ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Wo sollen wir beginnen? Sicher. Mein Aufenthalt. Ich wurde vor nun mehr als einem Jahr entlassen aus der Nervenheilanstalt, in welche ich nach dem Vorfall vor meinem Haus eingewiesen wurde, als meine Nachbarin die Polizei rief. Das Krankenhaus mit psychiatrischer Einrichtung existiert mittlerweile nicht mehr. Ein Brand hatte das Notstromaggregat entzündet und das gesamte Haus hatte sich binnen kürzester Zeit in Flammen gehüllt. Es war irgendwie… schön. Auf eine leicht verstörende Art. Wie die Flammen sich aus den Fenstern beugten, gierig nach den weißen Kitteln der Ärzte griffen oder auf dem Dach des Hauses tanzten. Ja, es war irgendwie wirklich schön gewesen. Wie ich sie beobachtet hatte, vor dem Haus, in einem Krankenwagen. Sie hatten mich in dem Augenblick verzaubert, als meine grauen Augen nur noch gebannt auf die Flammen starren konnten, welche Farben von tiefem Rot bis leuchtend Gelb besaßen, wie ihre Wärme bis zu mir auf mein Gesicht strahlte, wie ihre Funken wie Glühwürmchen die Nacht erhellten. Niemand wurde bei dem Vorfall verletzt, wie ich später mitbekam. Schade eigentlich. War irgendwie alles umsonst.
Die Männer in Weiß hatten ziemliche Mühe mit mir. War ich doch fest davon überzeugt, dass das Wesen meine Phobie ausgelöst hatte, dass die Kreatur real war. Doch ließ man mich nicht wissen, wo die Leiche hingebracht oder ob sie überhaupt gefunden wurde. Ich gab allerdings meine Sturheit nach wenigen Tagen Erfolglosigkeit auf. Brachte es mir eh nichts, mich gegen die Behandlung zu wehren, auch wenn sie meines Erachtens nicht erforderlich war. So sagte ich, was sie hören wollten, tat, was sie sehen wollten, und kam letztendlich frei, auch wenn ich immer wieder von Mordgedanken und den üblichen Geisteskranken-Ideen heimgesucht wurde. Ich verlor nach diesem Aufenthalt nicht nur meinen Hang zur Wirklichkeit, sondern auch mein Gefühl für Zeit. Aber, was auch immer, geheilt, sagten sie. Gute Chancen für die Zukunft, sagten sie. Ein Haustier würde mir guttun, sagten sie. Haustier, heh?
Als ich zurück in mein Haus kam, seufzte ich hörbar. Aber als ich den Kühlschrank aufmachte, erwartete mich nicht der erwartete Gestank von altem Essen, sondern ein schneeweißes, sauberes Inneres, wenn auch ohne Inhalt. Meine Augenbrauen formten sich zu einem verdutzten Ausdruck. Ich ging ins Schlafzimmer. Die Betten waren gemacht, es war frisch gelüftet worden. Der Schrank war aufgeräumt, die Sachen frisch gewaschen, umwarben mich mit dem Geruch von Waschmittel.
“ Ich habe mich erdreistet, während ihrer Abwesenheit mich um das Haus zu kümmern, Frau Meylin.“
Erschrocken von der hohen, weiblichen Stimme drehte ich mich um. Eine zierliche Frau stand vor mir, mit kleiner Brille, zarten, rostbraunen Augen, und hellen, blonden Haaren. Stimmt. Sie war meine Nachbarin. Das Bild, wie sie den Hörer mit gebannten Blick auf mich sinken ließ, an dem regnerischen Tag, drückte sich zwischen meine Gedanken. Sie wusste, dass ich meinen ungebrauchten Zweitschlüssel immer im hinteren Ende des Briefkastens versteckte, damit sie nach dem Haus sehen konnte. Ich nickte, zwang mich zu einem leichten Lächeln.
„Vielen Dank, Frau Hassens. Aber, bitte, sagen sie doch Cassandra zu mir.“
Sie nickte, offensichtlich erleichtert von meiner Reaktion. Ich ging neben ihr her, als wir aus dem Schlafzimmer in ihr Haus gingen, mit direktem Weg in ihre Küche, wo sie mir einen Tee machte. Ich sah zu ihr, als sie den Gasherd anstellte, um das Wasser zu kochen. Klar, heutzutage macht das eigentlich niemand mehr so umständlich, aber Frau Hassens schien immer in der Zeit zu hängen. Hatte sie in ihrem Haus schließlich nur, soweit ich wusste, ein Schnurtelefon im Wohnzimmer und kein Handy. Meine Augen starrten gebannt auf die blau-gelben Flammen. Wie gefangen, konnte ich meinen Blick nicht von ihnen wenden. Bis mich ihre helle Stimme von ihnen riss, mich zu ihr zurückrief, um ihren Worten zu lauschen.
„Ich habe den Kühlschrank leer gelassen, demnach müssten sie einkaufen. Ich hoffe, es war in Ordnung, dass ich ihre Wäsche gewaschen habe. Oh, und ich wusste gar nicht, dass sie Katzen haben. Sie scheinen aber ziemlich erzogen zu sein, sie haben nichts kaputt gemacht. Auch wenn sie Nachts immer verschwunden waren…“
Ich sah zu ihr. Katzen? Ich hatte keine Katzen. Ja, ich hatte mich einmal über sie Informiert, aber nachdem ich die Kosten sah, hatte ich den Tierwunsch aufgegeben. Allerdings nickte ich nur und versuchte, ihr weiß zu machen, die Tiere würden im Freien leben. Sie lachte nur und meinte, das wäre ihr ja zu gefährlich, wo die drei so hübsch seien. Und das es ihr leicht gruselig erschien, dass sich die drei so ähnlich sehen würden. Ich nickte wieder. Drei Katzen? Wann hatten die sich bei mir eingeschlichen? Und vor allem, warum?
Wir redeten lange, über Katzen, dass sie auch einmal welche hatte, über Ängste, dass sie Angst im Dunkeln hatte, nur nicht über den Vorfall. War auch mir angenehmer. Als ich in meine Wohnung kam, war alles ziemlich ruhig. Der Kühlschrank brummte leise vor sich hin, dennoch, obwohl ich ein zweites Mal die Tür wie aus Reflex öffnete, blieb er leer. Weiß und leer. Als ich die Tür schloss, erschrak ich, als eine weiße Gestalt auf dem Waschbecken mich anmiaute. Die Tür schlug zu und ich stieß gegen die Wand hinter mir. Auf meinem Waschbecken saß eine schneeweiße, kleine Katze, welche mich ansah. Langsam sah ich mich um, als ich weitere Katzenlaute vernahm. Auf dem Küchentisch und auf dem Hängeschrank über der Spülmaschine hockend, schienen mich die drei weißen Kreaturen zu begrüßen. Als hätten sie mich bereits erwartet.
Die Katze auf dem Waschbecken sprang miauend von der metallenen Oberfläche, gefolgt von den drei anderen, welche ihr entgegensprangen. Sie schienen im Sprung zu verschmelzen, sodass nur eine Katze freudig zu mir tänzelte. Vor meinen Schuhspitzen blieb sie stehen, setzte sich und ließ ihren weißen Schwanz von einer Seite zur anderen schwingen, im Takt der Küchenuhr. Mehrere Minuten starrte ich auf die Augen der Katze. Sie waren hell, bläulich. Ich beugte mich langsam zu ihr hinunter und führte meine Hand langsam und zaghaft zu ihr. Ich schrak kurz einen Millimeter zurück, als der weiße, zierliche Kopf des Tieres meine Handfläche berührte. Unglaublich weich. So etwas Zartes hatte ich noch nie vorher berührt.
„Na… wo kommst du denn her?“
Ich erwartete keine Antwort, nicht von einer Katze. Warum auch? Und genau wie erwartet bekam ich auch keine. Stattdessen lief die Katze zur Tür, schmiegte sich am Türblatt entlang und miaute. Ich öffnete die Tür und ließ die Katze hinaustreten. Doch sie wartete auf mich, dass ich mitkam, und sie wartete auch immer, wenn ich nicht weiterging. Sie geleitete mich vors Küchenfenster und blieb dort stehen, wo ich die Kreatur erstochen habe. Dann lief sie weiter. Wir liefen endlos in den Wald, den leitenden Katzenkörper vor mir, ich hinter ihr, und gerade als ich begonnen hatte, mich zu fragen, wohin oder warum ich das tat, stolperte ich. Ich sah das komischerweise entsetzt dreinblickende Katzengesicht, kurz bevor ich mich umdrehte. Ich hörte dunkle Wörter, die anscheinend mir galten. Jemand hielt mich am Bein fest, ich konnte mich nicht befreien. Ich schrie nach Hilfe, und plötzlich hörte es auf. Mein Bein war frei.
Ich sah nach hinten, als ich merkte, wie etwas Warmes, Nasses meine Hose durchnässte. Ich sah die Katze… die Katzen. Sie beugten sich über eine menschlichen Leiche, schmatzend, während ihre Schwänze vergnügt von einer Seite zur anderen schwangen, dabei Blutstropfen verteilten. Ich rappelte mich auf und sah, was das Tier… die Tiere da taten. Eines nagte am Halsknochen der offensichtlich männlichen Person. Eine andere vergnügte sich am Oberschenkel. Zwei weitere beschäftigten sich mit den Armen, während eine andere sich an den Eingeweiden erfreute. Als eines der
weißen Tiere sich umdrehte, erschrak ich kurz. Die hellen, bläulichen Augen waren nun schwarz gefärbt und relativ groß aufgerissen. Das Tier leckte sich die blutige Schnauze, was nicht viel brachte, die röte Färbung nicht minderte. Ihre Zunge war nachtschwarz, ihr gesamter Brustbereich rot gefärbt. Ich schluckte. Was war das? Warum streichle ich dieses Wesen jetzt und… kicherte dabei?
Ich weiß nicht, warum ich das getan habe. Ich hatte die Leiche nicht entsorgen müssen, nur die Knochen, und die Kleidung musste ich nach kurzem Warten verstecken. Ich entschied, sie in einen nahegelegenen, relativ tiefen, unbeliebten Teich zu werfen. Dort ging niemand schwimmen oder mit seinen Kindern spazieren. Der ideale Ort. Die Katze, die mittlerweile wieder allein dasaß, nahm ich, trotz allem, auf den Arm. Sie war relativ leicht, angenehm zu tragen. Sie drückte ihr Gesicht auf meine Brust, als wir am Haus meiner Nachbarin vorbeigingen. Vielleicht wollte sie nicht gesehen werden?
Als wir im Haus waren, setzte ich sie in die Spüle. Ich hatte selbst immer noch keine Ahnung, warum ich das alles tat. Vielleicht war ich einfach fasziniert von der kleinen, weißen Kreatur. Ich nahm einen in warmes Wasser getränkten, roten Waschlappen und begann, das weiße Katzenfell zu säubern. Das Tier wehrte sich nicht. Hob sogar den Kopf, damit ich besser an ihr Brustfell kam. Ihre Augen waren mittlerweile wieder hell. Ihre Zunge normal, als sie sich die Schnauze sauberleckte. Hatte ich mir das eingebildet?
Ich trocknete meine neuen Mitbewohnerin ab und ließ sie runter. Sie hatte das Haus ja laut meiner Nachbarin jeden Abend verlassen. Aber ich wartete vergeblich, dass die Katze sich nach draußen schleichen würde. Stattdessen sprang sie sofort zurück auf den Tisch, von wo ich sie hochnahm. Sie legte sich um meinen Hals, wärmte mich mit ihrem weichen Körper. Ich genoss es. Auch wenn sie anders war. Sie hatte vielleicht auch keinen Hang zur Wirklichkeit mehr. Hatte kein Zeitgefühl. Vielleicht war sie doch nicht so anders. Sie war für mich wie Zeit und Wirklichkeit. Ungenau, was ich nun damit anfangen sollte. Und doch wusste ich, dass es da war. Wenn ich mich so erinnere, hatten die Männer in Weiß doch schließlich gesagt, ein Haustier würde mir guttun.
So legte ich mich ins Bett, hob die Decke und spürte, wie der warme, weiche Katzenkörper sich an meinen schmiegte, mich wärmte. Sie roch noch leicht nach Blut und irgendwie nach Aftershave, aber, das würde sicher morgen vergehen, wenn wir zwei gemeinsam durch den Wald gehen würden. Schließlich würde sie irgendwann Hunger bekommen.