GeisteskrankheitKurzMord

And a happy new year…

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Silvester. Ein faszinierendes Fest. Das Ende des Alten und
der Beginn des Neuen.

Viele Menschen (vor allem die Jungen und jung gebliebenen)
streifen in dieser Nacht, all die Fesseln aus Regeln und Normen ab, die ihnen
die Gesellschaft sonst auferlegt und feiern ihre Menschlichkeit in einem gewaltigen
Fest aus Alkohol, Sex, Essen und Drogen.  Sie zahlen damit unwissentlich einer alten
Tradition von Neujahresfeiern Tribut, die es bereits gibt, seit die ersten Menschen
Steinkreise erbauten, um Anfang und Ende des Sonnenzyklus zu bestimmen.

Fast wirkt es, als würden all diese Menschen fürchten, dass
in der Neujahresnacht nicht nur das alte Jahr, sondern auch die ganze Welt, ihr
Leben, ja alles ein Ende finden würde und als würden sie deswegen davor noch
eine letzte, alles übertreffende Orgie der Triebe abhalten.

Mit diesem Gedanken verharre ich und lasse meinen Blick über
die unter mir liegende Stadt gleiten. Gesang, Gelächter und gelallte
Unterhaltungen dringen von dort gedämpft an mein Ohr. Kurz lausche ich noch dem
fernen Brei aus Geräuschen der Trunkenheit, dann setzte ich meinen Aufstieg
fort. Stufe um Stufe erklimme ich langsam die Feuerschutzleiter des alten
Wohngebäudes. Begleitet nur vom dumpfen Geräusch meiner Turnschuhe auf den
Eisenstufen und den Dampfwolken, die mein keuchender Atem vor mir in die kalte
Nacht aufsteigen lässt. Gleich habe ich es geschafft. Ich überwinde noch die
beiden letzten Stockwerke, dann bin ich endlich oben auf dem Flachdach des
Apartmentkomplexes.

Erschöpft lasse ich mich an einer Ecke des Dachs zu Boden
sinken. Über mir spannt sich ein wunderbar klarer Sternenhimmel. So klar wie er
in der Stadt nur in den wirklich kalten Nächten zu sehen ist. In Nächten wie
diesen eben.

Ich sehe auf die rote Anzeige meiner Digitaluhr: 23:54. Gerade
noch rechtzeitig. Fast hätte ich es nicht geschafft. Die meisten Menschen
verbringen Silvester am liebsten mit anderen zusammen. Aus irgendeinem Grund
meiden sie an diesem Fest die Einsamkeit noch mehr, als sie es sonst tun und
versammeln sich in großen Gruppen aus Feiernden.

Vielleicht werden sie ja alleine zu sehr an all die schlechten
Erfahrungen und unerreichten Ziele des letzten Jahres erinnert. Oder aber sie
beginnen sonst einsam in ihren Wohnungen, über das neue Jahr und all das
Schlechte was ihnen und ihren Lieben in ihm widerfahren könnte nachzudenken.
So dass die meisten schließlich beschließen, sich lieber restlos zu besaufen und
gewisse Körperteile in andere Leute zu stecken, bevor sie über so etwas Deprimierendes
nachdenken müssten. Vielleicht stimmt auch die Theorie mit der
Weltuntergangessangst. Ich muss schmunzeln. Vielleicht denke ich auch zu viel
nach.

Mich hat die Einsamkeit nie gestört. Während all die anderen
diesen Stadtteil verlassen haben um an einem anderen Ort mit ihren Familien oder aber auch
völlig Fremden zu feiern, bin ich sogar extra hierhergekommen, um die Finsternis
und die Stille zu genießen. Und natürlich um von diesem nahezu perfekten Platz,
das große das Feuerwerk mitzuverfolgen, das es bald geben wird. Ich schaue
wieder auf meine Uhr: 23:58. Gleich ist es soweit.

Ich bringe mich in die richtige Position, um alles genau
mitverfolgen zu können und warte. Checke erneut die Zeit: 23:59.

Dann ertönt vom Stadtzentrum her der kollektive Countdown:  10…9…8…7…6…5…4…3…2…1…  jetzt gehen die Stimmen in einem Meer aus gerufenen
Neujahrswünschen unter. In der Ferne kann ich erkennen wie Menschen sich
glücklich einander um den Hals fallen oder mit irgendwelchen alkoholischen
Getränken anstoßen. Und dann knallt es auch schon das erste Mal. Laut und klar.
Feuer wird in die Luft gespuckt und die ganze Menge schweigt zum ersten Mal an
diesem Abend. Dann knallt es das zweite Mal. Wieder erhellt künstliches Feuer
den Himmel und dieses Mal schreit die Menge auf.

Dann geht es Schlag auf Schlag: Ein drittes, viertes,
fünftes, sechstes und siebtes Knallen, bis ich schließlich aufhöre mitzuzählen
und die Welt vor meinen Augen in einem Meer aus Licht und Knallen zu
explodieren scheint. Ich schwitze vor Aufregung und mein Atem geht in schnellen
Stößen während ich alles voller fast schon kindischer Freude betrachte.

Dann ist es auf einmal vorbei. Zufrieden sehe ich auf meine
Digitaluhr: 00:07. „Frohes neues“, flüstere ich noch, halb zur Stadt unter mir und
halb zu mir selbst. Dann stehe ich auf, verstaue schnell alles in meinem
Rucksack und mache mich wieder an den Abstieg vom Dach des Gebäudes. Im Hintergrund
kann ich die Menge dabei noch immer schreien hören.

Während ich die Eisenstufen der Feuertreppe hinabsteige
denke ich mir noch, was für ein schönes Silvester, das dieses Mal doch war. Und
wie es sich für Silvester gehört, habe ich auch schon einen Vorsatz für das neue
Jahr: Das nächste Mal werde ich einen Dämpfer für das Mündungsfeuer und ein
besseres Zielfernrohr verwenden. Vielleicht wird das Feuerwerk dann noch
besser.

Frohes Neues Jahr
2016

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