Wertlos? – Zwiespalt

Es sind nun einige Tage vergangen, dahinter gekommen, warum sich der Unfall immer und immer wieder Wiederholt hat, bin ich noch nicht. Aber ich bin ehrlich, ich habe mir darüber auch weniger Gedanken gemacht die letzten Tage, denn es gibt was anderes was mich stutzig macht.
Mike. Er meldet sich nur noch, wenn es darum geht unseren Plan zu verwirklichen. Er beschreibt Fantasien bei denen an Hass und Wut nicht gespart wird.

Die Frage die ich mir allmählich Stelle, will ich das? Will ich genauso versessen auf Rache an derer sein, welche das machen, was wir eigentlich auch tun? – An sich selbst denken, über Leichen gehen.

Aber ich kann meinen Freund auch nicht hängen lassen, denn er hat ja auf der einen Seite auch Recht. Wir sind beeinträchtigt und auf uns wird regelrecht geschissen, wer schaut hinter unsere Fassade, wir sind ja behindert und bekommen doch eh nicht mit, wie dreckig wir behandelt werden.
So denkt ihr doch, habe ich Recht? Geht mal Tief in euch, weil ich euch nicht höre, verstehe ich euch nicht, richtig?
Verdammt, Mike hat vollkommen recht. Hier geht es nicht um eine Kleinigkeit oder um eine Tat durch Unwissenheit, es ist weitaus mehr als das.

Mike meldete sich heute Vormittag das letzte mal bei mir, etwas komisch, aber bei seiner derzeitigen Verfassung kein Wunder mehr.

M: Ich sehe es nur noch vor mir. Es wartet nur noch drauf befreit zu werden, dann werden wir das bekommen was wir uns so lange herbeisehnen. Gerechtigkeit.
Können wir uns heute Treffen, ich muss mit dir quatschen, 16 Uhr?

Befreit zu werden? Herbeisehnen? Wie redet der denn?
Das macht mich eben misstrauisch. Das klingt ja schon fast, das ich das mal in den Mund nehme, dämonisch.
Trotz alle dem bejahte ich und treffe mich in einer halben Stunde mit ihm und wir werden weiteres besprechen.

Es klingelt, das wird Mike sein.

Er sieht anders aus, so ungepflegt, seine Augen sind tief umrandet, seine Haare schmalzig und seine Klamotten trägt auch nicht erst seit gestern. Was ist los mit dem?

Ein leichtes lächeln gerät über seine Lippen als er mich sieht, aber kein „Hallo schön dich zu sehen“ lächeln, nein. Ich kann gar nicht richtig deuten was es heißen soll. Ich sorge mich ein wenig um ihn, ich glaube er steigert sich zu sehr in diese ganze Sache rein, aber mal schauen was er mit mir bereden will.

Mike ist grade gegangen, komischerweise war es wie immer, wir tranken ein, zwei Bierchen und redeten über, wir nennen es „Eins“. Den Grund warum wir es so nennen, der ist einfach.
Wir ziehen das ganze Etappenweise durch, es wird von Stufe zu Stufe schlimmer.
Ihr merkt sicherlich, dass meine Gedanken von heute Mittag, von wegen ob es das richtige sei, verflogen sind.

Wir haben schon ein nettes Objekt im Auge, eine alte Fabrikhalle. Sie liegt außerhalb der Stadt, im alten Industriegebiet, welches aber seit der Explosion unserer Schwarzpulverfabrik still liegt.
Das einzige was da noch produziert wird sind Pisse und bergeweise Spritzen unsere verkorksten Junkies. Heißt kurz, dass keine Sau mitkriegen wird was dort vor sich geht.

Ich muss sagen desto mehr ich euch davon offenbare, umso breiter weiten sich meine Mundwinkel. Ich kann förmlich sehen, wie euch die Angst in die Augen tritt, oder wie es einige Schlauköpfe geben wird die sagen, was soll uns schon passieren, wir wissen doch was ihr vorhabt.
Lustig, wirklich lustig.

Wir werden uns morgen noch einmal treffen und unser Objekt begutachten.
Ich bin müde und werde mich jetzt erstmal hinlegen und darüber nachdenken, was in den nächsten Tagen auf uns sowie auf euch zukommen wird.

Traum

Dort steht sie, ein blondes Mädchen, ca. mein Alter. So wunderschön und so unschuldig, ich betrachte sie von Kopf bis Fuß.

Sie sitzt in einem Raum, er ist grau und leer. Kein Fenster, kein Möbelstück. Sie sitzt dort ganz alleine, sie weint. Eine Tür öffnet sich, eine Gestalt tritt in den Raum, sie hält ein Gerät in der Hand mit einem roten und einem grünen Knopf. Die Frau, sie steht auf, sie rennt in die Ecke.
Der rote Knopf wird gedrückt, sie hält sich die Ohren, sie schreit, aus ihren Ohren läuft Blut.

Traum Ende

Ich schrecke auf, was ein Traum. Es ist schon morgens, ich hätte fast den Termin mit Mike verpennt.
Ich muss mich beeilen. Auf dem Weg zur alten Fabrik geht mir der Traum nicht aus dem Kopf. Wird Etappe eins den Menschen solche Qualen bereiten?

Fuck, nun kommt dieses Gefühl der Unsicherheit wieder. Ich möchte mich natürlich an der Gesellschaft rächen für das was sie mir angetan haben, aber möchte ich sie auf so eine Art und Weise?

Scheiße, ich kann meinen Freund nicht im Stich lassen, wir haben es begonnen, nun bringen wir es auch zu Ende.