Wetten wir doch um deine Seele…
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Bevor ich anfange, sollte ich vielleicht ein bisschen was über mich erzählen. Mein Name ist Madeleine und ich gehe in die 7te Klasse eines Gymnasiums. Creepypastas haben mir generell schon immer Angst eingejagt und ein paar schlaflose Nächte hervorgerufen. Trotzdem sitze ich praktisch jeden Abend vor unserem PC und lese mir ein oder zwei durch. Nur um mal zuschauen, wo die Grenzen liegen. Klar, natürlich weiß man, dass das alles nur erfundene Geschichten sind, aber allein der Gedanke daran, dass du plötzlich von einem Wahnsinnigen zerfleischt werden könntest… wie auch immer.
Es ist noch nicht allzu lange her, da saß ich noch vorm PC und schaute mir irgendeinen Mist auf Youtube an, als ich über WhatsApp eine Nachricht von meinem Klassenkameraden und gutem Bekannten Raul bekam. Man kann im Internet einfach nicht mehr Freund schreiben, da wird sonst viel zu viel rein interpretiert. Jedenfalls fragte er, ob ich Lust hätte, ein Spiel zu spielen, wenn die Schule morgen zu Ende wäre. Auf meine Gegenfrage, worum es in diesem Spiel ginge, antwortete er nur mit „Das erklär ich dir alles morgen“. Ich sagte also, dass ich es mir überlegen würde und schaltete den Computer aus. Raul hatte manchmal echt beschissene Ideen und daher machte ich mir ein wenig Sorgen, was er dieses Mal im Schilde führte. Nachdem ich mich gewaschen hatte, rief ich meiner Mutter noch „Gute Nacht“ zu und warf mich ins Bett.
In dieser Nacht schlief ich kaum. Ich hatte die ganze Zeit darüber nachgedacht, wozu mich Raul überreden wollte. Ob er „Das Mitternachtsspiel“ noch einmal ausprobieren wollte? Er hat es vor einigen Monaten mit Michael versucht, aber der hat nach einer Stunde wie verrückt angefangen zu zucken und ist dann von seinen Eltern abgeholt worden. Aber das ist eine andere Geschichte. Leider hatte ich nicht genug geschlafen als um halb sieben mein Wecker klingelte. »Zeit zum Aufstehen«, dachte ich und stand müde und mit Beinen wie Blei aus meinem Bett auf. Die Schule hatte mir noch nie gefallen. Aber nicht etwa weil ich nicht lernen wollte oder es mir zu langweilig war. Ich mochte sie nicht weil mich dort auch niemand mochte. Bis auf ein paar gute Bekannte hatte ich dort niemanden zum Reden. Da fragt man sich schon manchmal wozu man überhaupt noch da ist. Aber ich schweife schon wieder ab. Der Schultag begann wie jeder andere: Zum Schultor rein, geradeaus auf die Pausenhalle zulaufen, Klassenkameraden sehen, vorbeigehen, zum Fachraum weiterschlendern und warten, dass irgendjemand die Tür aufschließt. Das passierte auch als sich die Schüler auf den Gängen beinahe auf die Füße traten. Raul konnte ich aber erst erkennen als wir bereits allesamt im Raum saßen. Erste Stunde Latein…wer freut sich da nicht? Tja, ich. Die ersten beiden Stunden waren schnell überstanden und genauso schnell kam auch die Pause. Kaum waren wir zur Tür raus hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Es war Raul, der jetzt mit seinen kurzen Beinen auf mich zugelaufen kam. Er war generell eher klein für sein Alter. Ich hingegen zu groß. Wir waren Bekannte wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. „Du wolltest doch was über das Spiel erfahren?“, fragte er außer Atem. Er war zwar nur knapp drei Meter gelaufen aber anscheinend hing ihm der Ranzen schwer auf dem Rücken. „Vor allem würde ich gerne wissen ob das Ganze für uns beide tötlich enden könnte“, entgegnete ich während wir die Treppe zur Pausenhalle heruntergingen. Er zögerte kurz. Warum zögerte er? Er zögerte sonst nie einfach mit einem schlechten Scherz über Tod und Verderben zu antworten. Doch dieses Mal brachte er nur „Nein. Jedenfalls nicht solange du dich nicht im Wald verirrst“ hervor. „Wald?!“ Ich schrie ihn fast schon an. Aber nicht etwa weil ich so schockiert über seine Aussage war, nein, ich tat es weil der Lärm in der Halle beinahe unerträglich wurde. „Ja, Wald! Ich wette du traust dich nicht da rein!“ Er gab seine Antwort mit einem gehässigen und gleichzeitig erwartungsvollen Unterton, welchen ich von ihm noch nie gehört hatte und der mich anstachelte. „Wetten wir, dass ich sogar bis morgen früh drin bleibe?“ Ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Das gefiel mir gar nicht. Aber was konnte ich schon machen? Nein sagen und ihn mich als Feigling abstempeln lassen? Nein, ganz sicher nicht. „Warum wetten wir dann nicht um deine Seele?“ Ich hielt die Frage für einen seiner miserablen Scherze und blickte ihn absichtlich überspielt entgeistert an. Aber seine Miene verriet, dass er es ziemlich ernst meinte. »Wie sollte das schon gehen?«, fragte ich mich. »Was will er denn mit meiner Seele?« Trotz eines leicht mulmigen Gefühls willigte ich ein und er übergab mir einen getippten Text, auf dem unten zwei Felder für Unterschriften freigelassen waren. Um es kurz zu fassen enthielt der einseitige Text ungefähr elf Mal, dass ich, sobald ich die Wette verloren hätte, sofort und ohne Chance auf einen Rückerhalt, meine Seele an Raul übergeben werde. Bei der Rechtschreibung musste ich ein wenig schmunzeln. Tippen war zwar auch keine besonders große Stärke von mir aber er schaffte es wirklich jedes Mal, dass sich einige Leute fragen wie zur Hölle dieser Junge aufs Gymnasium gekommen ist. Schulterzuckend nahm ich meinen Füller und setzte meine Initialen auf das Blatt.
Meiner Mutter hatte ich gesagt, dass ich bei einer Freundin übernachten würde, während ich aber tatsächlich mit Raul am Waldrand verabredet war. Er wartete dort schon auf mich, offensichtlich überrascht darüber, dass ich eine große Reisetasche mit Schlafanzug und Bettwäsche dabei hatte. „Du bleibst da nur eine Nacht drin…es ist ja nicht so als würd ich dich auf ne Militärmission schicken“ Ich seufzte nur und schob ihn zur Seite. „Wie weit soll ich denn reingehen“ Er hob die Schultern an „Am besten so weit, dass ich dich nicht mehr sehn kann. Dann ist es weit genug, denk ich. Ach ja…und hier…“ Raul warf mir ein kleines Walkie-Talkie zu. „Damit ich weiß ob du noch am Leben bist. Nur für den Fall, dass da son Wahnsinniger rumläuft und dich aufschlitzt“ Ich schob noch mehr beiseite und betrat den Wald. Komischerweise hatte ich nicht so viel Angst wie ich vermutet hatte. Ich genoss es schon fast dort unter tiefhängenden Ästen durchzutauchen, mir durch Dornen zu winden und nach Löchern im Boden zu suchen, die trocken genug waren um mich hineinzulegen. Plötzlich ertönte ein Knacken aus dem Walkie-Talkie und ich konnte Raul hören. „Ich kann dich nich mehr hören *knacks* lebst du noch? *knack knack*“ „Ja ich leb noch. Und ich werde noch eine ganze Weile Leben, mein Lieber, da kannst du dir sicher sein!“ Wir unterhielten uns noch führ eine Weile. Dann fand ich endlich eine gemütliche Kuhle und kramte mühsam eine Decke aus meiner Tasche. Da ich in der Nacht zuvor nicht geschlafen hatte, fielen mir kurz nachdem ich es mir ein wenig gemütlich gemacht hatte die Augen zu.
Wach wurde ich erst durch ein gewaltvolles Ruckeln. Ich schrak auf und boxte das, was mich geschüttelt hatte erstmal heftig in die Magengrube. Es war bereits Morgen und in meinen Haaren hatten sich Grashalme und Kletten verfangen. Wie sich herausstellte war es nur Raul der mir Bescheid sagen wollte, dass ich es geschafft hatte. „Du hältst mehr aus als ich dachte…“ Er reichte mir den Zettel „Tja dann gehört meine Seele jetzt dir hm? Naja es ist ja auch nur eine kleine Wette gewesen. Nix weiter schlimmes…“ Du weißt aber schon, dass wenn ich jetzt deine Seele habe du eigentlich kein kompletter Mensch mehr bist, oder?“ „Hä, wie meinst dun das jetz?“ Er schien verwundert „Naja, die Seele iat doch praktisch das wichtigste Stück eines Menschen. Keine Seele, kein Mensch“ Sein Lachen unterbrach mich bevor ich weiterreden konnte. Er glaubte mir anscheinend kein Wort.
Dummerweise hat sich seit diesem Tag nie wieder eine Automatiktür für ihn geöffnet, sein Pass war plötzlich ungültig und immer wenn er versuchte sich mit seiner E-Mail Adresse irgendwo anzumelden wurde die Anmeldung mit „Bitte geben sie eine gültige E-Mail ein“ abgelehnt.
Aber deine Seele ist ja nichts Wichtiges oder?