GeisteskrankheitLange

Torture – Part IV

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Hier geht’s zum vorherigen Teil:

/ 61 Tage nach der Entführung

Zwei Monate, 61 Tage. Seit zwei Monaten sitze ich nun schon in dieser Zelle. Seit 61 Tagen bin ich der Dunkelheit ausgeliefert. Ich kann spüren, wie sie an meinem Verstand nagt. Wie sie meine Gedanken beeinflusst und meinen Sinnen Streiche spielt. Immer häufiger nehme ich Dinge wahr, die gar nicht da sind. Schatten, die sich durch meine Zelle bewegen oder Lichtstrahlen, die vor meinen Augen tanzen. Obwohl mir bewusst ist, dass diese Schatten und Farbenspiele nicht real sind, jagen sie mir jedes Mal eine Heidenangst ein, denn sie zeigen mir, wie schlecht es tatsächlich um meinen Geisteszustand steht. Ich bin erst seit 61 Tagen hier, 304 weitere stehen mir noch bevor. Wie soll ich das durchhalten? Ich stehe jetzt schon kurz davor mich aufzugeben. Nie hätte ich gedacht, dass mir die Dunkelheit wesentlich schlimmer zusetzen würde, als Schmerz. Der schwarze Mann hat mir vier Zähne im Oberkiefer ausgeschlagen, als ich ihn auf Nicole Hoult angesprochen habe, aber der daraus entstandene Schmerz hat bloß meine Wut geschürt. Ich will ihn nicht gewinnen lassen. Seit diesem Tag hat er mir nicht nochmal einen Besuch abgestattet. Wahrscheinlich ist das ganz gut so, ansonsten hätte ich ihm noch mehr Sachen an den Kopf geworfen, für die er mich bestraft hätte. Mein einziger regelmäßiger Kontakt in dieser ganzen Zeit ist Lara. Das kleine Mädchen, das mir jeden Tag mein Essen bringt und sich hin und wieder kurz mit mir unterhält. Sie ist mir gegenüber immer noch skeptisch und beantwortet meine Fragen nur sehr einsilbig, doch wenn sie tatsächlich schon länger hier ist, wundert mich das auch nicht. Es ist für mich ja schon schwierig, mit dieser Situation umzugehen, wie muss das dann erst für ein so kleines Mädchen sein? Wo kommt sie wohl her? Hat der schwarze Mann sie entführt? Wie lange muss sie schon seine Sklavin spielen? Fragen, die ich ihr schon so oft gestellt, aber nie eine Antwort erhalten habe. Was muss ich wohl tun, um ihr Vertrauen zu gewinnen? Sie ist die Einzige, die mir dabei helfen kann, hier rauszukommen.

Ich hänge immer noch diesen Gedanken nach, als die Stahltür meiner Zelle mit einem grauenhaften Quietschen geöffnet wird. Obwohl dieses Geräusch wie ein Kreischen in meinen Ohren klingt, weiß ich, dass es nur Lara sein kann. Mittlerweile habe ich ein Gefühl dafür bekommen, wann sie mit dem Essen zu mir kommt. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich mich auf die Brühe, die sie mir füttert, freuen würde, allerdings brauche ich die Nahrung und würge den Brei darum auch jeden Tag widerstandslos runter. Auch heute lasse ich mich mit der Brühe füttern und halte Lara auf, als sie sich der Tür zuwendet. „Darf ich dich was fragen, Lara?“ Das Sprechen fällt mir immer noch etwas schwer, mein Oberkiefer schmerzt und durch die fehlenden Zähne mache ich teilweise Zischlaute und klinge, als hätte ich einen S-Fehler. Sie dreht sich wieder zu mir um, ihr Blick ist misstrauisch. „Der schwarze Mann mag es nicht, wenn ich mit seinen Modellen spreche.“ Das kleine Mädchen wirkt verunsichert. Scheinbar hat sie Angst, dass das Gespräch mit mir sie in Schwierigkeiten bringen könnte. „Geht der schwarze Mann schlecht mit dir um? Schlägt er dich?“ Einen kleinen Moment lang blitzt Verständnislosigkeit in ihrem Blick auf, bevor sie leicht den Kopf schüttelt. „Nein.“ Sagt sie das, weil sie muss? „Wie lange bist du denn schon hier?“ „Das darf ich dir nicht sagen.“ Ich nicke leicht. „Machen sich deine Eltern nicht Sorgen um dich?“ „Nein“, antwortet sie wie aus der Pistole geschossen. Ich bin etwas überrascht. Haben sich ihre Eltern denn gar nicht für Lara interessiert? Oder sind die beiden vielleicht gar nicht mehr am Leben? Ich befürchte, dass das kleine Mädchen mit seinen acht Jahren schon mehr durchmachen musste, als ich mir überhaupt ausmalen kann. „Ich muss weiter“, sagt Lara noch, bevor sie sich abwendet und die Tür hinter sich schließt. Wieder bin ich allein. Dunkelheit umgibt mich und entlockt mir ein tiefes Seufzen. Die Schwärze ist erdrückend, manchmal bringt sie meinen Atem zum Stocken. Ich weiß, wenn mir die Dunkelheit irgendwann nichts mehr ausmachen sollte, habe ich verloren. Dann würde ich so enden wie Marie. Verstört und neurotisch, gefangen in den Nachwirkungen der Folter, die sie hatte erdulden müssen. Sie hat irgendwann ihren Verstand an die Dunkelheit verloren. Ich hoffe, dass es mir nicht so ergehen wird, wie ihr.

/ 80 Tage nach der Entführung

Im Moment ist es fast schon unheimlich ruhig. Meine beiden neuesten Modelle verhalten sich langsam immer besser und keine von ihnen musste in der letzten Zeit bestraft werden. Scheinbar haben sie meine Regeln nun doch verstanden. Natürlich ist es für W30015 etwas schwierig, sich in irgendeiner Art und Weise aufzulehnen, schließlich musste ich ihre Zunge entfernen. Sprechen funktioniert bei ihr nicht mehr. Schade eigentlich, ich hätte sie ansonsten sicher noch öfter bestrafen dürfen. Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sie mir irgendwann nochmal einen Grund geben wird, sie zu quälen.

Auch W28016 verhält sich ruhig, seit ich ihr vier Zähne ausgeschlagen habe. Doch es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sie nochmal gegen eine meiner Regeln verstoßen wird. Ich muss nur Geduld haben. Was mich allerdings etwas verärgert ist, dass sie ständig versucht Lara auszuquetschen. Sie ist zwar nicht das erste Modell, das das versucht, aber die meisten haben es nach dem zweiten oder dritten Mal aufgegeben. Lara hat noch keinem meiner Modelle Antworten gegeben. Doch die Psychologin will einfach nicht Ruhe geben. Immer wieder versucht sie mit meiner kleinen Assistentin zu sprechen, auch wenn ihr doch klar sein muss, dass sie damit keinen Erfolg haben wird. Aber naja… Lara ist der einzige soziale Kontakt, den sie hat und wahrscheinlich glaubt sie, das Mädchen zu ihrer Verbündeten machen zu können. Wie süß.

Doch da ich weiß, dass meine kleine Assistentin sich auf keine Einwickelungsversuche einlassen wird, tue ich noch nichts, um das zu unterbinden. Sollte Lara mir berichten, dass mein Modell zu weit geht, werde ich ihr selbstverständlich eine Lektion erteilen.

Nachdem ich vor drei Monaten W38012 entsorgt habe, habe ich mir noch kein neues Modell besorgt. Um die Polizei etwas zu verwirren, weiche ich von meinem üblichen Muster ab. Ich warte noch damit, mir ein neues Modell zu suchen und kümmere mich stattdessen lieber um die, die ich bereits in meiner Obhut habe. Außerdem mache ich es mit dieser Abweichung den Beamten schwieriger mich zu finden.

Was mich allerdings ein wenig beunruhigt ist ein Polizist, der sich laut Lara seit kurzem in der Nachbarschaft umhört. Er ist definitiv schon viel zu nah. Zeit, dem Kerl ein bisschen Angst einzujagen.

 

 

/ 89 Tage nach der Entführung

Selbst die härtesten Kerle werden irgendwann paranoid, wenn man sie nur lange genug beobachtet und verfolgt. Neun Tage lang habe ich mich an die Fersen von Mike Corrado geheftet und mich ein wenig über ihn schlau gemacht. Scheinbar haben die Psychologin und er sehr häufig zusammengearbeitet. Wahrscheinlich ist er deshalb so versessen darauf, sie zu finden. Es hat ihm zwar ein wenig Angst eingejagt, verfolgt zu werden, aber es hält ihn auch nicht davon ab weiterzusuchen. Darum beschließe ich meine Pläne etwas umzumodeln. Ich werde den Polizisten zu mir führen. Und ich weiß auch schon genau, wie ich das anstellen werde.

Wenige Minuten später betrete ich die Zelle von W28016. Sie hebt den Kopf, gibt aber keinen Laut von sich. Mein Modell hat dazugelernt, das muss ich ihr lassen, allerdings ändert es nichts daran, dass ich ihr jetzt wehtun werde. Ohne etwas zu sagen, trete ich neben sie und schiebe die Haare von ihrem linken Ohr zurück. Sie trägt einen Ohrstecker in Form eines Halbmondes, sicher nichts, das jede Frau trägt. Umso besser. „Was soll das?“, fragt sie, doch ich beachte sie gar nicht. Stattdessen ziehe ich mein Jagdmesser. Sobald sie die Klinge bemerkt, rüttelt sie an den Fesseln und versucht den Kopf wegzudrehen, aber ich packe sie an den Haaren und halte sie damit in ihrer Position. „Hören Sie auf! Ich habe doch gar nichts gemacht!“ Da hat sie zwar Recht, doch ich brauche ein kleines Druckmittel und was eignet sich da besser, als ein Stückchen von meinem Modell? Einem Brief oder etwas Ähnlichem würde der Polizist weniger Glauben schenken, als wenn er ein Stück von ihr zugeschickt bekommt. Mit einer schnellen Bewegung trenne ich ihr linkes Ohr ab.

Ihr Schrei ist so gellend, dass mir davon die Ohren klingeln. Blut rinnt über ihren Kiefer und ihren Hals, bevor es ihre Klamotten tränkt. Ich hebe das abgetrennte Ohr auf und wickle es in ein Tuch ein, ehe ich es in meiner Tasche verstaue. Mein Modell setzt gerade zu einem weiteren Schrei an, doch den unterbinde ich. „Kein Ton. Oder ich schneide dir das andere Ohr auch noch ab.“ Die Schärfe in meinem Ton bringt sie tatsächlich zum Schweigen. Kluges Ding. Nachdem ich nun habe, was ich brauche, verlasse ich ihre Zelle wieder. Lara wird die Blutung stoppen und dafür sorgen, dass sie keine Infektion bekommt.

Zurück in meinem Büro verpacke ich das Ohr sorgfältig in einem Päckchen und werde es morgen dem Polizisten überbringen. Zusammen mit einer Nachricht, die ihn direkt zu mir führen wird.

 

Warum hat er das gemacht? Warum schneidet er mir einfach ein Ohr ab? Ich habe doch wirklich nichts getan, was ihn hätte verärgern können. Was also sollte das? Warum quält er mich so? Ist er vielleicht immer noch wütend auf mich, weil ich ihn auf Nicole Hoult angesprochen habe? Oder hat ihm Lara erzählt, dass ich immer wieder versuche ein Gespräch mit ihr zu beginnen?

Warum auch immer er das getan hat, es tut seinen Zweck. Meine ganze linke Kopfhälfte pocht und brennt, ich meine sogar mein Blut rauschen zu hören. Die Schmerzen werden auch nicht besser, als Lara kommt und die Wunde halbherzig versorgt. Sie stillt die Blutung und säubert das offene Fleisch, bevor sie mich wieder allein lässt. Die Dunkelheit wirkt diesmal beinahe beruhigend. Schützend legt sie sich um mich und sorgt dafür, dass ich die Schmerzen ein wenig verdränge.

Zum ersten Mal sehe ich die Schwärze nicht als Feind, sondern als Freund. Sie bietet mir Schutz. Solange sie da ist, bin ich sicher. Solange sie da ist, tut der schwarze Mann mir nicht weh. Vielleicht habe ich mich ja geirrt und die Dunkelheit ist eigentlich mein Verbündeter. Vielleicht bringt nicht sie mich um den Verstand, sondern der Gedanke daran, dass ich gefesselt und meinem Entführer ausgeliefert bin.

Tränen laufen mir über die Wangen. Hör auf so zu denken, versuche ich mich zu ermahnen, mich wieder zur Vernunft zu bringen. Ich darf nicht aufgeben. Diesen Triumph gönne ich dem schwarzen Mann einfach nicht.

/ 96 Tage nach der Entführung

Der Polizist hat sich länger Zeit gelassen, als gedacht. Ganze sechs Tage hat es gedauert, bis er mein Versteck tatsächlich gefunden hat. Er ist in eine Falle gelaufen und es war ihm auch völlig bewusst. Nun, jedenfalls sitzt er jetzt in einer meiner Zellen und brüllt sich die Seele aus dem Leib. Dieses Geschrei geht mir langsam ziemlich auf die Nerven. Ich habe es den letzten Tag über geduldet, weil ich gehofft hatte, er würde es irgendwann leid werden, doch jetzt habe ich genug davon. Wird Zeit ihm zu zeigen, wie hier die Musik spielt.

Sobald ich die Zelle betrete, hört das Gebrüll auf und der Polizist starrt mich an. Entsetzen, Entrüstung und Wut liegen in seinem Blick und ich bin mir sicher, wenn er könnte, würde er mich sofort töten. Wie gut, dass er mit Stahlketten an einen Stuhl gefesselt ist. Es kostet mich eine Menge Selbstbeherrschung ein zufriedenes Lächeln zu unterdrücken. „Kein Geschrei. Keine unnützen Fragen. Kein aufmüpfiges Verhalten. Wenn du dich nicht an die Regeln hältst, werde ich dir wehtun.“ Ich mache eine kunstvolle Pause, um meine Worte wirken zu lassen. „Du bekommst einmal am Tag Nahrung. Wenn du die verweigerst, ist das dein Problem.“

„Du verdammter Arsch, lass mich sofort frei!“ Das ist genau die Reaktion, mit der ich gerechnet habe. Es hätte mich ziemlich verwundert, wenn ich etwas Anderes zu hören bekommen hätte. „Du solltest besser aufpassen, was du sagst. Ansonsten muss ich das als einen Verstoß gegen meine Regeln ansehen.“ Doch auch das beeindruckt ihn noch nicht – natürlich nicht. Ein Polizist lässt sich von Worten nicht einschüchtern. Er startet eine Tirade an Beschimpfungen, der ich schon nach den ersten paar Begriffen nicht mehr folge. Stattdessen ziehe ich einen Hammer aus meiner inneren Manteltasche hervor und schlagartig verstummt der Wortschwall. Als ich mich ihm nähere, wehrt er sich erneut gegen die Fesseln, verbraucht damit aber nur unnötig seine Kraft. Erneut fängt er an mich zu beschimpfen und zu bedrohen, doch das kümmert mich nicht weiter. Ich hole mit dem Hammer aus und zertrümmere dem Polizisten das rechte Knie. Sein Körper spannt sich gegen die Fesseln an und sein Schrei ist gellend laut. Ein paar Sekunden gebe ich ihm, dann habe ich genug. „Kein Geschrei“, blaffe ich ihn an. Mein Ton scheint ihn davon zu überzeugen, dass ich es ernst meine. Er wirft mir zwar einen ziemlich giftigen Blick zu, hält aber den Mund. „Na siehst du, geht doch.“ Ich kann mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Schmerzen sind einfach der beste Weg sich Respekt zu verschaffen. „Wenn du dich nicht an die Regeln hältst, werde ich dir wehtun“, wiederhole ich meine Worte von vorhin, bin mir allerdings sicher, dass er mich diesmal ernst nimmt. Zufrieden mit meinem Werk wende ich mich nun ab und verlasse die Zelle. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er das nächste Mal gegen meine Regeln verstoßen wird. Mit ihm werde ich noch sehr viel Spaß haben.

 

 

/ 117 Tage nach der Entführung

Seit der schwarze Mann mir ein Ohr abgetrennt hat, habe ich ihn nicht noch einmal gesehen. Ich denke, das ist auch ganz gut so, denn wenn er mich nicht besucht, muss ich auch keine weiteren Schmerzen erdulden. Mein Kiefer tut mittlerweile nicht mehr weh, aber die Stelle, wo früher mal mein Ohr gewesen ist, brennt manchmal immer noch. Ich bin mir nicht sicher, was schlimmer ist: die ständige Angst wieder Schmerzen erleiden zu müssen oder die schier erdrückende Dunkelheit? Die ersten paar Tage hätte ich ohne zu zögern behauptet, die Folter würde mich an den Rand meines Verstandes bringen. Jetzt aber weiß ich, dass die Dunkelheit sehr viel gefährlicher für meine geistige Gesundheit ist, als Qualen. Öfter als mir lieb ist kommt mir der Gedanke, dass die Finsternis gar nicht mein Feind, sondern mein Freund ist. Mein Verbündeter. Mein Beschützer. Solange ich mich im Dunkeln befinde, tut mir der schwarze Mann nichts. Es kostet mich jedes Mal aufs Neue viel Mühe diese Gedanken wieder zu vertreiben und mich daran zu erinnern, in welcher Lage ich mich befinde. Dass meine Situation ziemlich ausweglos ist trägt nicht gerade dazu bei, dass ich mich besser beruhigen kann. Wie soll ich hier drinnen bloß ein ganzes Jahr überstehen?

/ 130 Tage nach der Entführung

Ich habe Recht behalten: mit meinem neuen Modell, dem Polizisten hatte ich bisher wirklich ziemlichen Spaß. Mittlerweile sind seine beiden Knie und eine Schulter zertrümmert. Obwohl er höllische Schmerzen haben muss, will er einfach nicht damit aufhören, mich zu beschimpfen und rumzubrüllen. Das ist sowohl faszinierend, als auch nervenaufreibend. Es ist sehr interessant wie hartnäckig M31017 ist. Er scheint nicht müde zu werden, oder sich überhaupt beruhigen zu wollen. Dieses Geschreie schlägt mir langsam aufs Gemüt. Er will einfach nicht lernen. Das könnte frustrierend sein, doch mich spornt es eher dazu an, mir etwas einfallen zu lassen, um den Polizisten wirklich zu brechen.

Und ich habe auch schon eine Idee, wie ich das anstellen werde. Ich muss nur noch ein bisschen an der Ausführung feilen.

 

 

/ 136 Tage nach der Entführung

Obwohl Lara mir heute schon mein Essen gebracht hat, kommt sie ein zweites Mal in meine Zelle. Ich bin verwirrt, beobachte aber schweigend wie sie an meine Seite kommt und eine Spritze aus ihrer Tasche zieht. „Keine Angst, du wirst nichts spüren“, sagt sie, bevor sie die Nadel in meinen Hals rammt und ich spüre, wie sich das Mittel in meinem Körper ausbreitet. Unwillkürlich schnappe ich nach Luft, doch bereits wenige Sekunden später beginnt mein Sichtfeld zu verschwimmen und kurz darauf verliere ich das Bewusstsein.

Als ich wieder aufwache, ist mir sofort klar, dass ich mich nicht mehr in meiner Zelle befinde. Es riecht völlig steril, nach Desinfektionsmittel und seltsamerweise meine ich, einen Geruch wahrzunehmen, der mir sehr vertraut vorkommt. Nun wird mir auch klar, dass ich nicht mehr auf diesen grässlichen Stuhl gefesselt bin. Stattdessen bin ich jetzt an eine Metallliege gekettet. Meine Handgelenke und Knöchel sind mit Stahlketten fixiert, sodass ich mich auf keinen Fall befreien kann. Ich blinzle gegen das grelle Licht an und brauche einen Moment, bis sich meine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt haben. Der Raum, in dem ich mich jetzt befinde, erinnert an ein Labor. Der komplette Raum ist sehr hell, einige Regale stehen an den Wänden und sind gefüllt mit etlichen Gläsern, die alle etwas anderes beinhalten.

Plötzlich bemerke ich etwas, das einen kalten Schauer über meinen Rücken jagt und meinen Herzschlag zum Stocken bringt. In einem der Regale sind Gläser aufgereiht, die mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt sind und am unteren Rand ist quer über das Glas ein Zettel geklebt. Vermutlich eine Beschriftung. Auf die Entfernung hin kann ich zwar nicht lesen, was auf den Zetteln steht, doch das muss ich auch gar nicht. Die abgetrennten Daumen, die in den Gläsern schwimmen, sprechen für sich.

Trophäen. Die abgetrennten Gliedmaßen seiner bisherigen Opfer. Ich zähle 12 Gläser. 12 Menschen, die der schwarze Mann über ein Jahr gefoltert und verstümmelt hat. Mir wird schlecht, als ich daran denke, dass auch mein rechter Daumen irgendwann in diesem Regal stehen könnte. Um diese Gedanken zu verdrängen drehe ich den Kopf in die andere Richtung, werde aber prompt erneut schockiert. Neben meiner Metallliege steht noch eine weitere, auf die ebenfalls jemand gefesselt wurde.

Mike. Mein Herzschlag stockt für einen Moment, bevor er den kurzen Aussetzer in doppelter Geschwindigkeit wieder gut macht. Warum hat der schwarze Mann ihn gefangen genommen? Warum bringt er uns beide in diesem Raum? Was hat er nur vor?

„Mike …“, bringe ich etwas erstickt hervor und versuche den Kloß in meinem Hals hinunter zu schlucken. Keine Reaktion. Dafür wird plötzlich irgendwo hinter mir eine Tür geöffnet, die ein genauso grausames Quietschen von sich gibt, wie die meiner Zelle. Schwere Schritten hallen in dem Raum wieder und kündigen die Anwesenheit des schwarzen Mannes an. Mit einem dumpfen Knallen fällt die Tür ins Schloss und ich höre, wie unser Peiniger mehrere Schubladen öffnet. Den Geräuschen nach zu urteilen sucht er nach irgendetwas. Nach einigen Sekunden scheint er gefunden zu haben, was auch immer er gesucht hat und taucht nun in meinem Blickfeld auf. Auch wenn ich mich jetzt in einem sehr hellen Raum befinde, ich kann nicht viel mehr vom schwarzen Mann erkennen als vorher. Er ist völlig in schwarz gekleidet und trägt diese grässliche Morph Maske. Am Fußende der beiden Metallliegen bleibt er stehen und verschränkt die Arme vor der Brust. Trotz der dunklen Maske kann ich seinen Blick deutlich spüren. Diese kalte Gelassenheit, die er ausstrahlt, macht mich nervös.

Mit einem leisen Stöhnen kommt Mike neben mir wieder zu Bewusstsein und lenkt damit meine Aufmerksamkeit von dem schwarzen Mann ab. Der Polizist sieht sich irritiert um, bevor sein Blick auf mich fällt und die Verwirrung in Überraschung umschlägt. Ich meine auch einen Funken Sorge und Entsetzen in seinen Augen zu sehen, als er den Mund öffnet. Allerdings kommt er gar nicht dazu etwas zu sagen, denn der schwarze Mann unterbricht ihn: „Spar dir den Atem, ihr könnt auch später noch plauschen.“ Mikes Blick wandert zu unserem Entführer und seine Hände ballen sich zu Fäusten. Trotz der Kleidung meine ich zu erkennen, wie er sich anspannt und bin mir sicher, wenn er könnte, würde er den schwarzen Mann mit bloßen Händen töten. Diesmal bin ich es, die Mike das Wort abschneidet, als er erneut den Mund öffnet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihm nur derbe Flüche auf der Zunge liegen und ich will verhindern, dass er diese ausspricht, weil ich weiß, dass er dafür nur bestraft werden würde.

„Was haben Sie vor? Warum sind wir hier?“ Dank der ausgeschlagenen Zähne klinge ich immer noch, als hätte ich einen S-Fehler, doch im Moment könnte mir das gar nicht egaler sein.

„Ihr beide dürft euch geehrt fühlen. Ihr seid die ersten Modelle, die meine neue Methode ausprobieren dürfen.“ Ich meine unter seiner Maske ein Lächeln zu erkennen. Diesem Mistkerl macht es verdammt viel Spaß uns zu quälen.

„Was ist das für eine Methode?“, zwinge ich mich zu fragen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich die Antwort überhaupt hören will.

„Ich habe hier eine Menge Werkzeuge rumliegen, die viel zu selten in Gebrauch genommen werden. Abwechselnd dürft ihr dann entscheiden, ob meine Utensilien bei euch selbst verwendet werden, oder ob der jeweils andere dieses Vergnügen bekommt. Für eure Entscheidung habt ihr jeweils zehn Sekunden Bedenkzeit. Wenn ich nach den zehn Sekunden noch keine Antwort habe, werde ich selbst entscheiden, bei wem ich mein Werkzeug zum Einsatz bringe.“ Er legt eine kunstvolle Pause ein. „Auch hier gelten meine Regeln. Kein Geschrei. Keine unnützen Fragen. Kein aufmüpfiges Verhalten. Solltet ihr euch nicht daran halten, werde ich den jeweils anderen für den Regelverstoß bestrafen.“

Ein kalter Schauer läuft über meinen Rücken. Wir sollen entscheiden, ob der andere Schmerzen erdulden muss, oder ob doch lieber wir selbst den Kopf hinhalten sollen? Was ist das denn für ein krankes Experiment? Unwillkürlich versuche ich den Fesseln zu entfliehen, aber natürlich ist der Versuch völlig zwecklos. Ich muss mir einen deftigen Fluch verkneifen, doch Mike schert sich scheinbar nicht um die mögliche Bestrafung.

„Du verfluchter Mistkerl, was soll das für ein krankes Spiel sein? Lass uns hier raus!“

Einen schier endlosen Moment lang tut der schwarze Mann gar nichts, was mich mit jeder Sekunde nervöser macht. Nach einer gefühlten Ewigkeit schüttelt er langsam den Kopf. „Du hast es scheinbar immer noch nicht begriffen.“ Er klingt, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen. „Aber du hast gerade entschieden, wer von euch beiden mein erstes Werkzeug ausprobieren darf.“ Wieder meine ich ein Lächeln unter seiner Maske zu erkennen. Mein ganzer Körper versteift sich, als er eine Kneifzange zu Tage befördert und damit auf mich zukommt.

„Nein! Lass sie in Ruhe – nimm mich!“, versucht Mike das Ruder noch herumzureißen, doch der schwarze Mann lässt sich davon nicht beirren. Wenn ich in meiner Zeit hier eines gelernt habe dann, dass unser Peiniger alles was er sagt völlig ernst meint. Es gibt keinen Spielraum. Und wenn man gegen seine Regeln verstößt wird die Strafe grausam. Darum versuche ich mich auch innerlich auf die folgenden Schmerzen vorzubereiten.

Während Mike noch an den Fesseln zerrt, steht der schwarze Mann bereits neben mir und drückt meine Handfläche auf die Liege. Mit einer Hand fixiert er meine, in der anderen hält er die Zange bereit. Ich kneife die Augen zusammen, als er sein Werkzeug am Nagel meines Zeigefingers anbringt. Mit einem beherzten Ruck reißt er mir den Fingernagel ab und ich muss mir auf die Zunge beißen, um nicht aufzuschreien. Der Schmerz ist durchdringender als gedacht und ich kann nicht verhindern, dass mir ein leises Stöhnen entweicht. Mike beschimpft den schwarzen Mann wieder, hört allerdings sofort auf, als ich ihm einen flehenden Blick zuwerfe. Wenn wir schon gezwungen sind an diesem gottverdammten Experiment teilzunehmen, müssen wir nicht noch mehr Schmerzen erdulden als unbedingt nötig. Mike scheint zu verstehen, denn er bleibt auch weiterhin still und sieht mich stattdessen entschuldigend an.

Der schwarze Mann wartet noch einen Moment, doch als keiner von uns beiden einen weiteren Mucks von sich gibt, nimmt er wieder seinen Platz am Fußende unserer Liegen ein. „Sehr gut, ihr scheint verstanden zu haben, wie das hier läuft. Dann würde ich sagen, beginnen wir mit dem eigentlichen Experiment.“ Er legt eine kunstvolle Pause ein. „Ich werde einem von euch beiden fünf Fingernägel ausreißen. Ich denke, es ist nur fair die Dame als erstes entscheiden zu lassen.“ Ich kann seinen Blick auf mir spüren, als er sagt: „Also Frau Doktor, wer soll die Ehre bekommen und die erste Runde eröffnen?“

„Ich.“ Diesen Entschluss habe ich schon gefasst, als er uns die Regeln erklärt hat. Ich werde Mike keine unnötigen Schmerzen zumuten. Außerdem habe ich mich schon fast an die permanente Pein gewöhnt.

„Nicht Maya …“, flüstert Mike, doch ich schüttle nur stumm den Kopf. Der schwarze Mann tut es mir gleich. „Sie hat entschieden. Geduld, du kommst schon noch früh genug dran“, meint er an den Polizisten gewandt. Dieser gibt ein leises Grollen von sich, bleibt aber ansonsten ruhig. „Aber da du schon einen Nagel eingebüßt hast, will ich dir nur noch vier ziehen. Schließlich bin ich kein Unmensch.“ Ich muss mir auf die Zunge beißen, um mir einen giftigen Kommentar zu verkneifen. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass dieser Entschluss für ihn tatsächlich schon gnädig ist. Als er sich nun wieder an meine linke Seite stellt, wappne ich mich erneut gegen den folgenden Schmerz und schaffe es diesmal bei zwei Nägeln keinen Mucks von mir zu geben. Beim dritten Nagel entweicht mir ein leises Stöhnen und meine Hand beginnt zu verkrampfen. Beim vierten Nagel beiße ich mir auf die Zunge, um nicht aufzuschreien und kann gerade noch so meine Beherrschung wahren. Meine Finger brennen und sind immer noch völlig verkrampft. Nie hätte ich gedacht, dass es so weh tut, einen Nagel ausgerissen zu bekommen.

„Sehr vorbildlich, Frau Doktor“, lobt mich der schwarze Mann, als er von mit ablässt und seine Zange wieder wegbringt. Zurück kommt er mit einer Nagelpistole. Beim Anblick dieser Maschine läuft es mir kalt den Rücken runter.

„So Herr Polizist. Jetzt darfst du entscheiden. Wer soll fünf Nägel abbekommen?“

Mike antwortet genauso schnell wie ich zuvor. „Ich.“

„Nein, tu das nicht“, bitte ich ihn, doch er schüttelt nur den Kopf. Ich will nicht, dass er Schmerzen erdulden muss. Aber wie soll ich ihm helfen, wenn er mich nicht lässt?

Der schwarze Mann kommt an Mikes Seite und setzt die Nagelpistole an. Ich kann nicht hinsehen. Mit zusammengebissenen Zähnen drehe ich den Kopf weg und kneife die Augen zusammen. Das Geräusch, das die Maschine macht, als sie einen Nagel abfeuert, ist genauso schlimm, wie Mikes gepeinigtes Stöhnen. Es ist noch wesentlich schlimmer zu wissen, dass ein Freund gefoltert wird, als wenn ich selbst Schmerzen ertragen muss. Jedes Stöhnen zerreißt mir schier das Herz und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis der schwarze Mann endlich alle fünf Nägel abgefeuert hat. Erst jetzt bemerke ich, dass mir Tränen über die Wangen laufen.

„Sehr schön. Ich denke das reicht fürs erste.“ Er entfernt sich von unseren Liegen und verstaut die Nagelpistole wieder. Mit zwei Spritzen kommt er wieder. Bevor ich wieder in die Bewusstlosigkeit geschickt werde, sehe ich zu Mike. Die fünf Mägel befinden sich alle in seinem linken Bein, die Jeans wird an unterschiedlichen Stellen mit Blut getränkt.

„Es tut mir so leid“, forme ich mit den Lippen, ohne einen Ton von mir zu geben. Sein Blick ist gequält, aber trotzdem schüttelt er kaum merklich den Kopf. Er will nicht, dass ich mir Vorwürfe mache, obwohl wir beide wissen, dass der Polizist nur deshalb hier ist, weil er mit mir Kontakt hat. Warum hätte der schwarze Mann ihn sonst entführen sollen? Er hat ihn mit Sicherheit nur deshalb gefangen genommen, weil ich meinen Mund nicht hatte halten können. Und das ist jetzt meine Strafe.

Der Mensch, mit dem ich die letzten Jahre so viel Zeit verbracht habe, der mir bei unzähligen Fällen geholfen und mir so oft den Rücken gestärkt hat, wird meinetwegen gefoltert.

Müsste ich nur selbst Schmerzen ertragen, wäre mir das egal. Aber dass Mike für meine Fehler bestraft wird, ist einfach nicht fair. Sollte ich mich je befreien können, werde ich diesen vermummten Mistkerl töten.

Noch während ich darüber nachdenke, wie der schwarze Mann sein Leben aushauchen wird, rammt er mir eine der Spritzen in den Hals. Es dauert nur wenige Sekunden, bis mein Sichtfeld verschwimmt und ich von Dunkelheit eingehüllt werde.

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