ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ich ziehe den Schlüssel aus meiner Tasche und schließe meine Haustür auf. Die Wärme des Hauses strömt mir sofort ins Gesicht und ich betrete meinen Hausflur. Während ich meine Jacke ausziehe, kann ich einen Blick auf die alte Standuhr werfen. Sie zeigt an, dass es bereits viertel vor drei ist. Ich lache kurz und schüttele meinen Kopf. Drei Uhr nachts und ich komme vom Spazieren zurück. „Papa?“, meine kleine Tochter Janina steht in ihrem pinken Schlafanzug vor mir, mit der einen Hand reibt sie sich die Augen und in der Anderen hält sie ihren Plüschhasen Bouncer. Ich hatte ihr Bouncer zum Geburtstag geschenkt und seitdem schleift sie ihn überall hin. „Kleines, warum bist du hier unten? Du sollst doch schlafen!“, sage ich und knie mich vor sie. „Ich bin wach geworden, weil du so laut warst!“, sagt sie, während sie Bouncer fest an sich drückt. „Na komm, ich bring dich wieder ins Bett.“ Ich breite meine Arme aus und Janina klammert sich an mich.
Ich hebe sie hoch und laufe die Treppe hinauf. Bei jedem Schritt auf eine der Stufen knarzt diese laut. Ich mochte unser Haus. Auch wenn es alt und vielleicht ein wenig baufällig wirkt, hat es doch einen gewissen Charme. Schließlich habe ich es die Treppen hinaufgeschafft und laufe nun den pechschwarzen Flur entlang zum Zimmer von Janina. Da bemerke ich ihn wieder. Er lehnt seelenruhig an der Wand, so als ob ich nicht wüsste, dass er da sei. Janina ist inzwischen eingeschlafen. Ich schubse die Tür zu ihrem Zimmer auf und sehe ihn wieder direkt an der Wand gegenüber.
Er sitzt einfach nur im Schneidersitz da und grinst mich mit seinen ekelhaften, gelben Zähnen an. „Muss das sein?“, frage ich ihn, als er aufsteht und direkt auf mich zuläuft. Reflexartig drehe ich mich von ihm weg und bewege mich weiter zum Bett, um Janina schließlich darauf abzulegen. Er steht, in nicht einmal einer Sekunde, auf der anderen Seite des Bettes und schaut auf meine Tochter herab. „Süß…“, sagt er mit seiner tiefen, verzerrten Stimme „Lass meine Tochter aus dem Spiel.“, sage ich und decke sie zu. „Du weißt, dass ich ihr nichts tun werde. Das betrifft nur dich und mich was.“ Er kichert leise, während er dies sagt, denn er weiß genau, dass er Recht hat. Ich schaue Janina an und mir fällt auf, dass sie Bouncer nicht bei sich hat.
Ich seufze kurz auf und laufe zurück in den Gang. „Hilfst du mir wenigstens dabei, ihren Hasen zu suchen?“, frage ich ihn und schalte das Licht an. Seine Umrisse beginnen zu flackern, wie aufsteigende Luft aus einer Heizung. „Natürlich, Nils.“, lacht er und setzt sich auf den kleinen Holzschrank, der im Gang steht. „Soll ich dir noch ein kühles Bier bringen und ich suche stattdessen?!“,, zischt er durch seine Zähne und man sieht für eine Sekunde seine Schlangenzunge. Bei diesem Anblick bekomme ich eine Gänsehaut und bemerke das er wieder grinst. „Dich schockt das immer noch?“, fragt er und lehnt seinen Kopf zur Seite. „Nein, es ekelt mich einfach nur an.“, sage ich und hebe Bouncer vom Boden auf.
„Hey, es liegt nicht an mir, dass ich noch hier bin!“ Er verschränkt seine Arme und tippt mit seinen langen schwarzen Nägeln auf den Schrank. Der Schrank war ein Geschenk meiner Eltern zu meiner Hochzeit vor fünf Jahren. Er hat mir nie wirklich gefallen, aber meine Frau liebte ihn aus irgendwelchen Gründen so sehr, dass er hier im Gang stehen musste. „Denkst du, ich wüsste nicht, warum du hier bist?!“, frage ich und stehe vor meinem Spiegel. Ich schaue nicht gerne in meine Spiegel. Dabei fällt mir einfach auf, wie tief meine Augenringe geworden sind und wie kaputt ich aussehe.
Der Weg zu Janinas Zimmer fällt mir nicht zuletzt deshalb so schwer. In ihrem Zimmer steht ein Schminktisch mit einem großen Spiegel. An sich ist es ein schöner Spiegel mit vielen Verzierungen, die sie zusammen mit Emily, meiner Frau, selbst dort hingezeichnet und gebastelt hat. Ich lege Bouncer in Janinas Arm und muss ein wenig lächeln als sie sich an ihn kuschelt.
Er schaut mir über die Schulter. „Awww, wie putzig…schade, dass deine Frau das nicht sehen kann.“ Ich spüre, wie Zorn und Wut in mir aufsteigen und ich merke, wie ich bereits meine Hände zu Fäusten balle. Er schaut auf meine Hände und zieht seine Augenbrauen hoch, wenn man das so nennen kann, denn schließlich hat er noch nicht einmal Augen. „Welche Stufe der Trauer ist das jetzt? Die Zweite oder die Dritte?“, er lacht und ich kann mich nicht mehr zurück halten. Ich drehe mich um und schlage nach ihm. Wie immer treffe ich ihn natürlich nicht und schlage ins Leere. „Oh?“, er tastet seinen Oberkörper ab. „Wieder nicht getroffen! Wann lernst du es endlich, Nils?“ Er schüttelt mit dem Kopf und lacht dabei leise. „Weißt du was? Lass uns einen trinken gehen!“ Er lehnt sich an meine Schulter und ich bemerke das seine Hand durch meinen Körper fällt. „Du fährst Nils, also trink bitte nichts!“, sagt er plötzlich in einer mir sehr bekannten, weiblichen Stimme und sein Grinsen wird nur breiter als er merkt, dass ich zusammenzucke. „Hör auf…“, zische ich und beiße mir dabei auf die Zunge. „Warum?“ Er läuft vor mich und steht mir genau gegenüber. „Weil ich dich sonst daran erinnere das du doch was getrunken hast und du die Ampel übersehen hast?“, er kommt mir näher und ich rieche seinen Atem er stinkt nach Whisky und Bier. „Weil du dich dann daran erinnerst, dass der Lastwagen direkt in die rechte Seite des Autos gekracht ist?“ Ich unterdrücke den Drang weg zu laufen oder ihn nochmal zu schlagen. „Weil ich dich dann daran erinnere, dass Emily wegen dir tot ist? “ Er räuspert sich und spricht mit Emilys Stimme. „Ich weiß, die letzte Zeit war stressig, aber heute bist du nur dafür verantwortlich, dass wir sicher nach Hause kommen.“ Jedes Wort lässt mich zusammenschrecken.
Ich beginne zu weinen und breche regelrecht zusammen, während er sich selbstzufrieden im Spiegel anschaut und grinst. Ich verdecke mein Gesicht mit meinen Händen und weine leise, hoffend, dass Janina nicht wach wird. Etwa eine halbe Stunde später öffne ich meine Augen wieder und sehe mich um. Er ist verschwunden, doch ich weiß, dass er wiederkommt, denn Schuldgefühle kommen immer zurück.