Als Soldat habe ich vieles erlebt, was ich lieber vergessen möchte. Das schlimmste jedoch, das ich mit ansehen musste, waren nicht Blut und Tod; sondern etwas, das alles weltliche Grauen in den Schatten stellt. Es war ein sonniger Tag, wie jeder. Ich war mit meinen Kameraden auf Patrouille in einem felsigen Wüstengebiet. Es war ein Routineeinsatz. In die flache Wüste verirrt sich kein Terrorist. Die einzige Gefahr ging von den kahlen, braunen Bergen aus, die seitlich auf uns niederstarrten. Hier hätten sie sich verstecken können. Zumindest jede Gefahr, die wir uns damals ausmalen konnten, ging von dort aus. Was wir nicht wussten war, dass unter dem tristen Gestein des Wüstenbodens etwas verborgen liegt, dass alle möglichen Gräuel in den Schatten stellt. Wir waren mit zwei Transportfahrzeugen des Typs „ATF Dingo“ unterwegs. In meinem Wagen saßen sieben Kameraden, in dem anderen fünf. Es war ruhig, weshalb wir anfingen unaufmerksam zu werden. Die Stimmung war locker. Wir
Als Soldat habe ich vieles erlebt, was ich lieber vergessen möchte. Das schlimmste jedoch, das ich mit ansehen musste, waren nicht Blut und Tod; sondern etwas, das alles weltliche Grauen in den Schatten stellt. Es war ein sonniger Tag, wie jeder. Ich war mit meinen Kameraden auf Patrouille in einem felsigen Wüstengebiet. Es war ein Routineeinsatz. In die flache Wüste verirrt sich kein Terrorist. Die einzige Gefahr ging von den kahlen, braunen Bergen aus, die seitlich auf uns niederstarrten. Hier hätten sie sich verstecken können. Zumindest jede Gefahr, die wir uns damals ausmalen konnten, ging von dort aus. Was wir nicht wussten war, dass unter dem tristen Gestein des Wüstenbodens etwas verborgen liegt, dass alle möglichen Gräuel in den Schatten stellt. Wir waren mit zwei Transportfahrzeugen des Typs „ATF Dingo“ unterwegs. In meinem Wagen saßen sieben Kameraden, in dem anderen fünf. Es war ruhig, weshalb wir anfingen unaufmerksam zu werden. Die Stimmung war locker. Wir unterhielten uns und scherzten zusammen. Als jedoch ein kratzendes Schreien dumpf aus der Ferne ertönte, wurden wir wieder schlagartig still und aufmerksam. Wie auf Befehl machte sich jeder bereit, im Notfall in den Kampf überzugehen. Ein Kamerad – Jörg – öffnete die Luke und schaute mit dem Fernglas nach, woher das Geräusch stammte. Im Fahrzeug hinter uns schien man selbiges getan zu haben. Als er wieder zu uns herunterkam, tönte eine Stimme aus dem Funkgerät. Bevor sie jedoch ein ganzes Wort rausbringen konnte ertönte wieder dieser kratzende, dumpfe Schrei. Wieder steckte unser Kamerad den Kopf aus der Luke. Es blieb einige Sekunden still. Nur der Wind wehte durch die Wüste. Niemand wollte was sagen, alle warteten den nächsten Schrei ab. Endlich wurde die Stille durchbrochen. Es war wieder zu hören. Dieser düstere, unmenschliche Schrei. Obwohl wir ihn erwartet hatten, schraken alle zusammen. Ich vernahm, dass sich Jörg mit dem Kameraden aus dem anderen Wagen zu unterhalten schien. Sie sprachen von einer Hütte und einigten sich darauf, dass sie der Quell dieser mysteriösen Schreie sei. Unser Feldwebel nahm das Funkgerät und sagte „Fahren wir zu dieser Hütte?“. Als Antwort ertönte ein kurzes „Jawohl!“ Wir machten uns geradeaus auf den Weg zu einer kleinen Hütte aus braunem Lehm. Sie war offensichtlich verfallen. Es schien nicht so, als seien dort noch lebende Menschen aufzufinden. Es ist schwer zu glauben, dass Menschen dort lange bleiben. Dafür war es zu trocken und unwirtlich. Eine lebensfeindliche Gegend. Falls hier gebaut wurde, dann zu militärischen oder wirtschaftlichen Zwecken. Die ganze Gegend war ansonsten leer von Spuren menschlicher Zivilisation. Nur karger Wüstenboden und Gestein. Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf, als wir auf die Hütte im Nirgendwo zufuhren. Wahrscheinlich hatte es militärische Zwecke, ein Außenposten vielleicht. Die Wahrheit durfte ich nie erfahren. Nach dem, was ich erlebt habe, ist es mir auch egal.
Wir hielten mit unseren Fahrzeugen vor dem Gebäude an. Die Fahrer blieben am Steuer, Jörg zielte mit dem MG Richtung Eingang, ein Kamerad im anderen Fahrzeug tat es ihm gleich. Ich ging mit vier Kameraden, darunter Feldwebel Schmidt, in das Gebäude. Die anderen Umstellten die Hütte von allen Seiten. Sie stand dort wie ein Klumpen Sand. Hellbraun und ohne Fenster. Nur ein verfallenes hölzernes Tor. Vorsichtig verschafften wir uns Zugang. Zwei Kameraden bewachten die Seiten, Schmidt und ich traten das Tor auf und näherten uns langsam dem Innenraum. Alles leer! Das Sonnenlicht drang von draußen hinein und es war nichts Besonderes zu sehen. Der Raum war zwar staubig und vermodert, jedoch fanden wir keine Möbel oder ähnliches in ihm vor. Das ist außergewöhnlich. Normalerweise wird immer etwas zurückgelassen, wenn ein Ort aufgegeben wird. Als ich in die Mitte des Raumes ging, erschrak ich. Das Schreien war wieder zu hören. Diesmal laut und deutlich. Ich erkannte, dass es ganz aus der Nähe kam – von unten. Ich folgte dem Hall des Geräusches und wäre dabei beinahe heruntergefallen. Jetzt erkannten wir es alle: Vor uns tat sich in der Mitte des Raumes ein Loch auf. Es schien nicht tief zu sein. Das Licht erhellte einen Teil dessen, was darunter lag. Wir sahen eine Art Becken, wie ein Brunnen. Also beschlossen wir mich mit einem Seil herunterzulassen. Besser wäre gewesen, wir seien einfach wieder weggegangen! Ich befestigte eine Taschenlampe an meinem Gewehr. Mit dem Abzug im Anschlag leuchtete ich in den Raum, als sie mich vorsichtig herunterließen. Ich erkannte, dass es einen weiteren Schacht gibt, der weiterzuführen schien. Mein Erstaunen wurde schnell von etwas unterbrochen, das selbst einen hartgesottenen Soldaten erschüttert. Im Licht meiner Taschenlampe sah ich ein humanoides Wesen. Es schien mir in dem Moment rattenähnlich. Es starrte mich mit großen Augen an. Das versetzte sogar mich in Panik. Ich ließ jede Selbstbeherrschung fallen und drückte den Abzug. Ich weiß nicht wie viel Munition ich verschossen hatte, als ich endlich von meinen in Alarm gesetzten Kameraden hochgezogen wurde. Selbstverständlich gab es oben einen Tumult. Kameraden stürmten von draußen herein und unser Feldwebel fragte sofort was los sei. Noch bevor ich etwas sagen konnte bekam er seine Antwort. Etwas kroch aus dem Loch hervor. Blitzartig zielten alle mit ihren Waffen in die Richtung, aus welcher das schleimige Geräusch kam. Jeder war unfähig den Abzug zu drücken, alle waren Starr vor Entsetzen darüber, was sie vor sich im Licht ihrer Lampen sahen. Es war der Körper einer riesigen dicken Schlange mit schwarzen, glänzenden Schuppen. Der Oberkörper jedoch war das wirklich Verstörende. Dieser schien menschlich zu sein, zu mindestens teilweise. Er war nicht von Schuppen bedeckt, sondern ganz weiß. Mit messerscharfen Krallen die an menschlichen Armen hingen, stützte sich das Wesen vom Boden ab. Lange schwarze Haare überdeckten sein Gesicht. Der Brustkorb bewegte sich heftig vor und zurück, aus dem Mund schien wütendes Röcheln zu kommen. Als mir die Kreatur ihr Gesicht zuwandte, blickten mich dunkle, aber menschliche, Augen voller Gram an. Dieses Gesicht schien voll und ganz das eines Menschen zu sein. Bis auf den Kiefer. Zwischen Kinn und Wangen hatte die Kreatur eine Art Schnauze, wie bei einem Alligator. Auch sie war von schwarzen Schuppen besetzt. Aus dem Mund wuchsen kreuz und quer spitze, gebogene Zähne, ähnlich denen eines Piranhas. Aus dem Schock wurden wir erst geweckt, als dieses Wesen begann aus seinem Mund Feuer zu speien. Schnell reagierte ich und sprang über die Flammen. Ich vergaß all meinen Mut in dieser Sekunde. Zu groß saß der Schock über diesen unbekannten Gegner. Ich ran aus der Hütte heraus und sprang in das Auto. Verzweifelt schrie ich den Fahrer an, er solle losfahren. Dieser wollte natürlich seine Kameraden nicht in Stich lassen und weigerte sich. Erst als die letzten Überlebenden in die Fahrzeuge flüchteten und unter Gebrüll dazu aufforderten endlich den verdammten Fuß ins Gas zu drücken, fuhren wir los. Nachdem wir mit Vollgas ziellos geradeaus gefahren waren, hielten wir an. Es wurde ausgemacht einfach zu schweigen. Die Wahrheit würde nicht nur zu Unverständnis führen, sondern auch dazu, dass man uns für verrückt erklären würde. Niemand wollte in der Psychiatrie ende. Also sagten wir nichts. Unsere Vorgesetzten gingen davon aus, wir seien in einen Hinterhalt geraten und durch den Schock traumatisiert. Wir wurden ehrenhaft entlassen und haben nie wieder etwas mit dem Krieg zu tun gehabt.