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The Negative – Zweites Kapitel: Erkenntnis

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

„Lucifer!“, hörte ich die donnernde Stimme meines Vaters
durch meine Zimmertür hindurch. Er konnte mich nicht leiden. Das konnte er noch
nie. Seit meine Mutter nach meiner Geburt verstorben war, hatte er mich immer
wieder hasserfüllten Blickes gewürdigt – wenn überhaupt – und sich nur
„gezwungenermaßen“ um mich gekümmert. Nur weil er mich als Baby nicht alleine
lassen konnte. In den Jahren, in denen ich immer erwachsener wurde und immer
mehr von seinem zurückhaltenden Handeln verstanden hatte, begriff ich letztendlich,
dass er noch nie so etwas wie „Liebe“ für seine einzige Tochter empfunden
hatte. Wahrscheinlich war ihm das Wort „Liebe“ sogar ein Fremdwort und wenn,
dann sollte er es mal im Duden nachschlagen. „LUCIFER!“, brüllte mein Erzeuger
nun aus vollem Halse. „Ja, ich komme!“, entgegnete ich prompt, genervt von
seiner herrischen Stimme, die keine Entschuldigungen oder gar Verspätungen
duldete. Schnell zog ich mir noch einen Pullover über meinen dürren Körper über
und betrachtete mich noch ein letztes Mal im Spiegel. Darauf bedacht, dass auch
ja nichts von meinen Verfärbungen zu sehen war. Seit den letzten Jahren hatten
diese seltsamen, schwarzen Verfärbungen immer mehr zugenommen. Fast war es so,
als würden sie geradezu an meiner Haut wachsen, wie ein Tumor oder Hautkrebs.
Ich hatte meinen Vater versucht davon zu überzeugen einen Hautarzt aufzusuchen,
doch dieser – so stur, wie er war – war der festen Meinung gewesen, dass kein
Arzt auf der Welt mir hätte helfen können…

„Verdammt nochmal, Lucifer! Was dauert das so lange, bist du
etwa im Bad eingepennt?!“ „Gott, halt deine gottverdammte Fresse du
Dreckskerl!“, knurrte ich mit zusammengebissenen Zähnen nachdem ich eben noch
schnell versucht hatte die Verbrennungen mit Schminke zu vertuschen und lief,
nein sprang geradezu die Treppen
hinunter. Bei der letzten Treppenstufe verlor ich durch den zu hohen Schwung
das Gleichgewicht und fiel nach vorne. Glücklicherweise konnte ich mich mit den
Händen rechtzeitig an den Fliesen abstützen, auch wenn die plötzliche Bremsung
und der Druck meine Hände knacken ließ. Als ich mich wieder aufgerappelt hatte
blickte ich in das kühle, teilnahmslose Gesicht eines Lebewesens, das sich
„Vater“ nannte. „Alles ok?“, fragte er vollkommen unbesorgt und zuckte mit den
Achseln, als würde es ihn nicht interessieren, wie es seiner Tochter geht. „Ja,
alles top!“, antwortete ich mit einem verlogenen Lächeln auf den Lippen. Dieser
Arsch hatte sich nicht mal die Mühe gemacht mich aufzufangen! Verdammter
Ignorant! Mit einer Hand schubste ich ihn zur Seite und hörte wie er
erschrocken die Luft einzog. „Was denn?!“, fuhr ich ihn an. „Hast du ernsthaft
Angst, dass ich auf magische Weise dein
Herz mit irgendwelchen Stacheln durchbohre?“ Beim letzten Satz schwenkte
ich mit meinen Händen in der Luft herum und setzte meine Stimme eine Oktave
tiefer, um zu zeigen, wie lächerlich, das Ganze doch war! Mein Vater blickte
mich nun mehr mit einem ernsten Blick an. „Hast du etwa vergessen, was mit
deiner Mutter bei deiner Geburt geschehen ist?!“, rief er meine
Erinnerungen wieder zurück. Erinnerungen an den vergangenen Traum, den ich hatte. An
die zerplatzte Frau, an dieses komische Mädchen, das sich Negative nannte und
an die Brandwunden, die ich von mir getragen hatte, als ich all diesen Horror
in meinem Kopf, während ich schlief, produziert hatte. Ganz in Gedanken versunken
und ohne auf den alten Herrn vor mir zu achten, schüttelte ich den Kopf und
wiedersprach meinen Gedanken: „Nein, das ist absolut unmöglich! Das kann keinen
Zusammenhang geben!“

Plötzlich räusperte sich mein Vater und blickte nervös
umher, so als habe er es eilig. „Lucifer, du musst zur Schule. Und ich zur
Arbeit, also packe deine sieben Sachen und geh!“ Ich nickte, immer noch in
meinen Gedanken versunken und machte mich kurz darauf, mit Schultasche auf
meinem Rücken, auf den Weg. Dabei hatte ich nicht mitbekommen, dass mein Vater
plötzlich zu wimmern anfing…

Der Schultag selbst verlief wie immer in seiner ständigen
Routine: Strenge Lehrer, die einem Hausaufgaben aufbrummten, bis einem der
Kragen platzte und nervige Schüler, die wie Kleinkinder Papierkugeln durch die
Gegend warfen. Normalerweise ignorierte ich meine Mitschüler immer wieder. Auch
sie gingen mir aus dem Weg, da ich in ihren Augen komisch war mit meiner
zurückhaltenden, schüchternen Art und ich – an dieser Stelle muss ich etwas
gestehen – nicht gerne und auch nicht viel mit Leuten in meiner Umgebung
sprach. Ich schottete mich praktisch gesehen von meiner Außenwelt komplett ab
mit dem Hintergedanken, dass es sich alleine viel besser lebte als mit
irgendjemanden zusammen, der sich am Anfang als dein vermeintlich „bester
Freund“ ausgab und dann verschwand, sobald du seine Hilfe brauchtest. Doch
heute war es anders. Schon seit Beginn der ersten Stunde bemerkte ich
zunehmend, wie mich ein Junge mit schwarzen Haaren und leichenblasser Haut
anstarrte. Nach einer Weile aber kotzte es mich nur noch an, dass er mich
kühlen Blickes würdigte und ich beschloss nach der Pause – gegen meinen Willen
– ihn darauf anzusprechen und ihn zu fragen, was zur verdammten Hölle sein
beschissenes Problem war.

„Hey!“, rief ich ihm zu, als ich gerade sah, wie er im
Begriff war, unter der Menge von Schülern zu verschwinden, die – wie als wären
sie allesamt von einer Tarantel gestochen worden – hastig ihre Klassenzimmer
verließen um in die Pause zu gehen oder eine zu Rauchen. Kurz drehte sich der
Junge zu mir um und schaute mich erneut mit diesem eiskalten Blick an, doch
diesmal sah ich etwas an ihm, was meinen Atem stocken ließ: Glühendleuchte
Augen blickten mich an und es wirkte beinahe so, als könnte er in meine Seele blicken,
bevor er sich wieder von mir abwandte und langsamen Schrittes davon trat. Immer
noch vollkommen perplex von dem, was eben ich gesehen hatte, blieb ich stehen
und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. War das gerade wirklich
passiert? Hatte ich ernsthaft einem normal aussehenden Jungen in die Augen aus
glühendem Rubinrot geschaut? Oder verlor ich zunehmend, durch diese bescheuerten
Albträume, den Verstand? Das Letzte schien mir am logischsten und so entschloss
ich mich, es auf meine irren Fantasien zu schieben.

Nach der Schule trottete ich nach Hause, obwohl ich nicht
nach Hause wollte. Jedes Mal, wenn ich zu Hause war, schrie mein Vater mich
regelrecht an, wo ich denn abgeblieben bin und warum ich denn nicht in der
Küche war und uns etwas zu essen zubereitet hatte. Wohl bemerkt: Zu dem
Zeitpunkt war mein Vater immer betrunken. Er saß auf dem Sofa mit einem
Fotoalbum in der Hand und schaute sich die Hochzeitsfotos von ihm und seiner
Frau an. Immer und immer wieder und nahm mit jedem Blick auf die „alten Zeiten“
einen Schluck mehr von dem Bier in seiner Hand, um seinen Kummer und Schmerz zu
ertränken. Deshalb rastete er zunehmend aus, wenn er mich sah. Ich war ja der
Grund für seinen Verlust, den er erlitten hatte. Immer dann, wenn ich etwas tat
was ihm nicht passte oder ihm seinen „Befehlen“ wie etwa das Kochen nicht
nachkam, beschimpfte er mich als Missgeburt, als Geschöpf des Teufels,
Ausgeburt der Hölle – all solche Sachen, dabei hielt er sich mit seinen
Schlägen nicht zurück und ging dabei immer brutaler vor. Anfangs waren es noch
bloße Ohrfeigen, doch mit der Zeit entwickelten sich diese zu blutigen Schlägen
mit der Faust oder selbst mal mit einer halbleeren Bierflasche. Von Außen hatte
ich diese Strafen akzeptiert. Habe mich kaum gewehrt, da ich es als sinnlos
vernahm zurückzuschlagen, zumal ein erwachsener, trainierter Mann um einiges
stärker war, als ein einfaches 16-jähriges Mädchen. Jedoch habe ich mir im
Inneren immerzu seinen Tod gewünscht. Jede Nacht sah ich zum Himmel hinauf und
betete zu Gott, er möge meinem Vater den Tod herbeischicken.

Schwer seufzend öffnete ich nun die Haustür und trat in den
dunklen Flur. „Hat der alte Kautz ernsthaft vergessen, die Jalousien heute
Morgen hochzukurbeln“, beschwerte ich mich in Gedanken über meinen Vater und
schloss die Tür hinter mir. Leider funktionierte die Glühbirne im Flur seit
geraumer Zeit nicht mehr, so dass ich im Dunkeln nach vorne ins Wohnzimmer
laufen musste, um die blöden Jalousien hochzukurbeln. Im Dunklen war es ja für
mich kein Problem, wenn man seit 16 Jahren in ein und dem selben Haus lebte.
Gerade wollte ich einen Schritt nach vorne tun, als ich plötzlich in etwas
trat, was sich wie ein nasser Sack anfühlte. Unter meinen Füßen hörte es sich
so an, als würde etwas mit einem saftigen, nassen Ton zerquetschen…
Gleichzeitig spürte ich etwas Spitzes, dass sich scharf in mein Fleisch bohrte,
als ich versuchte dieses nasse Etwas zu umgehen. Kurz darauf stieß ich einen
schrillen Schrei aus, doch verstummte abrupt. Seltsam, dachte ich mir. Sonst immer, wenn ich schrie – sei es zum
Beispiel durch meine Träume – oder sonstige Töne von mir gab, brüllte mich mein
Vater immer an ich soll meine Fresse halten. Langsam machte sich Unbehagen in
mir breit. Und ich war mir sicher, dass es nicht nur durch den seltsamen
süßlich, metallischen Geruch lag, der sich nun in meine Nase eingrub. Sofort
lief ich schnellen und doch vorsichtigen Schrittes in Richtung des Wohnzimmers
und kurbelte die Rollläden hoch.

Kaum war ich damit fertig gewesen, drehte ich mich um und
erbrach vor meinen Füßen einen Mix aus meinem eigenen Schleim und dem Essen,
dass ich in der Schule gegessen hatte. Dieser nasse Sack, war niemand sonst als mein Vater, der mit einem
aufgeplatzten Oberkörper dalag. Blut rann immer noch aus den Öffnungen und
sammelte sich zu kleinen Pfützen auf dem Fliesenboden zusammen. Nach dem ich mich
einigermaßen beruhigt hatte, wagte ich es einen genaueren Blick auf meinen
zerfetzen Erzeuger zu werfen. Ich stand nun vor ihm. Der Geruch des Blutes
wurde nun immer intensiver und löste in mir erneut dieses Gefühl von der Gier
nach Zerstörung und Blut aus. Nein! Ich will das nicht! Das ist falsch!, schrie
ich mich selbst in Gedanken an, um die ungesättigte Gier zu unterdrücken. „Ach ja, denkst du das, Lucifer?“ Hörte
ich plötzlich eine Stimme unmittelbar vor mir und zitterte am ganzen Körper.
Diese Stimme… Sie gehörte doch… „Gut
erkannt“, meinte sie nun, als habe sie meine Gedanken gelesen. „Schau mich an, Lucy“, forderte sie mich nun auf und ich gehorchte ihr aufs Wort. Vor mir verwandelte sich mein eigenes
Spiegelbild zu diesem Mädchen, welches ich bereits kannte. Die schwarzverfärbte
Haut schien meine Blasse immer weiter zu verdecken, bis sie vollkommen umhüllt
war. Selbst meine sonst so hübschen, grünen Augen waren in ein starkes
negatives Blau getaucht. Zum Schluss verschwand auch der Glanz meiner
platinblonden Haare und hing nun schlaff an meinem Körper, im Einklang der
dunkeln Schwärze. „Negative“, stellte ich fest und sie entgegnete mir mit einem
Lächeln, das ihre messerscharfen Zähne zeigten. „Genau, ich bin es und ich bin gekommen, um dich zu loben. Du hast
wirklich tolle Arbeit geleistet.“ Urplötzlich bewegte sich mein Finger wie
von alleine und zeigte auf die Leiche vor mir. Nein, Negative hatte mich dazu gebracht, darauf zu zeigen.

„Schau dir sein
wunderschönes Herz an“, erklang ihre Stimme in diesem üblichen verzerrten
Ton. Als ich mich nicht rührte, beugte sie sich runter und tat so, als ob sie mit
ihren Händen nach etwas ganz tief wühlen würde. Nicht in der Lage ihre
Bewegungen zu unterdrücken, tat ich es ihr nach. Doch anstatt der Leere,
fischte ich das, von Venen und Aterien umgebene Herz heraus.

Zu meiner Verwunderung war das Herz das einzige Organ, das
nicht von der Wucht der Explosion zerfetzt worden war. Womöglich lag es an den
schwarzen Spitzen, die wie kleine Nadeln hervorstachen. Und diese schwarzen
Spitzen waren genau das gewesen, worin ich zuvor reingetretten war. „Das sind dieselben Stacheln, wie auch die,
die deine Mutter bis in den Tod gequält haben. ‚Merkst du etwas,‚ meine liebe
Lucifer?“, stellte mein Gegenüber in Negativ die Frage in den Raum. Ich
blieb still. Selbstverständlich hatte ich begriffen, warum das hier alles
passiert war, doch in meinem Inneren wollte ich es dennoch nicht wahrhaben. Negative war ein Teil von mir! „Ich bin
ein Monster“, flüsterte ich leise und spürte, wie mir eine winzige Träne
entlanglief, gleichzeitig aber spürte ich auch, wie mein Gesicht zu brennen
anfing, als würde es gerade im offenen Feuer verbrannt werden. „Die Wahrheit tut weh, nicht wahr?“, fragte Negative in einem hörbaren sarkastischen
Tonfall. Ich ignorierte ihre Frage, legte das Herz beiseite, nahm meinen
Hausschlüssel, schloss noch die Tür ab und ging hinaus mit dem Gewissen in
einer Welt zu leben, die für jegliche Menschen nur ein schlechter Scherz sein
mochte – doch für mich eine grausame Realität war. Ich war ein Wesen, das es liebte Menschen zu verstümmeln und ihnen Leid zuzufügen.

„Hast du sie gefunden?“, fragte Sever im Dunkeln mit
zutiefst verzerrtem Ton seinen Gehilfen, den er vor wenigen Stunden noch
losgeschickt hatte, damit er für ihn etwas „prüfte“. Der Junge kniete vor ihm
nieder und berichtete seinen Report: „Ich habe sie die ganze Zeit über
aufmerksam beobachtet, so wie Ihr es verlangt hattet, Meister, doch konnte ich
nicht erkennen, dass sie herausgebrochen
ist.“ Der Junge setzte eine kleine Pause ein und schaute kurz zu Sever auf, um
sich vergewissern, dass er nicht wieder enttäuscht war, doch dieser schien ihn
nur interessierten Blickes zu würdigen, woraufhin der Junge mit ruhiger Stimme
fortfuhr: „Nichtsdestotrotz habe ich eine mächtige, dunkle Essenz verspürt, die
geradezu nach dem Tod der Menschen verlangte. Die Bilder, die sich in meinem
Kopf abspielten zeigten dieses Mädchen, wie sie in Blut und Organe lag und
herzhaft lachte“, beendete Severs Gehilfe seinen Report. Severs Augen glänzten
beim letzten Satz. „Sie hat in ihren Vorstellungen gelacht sagst du?“, seine
Stimme stieg vor Freude eine Oktave höher. Die Person vor ihm mit den
glühendroten Augen nickte zuversichtlich.

Die Lippen des Meisters formten sich zu einem breiten
Grinsen. „Nun gut, wenn du dir dessen so sicher bist, Damon, dann werde ich dir
vertrauen“, er setzte eine kurze Pause ein und hob eine vollkommen zerfetzte
Leiche, dessen Geschlecht man nun nicht mehr identifizieren konnte, an den
heraushängenden Gedärmen hoch. „Doch vergiss nicht, was mit dem letzten Mädchen
passierte, die nicht meine Tochter war…“ Ein letztes Mal grinste er, an diese
Erinnerung denkend, und warf den verunstalteten Haufen mit einem saftigen Platschen in
die Ecke und beobachtete gierig, wie das Blut der aufgeplatzten Gedärme auf den
gekachelten Boden lief und in die Ritzen einsickerte.                              

Hier geht’s weiter zum dritten Kapitel:                              

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