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Weihnachtshorror im Erzgebirge, bestehle nie den Weihnachtsmann

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Es war der Vorabend vor Heiligabend in unserem malerischen Erzgebirge. Eine dicke Schneedecke bedeckte sanft die Landschaft und die Lichter der Schwibbögen und Lichterspitzen in den Fenstern der festlich geschmückten Häuser unseres Dorfes schimmerten durch die Dunkelheit. Einige Tannen, die vor den Häusern standen, waren mit Lichterketten dekoriert. Das Leuchten der Lämpchen und das Zusammenspiel des Schnees, der auf den Ästen der Tannen ruhte, ergab einen magischen Lichterglanz, der das Herz erwärmte. Überall roch man den Duft von frischen Plätzchen, Christstollen und Räucherkerzen, die in Räuchermännchen glimmten.

Wir leben in einem kleinen Dorf, nicht weit vor der tschechischen Grenze entfernt. Wie bereits erwähnt, es war der Abend des 23.12. und meine Familie bereitete sich auf das traditionelle Weihnachtsfest vor.

Mein Name ist Markus und ich wollte mit meinem neunjährigen Sohn Lukas unseren diesjährigen Tannenbaum aus dem nahegelegenen Tannenwald selber schlagen. Eine Genehmigung des zuständigen Försters habe ich mir selbstverständlich bereits einige Tage vorher eingeholt.

Es war gegen 18 Uhr, als ich und mein Sohn uns auf den Weg in den Wald machten. Bevor wir losgingen, musste ich noch einmal in unseren Garten und zum Holzlager, um meine Axt und eine Säge zu holen. Lukas wartete mit seinem Schlitten, auf dem wir den Baum nachhause transportieren wollten, bereits aufgeregt an der Haustür auf mich. Meine Frau Lara und meine 5-jährige Tochter Sophie-Marie waren in der Küche mit Kuchenbacken und dem vorbereiten des Abendessens beschäftigt.

Ich ging am Küchenfenster vorbei, in dem ein kleiner Schwibbogen stand, und klopfte an das Fenster. Ich hob die Hand und winkte den beiden Mädels in der Küche zu. Beide erwiderten meinen Gruß und winkten mir eifrig zurück. Sophie Marie legte ihre kleine Hand auf ihren Mund und warf mir einen Handkuss zu. Selbstverständlich erwiderte ich ihre Geste und gab ihr einen Handkuss zurück.

„Papa, kommst du nun endlich?“ rief Lukas, der immer noch an der Haustür auf mich wartete. „Ich bin schon auf dem Weg, Lukas!“, antwortete ich ihm zurück. „Hast du deine Handschuhe, Mütze und Schal angezogen, wie Mama es dir gesagt hat?“, fragte ich ihn. „Nicht, dass du morgen krank und mit Fieber im Bett liegst und den Weihnachtsmann verpasst.“ Ein leichtes, leises Fluchen war zu hören, als ich um die Ecke unseres Hauses ging und Lukas sich widerwillig seine Mütze aufsetzte und seinen Schal um den Hals legte. „Lukas, was haben wir dir gesagt? Es wird nicht geflucht“, sagte ich zu ihm und schaute ihn belehrend an.

„Mensch Papa, den Weihnachtsmann gibt es doch gar nicht!“, sagte er zu mir. Das sind du und Mama, die die Geschenke kaufen und unter den Baum legen. „Ich spiel bei der ganzen Sache nur mit, weil Sophie noch so klein ist und an den Weihnachtsmann glaubt.“

Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Sag das nicht so laut. Du wirst schon sehen, was du davon hast, wenn du morgen gar keine Geschenke für dich, unter dem Baum findest.“ Dann liegen dort nur eine Rute, ein Stück Kohle und ein fauler Apfel für dich. Und das nur, weil du nicht artig warst, geflucht hast und obendrein nicht an den Weihnachtsmann glaubst!“, sagte ich lachend zu ihm. Lukas grinste mich schelmisch mit seinem Lausbubengesicht an und wir machten uns auf den Weg in den Wald.

Die Kälte biss uns in die Wangen, als wir mit der Axt und Säge bewaffnet in Richtung des dichten Wald marschierten. Der Schnee knirschte unter unseren Stiefeln, und der Wald vor uns schien in Stille gehüllt zu sein. Ein leichter kalter Wind wehte uns ins Gesicht. Wir drehten uns um und schauten über den leichten Hügel auf unser Dorf hinunter, das still und ruhig vor uns lag, herab. Auf den Feldern, die unser Dorf umgaben, glitzerte der Schnee, der durch den Vollmond erhellt wurde.

„Siehst du, mein Sohn, wie schön die Landschaft aussieht? Kein Auto ist zu sehen und die Lichter der beleuchteten Bäume strahlen in die Nacht hinein. Und wie schön der Schnee im Mondlicht glitzert!“, sagte ich zu ihm und zog dabei den Reißverschluss meiner Jacke ein Stück höher.

„Ja Papa. Das sieht toll aus!“, entgegnete mir Lukas. „Das müssen wir morgen unbedingt Sophie und Mama zeigen“, fügte er noch schnell hinzu. „Ja, das müssen wir!“, bestätigte ich seine Aussage, als ich auf ihn hinabschaute und ihn dabei anlächelte. „Los, wir müssen weiter, sonst kommen wir noch zu spät zum Abendessen.“

Die großen Tannen, die nun vor uns standen, warfen lange nächtliche Schatten auf den Schnee und bewegten sich leicht im Wind. Je weiter wir in den Wald gingen, desto unheimlicher wirkten die nächtlichen Geräusche der Natur. Der Ruf einer Eule ertönte über unseren Köpfen, und die Äste knackten, als ob etwas Unerklärliches sie durchstreife. Ich schaltete meine Taschenlampe ein und wir liefen den breiten Waldweg, der in den Wald führte, hinein und hielten nach einem geeigneten Tannenbäumchen Ausschau.

Ein Knacken aus dem Unterholz war zu hören. Lukas drückte sich eng an mich, während ich versuchte, die unheimliche Atmosphäre eines Waldes bei Nacht zu ignorieren.

„Papa, was war das?“, fragte er mich und ich leuchtete mit der Taschenlampe in die Richtung, aus der das Knacken zu hören war. Dort im Unterholz sahen wir, dass es sich um ein Reh handelte, das das Knacken verursacht hatte und sich nun aufgeschreckt durch das Licht der Taschenlampe rasch entfernte. „Es war nur ein Reh!“, antwortet ich ihm.

Wir liefen weiter in den Wald hinein und das Glitzern des Schnees, der von meiner Taschenlampe angeleuchtet wurde, faszinierte Lukas und mich gleichermaßen. Wir sahen Tiere, die in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen waren. Ihre Augen leuchteten in einem unheimlichen Licht, das von Zeit zu Zeit vom Mondlicht oder meiner Taschenlampe reflektiert wurde.

Ein Schauer lief mir über den Rücken. In meinem Hinterkopf machte sich eine Ahnung breit, dass etwas nicht stimmte. Doch ich versuchte, das Gefühl zu verdrängen, um die kindliche Freude meines Sohnes zu bewahren und die seltsamen Begegnungen als normale Waldphänomene abzutun. So liefen wir immer weiter in den Wald hinein. Vereinzelt hörten wir wieder eine Eule rufen.

Schließlich erreichten wir eine kleine Lichtung, mitten im Wald, die der Förster mir empfohlen hatte. Dort standen junge Tannenbäume, die teils noch nicht mal einen Meter hoch waren. Der Schnee lag schwer auf ihren Zweigen und durch das Gewicht des Schnees bogen sich diese nach unten. Ich gab Lukas die Taschenlampe. Er lief zwischen den kleinen Bäumchen hindurch und schüttelte diese ab.

„Schau mal Papa, der sieht doch toll aus!“, rief mir mein Sohn mit feixender und glucksender Stimme zu. Ich ging zu Lukas und lachte. „Der ist viel zu klein.“ Der misst ja noch keinen 1,20 Meter. Er darf schon etwas größer sein. Ich gebe dir einen kleinen Tipp. „Mindestens so groß wie ich darf der Tannenbaum schon sein!“, sagte ich zu ihm, während ich seine Mütze in sein Gesicht zog. Ein „Mensch Papa!“, entfuhr Lukas und ich stellte mir vor, wie er hinter seiner Mütze seine grün-braunen Augen verdrehte. „Komm, wir schauen weiter.“ „Lauf vor und schüttel die Bäume ab“, sprach ich zu ihm, als er seine Mütze wieder richtig aufgesetzt hatte.

Vom Schnee befreit konnte man nun besser sehen, wie die Bäumchen aussahen. Wir fanden schließlich einen Baum, der ca. 1,80m als fast so groß wie ich war. Ich begann damit, ihn zu fällen. Der Mond, der eben noch die Lichtung erhellte, verschwand hinter Wolken und leichter Schneefall setzte ein. Erst rieselte es nur ein wenig. Gerade als ich mit dem Fällen des Baumes fertig war, begann es heftig zu schneien. Dicke Schneeflocken fielen vom Himmel herab. Ich legte den frisch gefällten Baum auf den Schlitten und Lukas fing mit seiner Zunge die Schneeflocken auf.

Ich schaute auf meine Armbanduhr. Diese zeigte, dass es bereits 19 Uhr war und wir langsam aber sicher zurück mussten. „Lukas, komm, wir müssen los.“ „In 30 Minuten gibt es Abendessen!“, sagte ich zu ihm. „Ja, Papa, ich komme!“, rief er mit kindlicher Freude zurück. Wir setzten uns in Bewegung und gingen los.

Das Schneetreiben nahm immer mehr zu und ich konnte fast meine Hand vor Augen nicht mehr erkennen. Wir erreichten den Rand der Lichtung und Lukas begann zu singen: „Leise pieselt das Reh, gelbe Spuren in den Schnee …!“, „komm Papa, sing mit!“, forderte er mich nun auf. Ich tat ihm den Gefallen. „Aber ich singe nur mit, wenn wir das Lied normal singen!“, sagte ich zu ihm. Also begann Lukas von vorne zu singen. „Leise rieselt der Schnee!“… und ich stieg in das Lied mit ein. „Still und starr ruht der See.“ „Weihnachtlich glänzedt der Wald.“

„Freue dich, Christkind, kommt bald!“, ertönte eine dritte, sehr tiefe Stimme hinter uns und wir erschraken fast zu Tode.

Wir blieben wie angewurzelt stehen. Lukas griff nach meiner Hand und drückte sie fest. Ich spürte Blicke, die mich förmlich von hinten durchbohrten, und ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter.

„Mir persönlich würde es besser gefallen, wenn es hieße: „Freue dich, der Weihnachtsmann kommt bald“, aber nun ja, es ist, wie es ist!“, sprach die tiefe Stimme hinter uns weiter. Wir drehten uns langsam um und ein roter Blitz durchfuhr das Schneetreiben. Ein lauter Donner, ähnlich der eines Gewitters, hallte über die kleine Lichtung und augenblicklich hörte der Schneefall auf.

Was wir sahen, ließ mir erneut einen Schauer den Rücken runter jagen , der mir fast bis in die Hälfte meines Gesäß ging. Lukas drückte meine Hand noch fester als zuvor. „Papa, was geht hier vor sich?“ , fragte Lukas mit ängstlicher Stimme. Ich drückte seine Hand zurück. Mitten auf der Lichtung, wo wir zuvor unseren Weihnachtsbaum geschlagen hatten, stand auf einmal ein goldener Stuhl mit rotem Samtbezug, ähnlich derer, die man aus den amerikanischen Weihnachtsfilmen her kennt, wo die Kinder in einem Kaufhaus den Weihnachtsmann besuchten und auf seinem Schoß Platz nahmen, um ihm dann ihre Weihnachtswünsche mitzuteilen.

Lukas und ich starrten gebannt auf den Stuhl, als sich plötzlich die Dunkelheit schlagartig um uns herum verdichtete. Einzelne kleine Tannen, die in der Nähe des Stuhles standen, wurden durch das helle Licht, das um den Stuhl herum aufleuchtete, erhellt. Der Himmel, der eben noch Schneeflocken fallen ließ, dass man seine Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte, verschwand in einem undurchdringlichen Schwarz. Ein frostiger Wind strich durch die Bäume, und ein unheimliches Lachen ertönte von der Mitte der Lichtung her.

HO, HO, HO!“

Hinter dem goldenen Stuhl bewegte sich etwas und erneut ertönte ein finsteres Lachen.

Ho, ho ho!“, gefolgt von den Worten „Wer wagt es, mir einen meiner Tannenbäume zu stehlen?“

Wir erkannten eine rote Mütze mit weißem Bommel und Rand, die über der Stuhllehne sichtbar wurde. „Papa, wer ist das?“, hörte ich Lukas mich fragen. Die Angst in seiner Stimme ließ ihm fast die Sprache versagen. „Ich weiß es nicht, mein Junge!“, sagte ich ebenfalls mit Furcht in meiner Stimme zu ihm. Er drückte meine Hand noch fester, sodass diese schon zu schmerzen begann. „Ich möchte nach Hause, Papa. Jetzt sofort. Ich will zu Mama!“, bettelte er mich an. Seine Stimme begann dabei zu hüpfen und als ich ihn ansah, bemerkte ich, dass ihm Tränen in die Augen gestiegen waren und er furchtbare Angst hatte. Er begann zu zittern.

Wir drehten uns um und wollten den Wald so schnell wie möglich verlassen, als wie aus dem Nichts ein Glöckchen klingelte und wieder dieses unheimliche Lachen erklang.

Ho, HO, HO!“, wo wollt ihr beide denn so schnell hin? Das ist sehr unhöflich gegenüber dem Weihnachtsmann, einfach abzuhauen, ohne mit ihm gesprochen zu haben. „Euch ist wohl die gute Kinderstube entgangen?“, sagte und fragte die dunkle Stimme belehrend hinter uns.

Erneut drehte ich mich um. Lukas blieb vor lauter Angst mit dem Rücken zum Stuhl stehen und schaute in die Dunkelheit hinein. Dort, wo der Wald normalerweise war, verdichtete sich nun ebenfalls die Dunkelheit. Rote und gelbe Augen blitzen darin auf. Lukas stieß eine leise Schluchzen aus. Mit weinerlicher Stimme sagte er zu mir. „Papa, schau!“ Ich drehte mich um und sah die aggressiv funkelten Augen, die in der Dunkelheit lauerten. Mir verschlug es die Sprache. Ich wandte mich wieder dem Stuhl zu und konnte nicht glauben, was ich sah. Es erwies sich, dass der Stuhl, der Mitten auf der Lichtung stand, sich als der Thron des Weihnachtsmanns, der darauf saß, entpuppte.

Doch sein Aussehen war alles andere als freundlich, festlich oder besinnlich. Sein Mantel war so schwarz wie die tiefste Nacht, und seine Augen glühten in einem furchterregenden Rot. Sein weißer Rauschebart hing ihm ungepflegt bis auf die Brust herab und seine schwarzen Stiefel waren auf Hochglanz poliert. Das Licht, das ihn umgab, spiegelte sich darin. Das Einzige, was an den Weihnachtsmann erinnerte, war die rote Mütze mit dem weißen Rand und dem Bommel.

„Was willst du von uns?“, rief ich dem Fremden zu! Der Förster hat uns erlaubt einen Baum schlagen zu dürfen!“ Ein leiser Ton von Furcht begleitete dabei meine Stimme. Als er seinen durchdringenden Blick auf uns richtete, spürte ich, dass uns etwas Schreckliches bevorstand.

„Mein Junge, schau nicht hin!“, sagte ich in einem strengen Ton zu meinem Sohn und hoffte, er würde mir Folge leisten. Er blieb weiterhin mit dem Rücken zum Stuhl stehen. Ich beobachte weiterhin, was vor mir geschah.

Der Mann der als Weihnachtsmann verkleidet war, erhob sich langsam von seinem Thron und streckte seine im Vergleich zum restlichen Körper dünnen Finger nach uns aus. „Der Förster hat nicht über meine Bäume zu bestimmen. Alle Bäume auf dieser Lichtung sind meine Bäume. Sie gehören mir, mir alleine!“ „Ihr habt es gewagt und mir einen meiner Bäume gestohlen!“, sagte er mit finsterer, aber ruhiger Stimme zu mir. „Dafür werdet Ihr nun bezahlen.Ihr seid einfach auf meine Lichtung gekommen und habt einen meiner Bäume abgeholzt, ohne mich um Erlaubnis dafür zu bitten!“, schlagartig wurde seine Stimme dabei lauter und die Wut darin stieg langsam an. „Jetzt werde ich mir etwas nehmen, ohne euch darum um Erlaubnis zu bitten“, knurrte er mit einer Stimme, die mehr nach einem grollenden – herannahenden Unwetter klang als nach einem fröhlichen Weihnachtsmann.

„Dein Junge, Lukas, wird mir von nun an in meiner Werkstatt am Nordpol dienen und den wahren Geist von Weihnachten kennenlernen.“

Ich zuckte zusammen. Woher kannte der Fremde, der sich als Weihnachtsmann ausgab, den Namen meines Sohnes?, fragte ich mich in Gedanken. „Das werde ich nicht zulassen!“, brüllte ich den Weihnachtsmann an. Weihnachten ist das Fest der Liebe und des Teilens. „Du wirst meinen Sohn nicht bekommen!“, schrie ich und drehte mich zu Lukas, der immer noch meine Hand hielt um.

„Los Lukas, lass uns gehen!“, sagte ich mit fester Stimme zu meinem Jungen und hoffte, nicht allzu streng gegenüber ihm dabei zu klingen. Gerade als wir losmarschieren wollten, hörten wir ein tiefes Knurren, das vor uns aus dem Wald kam. Lukas begann zu weinen und ich musste mich vor Angst ebenfalls zusammenreißen, um nicht auch loszuheulen. Ich musste jetzt stark für meine Jungen bleiben.

Ein roter Punkt, der wie Kohle glühte, erschien in der Dunkelheit, und knirschende Schritte im Schnee waren zu hören. Erneut hörten wir das Knurren, das sich uns in Windeseile genähert hatte. Weiter Knurr Geräusche in unterschiedlichen Stimmlagen mischten sich unter das erste Knurren und Glöckchen erklangen in der Finsternis des Waldes … Hinter uns begann der Weihnachtsmann wieder mit seinem höhnischen und böswilligen Lachen, das ebenfalls näher zu kommen schien.

Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken. Doch war es nicht der warme Atem, den man erwartet hätte den man spürte wenn einem etwas in den Nacken haucht. Dieser Atem war eiskalt und roch nach verbranntem Gebäck und ranziger Milch. Der Geruch bescherte mir Übelkeit. Schlagartig wurde mir klar, das die Gestalt wirklich der Weihnachtsmann war und nichts Gutes an sich hatte.

Aus meinem peripheren Blickfeld sah ich die rot-weiße Mütze neben meinem rechten Ohr auftauchen.

„Siehst du das Rote leuchten in der Dunkelheit?“, fragte er mich mit düstere Stimme, direkt in mein Ohr hinein. Sein Atem stank so sehr und löste noch mehr Übelkeit bei mir aus.

„Das sind Rudolph und meine anderen Rentiere. „Sie sind seit Längerem nicht gefüttert worden und haben Hunger. Du hast nun die Wahl! Entweder du gibst mir deinen Sohn freiwillig, oder ihr werdet beide von meinen Rentieren bei lebendigem Leibe gefressen!“, sagte er mit einem unheimlichen und böswilligen Nachdruck in seiner Stimme.

In meinem Inneren wusste ich, dass ich keine Wahl hatte. „Das werde ich nicht zulassen!“, sagte ich erneut und drehte meinen Kopf dem Monster von Weihnachtsmann zu. Seine glühenden rot-gelben Augen starrten direkt in meine. „Du wirst uns nicht zu Tierfutter verarbeiten und ich gebe dir ganz bestimmt nicht meinen Sohn!“, sagte ich mit fester Stimme und schaute dabei fest in seine Augen. Ich zog Lukas an mich heran. Er wirkte wie hypnotisiert und gab keinen Ton von sich.

Das schaurige „HO, HO, HO lachen erklang wieder und verwandelte sich dabei in einen Gesang der Böswilligkeit um. Der Weihnachtsmann hielt sich beim Lachen den dicken Bauch fest. „Das werden wir noch sehen!“, sagte er dabei zu mir. Der Hass in seiner Stimme war buchstäblich greifbar. „Rudolph, Donner, Blitzen, und Ihr anderer Rentiere ergreift sie“, schrie der Weihnachtsmann nun in mein Gesicht und die Dunkelheit hinein.

Das rote Licht von Rudolphs Nase wurde schlagartig heller und näherte sich uns in einem raschen Tempo. Das Knurren von Rudolph und den anderen Rentieren wurde so laut, dass meine Ohren zu Schmerzen begannen. Lukas ließ instinktiv meine Hand los und hielt sich seine Ohren zu. Die Hufe der Rentiere, die auf uns zustürmten, ließ den schneebedeckten Boden unter uns erbeben.

Ich entschied mich dafür, die Flucht nach vorne anzutreten. Eilig griff ich nach Lukas Arm und wir begannen, durch den Schnee zu rennen. „Papa, nicht so schnell. Ich kann mit dir nicht Schritt halten!“, rief mir Lukas mit Angst in seiner Stimme zu. „Außerdem müssen wir den Schlitten mitnehmen!“

„Lass den Schlitten und den Baum hier stehen, ohne die beiden Sachen sind wir schneller!“ , rief ich ihm zu und mit diesen Worten packte ich meinen Sohn und warf ihn mir über die Schulter und rannte, so schnell es ging, in den Tannenwald hinein. Das schaurige, böswillige Lachen des Weihnachtsmannes dröhnte in meinem Kopf und Ohren. Die Hufe der Rentieren ließen den Boden weiterhin erben und die Glöckchen des Schlittens wurden immer lauter und lauter. Ich rannte und meine Lunge begann von der kalten Luft zu brennen. „Fangt sie!“ „Holt euch euer Futter!“, schrie die Stimme des Weihnachtsmannes wie Donnergrollen hinter uns seinen Rentieren zu.

Ich hatte das Gefühl, dass wir immer tiefer in den Wald gelaufen waren und wir uns verirrt hatten. Die Schwärze der Dunkelheit, die noch auf der Lichtung herrschte, nahm mit jedem Meter, den ich mit meinem Kind über der Schulter lief, ab und wurde langsam zur normalen Dunkelheit. Kurz bevor mir die Kräfte versagten und mir die Puste ausging, fanden wir eine windschiefe Hütte mitten im Wald.

Ein tiefer, leiser Seufzer der Verzweiflung entfuhr mir, als ich feststellte, dass die Hütte uns kaum Schutz bieten konnte. Ich rannte um die Hütte herum und setze Lukas ab. Wir versteckten uns hinter der am dichtesten wirkenden Wand. Ich brauchte eine kurze Verschnaufpause.

Keuchend stieß ich meinen warmen Atem aus. Die kalte Luft ließ ihn sofort kristallisieren. Schweiß rann mir von der Stirn. Ich schaltete für einen kurzen Moment die Taschenlampe ein und schaute auf meine Armbanduhr. „Das ist doch nicht möglich!“, platze meine Stimme schwer atmend aus mir heraus.

„Was ist los, Papa?“, fragte mich Lukas nun. „Meine Uhr!“, sagte ich zu ihm und hielt ihm den Arm mit meiner Armbanduhr vor seine Nase. Die Zeiger drehten sich in einer atemberaubenden Geschwindigkeit rückwärts. Die Datumsanzeige wechselte fast im Sekundentakt. „Was bedeutet das, Papa?“, fragte er mich und Angstlag in seinen Worten.

„Ich weiß es nicht, mein Junge!“, antworte ich ihm und legte dabei meine rechte Hand auf seine Schulter. Ich wusste es wirklich nicht, warum meine Uhr buchstäblich am Zeiger drehte. Aber eines wusste ich. Wir mussten so schnell es geht hier weg und den Wald verlassen. Die Hütte bot uns keinen wirklichen Schutz. Ich schaltete die Taschenlampe wieder aus. Es war so, als wären wir gefangen im tiefen Herzen des Waldes, und der Weihnachtsmann und seine blutrünstigen hungrigen Rentiere waren uns dicht auf den Fersen.

Vor meinem inneren Auge sah ich meine Sohn und mich schon in den Klauen der Finsternis und der unbarmherzigen Hand des Weihnachtsmannes, der uns seinen Rentieren zum Fraß vorwarf. Gleichzeitig versuchten meine Gedanken, einen Fluchtweg aus dem Wald zu finden. Ich überlegte verzweifelt, in welche Richtung wir laufen sollten. Bei Tag wäre es einfacher gewesen, einen mir bekannten Weg auszumachen. Aber bei Nacht und mit der Taschenlampe war es fast unmöglich. Hinzu kam: „Wenn ich die Taschenlampe für einen längeren Zeitraum anschaltete, um nach einem Weg zu suchen, wären die Rentier und der Weihnachtsmann sofort aufmerksam auf Lukas und mich geworden.“

Darum hielt ich es für besser, die Taschenlampe nur im Notfall zu benutzen.

Erneut begann der Himmel, dicke Schneeflocken fallen zu lassen. Der Wind frischte auf und die Bäume bogen sich knarrend und knackend über unseren Köpfen. Schwere Schritte von Stiefeln waren im Schnee zu hören. Das boshafte Lachen erklang nicht weit von uns entfernt. „HO, HO, HO!“

„Papa, er kommt näher!“, flüstere Lukas leise zu mir. Ich hob meinen Zeigefinger der rechten Hand an meinen Mund und deute ihm damit an, leise zu sein. „Ihr denkt wohl, ihr könnt euch verstecken?“, hörten wir den Weihnachtsmann in der Dunkelheit rufen. „Denkt daran, der Weihnachtsmann sieht alles. Die guten und die schlechten Taten. Eure Tat war schlecht und ihr bekommt nun, was ihr verdient.“ „Gib mir deinen Jungen und du wirst verschont. Wenn nicht haben, meine Rentiere gleich Gutes Futter, das Sie für die morgige Nacht stärken wird!“, sprach er weiter.

„Wir müssen weiter, Lukas. Los klettert auf meinen Rücken. Ich trage dich huckepack“, sagte ich leise zu ihm und deute dabei mit meiner rechten Hand auf meinen Rücken. Zusammen wagten wir einen weiteren Fluchtversuch, während das Knurren der Rentiere und die Schritte des Weihnachtsmannes hinter uns immer näher kamen.

Die eisige Kälte des Waldes ließ meine Glieder langsam steif werden. Ich hatte das Gefühl, als seien es Minus 25 Grad, und der wieder einsetzende Schneefall wirbelte um uns herum, als wir vorwärts stolperten, um nicht in die Fänge des Weihnachtsmanns und seinen Rentieren zu geraten. Meine Lungen begannen wieder durch die Kälte der eingeatmeten Luft zu brennen. Meine Beine wurden mit jedem Schritt, den ich durch den kniehohen Schnee tat, schwerer und schwerer. Ich wusste, wenn ich stehenbleiben würde, wären wir Gefangene des Weihnachtsmannes. Wir kämpften uns förmlich durch das Unterholz und gelangten schließlich auf einen der größeren Hauptwege, die durch den Wald verliefen.

Meine Beine waren kurz davor, ihren Dienst zu versagen. Ich musste einen Moment verschnaufen und setzte Lukas ab. Seltsamerweise lag der Schnee auf dem Weg nur halb so hoch als der, durch den wir eben noch gelaufen sind. Ebenfalls schneite es hier nur leicht.

Ich stützte mich für einen Moment mit meinen Händen auf meine Knien ab. Dabei hustete ich und hielt mir die Brust. Meine Lungen brannten immer noch wie Feuer. Als ich wieder zu Atem gekommen war, schaltete ich meine Taschenlampe an und leuchtete eilig die direkte Umgebung ab. Ich bewegte mich einmal im Kreis und konnte etwas erkennen. Ich schaltete die Taschenlampe wieder aus.

In der Ferne, zwischen den schneebedeckten Tannen, erblickte ich Lichter, die zu einem Dorf gehörten. Nur konnte ich nicht erkennen, ob es unser Dorf war oder eines der umliegenden Dörfer.

„Schau Lukas, da vorne, siehst du auch die Lichter zwischen den Bäumen?“, keuchte ich mit kratzender Stimme meinem Sohn zu. „Ja, Papa, ich sehe es auch!“, antwortete er mir. Seine Augen strahlten dabei. „Lass uns weitergehen, Papa, ich will endlich aus dem verdammten Wald raus!“

„Ok, Junge, gib mir bitte noch eine Minute, ich muss mich noch kurz etwas erholen!“, sagte ich zu ihm und richtete mich auf und nahm meine gewohnt vertikale Position wieder ein. Ich legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben. Mir klappte die Kinnlade buchstäblich herunter. Ich brauchte einen Augenblick, um das zu verdauen, was über unseren Köpfen geschah und ich sah.

Ein rotes Licht schoss im Atemberaubendem Tempo, genau auf uns herab.

„Was ist los, Papa?“, fragte mein Junge mich und blickte dabei ebenfalls nach oben.

„Lauf Lukas!“, brüllte ich und setze mich in Richtung der Lichter, die durch die Bäume zu sehen waren, in Bewegung. Ich packte ihn bei der Hand und rannte mit ihm im Schlepptau los. Das Klingeln der Glöckchen setzte erneut ein, gefolgt von einem weiteren tiefen Knurren. Ich rannte so schnell ich konnte, und Lukas schrie hinter mir wie am Spieß. Ich drehte mich im Laufen um und sah, dass seine Augen vor Panik und Angst weit aufgerissen waren.

„Los schneller, er hat uns gleich eingeholt!“, rief ich meinem Sohn zu. Das Bimmeln der Glöckchen wurde lauter und das Knurren von Rudolph und den anderen Rentieren nahm bedrohliche Ausmaße an. Wir erreichten den Waldrand und in einem kurzen Moment – ohne darüber nachzudenken – ließ ich die Hand von Lukas los. Er stolperte und fiel zu Boden, ich warf mich ebenfalls zu Boden. Der Schlitten des Weihnachtsmannes der sich gerade in die Luft erhob, sauste mit nur wenigen Zentimetern Abstand über unsere Köpfe hinweg. Ich blickte auf und sah, dass der Weihnachtsmann sich umdrehte und uns hasserfüllt anlächelte, bevor er den Schlitten nach oben in den Himmel zog. Ich stand auf und half Lukas auf die Beine.

„Hast du dir weh getan?“, fragte ich ihn, während er aufstand.

„Nein, ich habe mich nur erschrocken, als du plötzlich meine Hand losgelassen hattest und ich gestürzt bin.“, antworte er mir. „Tut mir leid, mein Großer!“, antwortete ich. „Ich habe nur diesen einen Ausweg gesehen und gehofft, dass du, wenn ich dich loslasse, du hinfallen würdest. Sonst wären wir jetzt Rentierfutter!“, gab ich ihm zu verstehen.

Er schüttelte sich bei dem Gedanken. Ich blickte in den Himmel. Über unseren Köpfen schien es endlich ruhig zu sein.

Lukas stieß mich in die Seite und ich erschrak. „Schau Papa, da sind unsere Fußspuren und die Spur unseres Schlittens!“, sagte er zu mir. Ich seufzte erleichtert. Ich war froh, dass die Lichter, die wir durch die Bäume gesehen hatten, die Lichter unseres Dorfes waren. „Ja, mein Junge, das sind unsere Spuren“, sagte ich und drückte Lukas erneut fest an mich.

Wir bewegten uns auf das offene Feld, das an unser Grundstück grenzte, zu. Je weiter wir den Wald hinter uns ließen, desto freier konnte ich wieder atmen. Ich drehte mich nochmal zum Wald um, als ich erneut die Glöckchen des Schlittens bimmeln hörte – und sah im licht des Mondes, dass der Weihnachtsmann mit dem Schlitten, an dem die Rentiere angespannt waren, an der Baumgrenze stand. Es war fast so, als ob er sich davor scheute, uns auf dem offenen Feld nochmal anzugreifen. Rudolphs Nase leuchte immer noch bedrohlich rot in die Dunkelheit hinein.

Der Weihnachtsmann hob die Hand, als ob er mich zum Abschied noch einmal grüßen wollte, und seine schauriges „Ho, HO, HO!“ ertönte durch die Nacht. „Ich werde euch schon noch strafen. Verlasst euch darauf!“, rief er uns mit seiner finsteren Stimme nach.

Wir nahmen vor lauter Angst, dass er uns doch noch verfolgen könnte, die Beine in die Hand und rannten den Hügel hinab. Zuhause angekommen drehte ich mich nochmal um und schaute, ob er uns verfolgte oder nicht. Allerdings war keine Spur mehr von ihm zu sehen. Ich schaute auf die Uhr und sah, dass es 19:25 Uhr am 23.12. war. Ich schloss die Tür auf und wir huschten eilig in die Wärme unseres Hauses.

Lara und Sophie-Marie waren irritiert, warum wir keinen Weihnachtsbaum mitgebracht hatten. Ich sagte meiner Frau, dass ich ihr alles später erklären würde, wenn Sophie-Marie schlief. Lukas und ich wärmten uns auf und wir aßen alle zusammen zu Abend. Als Sophie endlich schlief, erzählten Lukas und ich, was geschehen war. Meine Frau hielt es für einen bösen Scherz, den wir machten, weil wir keinen Weihnachtsbaum gefunden haben, der uns gefallen hätte. Wir versicherten ihr, dass wir uns das nicht ausgedacht hätten, aber sie lächelte nur und dachte weiterhin, wir versuchen, sie zu veräppeln.

In der kommenden Nacht schlief ich in Lukas’ Zimmer, um sicherzugehen, dass der Weihnachtsmann uns wirklich nicht gefolgt war. Morgens setzte ich mich ins Auto und fuhr in den nächsten gelegenen Baumarkt und holte uns von dort einen Weihnachtsbaum und für die Kinder einen neuen Schlitten. Als ich wieder zuhause ankam, trug ich den Baum in unser Wohnzimmer und wir schmückten ihn gemeinsam. Der Tag verging wie im Flug und wir feierten abends die Bescherung. Als die Kinder im Bett waren, erklärte ich meiner Frau nochmals, dass es kein Scherz sei und uns genau das widerfahren ist, wie wir es ihr erzählt hatten. Sie schenkte dem Ganzen aber weiterhin keinen Glauben.

Wir gingen ebenfalls zu Bett und ich hatte einen unheimlichen Traum. Im Traum schlich der Weihnachtsmann um unser Haus und versuchte darin einzudringen. Er zerschlug die Fensterscheibe in Lukas Zimmer und nahm den schlafenden Jungen mit sich zum Nordpol. Dort musste Lukas dem Weihnachtsmann dienen und für ihn die Geschenke für die braven Kinder bauen und beim Einpacken helfen.

Der Weihnachtsmorgen brach an, und die aufgehende Sonne beleuchtete die schneebedeckte Landschaft des Erzgebirges. Meine Frau stand vor mir auf. Ein bis ins Mark erschütternder Schrei riss mich jedoch aus dem Schlaf. Ich sprang aus dem Bett und rannte zu meiner Frau, um zu schauen, was geschehen war.

Sie stand im Flur und Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie zeigte mit einer Hand in Lukas’ Schlafzimmer. Ich stürmte in das Zimmer und sah, dass die Fensterscheibe zerbrochen und das Bett von Lukas zerzaust und leer war. Eine weiß/rote Zuckerstange lag auf dem Kopfkissen, an der ein Zettel befestigt war.

Darauf stand: „HO, HO, HO!“ Grausame Weihnachten. Wünscht dir lieber Markus, dein Freund der Weihnachtsmann?

Ende

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