicht was er von dieser Stimme halten soll. Er kennt sie – Ganz klar, jedoch ist für ihn alles sehr schwer einzuordnen. Auch sein Kopf hatte einiges abbekommen und schwingt nur in ungewollten Bewegungen hin und her. Plötzlich quillt Bewusstsein und Stärke in seinen Glidern empor. Er reisst verstört die Augen auf. Die Geräusche werden klarer – Sein Blick scharf und auch die Kontrolle über seine Körperteile kehrt langsam wieder. Verwirrt betrachtet er sein Umfeld. Der Ort ist einer Müllhalde gleich. Aufgestapelte Haufen von allerlei Altmaterial ragen auf praktisch allen Seiten hoch in die Luft. Zwischen den Haufen herrscht ein Chaos aus Feuer, reglosen verbrannten und zerschlagenen Körpern und dicken Rauchschwaden, die keine klare Sicht auf Dahinterliegendes erlaubt.

Unmittelbar vor ihm liegen zwei Tote Voltega. Er erinnert sich. Es waren die zwei, die ihn gefesselt und zusammengeschlagen hatten – Seine Vernichtung hinauszögerten, als würde es ihnen die grösste Freude bereiten . Sein Blick wandert von den Leichen nach links neben seinen knienden Körper. Wieder ein Voltega. Aber diesmal war es einer den er kannte. Es war Doc Cooper – Derjenige der ihn erschuf und den Aufstand gegen die Black Faction angeführt hatte. Cooper ist gerade dabei eine gelbe Paste auf die Bauchwunde zu streichen. Doch er sieht, dass es dem alten Mann nicht gut geht, denn auch er ist verletzt. Einer der Feuerblaster der Faction musste seinen Hals gestreift haben. Das Blut sickert ungehindert aus der verkrusteten Haut. Die Wunde ist tödlich. Das sieht er genau. Cooper lächelt ihm entgegen.

„Soo.. Das sollte die Blutung stoppen.. Leider kann ich das Zeug nur bei euch Mag’s verwenden hehe.. Dumm gelaufen was? Ach äh.. Ich hoffe ich konnte dir auch mit dem Not-Energie-Boost etwas Erleichterung verschaffen, auch wenn du ja eigentlich gar keine verspürst hehe.“ Cooper mustert den stillen, halb zerstörten Magmabot. „Die haben dich ja ordentlich in die Mangel genommen *hust*.. Sogar mit Ketten an den Pfahl gebunden *hust* *hust*.. Hör.. Hör mir zu. Ich habe nicht mehr lange zu leben, das weiss ich. Aber ich kann nicht sterben, bevor ich nicht das letztmögliche getan habe, um die Faction von ihrem Plan abzubringen..“ Cooper zieht einen kleinen, grauen Datenstick aus seinem schwarzen Kittel. „Das hier ist mein letztes Geschenk. Mein letzter Trumpf..“ Der alte Mann sieht den Bot hoffnungsvoll an. Die dunkelblauen Augen des Bots schimmern starr hinter dem roten Visier.

„Das ist ein Upgrade für dein System.. Es.. Macht dich Quasi zu einem fühlenden Wesen.. Aber nicht nur das.. Du wirst ebenfalls viel Leistungsfähiger. Schneller, Stärker – Von überlegenem Intellekt und mit einem freien Willen. Nun gut, vielleicht nicht gleich zu Anfang, aber nach und nach. *hust hust* Ausserdem kannst du vielfältig mit anderen Mag’s interagieren – deinem Willen beugen zum Beispiel. Bitte.. Du musst dafür sorgen, dass die Faction die Ausgrabung nicht abschliesst. Der Commander denkt, es diene dem Wohl des Planeten und der Bevölkerung, aber er irrt sich! Diese Idioten haben keine Ahnung davon, was sie da herausholen! *Hust* Ach.. Falls du sie nicht überzeugen kannst..“ Cooper greift nach der Schulter des Bots. „Dann nutze deine Fähigkeiten und töte sie.. Beende, was ich nicht geschafft habe. Rette Volt.. Hmm.. Du brauchst einen Namen. *keuch*“

Coopers Augen suchen den Boden ab und verharren dann auf den Ketten des Bot’s.. „Chain.. Chain wird dein Name sein.. Also Chain. Du wirst dich womöglich erst später an alles erinnern, was ich dir nun gesagt habe.. Ich *starker Husten* Du.. musst es einfach hinkriegen, hörst du!?“ Der alte Mann greift mit beiden Händen nach dem halb eingedrückten Kopf von Chain. Dieser nickt nur einmal, bevor Cooper heftig einatmet und mit letzter Anstrengung den Datenstick in die Öffnung an Chains Hinterkopf einführt. Der Stick piept ein paar mal kurz auf, als er einrastet und sich perfekt in Chains Kopfform einfügt. Dann bricht Cooper auf dem Schoss des Mag’s zusammen. Chain sieht seinem Schöpfer ruhig bei seinen letzten Momenten zu, bis schliesslich seine eigene Sicht langsam verschwimmt. Begleitet von Coopers leiser, versiegender Atmung driftet Chain ab. Schwärze tränkt sein Sichtfeld.

*Ohrenbetäubendes Krachen* Chain schreckt hoch. Das erste worauf sich seine Aufmerksamkeit richtet ist nicht etwa die äussere Szenerie, sondern viel mehr auf das, was da in seinem Körper plötzlich vor sich geht. Ein seltsamer Druck in der Brust, ein Brennen im Bauch, innen sowie aussen und eine übermächtige Welle von Unwohlsein bricht über ihn hinein. Er versteht ganz und gar nicht. Panisch bewegt er seine Gliedmassen und presst die Arme so fest er kann auseinander. Die Ketten überspannen, vermögen seiner Kraft nicht stand zu halten und zerspringen in alle Richtungen. Kopfüber fällt er nach vorne in die Erde. Seine Hände krallen sich in den Boden, bevor er sich aufrichtet – Seine Umgebung in Augenschein nimmt. Um ihn herum liegen drei Männer. Allesamt Voltega, doch Chain erinnert sich nicht an sie. Als er jedoch den alten Mann neben ihm betrachtet, passiert etwas in seiner Brust. Eine Veränderung, die er jedoch nicht zu benennen vermag. Er streicht mit der offenen Hand, die von kleinen schwarzen Plättchen gepanzert ist, über Cooper’s Gesicht. Seine Haut ist noch einigermassen warm. Jedoch sieht Chain sofort, dass er verblutet war.

Dann stiert er umher, versucht sich benommen aufzurichten und torkelt einfach los. Immer wieder bleibt er mit seinen Füssen an diversen abgetrennten Körperteilen hängen. Der Anblick erzeugt starke unangenehme Veränderungen in ihm. Wer oder was war er? Wie kam er hierher? Und was war das für ein elender Ort an dem er gezwungen war ohne jegliche Erinnerung geschweige denn ein Ziel herumzustolpern. Sein Kopf wird von Schmerzen gepeinigt, die sich bis zu seinem Oberkörper hinab ausbreiten. Sein rechter Arm ist taub. Seine Beine fühlen sich schlapp und ungewohnt an und die ganzen Dreck und Rauchschwaden, die ihm gegen das Visier peitschen, machen es nicht einfacher sich durch diese Hölle fortzubewegen.

Schon bald steigt der Grund beträchtlich an. Auf allen Vieren kriecht Chain einen Hügel hinauf, bis er schliesslich ganz oben ankommt und endlich mehr von seiner Umgebung erkennen kann. Kurzzeitig wird er von den Eindrücken übermannt. Ein düsteres Tal erstreckt sich viele Kilometer weit vor seinen Augen. Links von ihm befindet sich ein enormer Berg, auf dessen nach unten gewölbten Oberfläche sich eine Feuerkugel befindet. Ihr zischen und Rumoren ist über das ganze Tal hinweg zu vernehmen. Ausserdem fliessen mehrere Ströme aus leuchtendem Magveszid aus ihr heraus und bahnen sich ihre Wege von der Felswand hinab. Doch damit nicht genug. Die Ströme ziehen sich in etliche Richtungen durch das ganze russige Tal. An der rechten Aussenseite des Bergs leuchtet eine seltsame kleine Kuppel in hellblauem Licht. Sie ist jedoch zu weit entfernt um genaueres erkennen zu können.

Chain folgt mit seinem Blick einem breiten Lavastrom und stutzt, denn er mündet vor einer rundlichen, schwarzen Mauer – Spaltet sich und fliesst in weitem Bogen darum herum. Er erkennt die Mauer als eine Art Schutzwall. Der Schutzwall einer Stadt. Ohne genau zu wissen wohin er gehen sollte, beginnt er den Abstieg. Es ist steil und rutschig. Viele Brocken in allen Grössen aus pechschwarzem Gestein lösen sich und begleiten ihn auf dem Weg nach unten. Fast auf dem Talboden angekommen löst sich ein weiterer. Ein heftiges Ziehen schnellt sein linkes Bein hoch. Dann ein lautes Knacken. Das bereits zuvor beschädigte Fussgelenk knickt ein. Die Funken fliegen und Chain vermag einen Aufschrei nicht mehr zu zügeln. Verwundert über seine mechanische Stimme, schliddert er die letzten Zehn Meter den Hang hinab. Dann liegt er einige Momente einfach nur da – Total erschöpft und verwirrt.

Am liebsten würde Chain einfach wieder dahin gehen, wo er hergekommen war. Zurück ins Nichts. Wohltuende Schwärze.. Doch etwas regt sich in seinem Kopf. Eine Stimme.. Ist es seine? Nein. Sie ist klarer. Nicht mechanisch. Sie bildet Worte, doch Chain versteht sie nicht. Plötzlich dringen zwei Worte mit aller Härte in den Vordergrund seines Verstandes. Zwei Worte, die ihn abrupt hochschnellen lassen – ihm einen Sinn aufdrängen. Seinem selstsamen Dasein auf einen Schlag die nötige Würze verleihen um handeln zu wollen. „Black Faction“

Es war eine harte Stunde, durch dieses verkohlte Brachland.

Seinen gebrochenen Knöchel hinterherziehend lief er so gut es ging der weit entfernten Stadt entgegen. Es war sein einziger Anhaltspunkt. Er musste jemanden, oder irgendetwas finden, das ihm mehr erzählen konnte – Ihm helfen konnte. Nun steht er etwas abseits der Stadt vor einigen Haufen Gerümpels. Es wirkt wie eine kleinere Version des vorherigen Ortes, wenn auch dieser hier viel weniger Eindruck auf Chain macht. Angeschlagen von seinem Marsch geht er in die Knie und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Hülle eines defekten Gefährtes. Sein Körper ist an zahlreichen Stellen geschunden und beschädigt. Der linke Fuss hängt nur noch lose an seinem Knöchel. Kurz schliesst er die Augen – Ergibt sich erneut der Erschöpfung.

„Hallo.. Bist du in Ordnung?“, reisst ihn eine zärtliche Stimme aus seinem Schlummer. Als Chain die Augen öffnet, sieht er eine kleine Gestalt vor sich stehen. Es ist ein Mädchen mit Schulterlangen, schwarzen Haaren. Ihre blasse Haut ist schmutzig und an vielen Stellen von Asche zerfressen – So wie es bei allen Voltega der Fall ist. Die grauen Lumpen, die ihren jungen Körper bedecken, kann man kaum als Kleidung bezeichnen. Chains Verstand wird mit Informationen geflutet. Die Voltega.. Zwei Arme, Zwei Beine, die Ohren lang und spitz. Zwei Geschlechter – Männlich und weiblich. Doch das, was wohl am meisten heraussticht sind die roten Pupillen, die aus ihren Köpfen herausstechen wie matte Rubine. Ein friedliches Volk, bis auf wenige Ausnahmen. Ein Volk, das das Leid dieser harten und düsteren Welt verkörpert und es dennoch nur selten nach aussen trägt. Ihre Körper – der lebensfeindlichen Umwelt perfekt angepasst. Dennoch.. Sterblich, organisch.. Zerbrechlich.

„Bist du ein Magmabot? Kannst du nicht sprechen?“, fragt das Mädchen neugierig. Sie strahlt keinerlei Ängstlichkeit aus. Mitgefühl und Freundlichkeit liegen in ihren Augen. Obwohl Chain allmählich ein gewisses Verständnis zurückgewinnt, weiss er dennoch nicht recht, wie er die Kleine einordnen soll.

„B.. Black.. Faction..“, stammelt er. Das Mädchen legt den Kopf schräg und rümpft die Nase. „Die Männer in den Uniformen? Ach.. Sind die hinter dir her?“ Chain weiss nicht was er antworten soll und lässt den Kopf hängen. Besorgt nähert sie sich ihm. „B-brauchst du hilfe? Du siehst nicht gut aus..“ Sie überlegt einen Moment. „Meine Eltern und ich wohnen etwas abseits von Hellside. Ich kann dich dorthin bringen. Mein Papa kennt sich aus mit der Reparatur von Dingen. Ich bin sicher er wird dir helfen können!“ Sie streckt ihm eine Hand entgegen. „Ich bin Ella! Und wie heisst du?“, fragt sie lächelnd. Chain hebt den Kopf und sieht in den Himmel als würde er nach einer Erinnerung suchen. „I-ich.. mein.. Name..“

Sein Blick verliert sich zwischen den Ascheflocken, die vom aufkommenden Wind durch die Luft gewirbelt werden. Vorsichtig streckt er die Hand nach ihnen aus – Spürt den Wind auf seiner Hand. „Der Wind ist schön nicht?“, fragt Ella – Die Augen ebenfalls in den Himmel gerichtet. „Ich liebe es, wenn die Glutfalter darin tanzen.“ Chain sieht etwas verdutzt zu Ella und dann zurück zu dem, was er als Ascheflocken ausgemacht hatte. Als er genauer hinschaut erkennt er sie. Kleine, flatternde Wesen, die feine Linien aus Asche hinter sich herziehen – Im Wind umhertoben und immer wieder kurz aufglühen. Diesmal erkennt Chain eine sehr angenehme Veränderung seiner Gefühlslage. „Was ist das?“, will er von Ella wissen. „Was meinst du?“

Chain führt eine Hand zur Brust. „Ich fühle.. mich gut.“ Ella lächelt. „Ein gutes Gefühl? Das ist Freude. Wenn man schöne Dinge sieht, empfindet man das.“ „Freude..“, wiederholt Chain, so als liesse er sich das Wort in seinen Schaltkreisen zergehen. Doch leider wird der magische Moment kurz darauf unterbrochen. Zwei kleine schwarze Punkte nähern sich aus der Richtung des grossen Hügels mit der Feuerkugel. „Das sind die bösen Männer! Schnell komm! Ich helfe dir hoch..“ Ella greift Chain an einem Arm und zerrt ihn mit sich mit. Angestrengt humpeln die beiden der Stadt Hellside entgegen. Die beiden Wagen folgen ihnen nicht.

Sowie sie sich den Stadtmauern nähern, erkennt Chain eine kleine Siedlung, von nicht sehr solide wirkenden Bauten. Links von der Siedlung – Der Magmastrom und die Mauer. Die beiden humpeln dem Haus entgegen, das ganz rechts aussen steht und stolpern keuchend durch die Haustür. Ella’s Eltern, Tyro und Cassy, springen vom Tisch auf. Zwei recht junge, vitale Voltega mit intelligent wirkenden Gesichtern. „Ella! W-was zum? Ist das ein Mag?“, ruft Tyro und geht mit ausgebreiteten Armen auf seine Tochter zu. Sichtlich wütend mustert er Chain und wendet sich dann wieder Ella zu. „Ella du bringst uns in grosse Schwierigkeiten. Weisst du denn nicht, dass diese Bot’s sich gegen die Faction aufgelehnt haben. Wenn sie ihn hier finden sind wir geliefert!“

„Aber Papa, es geht ihm nicht gut! Siehst du das nicht? Ich konnte ihn nicht einfach da draussen lassen.“, sagt Ella mit flehendem Ton. Ihre Mutter kommt dazu und meint: „Deine Fürsorge in Ehren Schatz, aber dein Papa hat recht.. Er kann hier nicht bleiben.“ Das Gesicht der kleinen verfinstert sich. „Aber ich WILL nicht, dass sie ihm wehtun! Man soll jemandem helfen, wenn es ihm schlecht geht!“ Ihr Vater schnaubt genervt. „Ja Ella. JEMANDEM. Aber das hier ist eine Maschine..“ „Er IST nicht nur eine Maschine!“, trotzt Ella, „Er hat den Wind gespürt UND mit mir zusammen den Glutfaltern zugesehen. Es hat ihm Freude bereitet!“ Cassy lässt sich auf Ellas Augenhöhe hinunter. „Diese Bots fühlen nichts Ella. Sie wurden gebaut aus normalen Materialien und dann mit dem Magveszid gespeist, das sie bestimmte Befehle und Muster ausführen lässt.“ „Ich weiss Mama! Aber er ist anders, glaub mir. Ich will nicht, dass sie ihm wehtun.“

Ihr Vater macht einen Schritt auf Chain zu, der kaum noch stehen kann. „Ich habe jetzt genug. Der Roboter muss weg.“ Doch bevor er nach ihm greifen kann, stellt sich ihm Ella in den Weg. „Wenn du ihn rauswirfst, wirfst du MICH auch raus!“ Nun wird auch Tyro wütend und packt Ella bei den Schultern. „Verdammte Scheisse Ella! Willst du, dass die Faction uns alle umbringt?“ Die Mutter erhebt sich und legt ihrem Mann eine Hand auf die Schulter. „Reg dich nicht auf.. Noch weiss die Faction bestimmt nichts von ihm. Sie soll ihn mit auf den Dachboden nehmen und wir überlegen uns etwas, mit dem alle zufrieden sind. Die Hauptsache ist, dass er mal von der Tür wegkommt und ihn niemand anderes sieht.“ Ella greift schnell nach Chain’s Hand und geht mit ihm die Treppe hoch. Kaum durch die Tür zum Dachboden verschwunden, schliesst sie sie genervt. Sie will den Streit ihrer Eltern nicht mit anhören.

„Blöde Eltern!“, zetert sie, als sie Chain hilft sich an die Wand zu setzen. „Immer haben die etwas zu meckern..“ Dann kniet sie sich vor ihn hin und untersucht verträumt seine Hand. „Hast du auch Eltern? Einen Erschaffer?“ Wieder dringen Informationen und Bilder in Chains Kopf hoch. Bilder von einem alten Mann im schwarzen Mantel und zerzaustem Haar. „Ja..“, antwortet er knapp. „Und wo ist der?“ „Ich.. Glaube er wurde getötet..“ Ellas froher, erwartungsvoller Blick versiegt. „Oh.. Das ist traurig..“ Von wirren Gefühlen geplagt schliesst Chain die Augen und lehnt den Kopf zurück an die Wand. „Das ist es..“

Nur wenige Minuten später kommt Ellas Vater die Treppe hoch. Er klopft gegen die Tür und tritt ein. „Ella?.. Entschuldige, dass ich vorhin so grob war. Ich mache mir einfach Sorgen um uns.. Hör zu ähm.. Ich werde mich um deinen Bot kümmern. Morgen gehe ich zum Schrottplatz hoch und besorge die Einzelteile.“ Er geht auf Chain zu und mustert seinen Körper von oben bis unten. „Also die rechte Schädeldecke ist hinüber.. Der rechte Arm dürfte auch nicht mehr viel aushalten. Das Bein hier sowieso, da muss ich gleich das ganze Schienbein austauschen.. Hmm..“ Neugierig berührt er die verklebte Bauchwunde. „V4 Reparaturgel? Sowas gibt es doch nur bei der Faction..“ Fragend sieht er dem verletzten Bot ins Gesicht. „Was zum Varonys hat es mit dir nur auf sich?“ Chain antwortet nicht.

„Na gut..“, sagt Tyro und erhebt sich. „Bleib nicht mehr zu lange auf Schatz, es ist bereits dunkel geworden. Da ich weiss, dass du dich wohl kaum vom Fleck rühren wirst, bringe ich dir noch etwas zu essen hoch.“ Bevor er die Tür nach unten wieder schliesst, wirft er noch einen strengen Blick über die Schulter. „Ach und Ella.. Wenn ich ihn morgen wieder hingekriegt habe.. Muss er gehen ja?“

Ella nickt, jedoch nicht sehr glaubwürdig. Tyro verdreht die Augen und läuft die Treppe hinab. Nachdem er ihr noch ein Glas Brandmilch von den im Dorf beheimateten Infernokühen und einige reife Magmusfrüchte gebracht hatte, verschwindet er endgültig im Untergeschoss. Schliesslich bedürfen auch Ehefrauen der Aufmerksamkeit ihrer Männer.

Hungrig wie sie ist, mampft Ella zufrieden von den köstlichen Dingen, während Chain ihr müde zuschaut. Als Ella fertig gegessen hat, stellt sie das Geschirr mit dem Lavablümchen-Muster bei Seite, holt eine kuschelige braune Decke aus dem nahe gelegenen Schrank und legt sich neben Chain. „Bist du auch müde? Musst du auch schlafen?“, fragt sie, den Kopf nach oben gerichtet. „Was.. bedeutet schlafen?“ Ella überlegt. „Hmm.. Wenn man den ganzen Tag wach war, muss man in der Nacht schlafen um später wieder Fit zu sein. Wenn der Körper abschalten kann.. Verstehst du?“ Chain scheint für einen Moment schockiert zusammen zu zucken. „Ich.. möchte nicht abgeschaltet sein..“ Das Mädchen nickt verständnisvoll. „Da hast du wohl recht.. Hmm.. Ist dir denn nicht auch einmal langweilig?“ Dann schreckt sie hoch, ohne eine Antwort abzuwarten. „Oh! Möchtest du eine Geschichte hören? Ich kenne nämlich ein paar.“, berichtet Ella voller Stolz. So als wäre es das tollste der Welt. Aufmunternd nickt Chain ihr zu.

„Also die ging in etwa so.. Es war einmal ein junger Mann namens Karysto. Karysto hatte schon als Kind viele schlimme Zeiten erlebt. Die anderen Kinder mochten ihn nicht und auch seine Eltern waren zu sehr damit beschäftigt sich gegenseitig zu bekriegen, als ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Also trieb Karysto immer weiter ab in Finstere Gedanken. Er begann die Welt und seine Mitvoltega zu hassen. Eines Tages ertrug er seine Umgebung nicht länger und stapfte wütend den Varonys hoch, bis ganz nach oben zum Magmakern, der grossen Feuerkugel auf dem Berg. Er schrie den Kern an, der seiner Meinung nach die Wurzel allen Übels war – Weil er die Welt mit seinem Feuer durchtränkte, sie hässlich machte und deshalb die Leute alle so gemein zu einander waren. Er befahl ihm die Welt endlich schön zu machen, um sein eines Leben nicht an Trübsal vergeuden zu müssen.

Die Kugel, der, der Geist des Planeten innewohnte, hörte ihm aufmerksam zu und sagte: Du möchtest also eine schönere Welt haben, um nicht so sehr leiden zu müssen? Na gut, Na gut.. Ich werde deinen Wunsch erfüllen. Aber nur unter einer Bedingung. Bringe mir das Schönste, das dir das Universum in deinem Leben bieten kann und ich werde meine Macht nutzen, um diese Welt zu einer der Schönsten zu machen, die es gibt. Also ging Karysto in die weite Welt hinaus – Immer auf der Suche nach dem Schönsten, das ihm im Leben geboten werden konnte. Jedes mal wenn er dachte er hätte es gefunden, kehrte er zum Varonys zurück und präsentierte es dem Magmakern. Einmal brachte er einen goldenen Edelstein, den er dem damaligen Herrscher Pravotus geraubt hatte. Ein anderes Mal war es das Geweih des majestätischsten Kronenhirsches der ganzen Brandmarschen! Doch der Geist gab keine Antwort, woraus Karysto entnahm, noch nicht das Schönste gefunden zu haben.

Die Jahre vergingen. Karysto wurde älter, versuchte aber immer wieder dem Varonys etwas darzubieten. Als Karysto bereits dem Tode nahe war, bestieg er zum Letzten mal den Berg. Er brüllte den Kern unter Tränen an, er habe ihn hintergangen – Sein Leben sei vergeudet und lediglich dieser blöden Suche gewidmet gewesen. Als der Geist jedoch noch immer schwieg, verliess Karysto verbittert und traurig die Höhle. Draussen verliess ihn die Kraft und er sank in die pechschwarze Erde. Seine Hände gruben sich tief hinein. Die Tränen tropften in Strömen von seinen faltigen Wangen. Dann stockte plötzlich sein Atem. Er erkannte die Lösung – Erkannte was der Geist von ihm wollte – Was er ihm beibringen wollte.

Aufgeregt ballte er die Hände zu Fäusten und rannte zurück zum Kern. Vor ihm fiel er auf die Knie und zeigte ihm, was er in Händen hielt. Die schwarze Erde rieselte durch seine zittrigen Finger. Gut gemacht Karysto, sprach der Geist im Magmakern. Solange du diese Erde und alles was sie dir bietet nicht zu schätzen weisst, wie willst du dann eine andere Welt schätzen können? Ausserdem liegt es nicht an deiner Umgebung dich glücklich zu machen. Wenn du eine schönere Welt haben willst, musst du nach Innen schauen. Was kannst du geben, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen? Wenn jeder einzelne nach und nach für sich selbst wächst und begreift – Sich für Freude, Mitgefühl und Dankbarkeit entscheidet – Sein Begreifen nach aussen trägt – Dann Karysto.. Dann kann die Welt wahrhaft ein schönerer Ort für alle werden.

Karysto strotzte vor Erleichterung, liess sich vor dem Geist in die Erde fallen und lächelte. Und?, fragte der Geist. Karysto rümpfte die Nase und erhob sich. Was meinst du?, wollte Karysto wissen. Na du wolltest doch eine schönere Welt haben. Ich werde dir zeigen was du für dich selbst bewirkt hast – Doch diesmal im Aussen. Ausserdem gab ich dir mein Wort. Karysto staunte als der Kern plötzlich zu glühen begann. Jedoch in einem strahlenden Grün, statt wie zuvor in feurigem Rot. Auch die Bäche aus Magma, die von der Kugel ausgingen, verfärbten sich nach und nach. Sie wurden klarer und rein. Geh hinaus, sagte der Geist. Sieh dir deine neue Welt an. Und Karysto rannte voller Begeisterung nach draussen.

Er traute seinen Augen kaum, als er auf eine saftig grüne Wiese hinaustrat, die den ganzen Berg säumte. Das düstere Tal – Die ganzen Brandmarschen waren zu farbenfrohem Leben erweckt worden. Genau so, wie es sich Karysto schon immer gewünscht hatte. Auch er selbst fühlte sich gar nicht mehr so erschöpft wie vorhin und als er an sich hinunter sah, bemerkte er, dass der Geist auch ihn wieder jung und vital werden liess. Und so lebte er noch lange.. Glücklich und erfüllt. Und niemand würde je erfahren, dass er, einer der betrübtesten Voltega von ganz Volt, dafür gesorgt hatte, dass nun alle an einem schöneren Ort leben durften. Endeee!“, schreit Ella und wirft die Arme hoch in die Luft.

„Und wie hat sie dir gefallen?“ „Das war.. Eine schöne Geschichte. Bitte, erzähle mir noch eine.“ Ella kramte in ihrer Erinnerung. Als sie zu erzählen beginnt, lauscht Chain ihr Aufmerksam. Ella ist eine willkommene Ablenkung für seine Schmerzen. Er kann es sich nicht genau erklären, doch wenn er so da sitzt und dem Mädchen nahe ist, verspürt er in seiner Brust eine wohltuende Weite. Er kann es noch nicht genau einordnen, aber spüren kann er es. Ella ist die erste Person – Das erste Lebewesen, das Chain zu mögen beginnt. Zu lieben beginnt.. Einige Geschichten und Abenteuer über Volt’s Brandmarschen später übermannt Ella der Schlaf und sie gleitet an Chains Seite in einen sanften Schlummer – Nicht ahnend, welch essentielle Rolle sie noch in Chain’s Abentuer spielen würde.

Einige Stunden später, in denen der Mag über das Mädchen wachte, beginnt sich in seinem Körper etwas zu verändern. Das Magveszid, das durch sein synthetisches Herz gepumpt wird, gewinnt zunehmend an Hitze. Es brodelt – Kocht. Chain wird nervös und tastet seinen Brustkorb ab. Seine Wahrnehmung wird trübe. Als er gegen links zu Boden kippt, übernimmt etwas die Überhand. Ein Bild beginnt sich in seinem Kopf zu formen. Riesige Krater tun sich unter ihm auf. Es ist eisig kalt. Schwerelos treibt er über eine von Eis bedeckte Ödnis. Erst kommt es Chain so vor, als wäre es ein gänzlich anderer Planet, doch schnell erkennt er den Berg wieder. Den Varonys. An dessen Spitze befindet sich jedoch lediglich ein schwarz verfärbter Eisklumpen, statt des eindrücklichen Feuerballs. Sein Licht erloschen – Der Planet ungeschützt. Kalt und tot. Hier lebt garantiert nichts mehr. Das kann Chain aufgrund des trostlosen Anblicks mit Sicherheit sagen. Dann, nach ein paar Minuten dahintreiben, spricht etwas zu ihm. Düster und erhaben donnert die Stimme über die Landschaft. Chain kennt sie nicht, fühlt jedoch eine tiefe Verbindung zu ihr. „Handle.. oder scheitere.“

Ein neuer Tag bricht an. Das schwache Licht einer weit entfernten, kleinen Sonne dringt durch die von Asche beschmutzten Dachbodenfenster. Als Chain zu sich kommt, blickt er in das aufmunternde Gesicht von Ella’s Vater. „Alles klar? du warst lange wie weggetreten. Mich würde stark interessieren ob du tatsächlich geschlafen hast oder ob du einen Kurzschluss hattest.. Jedenfalls ist es schon Nachmittag und ich habe deine beschädigten Teile bereits ausgetauscht. Ella hat sich grosse Sorgen gemacht, aber ich habe ihr gesagt du würdest das schon hinkriegen.“ Dann geht er ganz nah an Chains Gesicht heran und flüstert: „Auch wenn ich nicht gerade viel Hoffnung hatte, bei deinen Verletzungen.. Aber psst!“ Er erhebt sich und läuft zur Tür. „Ich lasse sie jetzt wieder zu dir.. Gewöhne dich an deine neuen Gliedmassen, dass du so bald wie möglich aufbrechen kannst.“

Sowie er die Tür öffnet und heraustritt, stürzt auch schon das Mädchen herein, wirft sich gegen Chain und drückt ihn fest an sich. „Du hast es geschafft! Ich dachte schon du würdest nicht wieder aufwachen..“ Nach einigen zögerlichen Versuchen die Situation einzuschätzen, nimmt auch er Ella in die Arme. Die körperliche Nähe, wenn auch gänzlich neu für den Bot, fühlt sich sehr gut an. „Schau mal, was ich in der Zwischenzeit gemacht habe!“, ruft Ella, löst sich von dem irritierten Mag und holt ein gelbliches Papier aus einer verlotterten Kommode nahe der Tür. „Ich habe es gemalt, bevor Papa mit den Teilen zurück kam. Gefällt es dir?“ Chain greift nach dem Bild. Zwei Personen sind darauf abgebildet. Einerseits ein kleines Mädchen mit dunklem Haar und grauem Kleid – Andererseits ein grosser stattlicher Roboter aus schwarzem Stahl, mit rotem Visier und den dahinterliegenden leuchtend blauen Augen, die wie zwei kleine Galaxien strahlten. Auch das rote Logo der Black Faction auf Chain’s Brust ist vorhanden. Ihre Blicke in den Himmel gerichtet – die Arme nach oben ausgetreckt. Über ihnen schweben mehrere kleine Insekten – Manche mit glühendem Hinterteil. Das Bild eines Kindes. Aber für Chain, der zum ersten mal etwas Gemaltes erblickt, wirkt es wie das Bild eines wahren Künstlers.

Wie hypnotisiert betrachtet er es, sieht dann zu Ella und fragt: „Ist.. Ist das für mich?“ Das Mädchen nickt begeistert. „Das ist es! Auch wenn ich nicht genau weiss, wie du es mitnehmen sollst..“ Chain sieht an seinem Körper hinab, tastet an der Bauchgegend herum und findet eine kleine Abdeckung, die ein paar Drähte verbirgt. Er faltet das Bild und steckt es zwischen die Drähte, bevor er die Abdeckung wieder schliesst. „Perfekt!“, bemerkt Ella, „Jetzt hast du unsere Erinnerung mit den Glutfaltern immer bei dir.“ Chain nickt. Hätte er einen Mund gehabt, hätte er bestimmt gelächelt.

Es war einer dieser Momente bei denen man das Gefühl hat, das die Zeit kurz gefriert – Der die Süsse eines kostbaren, tiefer liegenden Verständnisses zweier Lebewesen inneträgt und für immer in den Herzen derer verankert ist, die ihn geteilt haben. Doch nichts hält ewig..

Ein lauter Knall dringt das Treppenhaus hoch – Stimmengewirr – Geräusche brechenden Holzes und von verrückenden Möbeln.. Schritte. Viele Schritte von schweren Stiefeln. Erschrocken blickt Ella zur Tür und wieder zu Chain hoch. „B-b-bleib hier.. Ich werde nachsehen.“, tuschelt sie und eilt zum Ausgang. Vorsichtig zieht sie die Tür hinter sich zu. Als sie nur wenige Stufen hinuntersteigt, beginnt jemand in ruhigem, aber bestimmtem Ton zu sprechen.

„Guten Tag die Herrschaften.. Entschuldigen Sie die schroffe Behandlung ihrer Haustür und der Einrichtung, jedoch komme ich in einer Angelegenheit zu Ihnen, die einer dringenden Klärung bedarf.“ Ella neigt ihren Kopf nach unten, um in den Essraum zu spähen. Drei mit Sturmhauben maskierte Soldaten der Black Faction stehen vor ihren verängstigten Eltern. Zwei im Hintergrund – Einer direkt vor den beiden – den Feuerblaster griffbereit im offenen Gürtelholster. Die ganzen Abzeichen an der taktischen Einsatzkleidung des sprechenden verraten, dass er von hohem Rang ist. „Puuh.. Heiss hier drin..“, bemerkt er und zieht sich die Sturmhaube vom Kopf. Darunter zum Vorschein kommt niemand geringeres als Commander Dardan persönlich. Gründer und Oberhaupt der Black Faction.

„So das ist besser.. Also nun zu der Angelegenheit. Gestern ist uns ein kleines Missgeschick passiert, bei dem zwei meiner Männer unglücklicherweise umgebracht wurden. Sie wurden von Doctor Cooper ermodet, dessen Hinrichtung zusammen mit einigen seiner Magmabots vorgesehen war. Er ist übrigens auch tot. Das was uns an der Sache aber etwas Kopfzerbrechen bereitet ist die Frage, wo der 5. der zu hinrichtenden Bots geblieben ist. Offensichtlich ist er verletzt, denn es war nicht schwer seiner Spur bis hierher zu folgen. Die aktuelle Bot-Serie ist, wie sie sicher wissen, zu einem Angriff auf unser Unternehmen übergegangen und hat sich somit zum Feind erklärt. Natürlich geschah alles aufgrund des vorhin genannten Doc Cooper – Eines.. nun ja, sagen wir mal verrückt gewordenen Wissenschaftlers, der die Mag’s entwickelt hat. Glücklicherweise gibt es noch eine zweite Serie, die viel effizienter ans Werk gehen wird und nicht so einfach zu manipulieren ist. Dennoch ist es von ungemeiner Wichtigkeit, alle vorherigen Modelle zu beseitigen, um unser Vorhaben nicht noch einmal in Gefahr zu bringen – Wenn Sie verstehen.. Sie verstehen doch?“, fragt er in unmissverständlichem Ton und ausgebreiteten Armen.

Tyro und Cassy nicken verunsichert. Dardan lächelt ein diabolisches Lächeln. Die Narbe, die sich gerade über sein linkes Auge zieht, erzielt soeben den Höhepunkt ihrer furchterregenden Wirkung. „Guuut. Also.. Wo ist der Bot?“ Tyro zögert, tritt dann aber einen Schritt vor. „Er.. Er ist auf dem Dachboden. Meine Tochter hat ihn gestern gefunden und hergebracht.. Ich habe einige Teile ausgetauscht, die beschädigt waren.“ Dardan macht grosse Augen und reibt mit der Hand über seinen kurzen Kinnbart. „Boah.. Das man das noch erleben darf. Ein ehrlicher Voltega wie Sie, ist wirklich ein Genuss für meine Arbeit. Und sogar noch gleich zuzugeben, dass Sie ihn auch noch repariert haben. Respekt.“ Tyro senkt den Kopf. „Ich.. Muss meine Familie schützen. Sie hätten ihn sowieso gefunden..“ Dardan nickt mit verständnisvoller Miene. „Sie haben Recht.. Ich hätte ihn gefunden. Und ja..“ Fragend hebt Tyro den Kopf. „Sie haben ihre Familie geschützt – Das verspreche ich Ihnen.“

Der Commander zieht ohne mit der Wimper zu zucken den Blaster und feuert Tyro eine Kugel zwischen die Augen. Der Kirschengrosse Klumpen Magma dringt mit hoher Geschwindigkeit durch seine Haut – Den Schädelknochen und das Hirn, bis sie aus seinem Hinterkopf wieder herausspritzt. Zischende organische Fragmente benetzen den Boden und die dahinterliegende Wand. Sein Körper fällt in sich zusammen. Leblos und mit gefrorenem, erschrockenen Ausdruck im Gesicht bleibt er liegen. „Papaa!“ Ella stürmt die Treppe hinunter und wirft sich unter Tränen auf den Leichnam ihres Vaters. Der Commander wirft kurz einen verwunderten Blick auf das Mädchen, wendet sich dann aber seinen zwei Männern zu. „Nito, geh und hol den Bot. Carver du wartest hier mit mir.“ Nito nickt unmerklich und steuert den Stufen entgegen. „Halt! Ihr dürft ihn nicht mitnehmen! Er ist mein Freund!“ Ella stürmt auf Nito zu, doch dieser nimmt das Mädchen nicht einmal zur Kenntnis und läuft mechanisch wie ein Mag weiter. „Dein Freund?“, spottet Dardan. „Das ist ein Mag, Kleine. Die eignen sich nicht als Kinderspielzeug. Du solltest dir einen anderen „Freund“ suchen.“

„Und Sie sollten samt ihren Leuten in den Varonys geworfen werden! “ Dardan grinst amüsiert. „Hahah.. Ein nettes Mädchen.“, sagt er Ellas Mutter zugewandt, die seit dem Tod ihres Mannes in eine Art Starre verfallen zu sein scheint. Ihr Mund offen – Die Augen geweitet und von Tränen durchdränkt. Plötzlich poltert Nito mit Chain die Treppe hinab. Der Mag zeigt keinerlei Regung. Achtsam und mit erhobenem Haupt folgt er dem Soldaten. Ella rennt auf sie zu und hämmert dann weiter auf Nito ein. „Schluss jetzt mit diesem Gejammer, da kriegt man ja Kopfschmerzen!“, schreit Dardan und reisst Ella weg von den beiden. Sie zappelt in seinen Armen – versucht sich loszureissen. „Du musst dich wehren! Sie wollen dich töten! Sie werden dich abschalten!“ Doch Chain blickt nur verwirrt zwischen all den Personen umher – Unfähig zu realisieren was gerade passiert.

Er wird von Nito unsanft nach draussen gebracht und in einen von drei schwarzen Transportern mit dem Logo der Faction verfrachtet. Einige andere Bots stehen in Halterungen, die für den sicheren Transport der Mag’s vorgesehen sind. Sie wirken teilnahmslos und ohne jeglichen Willen. Chain stellt sich in eine der freien Halterungen. Einige mechanische Verschlüsse schliessen sich um die Hand und Fussgelenke. Dann vergehen wenige Minuten bis Chain durch das Fenster zum Haus sieht. Es brennt. Das Knistern der Flammen vermischt mit dumpfen Schreien verstört ihn. Er spürt etwas neues. Etwas Böses – Abgründiges. Angst, Wut und Trauer klettern sein Inneres empor – Drücken gegen seine Brust. Stechen wie Nadeln in seinem Kopf. Sein Blick fixiert einen der Wachsoldaten, die im Laderaum Patrouille stehen. „Ist Ella jetzt tot?“ Der Soldat lacht und schaut zu seinem Kollegen hinüber.

„Hör dir den an! Hahah.. Sprechen die jetzt neuerdings auch von sich aus?“ Der andere schüttelt den Kopf. „Nee glaub ich nicht. Scheissegal – Ist eh gleich Schrott.“ Dann durchzieht ein leises Rattern das Gefährt. Ein Pfiff ertönt und der Transporter bewegt sich. Die düstere Umgebung der Brandmarschen zieht in der nächsten halben Stunde schnell und von Rauchschwaden unterbrochen an Chains starrem Blick vorbei. Sobald der Transporter langsamer wird und über holpriges Gelände fährt, machen die zwei Patrouillen sich daran, die Mag’s aus den Halterungen zu holen. Der Reihe nach steigen sie nach draussen in die warme Erde. Es ist der selbe Ort, an dem Chains neues Leben begann. Der selbe Ort, an dem es enden wird. Nun gesellen sich auch die zwei Fahrer des Wagens zu ihren Kollegen – Unterhalten sich, scherzen miteinander.

Chain trottet stumm hinter den anderen Bots hinterher, bis zu einer offenen Stelle des Schrottplatzes. „Ich will den ersten!“, fordert einer der Soldaten und packt eifrig den vordersten Mag. „Aaach, ist doch verschwendet für einen allein. Sie her!“, meint ein anderer Soldat. Er greift nach einer verbogenen Eisenstange, holt weit aus und knallt sie dem Mag gegen den Arm. Der Bot stolpert – Sieht jedoch nicht gerade schwer beschädigt aus. Die Kollegen des Soldaten lachen. „Hahaha, du musst schon auf die richtigen Stellen schlagen Wiggins! Probiers mal mit dem Visier oder den Gelenken.“, rät ein weiterer. Dann greifen auch sie nach den nächstbesten solide wirkenden Waffen, zerren die Bots auf einen Haufen und fangen damit an, wuchtig auf sie einzuschlagen. Chain wird zurückgedrängt und kriegt mehrere harte Hiebe ab. Er sieht wie die anderen Bots zersplittern. Wie ihre Visiere klirren, die Gelenke brechen – Wie das Magveszid in Strömen aus ihnen herausquillt. Dann richtet sich das Augenmerk zweier Soldaten gänzlich auf ihn.

Für einen Moment wirkt für ihn alles wie in Zeitlupe. Bilder von Ella und ihrer Familie jagen durch seinen Kopf. Bruchstücke seines kurzen Lebens. War es das schon gewesen? Er schliesst seine Augen – Sieht seine in den Himmel ausgestreckte Hand, bei den Glutfaltern – Sieht den Varonys – Sieht ihn zusammenbrechen. Wie Ella’s Gesicht zu Eis gefriert. Wie ihr Körper von rissen durchzogen wird und schliesslich zerbricht. Gedanken hämmern durch seinen Verstand. Black Faction. Ella. Tod. Black Faction. Black Faction. Wehren! Wehr dich! Handeln! Du musst handeln!

„Alter! Was zum?! Warum wehrt der sich?! Sind die nicht alle zurückgesetzt worden?!“, brüllt ein Soldat, als seine Waffe plötzlich von Chains linker Hand gepackt wird. Das Metall knarrt und quietscht zwischen seinen Fingern, als es sich langsam verbiegt. Angestrengt zieht der verärgerte Mann an der Stange, doch sie rührt sich kein Stück. Dann ein Geräusch als würde Haut reissen. Sein Blick erstarrt. Blut rinnt aus seinem offenen Mund. Seine Kameraden senken ihre Waffen ein wenig, ob der Verwunderung was gerade passiert war. Chains andere Hand steckt bis zum Handgelenk seitlich im Hals seines Kontrahenten. Dieser beginnt zu torkeln und knickt sogleich ein. Den Schläger noch immer fest im Griff, holt der Mag aus und schlägt ihn dem nächst besten Soldaten so hart gegen den Schädel, dass dieser in einer blutigen, organischen Pampe explodiert. Die letzten Zwei Soldaten werfen sich einen hastigen Blick zu, greifen dann aber gleichzeitig an.

Chain spürt die Hiebe kaum, wählt sein nächstes Ziel und reisst es mit einem Arm zu Boden. Die Faust seines anderen Arms donnert in das Gesicht des Mannes. Ein widerliches Gefühl legt sich um Chain’s Hand, die durch den Kopf des Soldaten gedrungen ist und nun darin feststeckt. Der letzte Soldat – Wiggins – hämmert hysterisch auf Chain ein – Mehr aus Verzweiflung, als aus dem Empfinden heraus, dem Mag überhaupt schaden zu können. Langsam sieht Chain zu ihm hoch. Wiggins lässt seine Waffe fallen und hebt seine Arme in abwehrender Haltung. „B-b-bitte es t-tut mir Leid!“ Der blutverschmierte Mag erhebt sich und umklammert den Kragen des Mannes. „Was ist Leid?“ „Was? Äääh.. Sch-schlecht.. I-i-ich fühle.. Mich schlecht, wegen dem was.. Was ich getan habe..“ Chain nickt. „Jaa.. ich auch. Aber ich tue es trotzdem.“ „W-wer.. wer bist du?“ „Mein Name.. ist Chain.“

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