Weiß

Du wachst in einem Raum auf. Die Wände sind weiß und weichen vor dir zurück. Dabei wachsen sie, damit ja kein Dunkel, kein Schwarz den Weg hinein findet. Du rufst ins Licht. Nichts. Kein Echo und keine Antwort. Als du nach vorn gehst, bereust du es sogleich. Weiß flutet in deine Augen und du taumelst. Verzweifelt hältst du dir die Augen zu, doch das Licht findet immer einen Weg. Resigniert schließt du die Augen und rennst. Du weißt nicht, wie lange du rennst oder wohin. Deine Augen sind verschlossen, doch Licht flutet jederzeit hinein. Die Befürchtung zu erblinden geistert in deinem Kopf herum und veranlasst dich dazu, schneller zu rennen. Noch viel schneller, als du jemals gerannt bist. Du fühlst Luft an dir vorbeiziehen und prallst hart mit dem Kopf gegen Gestein. Die furchtbare Helligkeit ist verschwunden. Du öffnest deine Augen und Schwärze umgibt dich, reine kalte Schwärze. Sie lindert deinen Schmerz und verwundert stellst du fest, dass die Schwärze auch in dir ist. Sie geleitet dich über einen bröseligen, steinigen Pfad, der dich tiefer hinab führte. Es wurde nicht mehr hell und du warst froh darüber. Schließlich entwich die Dunkelheit aus deinem Körper und du musstest allein weitergehen. Doch den Weg, den kanntest du jetzt selbst. Und es bereitete dir keine Mühen, den restlichen Weg zu Fuß zu meistern. Du kanntest die Dunkelheit nun. Und sie war dir wohlgesonnen. Du weißt nicht, wie lange du liefst, wie lange du Dunkelheit eingeatmet hast, aber du hast das Weiß, die kindische Abart des Hangs gut zu sein, weit hinter dir gelassen. Nun hast du Frieden im Dunkeln, geschützt von jenem Licht und siehst nicht, dass du gerade in den Rachen eines Reptils getreten bist. Insgeheim lache ich über dich, aber du tust mir leid. Denn das Leben im Weiß des Lichts ist die abartigste Tortur, die jemals erdacht wurde.