ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
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Jetzt anmelden oder registrierenHeute war endlich der Tag unseres Ausflugs. Meine Freunde Dennis, Mike, Ümit, Daniela und Reyhan fuhren mit mir zum Campen in den Harz. Wir hatten keinen speziellen Ort ausgemacht, sondern wollten uns nach einer schönen Stelle umschauen, wo wir unsere Zelte aufschlagen konnten.
So fuhren wir einige Zeit mit unseren Minibus durch die gebirgige Landschaft, bis wir eine schöne Stelle fanden. Es war ein schöner, bewaldeter Aussichtspunkt, von dem wir einen tollen Ausblick auf ein Tal hatten. Unsere Mädels waren gerade dabei, ihr Zelt aufzubauen, während ich mit Dennis, Mike und Ümit besprach, ob wir noch etwas brauchten.
„Sag mal, Eike, haben wir genug Alkohol an Bord?“, fragte mich Dennis. „Ich will mir heute richtig die Kante geben. Wäre nicht schlecht, wenn wir stärkeres Zeug als Bier da hätten.“
„Du kannst auch nur ans Saufen denken“, warf Mike ein. „Gerade hier würde ich mich nicht zu sehr besaufen, sonst stürzt noch einer ’nen Abhang hinunter.“ Er war immer der Besonnene von uns. Während wir nur Spaß haben wollten, machte er sich ständig irgendwelche Gedanken.
„Komm schon, Mike, passiert schon nichts, notfalls passt du auf uns auf,“ antwortete ich darauf und auch Ümit nickte zustimmend.
„Na gut, du kannst ja mit Dennis zu der Tankstelle fahren, die wir vorhin gesehen haben. Die ist ja nicht weit. Vielleicht könnt ihr auch noch ein paar Snacks mitbringen.“
Ursprünglich wollten wir eigentlich weder ein großes Besäufnis veranstalten noch uns mit Snacks vollstopfen. Es sollte eher naturverbunden sein, mit ein paar Grillabenden. Dafür hatten wir dann auch entsprechend eingekauft. Aber wie so oft siegten dann doch Gewohnheit und Bequemlichkeit, dadurch gab es eine kurzfristige Planänderung.
Wir fragten noch alle, ob sie spezielle Wünsche hätten, und dann fuhr ich mit Dennis los.
An der Tankstelle angekommen, suchten wir uns ein paar Snacks zusammen und fragten nach ein paar Flaschen Wodka und Whisky. Als wir dann zahlten, meinte Dennis, „Scheiße, wir hätten uns zu Hause damit eindecken sollen, in der Tankstelle ist es immer so teuer. Na egal, nach dem Grillen schieße ich mich richtig ab. Bin mal neugierig, wie das Tal bei Sonnenuntergang aussieht, ist ja schon ein cooler Anblick vom Vorsprung aus. Wir haben wohl echt den coolsten Platz zum Campen gefunden.“
Daraufhin blickte uns der Tankwart erschrocken an. „Ihr wollt zelten? Doch hoffentlich nicht im Tal des blutenden Mondes? Hat man euch nicht gewarnt vor dem Echoverschlinger?“
Wir blickten den Tankwart entgeistert an. Er war ein alter Mann, etwa in den 50ern. Er hatte braune Haare und einen Vollbart, die beide bereits ergrauten. Die Situation wirkte irgendwie wie aus einem billigen Horrorstreifen. „Ob uns jemand vor Was gewarnt hat?“, fragte ich nach ein paar stillen Sekunden.
„Ihr habt wirklich keine Ahnung, was? Der Echoverschlinger haust im Tal des blutenden Mondes. Er wartet, bis jemand dort nach Sonnenuntergang ein Echo erzeugt. Über dessen Stimme kann er dann in unsere Welt eintreten und seine Beute jagen.“
Dennis und ich schauten uns einen Moment belustigt an, bis dann Dennis erwiderte: „Ja klar, Alter, und danach werden wir von Aliens entführt.“
„Das ist weder eine dämliche Verschwörungstheorie noch ein Hirngespinst. Den Echoverschlinger gibt es wirklich. Falls du ein Echo in diesem Tal erzeugst, nimmt er dir deine Stimme und kann in unsere Welt eintreten. Wenn du fortan sprichst oder schreist, hörst du es nur noch aus seinem Mund. Falls du deine Stimme hörst, nachdem er sie sich genommen hat, weißt du, dass er nahe ist. Dann renne weg, lass dich nie von ihm berühren!“
„Hast du das eigentlich einstudiert?“, fragte Dennis. „Ist eigentlich ’ne coole Story, kommt bestimmt klasse in ’ner Creepy Pasta.“
„Ich mache keine Scherze, über die man lachen kann. Junge, ich will euch warnen. Wenn ihr diesen Dämon in unsere Welt holt, seid ihr verdammt. Erst holt er sich eure Stimme, aber damit gibt er sich nicht zufrieden. Danach will er euch euren Verstand nehmen und zum Schluss nimmt er euch euer Leben. Ich habe vor 30 Jahren meinen besten Freund durch ihn verloren. Teilt nicht sein Schicksal!“
„Beruhigen Sie sich erst einmal“, sagte ich, „Wir passen schon auf, es wird uns nichts passieren. Außerdem… woher wissen wir, dass es ausgerechnet dieses Tal ist, in einem Gebirge gibt es doch mehrere.“
„Ist in dem Tal ein See mit einem großen Felsen in der Mitte?“, fragte uns der Tankwart.
Und tatsächlich erinnerte ich mich, einen See im Tal gesehen zu haben, mit einem großen Felsen in der Mitte. Also antwortete ich ihm: „Ja, den gibt es dort. Also ist es dieses ominöse Tal.“
„Ja, das ist es, mein Junge. Wenn du ihn mit deinem Echo beschwörst, fängt der Mond an zu bluten und ein Tropfen landet auf dem Felsen. Dort tritt dann der Echoverschlinger in unsere Welt ein, laut den Legenden.“
„Alles klar, Alter, Sie glauben also wirklich, was Sie da sagen. Sie sind wahrscheinlich ganz schön allein hier draußen in der Pampa, da bildet man sich eine Menge ein“, meinte Dennis ziemlich herablassend.
„Ich habe euch gewarnt; was ihr mit eurem Leben machen wollt, müsst ihr entscheiden. Wenn ihr glaubt, es besser zu wissen, dann erzeugt nach Sonnenuntergang ein Echo in diesem verfluchten Tal. Aber glaubt mir eins, ihr werdet es bereuen.“
Wir hatten keinen Bock mehr auf das Gespräch. Also bezahlten wir und fuhren zurück.
Als wir wieder bei den Anderen waren, hatten diese bereits angefangen zu grillen. Wir freuten uns auf das Essen und setzten uns dazu.
„Habt ihr alles bekommen?“, fragte Reyhan.
„Ja, und sogar noch mehr. Da war so ein komischer Gruselopa. Der hat uns gleich mit einer Horrorstory versorgt“, kam es von Dennis.
„Was denn für eine Gruselstory?“, fragte Daniela.
Daraufhin erzählten wir den Anderen von unserer Begegnung mit dem Tankwart. Wir erzählten ihnen die Horrorstory, welche aus einem schlechten Horrorfilm hätte stammen können.
„Der Typ muss ja völlig durchgeknallt gewesen sein“, kam es von Ümit. „Wer hat den nur aus der Klapse rausgelassen?“
„Aber echt, voll creepy so etwas. Zum Glück war ich nicht dabei, solche Typen machen mir echt Angst“, meinte Daniela.
„Ach was, solche Typen sind einfach nur peinlich. Vor so jemanden brauchst du keine Angst haben. Lass uns doch einfach mal schauen, was passiert, wenn wir heute ein Echo im Tal erzeugen. Die Sonne ist ja auch gerade untergegangen, also genau die Zeit, die er meinte. Können wir morgen dem alten Spinner eine lustige Story erzählen“, schlug Dennis allen vor.
Wir alle stimmten zu, nur Mike meinte: „Spielt mal schön alleine, ich hab sowas nicht nötig.“
„Gut, wie du meinst, ich fange auf jeden Fall schon mal an. Kann ja jeder mitmachen, der sich auch traut“, fachte Dennis uns alle noch an.
Daraufhin ging er zum Rand des Vorsprungs und schrie ein lautes „Hallo!“ in die Nacht hinaus. Dennis‘ Echo war deutlich zu hören. Er schaute uns auffordernd an und wir taten es ihm alle gleich, nur Mike hatte offenbar keinen Bock darauf.
„Seht ihr, der Alte spinnt einfach“, sagte Dennis lachend und wir alle stimmten ein.
„Mann, was wir sind doch für typische arrogante Großstadtkinder. Erstmal schön lustig machen über die hiesige Landbevölkerung“, kam es als Kommentar von Mike, welcher erheitert den Kopf schüttelte.
Der Moment war ziemlich ausgelassen, aber dann überkam uns ein komisches Gefühl. Auf einmal wurde unser Campingplatz in ein rötliches Licht getaucht. Plötzlich erschrak Reyhan, die hochblickte und schrie: „Schaut, der Mond, der Mond blutet.“
Alle schauten hoch zum Mond und er fing tatsächlich an zu bluten. Es war ein Vollmond, aus dem eine klaffende Wunde zu bluten schien. Einige Blutstropfen lösten sich offenbar, einer davon traf den Felsen im See, welcher im Tal zu sehen war unter dem Mondlicht. Als der Tropfen den Felsen traf, wurde der Mond wieder normal, aber wir waren alle perplex.
Ich wollte sagen, was ist das für eine Scheiße. Aber trotz meiner Mundbewegungen war kein Wort zu hören. Dann versuchte ich zu schreien, aber es war kein Laut zu hören. Ich atmete schwer durch den Mund und bemerkte, dass ich nicht mal meine Atemgeräusche hörte.
Ich war vollkommen verstört. Mein Verstand konnte zunächst nicht verarbeiten, was geschah. Daher brauchte ich einen Moment, bis ich bemerkte, dass es den anderen nicht besser ging. Sie hatten dieselben Probleme wie ich, auch sie waren nicht zu hören. Mike war die einzige Ausnahme, er stammelte: „Le-Le-Leute, wa-wa-was ist los mit euch?“ Auch er konnte zunächst nicht begreifen, was geschah. „Kommt schon, das ist doch nur so ein blöder Scherz von euch, oder? Ihr habt mir doch was ins Bier getan, damit ich das mit dem Mond glaube, oder nicht?,“ versuchte sich Mike zu beruhigen.
Alle sahen Mike an, er war der Einzige, der kein Echo erzeugt hatte, und somit der Einzige, der noch sprechen konnte. Alle gestikulierten verwirrt und verängstigt vor ihm, auch ich. Wir wollten ihm verständlich machen, dass wir Hilfe brauchten. Fassungslos sah uns Mike an, als er verstand, dass es bitterer Ernst war. Wie konnte so etwas sein? So etwas gab es doch nur in Horrorfilmen. Nur war dieser Horrorfilm real. Wir waren alle geschockt, jeder von uns hatte Todesangst. Weiterhin gestikulierten wir vor ihm, versuchten verzweifelt ihn anzuschreien, damit er uns hörte. Aber aus unseren Mündern kam kein Geräusch, bis wir bald einige Schreie aus einiger Entfernung hörten. Es hörte sich nach einigen Stimmen an. Als wir uns alle danach umdrehten, verstummten die Geräusche. Was wir sahen, war in einiger Entfernung eine schwebende, weiße Silhouette, die sich stetig näherte.
Und ich erinnerte mich an die Worte des Tankwartes, der Echoverschlinger stehle uns unsere Stimmen. Wenn wir unsere Stimmen hörten, sei er in der Nähe und wir wären in Gefahr. Ich testete diese Aussage, als ich mich bemühte, „Da ist der Echoverschlinger“ zu rufen. Tatsächlich kam der Ruf noch recht leise aus der Richtung der Silhouette zu uns. Alle sahen mich erschrocken an, denn aus dem Ruf war meine Stimme zu erkennen, aber sie kam nicht aus meinem Mund. Ümit versuchte es auch und auch dieses Mal konnten wir es hören. Jetzt realisierten wir endlich, dass wir fliehen mussten. Mike rief: „Schnell zum Auto, bevor er hier ist.“ Und wir rannten zu unserem Minibus. Aber der Wagen wollte nicht anspringen; so verzweifelt wir es auch versuchten, er sprang nicht.
„Verflucht, er springt nicht an, wir müssen rennen. Schnell, wir sollten zur Tankstelle, vielleicht kann uns dieser alte Tankwart helfen“, rief Mike. Alle nickten und rannten los in Richtung der Tankstelle. Wir hielten uns an die Straße, um nicht die Orientierung zu verlieren. Ich dachte nur: Hoffentlich sind wir schnell genug, dass sind bestimmt 10 km oder so. Das Adrenalin peitschte uns an, keiner von uns war ein Spitzensportler, dennoch verlieh uns die Angst genug Energie, um weiter zu rennen. Wir hatten vielleicht die Hälfte des Weges geschafft, als wir auf einmal hinter uns das Hecheln mehrerer Stimmen hörten. Es waren unsere Stimmen, der Echoverschlinger hatte aufgeschlossen.
Wir sahen uns entsetzt um und erkannten nun genauer, was uns verfolgte. Die schwebende Gestalt schien eine weiße, wehende Robe zu tragen. Hände und Gesicht waren blutrot, sie hatte lange, schwarze Haare, schwarze Krallen an den Fingern, schwarze Augen und einen bizarren, schwarzen Mund, der zu einem stetigen grotesken Grinsen geöffnet war. Wir hörten, wie einige von uns schrien, nur kamen die Schreie aus diesem grotesken Mund. Es war so verstörend, das Schreien mehrerer Stimmen aus einem Mund gleichzeitig zu hören.
Auf einmal waren unsere Schreie nicht mehr zu hören, obwohl einige es von uns wohl noch versuchten, aus dem schwarzen Mund wurde nun einige Worte gesprochen. „Da seid ihr ja. Wir werden zusammen sehr viel Spaß haben.“ Die Worte waren von keiner menschlichen Stimme. Sie war so unfassbar dunkel, tief und verzerrt. Er schnappte nach Ümit und erwischte ihn. Wir hörten Ümits Schreie aus dem Mund der Kreatur. Dennis versuchte verzweifelt, die Kreatur anzugreifen, wurde aber einfach wegstoßen. Daniela und ich konnten Ümit losreißen.
„Schnell, in den Wald, vielleicht können wir uns verstecken“, rief Mike. Die Kreatur lachte grotesk auf und sagte: „Lauft nur, versteckt euch, ich finde euch trotzdem. Ich lasse mir euren Verstand schmecken und danach euer Fleisch.“
Wir alle rannten in den Wald. Hinter uns hörten wir Schreie mit Ümits Stimme. „Nein, zeig es mir nicht, bitte nicht.“ Es kamen noch mehr Schreie von Ümit und auch Dennis Stimme mischte sich darunter. Beide wurden vom Echoverschlinger berührt, davor hatte uns der alte Mann gewarnt. Beide gingen auf die Knie, hielten sich den Kopf und krümmten sich. Wir mussten sie von jetzt an tragen. Wir liefen weiter, neben uns war ein Abhang, so dass wir in der Dunkelheit aufpassen mussten, dass wir nicht abstürzen. So liefen wir einige Zeit. In einiger Entfernung hörten wir das Wimmern von Dennis und Ümit. Das Wesen war nicht weit. Plötzlich bekam Ümit denselben schwarzen Mund wie die Kreatur und lachte böse in der Stimme des Echoverschlingers. „So, wo habt ihr euch versteckt. Ich finde euch, euch alle.“ Ümit war erschrocken und hielt sich den Mund zu, wodurch er nur noch gedämpft zu hören war: „Oh, das macht mir ja so viel Spaß. Ich hoffe, ihr amüsiert euch auch.“
Auf einmal hörten die Worte auf. Ümit nahm die Hände wieder vom Mund. Die Kreatur hatte aufgehört zu sprechen und Ümits Mund war wieder normal. Wir alle waren geschockt, offenbar konnte er uns auch zwingen, mit seiner Stimme zu sprechen, zumindest wenn er uns berührte. Ob es daran lag, oder er das bei jedem das tun konnte, dem er die Stimme stahl, wussten wir natürlich nicht sicher.
In einiger Entfernung hörten wir Ümits Stimme rufen. „Bitte, lasst nicht zu, dass er mich kriegt, bitte, er darf mich nicht kriegen.“ Wir sahen dann, wie Ümit verzweifelt an Mike und Daniela zerrte, die ihn trugen. Er riss sich los und rannte zum Abgrund. Noch bevor ihn einer aufhalten konnte, sprang er in den Tod. Plötzlich bekam auch Dennis den schwarzen Mund. „Uh, das war der Erste, mal sehen, wann ihr dran seid.“ Dennis Mund wurde wieder normal. Er fasste sich wieder und schien jetzt allein laufen zu können. Offenbar fand es der Echoverschlinger lustiger, uns zu verfolgen, während uns keiner aufhielt, zumindest schien er ihn gerade nicht zu quälen. Wir rannten und rannten und tatsächlich sahen wir in einiger Entfernung die Tankstelle.
Wir liefen, so schnell wir konnten, aber wir wurden gestoppt von einer bekannten Stimme: „Warum habt ihr zugelassen, dass er mich kriegt. Ich dachte, ihr seid meine Freunde. Freunde beschützen einander.“ Es war Ümits Stimme. Konnte es sein, dass er noch lebte? Nein, der Sturz musste ihn getötet haben. „Wie könnt ihr mir das nur antun. Das Monster hat meine Seele gefressen. Jetzt bin für immer in ihm gefangen. Ihr hättet mich vor ihm retten sollen.“ Wieder war es Ümits verzweifelte Stimme, die wir hörten. Hatte dieses Monster wirklich Ümits Seele gefressen, oder konnte es einfach nur die Stimme eines Toten imitieren. Plötzlich krümmte sich auch Dennis wieder und er bekam wieder diesen schwarzen Mund. „Lasst euren lieben Freund nicht allein, er ist so einsam“, kam es gehässig von der Kreatur, aus dem Mund von Dennis. Sein Mund wurde wieder normal und wir alle blickten uns einen Moment verstört an.
„Oh, so viele leckere Gedanken, aber jetzt will ich erst mal Fleisch.“ Plötzlich war das Monster da und packte sich Daniela. Bei ihr fing er augenblicklich an, sie zu fressen. Wir hörten dabei ihre Schreie weiterhin aus seinem Mund, kombiniert mit einem widerwärtigen Schmatzen. Wir konnten ihr nicht mehr helfen und rannten weiter zu Tankstelle. Als wir sie erreichten, verstummten hinter uns die Schreie. Der alte Mann, den ich vorhin mit Dennis traf, war noch hier. Wir rannten hinein, Mike flehte den alten Mann an, die Tür zu verschließen, worauf dieser schon vorbereitet schien, er hatte offenbar Danielas Schreie gehört.
„Warum nur habt ihr vorhin nicht auf mich gehört?“
Dennis und ich sahen nur beschämt nach unten, ohne Stimme konnten wir ihm eh nicht antworten. Nicht dass wir wirklich eine Antwort gehabt hätten. Mike ergriff gleich die Initiative und fragte: „Meine Freunde meinten, Sie wissen etwas über das Monster. Gibt es einen Weg, ihm zu entkommen?“
„Mir ist keiner bekannt, zumindest nicht für die, deren Stimme er gestohlen hat. Gebunden wird er durch die Stimmen derjenigen, deren Echo er verschlingen konnte. Solange diese leben, ist auch er hier“, antwortete uns der alte Mann bedauernd.
Wir waren verzweifelt, was sollten wir nur tun? Plötzlich hörten wir ein Klopfen an einer Fensterscheibe. Der Echoverschlinger war draußen, bereit, uns alle zu töten. Plötzlich durchschlug sein rechter Arm ein Fenster und traf Reyhan. Sie erhielt einen schweren Stoß und flog weg, traf so auf ein Regal auf, dass ihre Kehle verletzt wurde, und auf einmal schien ein Zittern durch den Echoverschlinger zu gehen. Er war für einen Moment verwirrt und abgelenkt dadurch. Auch wir waren verwirrt. Was war passiert?
Ein paar Meter von uns war ein Röcheln zu hören, es kam von Reyhan. Sie schien noch zu leben. Dennoch schien irgendetwas falsch zu sein mit dem Röcheln. Mike beugte sich über Reyhan, um sie notdürftig zu versorgen, er war Medizinstudent.
Das Wesen hatte sich wieder gefangen und machte sich daran einzudringen. Gleichzeitig begann es mit den Stimmen unserer toten Freunde zu sprechen. „Warum habt ihr nicht verhindert, dass er mich kriegt“, sagte es zunächst mit Ümits Stimme. Danach sprach es mit Danielas Stimme: „Bitte helft mir, helft mir, ich will nicht sterben.“ Im Anschluss ließ die Kreatur wieder die Todesschreie von Daniela aufleben. Ich schrie: „Du mieser Bastard“, die Worte kamen wieder aus dem Mund der Kreatur. Der Echoverschlinger war nun in der Tankstelle, wir waren darauf gefasst, gleich zu sterben. Die Kreatur wandte sich dem Tankwart zu und sprach mit einer unbekannten Männerstimme: „Karl, wieso hast du mich sterben lassen? Ich dachte, du bist mein bester Freund, ich hätte nicht sterben müssen.“ Der Tankwart begann zu weinen, offenbar war das die Stimme des Freundes, von dem er uns erzählt hatte. Dennis nahm sich hingegen mit dem Mut der Verzweiflung einen Besen, den er gefunden hatte, und versuchte die Kreatur anzugreifen. Sein Kampf war ziemlich aussichtslos, als Mike plötzlich rief: „Die Stimme. Die Stimme ist das Geheimnis, wir konnten Reyhans Röcheln hören, obwohl vorher gar nichts zu hören war, nicht mal ihr Atem. Die Verletzung hat Ihre Stimmbänder verletzt. Sie hat keine Stimme mehr, die er stehlen könnte. Deshalb ging ein Zittern durch ihn, die Stimme hält ihn hier, ohne sie muss er gehen.
Das war die Lösung, zumindest hoffte ich das in meiner Verzweiflung. Ich nahm eine der Glasscherben vom Boden auf, die nach dem Durchbruch der Kreatur auf den Boden verteilt waren. Ich sagte Mike durch den Mund der Bestie: „Durchtrenne meine Stimmbänder!“
Das Wesen bekam das natürlich mit. „Ihr entkommt mir nicht.“ Aber Dennis kämpfte noch mit der Kreatur und nun nahm auch der Tankwart eine Glasscherbe auf und griff die Kreatur an. Mike machte sich schnell daran, meine Stimmbänder zu durchtrennen, während die anderen kämpften. Der Echoverschlinger gab Dennis einen heftigen Schlag, der ihn gegen den Tresen schleuderte. Ein Knacken war zu hören und Dennis lag mit ausdruckslosen Augen da. Offenbar war sein Genick gebrochen. Dem Tankwart riss er das Herz raus. Nun wollte er sich uns schnappen. „Jetzt fresse ich eure Seelen“, aber in dem Moment war Mike gerade fertig geworden. Meine Stimmbänder waren durchtrennt. Auf einmal ging ein Ruck durch die Kreatur. Sie löste sich langsam auf und ihre Bestandteile bewegten sich in Richtung Mond. Es war so, als würde das vergossene Blut des Mondes zurücktropfen. Wir hatten einen hohen Blutzoll gezahlt, aber immerhin konnte das Monster nicht alle von uns erwischen. Wir drei waren noch am Leben.
Mittlerweile sind drei Jahre vergangen. Reyhan hat ihre Verletzung überlebt. Die Polizei konnte sich den Fall nicht erklären, zunächst hatte sie Mike als Täter verdächtigt und gegen ihn ermittelt. Aber dank unserer Beteuerungen und aufgrund fehlender Beweise wurde Mike entlastet. Mittlerweile wurde der Fall zu den Akten gelegt, da die Polizei einfach nicht genug Anhaltspunkte finden konnte, um den Fall aufzuklären. Wie denn auch, wenn man nicht an Übernatürliches glaubt.
Reyhan und ich sind seit diesem Tag stumm und wollen es auch bleiben. Egal, ob uns die Medizin die Stimme wiedergeben könnte oder nicht. Wir haben zu viel Angst, dass mit einer Rückkehr der Stimmen auch der Echoverschlinger zurückkehrt. Reyhan traf es schlimmer noch als mich, sie wurde von ihm berührt, und manchmal sucht er sie in ihren Träumen heim. Sie wacht dann schweißgebadet auf.
Aber immerhin, wir drei leben noch. Wir sind ihm entkommen und können leben, auch wenn es zwei von uns die Stimme kostete und jeden von uns gute Freunde. Aber die Angst, dass wieder Menschen so unvernünftig sein werden und ein Echo im Tal des blutenden Mondes erzeugen, bleibt. Was machen wir, wenn er zurückkehrt?
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Autor: Schatteneremit
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