Beobachte nie den Weihnachtsmann, wenn dir dein Zuhause wichtig ist.
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Kapitel 1: Heiligabend
Die Vorfreude lag wie ein glitzernder Schleier, der wie Schnee funkelte, über unserem kleinen Haus in der Nähe des Waldes. Draußen lag der Schnee und verzauberte die Landschaft in ein Wintermärchen. Die kleine Tanne vor unserem Haus leuchtete mit ihren Lichtern in die dunkle Nacht des Heiligen Abends hinein. Drinnen roch es nach Gänsebraten und Rotkohl, die meine Mutter für das Abendessen vorbereitete. Meine Mutter Verena stand in der Küche und war dabei, die Kartoffelklöße zu rollen.
Sie hatte den Tisch bereits am späten Nachmittag mit Liebe und Sorgfalt gedeckt, während mein Vater Vito, ein kräftiger Mann mit einer Vorliebe für einen lustigen Humor, die letzten Kugeln an den Weihnachtsbaum hing. Damals war ich gerade erst einmal 6 Jahre alt und ein ungeduldiges Kind. Ich saß zappelnd auf meinem Stuhl und konnte kaum stillhalten.
„Mama, wie spät ist es?“, fragte ich meine Mutter, während ich den Duft von Plätzchen und Braten in mich aufsog.
„Geduld, mein Schatz, Geduld“, antwortete meine Mutter lächelnd auf meine Frage. „In einer halben Stunde gibt es Abendessen.“ „Und wann kommt der Weihnachtsmann?“, fragte ich sie mit glucksender Stimme. Als ich von meinem Stuhl aufstand und zu ihr in die Küche eilte, antwortete sie mir mit einem warmen Lächeln in ihrem Gesicht: „Der Weihnachtsmann kommt erst, wenn wir alle schlafen.“ Dabei schaute sie mich liebevoll an.
„Aber ich will ihn sehen! Nur ein einziges mal!“, sagte ich zu ihr und drehte mich dabei um und rannte zu meinem Vater, der gerade damit fertig war, den Baum zu schmücken und die Lichter am Baum anschaltete.
Er lachte und wuschelte mir durch meine Haare. „Wenn du ihn siehst, wird er sich vielleicht gar nicht mehr trauen, Geschenke zu bringen!“, sprach er zu mir, als er sich zu mir runter-beugte und mich auf den Arm hob. „Jetzt setzt du dich aber wieder an den Tisch und wartest, bis Mama mit dem Essen kochen fertig ist, und bist ein lieber Junge! Okay?“
Ich zog einen Schmollmund, aber ich wusste, dass es keinen Sinn hatte, zu diskutieren. Nach einer gefühlten Ewigkeit begann meine Mutter endlich, das Essen auf den Tisch zu stellen. Mein Vater, der ursprünglich aus Italien stammte, begann damit, die Gans anzuschneiden. Bevor wir mit dem Essen anfingen, forderte er uns auf, für das reichliche Essen zu beten und dem lieben Gott zu danken. „Lieber Gott, wir danken dir für das reichliche Mahl, das wir essen dürfen, und für die gemeinsame Zeit, die wir heute miteinander verbringen können.“ Bedenke die Menschen, die kein so schönes Weihnachtsfest wie wir haben, und gebe ihnen Nahrung und Obdach. dass Sie in der heutigen Nacht nicht hungern und frieren mögen.“ „Amen!“, sprach er und bekreuzigte sich dabei.
Anschließend aßen wir unser Abendessen. Meine Mutter verschwand noch einmal in der Küche und holte die Nachspeise, ich glaube, es war Schokoladenpudding, aus dem Kühlschrank, und brachte ihn an den Esstisch.
Währenddessen stellte ich mir in meiner kindlichen Phantasie vor, wie ich den Weihnachtsmann erwischen könnte, nur um einen klitzekleinen Blick auf ihn erhaschen zu können.
Nach dem Essen durfte ich noch einen Weihnachtsfilm ansehen. Meine Eltern setzten sich zu mir und wir schauten gemeinsam den Weihnachtsklassiker „Meet Me in St. Louis“ an. Doch ich war so aufgeregt, dass ich kaum auf den Fernsehbildschirm achtete. Ich schmiedete bereits meinen Plan, wie ich den Weihnachtsmann sehen konnte.
„So, mein Schatz, Zeit fürs Bett“, sagte meine Mutter zu mir, als der Film zu Ende war. „Der Weihnachtsmann kommt nur, wenn alle Kinder und Erwachsenen schlafen.“
„Ich bin ganz schnell eingeschlafen, versprochen!“, sagte ich zu ihr mit einem unschuldigen und zuckersüßen Lächeln in meinem Gesicht, das meine wahren Absichten verbarg.
Kapitel 2: Die Lauer
Meine Eltern brachten mich nach oben in den 2. Stock und zu Bett. Mein Vater erzählte mir noch eine kurze Weihnachtsgeschichte, bevor die beiden das Licht löschten und mein Zimmer verließen. Ich wälzte mich unruhig in meinem Bett hin und her. Die Minuten krochen dahin wie Schnecken. Durch die geschlossene Tür hörte ich, wie meine Eltern leise miteinander sprachen und schließlich in ihr Schlafzimmer gingen.
Ich wartete noch eine ganze Weile, bevor ich mich auf Zehenspitzen in die Dunkelheit des Hauses schlich. Leise öffnete ich meine Zimmertür und versuchte, unnötigen Lärm zu vermeiden. Langsam und mit Bedacht schlich ich am Schlafzimmer meiner Eltern vorbei, das direkt vorne an der Treppe nach unten lag. Ich schlich mich leise die Treppe hinunter und ging Richtung Wohnzimmer.
Das Licht des Weihnachtsbaums, das mein Vater angelassen hatte, warf einen sanften, warmen Schein in den Raum. Ich überlegte, ob oben mein Versteck, das ich mir in meiner kindlichen Phantasie bereits zurechtgelegt hatte, gut war oder nicht. Ich entschied mich dafür, dass es gut war, und kroch hinter das Sofa, wo ich mich zwischen einer gehäkelten Decke von meiner Oma und einem Stapel Sofakissen versteckte.
Dort wartete ich auf die Ankunft des Weihnachtsmannes. Mein Blick war in die Richtung des Kamins gerichtet. Die Stunden vergingen. Doch es geschah nichts. „Hatte der Weihnachtsmann mich vergessen?“, fragte ich mich im Kopf immer wieder. So begann ich langsam, aber sicher mit der aufkommenden Müdigkeit zu kämpfen. Ich kämpfte gegen die Schwere meiner Augenlider an, aber meine Entschlossenheit hielt mich trotzdem wach. Jedes Mal, wenn ich kurz vorm Einschlafen war, zwickte ich mich in eine meiner Hände, um wieder etwas wacher zu werden. Doch kurz bevor ich endgültig einschlief, weil ich meine Augenlider nicht mehr aufhalten konnte, hörte ich ein Geräusch.
Ein leises Rumpeln, das vom Dach des Hauses zu kommen schien. Es klang fast wie ein Kratzen. Ich hörte, wie Schnee in den Kamin fiel. Ein schleifendes Geräusch war zu hören. Und schließlich das dumpfe Geräusch von Stiefeln, die auf den Kaminboden trafen. Ich hielt den Atem an. Und versteckte mich ein klein wenig mehr als zu Anfang und beobachtete, was weiter geschehen würde.
Kapitel 3: Der Weihnachtsmann
Da stand er. Der Weihnachtsmann. Er war groß, mit einem langen roten Mantel und einem Sack voller Geschenke, der aussah, als ob er bald platzen würde. Ich konnte den Atem des Weihnachtsmannes sehen, der wie kleine Wolken in die kalte Luft des Zimmers aufstieg. Schwere Schritte waren im Raum zu hören, als der Weihnachtsmann sich in Bewegung setzte. Meine Augen folgten ihm, als er auf den Weihnachtsbaum zuging. Mit einem Finger stupste er eine der roten Glaskugeln, die am Baum hingen, an, die dann sanft hin und her schwang.
Der Weihnachtsmann öffnete den Sack mit den Geschenken und fing an, darin zu kramen. Ein Geschenk nach dem anderen zog er heraus und legte es unter den Weihnachtsbaum. Ich zählte mit. Nach 10 Geschenken war Schluss und er schloss seinen Sack. Er schaute liebevoll auf die Geschenke hinab und lächelte sanft.
Dann blickte er sich im Raum um und sein Blick verharrte einen kurzen Moment auf meinem Versteck. Er schaute allerdings weiter und erblickte den Teller mit der Milch und den Keksen, die auf dem kleinen Beistelltisch standen. Er ließ sich in den großen Sessel sinken, nahm einen Schluck Milch und biss genüsslich in einen der Kekse.
Ich beobachtete ihn gebannt. Er aß tatsächlich den ganzen Teller leer und trank das Glas Milch bis auf den letzten Tropfen aus.
Ich betrachte das Ganze mit Adleraugen. Doch dann geschah das Unglück. Ein plötzlicher Drang zu gähnen überkam mich. Ich versuchte, das Gähnen zu unterdrücken, und bevor ich es noch zurückhalten konnte, entkam mir ein leises Geräusch aus meinem Mund, als das Gähnen einsetzte.
Der Weihnachtsmann, der gerade das Glas auf den Beistelltisch absetzen wollte, hielt inne. Langsam drehte er den Kopf in meine Richtung. Seine Augen, die zuvor freundlich und warm gewirkt hatten, verengten sich zu schmalen Schlitzen.
„Wer ist da?“, fragte der Weihnachtsmann mit seiner Stimme, die tiefer und kälter war, als ich erwartet hatte. Augenblicklich bekam ich eine Gänsehaut, die mir von Kopf bis Fuß ging.
Ich versuchte, mich noch tiefer in mein Versteck zu ducken, aber es war zu spät. Eines der Kissen kam ins Wanken und stürzte zu Boden. Pfeilschnell stand der Weihnachtsmann aus dem Sessel auf und ging mit schweren Schritten auf mich zu. Mein kleines Herz raste wie wild.
„Du wagst es, mich zu beobachten?“, zischte der Weihnachtsmann, als er über mir stand und auf mich herabschaute. Ich blickte in seine Augen, die nichts Warmes mehr an sich hatten. Diese begannen plötzlich rot zu leuchten. Eh ich mich versah, packte er mich an meinem rechten Arm.
Kapitel 4: Strafe muss sein
Der Weihnachtsmann riss mich aus meinem Versteck und hielt mich in die Höhe. Sein freundliches Gesicht begann sich zu verändern. Seine freundliche Maske fiel ab, und darunter kam eine verzerrte Fratze, die mir erneut eine Gänsehaut über den ganzen Körper jagte, zum Vorschein. Die Augen glühten immer roter und die Zähne in seinem Mund wurden spitz wie die eines wilden Tieres. Ich roch die Kekse, die er vorher gegessen hatte. Sein kalter Atem traf mein Gesicht. Die Worte, die darauf folgten, waren eiskalt und berechnend. Ich war wie erstarrt.
„Kleine Kinder, die den Weihnachtsmann sehen wollen, sind unartige Kinder!“, knurrte er mich an und begann mich zu schütteln. Ich erwachte aus meiner Starre und begann wie am Spieß zu schreien.
„Mama, Papa, Hilfe!“, rief ich, so laut ich konnte. „Bitte helft mir!“ Doch es war vergebens. „Du kannst rufen, bis du schwarz wie Kohle wirst, deinen Eltern werden dir nicht helfen. Ich habe in dem Moment, als ich dich entdeckt habe, einen Zauber über das Haus gelegt und deine Eltern werden erst morgen früh wieder aufwachen. Sie werden dir nicht helfen können!“, sprach der Weihnachtsmann weiter und seine roten Augen schauten dabei in meine.
Der Weihnachtsmann schüttelte mich weiter und ich strampelte dabei wild um mich. Ich brüllte weiter nach meinen Eltern und begann dabei bitterlich zu weinen. Ein höhnisches Lachen kam tief aus dem Bauch des Weihnachtsmannes. „HO, HO, HO, HO, HO!“, erklang es in meinen Ohren. Dieses falsche Lachen ließ mich noch mehr Angst bekommen und ich pinkelte mir in meine Schlafanzughose.
Der Weihnachtsmann stellte mich ab und schnippte einmal mit seinen Fingern. Ich war wie eingefroren und konnte mich plötzlich nicht mehr bewegen. Einzig meine Augen waren noch in der Lage, sich zu bewegen, und ich betrachtete fassungslos, was als Nächstes geschah. Der Weihnachtsmann bückte sich und zog aus seinem großen Geschenkesack einen weiteren Sack hervor. Dieser war schwarz wie die Nacht und war mit goldenen Lettern bestickt.
Er legte den Sack beiseite und sammelte 6 von 10 Geschenken wieder ein und steckte sie zurück in den Geschenkesack. Als er damit fertig war, drehte er sich zu mir um und grinste mich mit Verachtung boshaft an.
Er nahm sich den schwarzen Sack und hielt ihn vor mein Gesicht. „Du siehst, was unartige Kinder vom Weihnachtsmann bekommen. „Nichts!“ Kannst du schon lesen?“, fragte er mich, und mit einem weiteren Fingerschnippen von ihm konnte ich wieder meinen Mund bewegen. „Nein“, stammelte ich leise.
„Na dann werde ich dir sagen, was auf dem Sack geschrieben steht.“ „ „UNARTIG“, sagte er zu mir und blinzelte mich dabei düster und voller Verachtung an. „Du weißt, was mit unartigen Kindern geschieht, die nicht folgsam sind und nicht auf ihre Eltern hören? Sie bekommen keine Geschenke vom Weihnachtsmann. Sie bekommen das, was ihnen zusteht. Sie werden mitgenommen und müssen für mich arbeiten. Du, Fabian, wirst mir ab morgen in meiner Werkstatt am Nordpol helfen, Geschenke für die lieben und braven Kinder herzustellen. Du hast die Chance, dich zu verbessern und wieder zu deinen Eltern zurückzukehren.“ Den Zeitpunkt bestimme aber ich und nicht du!“
„Du wirst dort lernen, brav zu sein!“, sagte er mit eisiger Stimme zu mir.
Mit diesen Worten hielt er mir seine linke Hand vor mein Gesicht und mich überkam eine Müdigkeit. Ich sah noch, wie der Weihnachtsmann den schwarzen Sack öffnete und über mich gestülpt wurde. Dann schlief ich ein.
Kapitel 5: Erwachen am Nordpol
Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einer großen Halle. Die Luft war eiskalt und frostig, und rings um mich herum lagen andere Kinder, die gleichzeitig mit mir aufwachten. Wir standen auf und ich sah mich um. Die anderen Kinder schauten, genauso verängstigt wie ich, und einige begannen zu weinen.
„Ich will zu meiner Mama!“, hörte ich ein Mädchen mit blonden Locken, das neben mir stand, schluchzend und verängstigt sagen. Tränen kullerten ihre Wangen hinunter. Sie trug ein rosa Nachthemd und hatte weder Socken noch Hausschuhe an den Füßen. Sie zitterte vor Angst und Kälte, die in der Halle herrschte.
Ein anderer Junge, der etwas weiter weg von mir stand, hatte nur ein T-Shirt und eine Unterhose am Leib und auch er zitterte wie Espenlaub. Andere Kinder, die um mich herumstanden, hatten entweder Nachthemden oder Schlafanzüge wie ich an, aber die meisten waren barfuß. Ich war froh, dass ich mir, bevor ich mich aus meinem Zimmer geschlichen hatte, noch meine Hausschuhe angezogen hatte. Wesentlich musste ich somit keine eiskalten Füße haben. Aber die Kälte in der Halle drang durch meinen Schlafanzug und ich fing an zu zittern.
Kapitel 6: Die Werkstatt des Weihnachtsmannes
Ich schaute mich weiter in der frostigen Halle um. Ich erkannte, dass es sich nicht nur um eine einfache Halle handelte, sondern der Eingangsbereich zu einer kalten, düsteren Fabrik war. Durch die geschlossene große Tür konnte ich dumpfes, rhythmisches Stampfen schwerer Maschinen, das Kreischen von Metall und das Summen von Sägen hören.
Das große Tor öffnete sich, und der Weihnachtsmann betrat die Halle. Seine Präsenz ließ uns für einen Moment erstarren, doch ein Knallen seiner Peitsche brachte uns schnell wieder in die Realität zurück.
„Ich hoffe, ihr bösen Kinder habt allesamt gut geschlafen“, begann er mit seiner frostigen und finsteren Stimme zu sprechen. „Wie ihr erkennen könnt, seid ihr nicht mehr zuhause, sondern, wie ich es euch bereits verkündet habe, in meiner Werkstatt am Nordpol.“ „Jedes Geschenk, das die Kinder dieser Welt bekommen, stammt aus dieser Werkstatt“, donnerte er weiter und seine Stimme hallte von den kahlen Wänden wider.
„Und ihr, meine ungezogenen Kinder, werdet dafür sorgen, dass sie rechtzeitig für das nächste Weihnachtsfest fertig werden. Ihr werdet neues Spielzeug schnitzen, bemalen, zusammensetzen, verpacken – und das bis zum Umfallen! Ihr werdet in Schichten arbeiten. Die einen am Tag, die anderen in der Nacht. Es gibt keine Pausen, keine Feiertage. Nur Arbeit. Ihr werdet eure Betten mit anderen teilen. Essen gibt es zu festen Zeiten. Doch erwartet kein Festmahl wie ihr es von zuhause gewöhnt seit.
Einige Kinder begannen lauthals zu weinen und selbst mir standen die Tränen in den Augen.
Pfeilschnell ertönte ein Pfiff und das Klatschen der Peitsche in der Luft. Alle waren wieder mucksmäuschenstill und trauten sich nicht mal mehr, die Nase hochzuziehen, geschweige denn zu atmen.
„Ich verbiete mir, dass Ihr mich unterbrecht!“, brüllte der Weihnachtsmann.
„Es gibt einige Regeln, die ihr unnütze Gören zu befolgen habt“, sprach er weiter und griff nach einer Pergamentrolle, die er in seinem schwarzen Gürtel stecken hatte.
Er rollte sie auf und begann zu lesen:
Die Arbeiten in der Werkstatt
Ihre Kinder werden auf verschiedene Stationen verteilt:
- Holzschnitzerei: Die älteren Jungen ab 6 Jahren werden zum Schnitzen eingeteilt. Ihr werdet rohe Holzstücke zu Spielzeug schnitzen. Die Werkzeuge sind alt und stumpf, sodass ihr oft stundenlang an einem einzigen Stück arbeiten werdet.
- Malfabrik: Die älteren Mädchen (ebenfalls ab 6 Jahre) kommen an eine Station, wo Puppen, Spielautos und Holzfiguren bemalt werden. Die Farben werden dick und klebrig sein und so mancher Pinsel wird abgenutzt sein, dass das Malen zur Qual werden wird.
- Maschinenraum: Hier werden die Kinder von 7 bis 10 Jahren arbeiten. Eure Finger sind wie geschaffen dafür. Ihr werdet Zahnräder und Federn für mechanisches Spielzeug zusammensetzen. Die Maschinen werden laut und gefährlich sein, und jeder falsche Handgriff führt zu schmerzhaften Bestrafungen durch meine Aufseher.
- Geschenke verpacken: Einige ausgewählte Kinder, die unartig waren und sich nicht an die Regeln halten, werden gezwungen, stundenlang Kisten zu verpacken und diese zu versiegeln. Eure Finger werden taub von der Arbeit werden. Und wehe, ein Geschenk wird nicht ordentlich verpackt.
- Schlitten und Lagerhalle: Die Kinder, die besonders unartig waren, sei es zuhause oder hier, werden in die Halle mit dem Schlitten gebracht. Dort werdet Ihr arbeiten, bis Ihr vor Erschöpfung zusammenbrecht. Ihr stapelt die fertigen Geschenke in riesigen Säcken und schleppt sie zu den Lagern. Die Säcke werden so schwer sein, dass ihr sie oft nur zu zweit tragen könnt.
Strafen und Kontrollen
Ich, der Weihnachtsmann, erschien regelmäßig, um die Fortschritte eurer Arbeit zu kontrollieren und euer Benehmen zu prüfen. Wer zu langsam ist oder Fehler macht, wird vor allen anderen bestraft und sofort in die Halle mit dem Schlitten und den Lagern gebracht.
Meist werden Ihre Kinder mit Schlafentzug oder dem Entzug der ohnehin spärlichen Mahlzeiten gequält werden. Meine „Elfen“ sorgen mit scharfen Stöcken dafür, dass niemand stehen bleibt oder bei der Arbeit trödelt.
Mit diesen Worten beendete er seinen Vortrag und rollte die Pergamentrolle wieder zusammen.
„Habt ihr das alle verstanden?“, fragte der Weihnachtsmann. Ein lautes „JA“ erklang im Einklang und wurde wie ein Echo von den kahlen Wänden wiedergegeben, dass es mir in den Ohren dröhnte.
Plötzlich und ohne Vorwarnung wurde ich von einer Kreatur gepackt und durch die große Tür an eine Werkbank gezerrt. Erst als ich an dem Platz, an dem ich arbeiten sollte, stand, erkannte ich, dass es sich um einen der Elfen des Weihnachtsmannes handelte. Doch sein Aussehen war angsteinflößend und fürchterlich. Seine spitzen Ohren waren an den Rändern ausgefranst. Seine Nase spitz und gebogen. Sein Mund war grotesk groß und die Augen leuchteten in einem rot-gelben Licht. Die Haut war derb wie Leder und an einigen Stellen von Geschwüren bedeckt. Der Duft, der von diesem Wesen ausging, war übel und abstoßend.
„Los, mach dich nützlich!“, schnarrte das Wesen und stieß mich dabei grob an.
Ich schaute auf den Tisch und sah 4 große Holzklötze, verschiedene Schnitzmesser und einen Holzhammer vor mir liegen. Auf der Stelle wusste ich, dass die Holzklötze zu Puppen verarbeitet werden sollten. Ich nahm das Messer auf und setzte es an das Holz. Es handelte sich allerdings um ein stumpfes Messer und ich hatte Mühe, damit zurechtzukommen. Kaum hatte ich mit dem Schnitzen angefangen, rutschte ich ab und schnitt mir dabei in den Daumen.
Ich bekam kein Pflaster und musste die Wunde mit einem Stück Stoff meines Schlafanzugs verbinden. „Los, beginn endlich mit der Arbeit!“, fauchte der Elf mich an. „Zeit ist kostbar und ein Jahr schnell vorbei!“, redete er weiter und begann dabei höhnisch zu lachen.
Ich verstand nicht so recht, wie er das meinte, und begann, das Holz zu bearbeiten. Ich wusste, wenn ich fragen würde, wie er das meinte, würde ich für diese dumme Frage bestraft werden.
Der Junge, der neben mir stand, musste dringend zur Toilette, diese wurde ihm aber verwehrt. Unser Aufseherelf keifte ihn böswillig an. „Entweder du hältst es bis zum Schichtende aus oder machst es unter dich. Mir ist es egal, ob du pissen oder sonst was musst. Du musst es eh selbst wegwischen.“
Der Junge tat, wie ihm befohlen, und er versuchte, es einzuhalten. Doch nach einer gewissen Zeit konnte er es nicht mehr aushalten und er machte sich seine Hose komplett nass. Eine Pfütze bildete sich am Boden und der Junge zog seinen Schlafanzugpulli aus und wischte es eilig weg, bevor die Elfe es sehen konnte was geschehen war.
Kapitel 6: Die Kontrollen des Weihnachtsmannes
Die nächsten Tage wurden zur Qual. Wir Kinder mussten schuften, bis unsere Hände rau und wund waren. Essen und Trinken waren knapp, und der Weihnachtsmann beobachtete uns unbarmherzig.
Er führte unregelmäßige Kontrollen in der Werkstatt durch, die von uns Kindern gefürchtet wurden. Sein Erscheinen kündigte sich stets durch ein tiefes Dröhnen an, das von seinen schweren Stiefeln auf dem kahlen Steinboden der Vorhalle vom Boden herrührte. Die grotesken Elfen, die die Werkstatt bewachten, traten sofort zurück und formierten sich zu einer starren Linie, während wir Kinder hastig versuchten, unseren Aufgaben noch gewissenhafter und akkurater nachzugehen.
„Wie läuft die Arbeit?“ „Seid Ihr auch alle ordentlich und gewissenhaft?“ „ „ „, brüllte er mit seiner kalten Stimme, als er die Werkstatt betrat. Seine Präsenz ließ die ohnehin frostige und angsterfüllte Luft noch kälter wirken.
Er begann seine Runden jedes Mal an derselben Station und prüfte jedes Detail. Er nahm das jeweilige Spielzeug, das das Kind gerade bearbeitete, genau unter die Lupe. Dabei ging er so nah heran, dass er fast mit der Nase an das jeweilige Stück stieß. Ich spürte öfter seinen eisigen Atem, wenn er meine fertigen Spielzeuge prüfte.
Dabei ging er immer nach demselben Schema vor.
- Prüfung der Ergebnisse:
Der Weihnachtsmann hob fertige Spielzeuge hoch, drehte sie in seinen massigen Händen und inspizierte sie mit einem kritischen Blick. Ein einziges Makel – eine ungerade Linie, ein unsauber geschnittener oder geschnitzter Holzrand – und er ließ das Spielzeug mit einem lauten Krachen zu Boden fallen, so dass es dabei zerbrach.„Unbrauchbar!“, donnerte er. dabei und schaute das jeweilige Kind dabei streng an: „Das ist nicht für brave Kinder geeignet!“
Das Kind, das für die Fehler verantwortlich war, wurde meist sofort vor die anderen gezogen. „Du wirst es bereuen, meine Zeit zu verschwenden“, knurrte er anschließend weiter, bevor er das Kind entweder noch vor Ort bestrafte oder ihm die karge Mahlzeit des Tages verwehrte.
- Erschöpfungstest:
Der Weihnachtsmann hatte ein besonderes Gespür dafür, Kinder aufzuspüren, die kurz vor der Erschöpfung standen. Er stellte sich dann hinter sie, beugte sich bedrohlich nahe und sagte leise: „Na mein Kind, bist du müde?“Kein Kind wagte, die Frage zu beantworten. Doch wenn eines stolperte, etwas fallen ließ oder langsamer arbeitete, als es dem Weihnachtsmann recht war, schnappte er es sich. „Hier gibt es keinen Platz für Schwäche“, sagte er, bevor er das Kind in das Lager – mit dem Schlitten und den Säcken – bringen ließ.
- Schrecken verbreiten:
Während der Kontrollen ließ der Weihnachtsmann keine Gelegenheit aus, Schrecken zu verbreiten. Er sprach sehr oft mit eisiger Ruhe, aber in seinen Worten lag immer eine Drohung, die jedes Kind spürte.„Ihr denkt vielleicht, dass ich euch nicht alle im Blick habe“, sagte er einmal, als er durch die Reihen ging. „Aber ich weiß, was ihr macht und denkt.“ „Jeder Fehler, jeder Gedanke ans Aufgeben – ihr vergesst, ich bin schließlich der Weihnachtsmann und ich sehe alles.“
Seine rotglühenden Augen wanderten dabei über die Kinder, als könnten sie tief in ihre Gedanken blicken. Ich verspürte jedes Mal einen Schauer, wenn dieser Blick auf ihm ruhte, und hielt instinktiv den Atem dabei an.
- Willkürliche Bestrafungen:
Manchmal schien es, als würde der Weihnachtsmann nur nach einem Vorwand suchen, um seine allgegenwärtige Macht zu demonstrieren. Einmal sah er einen Jungen, der beim Malen einer Puppe kurz innehielt, um sich die verklebten Finger zu reinigen. Der Weihnachtsmann trat langsam auf ihn zu, riss ihm die Puppe aus der Hand und zerschmetterte sie vor den Augen des Jungen.„Es gibt keine Pausen!“ „Das habe ich euch schon einmal gesagt“, donnerte er dabei los, dass man meinen könnte, ein Gewitter wäre in der Fabrik ausgebrochen. „Jede Sekunde, die ihr verschwendet, ist ein Geschenk weniger für die braven Kinder der Erde!“ „Hast du das noch nicht verstanden?“
Der Junge wurde sofort von den Elfen abgeführt, und obwohl er später wieder auftauchte, sprach er nie darüber, was ihm als Strafe zugestoßen war.
- Die Kontrollliste:
Der Weihnachtsmann führte eine penible Liste, die er bei seinen Runden oft hervorholte. Jedes Kind wurde darauf mit Symbolen markiert, die keiner außer ihm und dem Oberaufseher Elf verstand. Wer oft auf der Liste erschien, musste besonders aufpassen – die Chancen, jemals freigelassen zu werden, sanken mit jedem weiteren Symbol. Jedes Symbol bedeutete, eine Woche länger in der Werkstatt bleiben zu müssen.
Ich wusste, dass ich bei jeder Kontrolle beobachtet wurde. Ich zwang mich, die Puppen, Nussknacker oder Holzautos so akkurat wie möglich zu schnitzen, selbst wenn meine Hände zitterten und meine Augen bereits vor Müdigkeit brannten. Ich bekam schnell heraus, dass ich ein Vorbild für die anderen sein musste. Ich arbeitete nicht nur für mich, sondern auch, um den anderen Kindern Hoffnung zu machen.
Doch der Weihnachtsmann war unerbittlich, und mit jeder Kontrolle wuchs die Dunkelheit der Angst weiter an. Wir Kinder merkten, dass es nicht nur um Arbeit ging – es ging darum, unseren Willen zu brechen. Der Weihnachtsmann wollte uns gefügig und folgsam machen, um uns entweder für immer in seiner Werkstatt zu behalten oder sie als gebrochene, gehorsame Schatten ihrer selbst nach Hause zurückzuschicken.
Das Wissen, dass die nächste Kontrolle jederzeit bevorstehen konnte, war das, was wir Kinder am meisten fürchteten.
Kapitel 7: Der innere Widerstand
Die Tage vergingen nur langsam. Irgendwann kam es mir so vor, als ob ich schon eine Ewigkeit in der Werkstatt gefangen war. Eines Abends, als wir von unserer Schicht in den Schlafsaal gedrängt wurden, kamen wir am Lager des Weihnachtsmannes vorbei und ich konnte sehen, wie das Mädchen mit dem rosa Nachthemd und den blonden gelockten Haaren zusammenbrach, nachdem sie stundenlang einen schweren Sack geschleppt haben musste. Doch anstatt ihr wieder auf die Beine zu helfen, packte sie einer der Alptraum-Elfen am Arm und zog sie weg. Ich habe Sie danach nie wiedergesehen.
Doch trotz der Strapazen ließ ich mich nicht brechen. Nachdem ich mit ansehen musste, wie das Mädchen weggebracht wurde, half ich den anderen Kindern noch mehr, und wann immer es möglich war, teilte ich mein spärliches Essen mit den Schwächeren und tröstete andere, die aufgeben wollten.
„Wie schaffst du das?“, flüsterte mir ein Junge zu, der nachts neben mir lag und mit mir das Bett teilte. „Wir müssen es einfach schaffen“, sagte ich zu ihm.
Eine kurze Stille trat ein und der andere Junge flüsterte weiter. „Warum bist du hier? Du bist doch ein braver und hilfsbereiter Junge!“
Ich drehte mich zu ihm und flüsterte zurück. „Ich habe mich in der Weihnachtsnacht heimlich unter einer Decke und Kissen hinter dem Sofa versteckt, weil ich den Weihnachtsmann sehen wollte. Doch er hat mich dabei erwischt und mich zur Strafe mit hierher genommen!“, antwortete ich wahrheitsgetreu auf die Frage des Jungen. „Ich bin Fabian. Und wer bist du und warum bist du hier?“, fragte ich den anderen Jungen.
„Mein Name ist Lukas und ich war am Tag vor Heiligabend mit meinem Vater im Wald, um einen Tannenbaum zu schlagen. Der Förster hatte es uns erlaubt, doch wir sind zu weit in den Wald hinein und haben eine Lichtung gefunden, auf der wunderschöne Tannenbäumchen standen. Wir haben einen mitgenommen und der Weihnachtsmann ist uns erschienen. Er forderte mich als Wiedergutmachung für den Schaden auf seiner Tannenlichtung ein, und als wir vor ihm geflohen sind, wollte er mich und meinen Papa seinen Rentieren zum Fraß vorwerfen.“
„In der Weihnachtsnacht kam der Weihnachtsmann zurück und hat mich schlafend aus meinem Bett geholt und hierher gebracht“, hörte ich Lukas leise schluchzend sagen.
Ich versuchte, ihn zu trösten. „Wir werden beide zu unseren Familien zurückkehren!“, sagte ich und versuchte, ihm ein wenig Hoffnung geben zu können.
Doch mit jedem weiteren Tag wurde die Hoffnung kleiner. Das Leben in der Werkstatt war ein Albtraum ohne ein Ende, und ich wusste, dass wir nur eine Chance hatten: Brav und gehorsam gegenüber dem Weihnachtsmann und seinen Aufsehern und Gehilfen zu sein – oder für immer hier zu bleiben und bis zum Umfallen zu arbeiten.
Kapitel 8: Der Tag der Entscheidung
Nach einem Jahr unermüdlicher Arbeit, das sich wie eine Ewigkeit anfühlte, scheuchten uns die Aufseher-Elfen allesamt in die große Halle. Dort trat der Weihnachtsmann vor uns Kinder. Seine kalten Augen musterten uns, während er langsam die Reihe von blassen und erschöpften Gesichtern vorbeiging.
„Heute ist der Tag, an dem ich entscheide, wer von euch wieder nach Hause zurückkehren darf“, verkündete er. „Wer sich bewährt hat, wird freigelassen. Die anderen bleiben hier“, sprach er ermahnend und mit erhobenem Zeigefinger weiter.
Mein Herz raste und ich blickte Lukas, der neben mir stand, an. Ich und er hatten alles gegeben, um die unmenschlichen Aufgaben zu bewältigen, und nun hing unser Schicksal von den Launen des Weihnachtsmannes ab. Dieser lief die Reihen ab und als er schließlich vor Lukas stehen blieb, hielt ich kurz den Atem an.
„Du hast dich gut gemacht, Lukas“, sagte er nach einer langen Pause. „Du darfst gehen. Doch du musst mir versprechen, dass du nie mehr die Lichtung mit den Tannenbäumen betreten wirst. Das Gleiche gilt für deinen Vater. Sollte ich euch noch einmal dort erwischen, werdet ihr beide zu Rentier- Futter und du kommst nicht mehr so glimpflich davon. Haben wir uns da verstanden?“, sprach der Weihnachtsmann zu Lukas und reichte ihm die Hand. Dieser ergriff diese eilig und bedankte sich eifrig bei ihm. Er versprach ihm dabei hoch und heilig, dass er es nie wieder tun würde.
Der Weihnachtsmann tat einen Schritt weiter und blieb vor mir stehen. Eine bedrückende Stille machte sich im Raum breit und ich spürte die Blicke der Kinder, denen ich geholfen hatte, auf mir ruhen.
Nun zu dir, Fabian. Du hast bewiesen, dass du ein folgsamer und lieber Junge bist. Du hast den anderen geholfen und ihnen zur Seite gestanden. Und das in deinem Alter. Du darfst auch nach Hause zurück. Aber vergiss niemals: Wer den Weihnachtsmann noch einmal sehen will, wird nicht noch einmal so viel Glück haben!“, ermahnte er mich mit erhobenem Zeigefinger. „Solltest du versuchen, mich noch einmal zu sehen, wirst du wieder hierher gebracht und kommst sofort in die Lagerhalle und arbeitest dort bis an dein Lebensende“, ermahnte er mich und reichte mir ebenfalls die Hand. Ich ergriff diese und bedankte mich bei ihm und versprach ihm, weiterhin folgsam und brav zu bleiben.
„Du und Lukas könnt gehen.“ „Der Rest bleibt hier und wird weiter für mich schuften“, sprach er anschließend weiter, und in diesem Moment klang seine Stimme kälter als je zuvor.
Kapitel 9: Die Heimkehr
Lukas und ich wurden aus der Werkstatt geführt und durch das große Tor geleitet, das sich am gegenüberliegenden Ende der Halle befand. Noch bevor wir uns versahen, fand ich mich plötzlich auf der schneebedeckten Straße vor unserem Haus wieder. Ich lief über die Straße und den Weg zu unserem Haus hinauf. Der Schnee knirschte unter meinen Hausschuhen. Als ich vor der Tür meines Elternhauses stand, fühlte sich alles irgendwie unwirklich und fern an. Ich klopfte an die Tür.
Die warme Beleuchtung im Inneren des Hauses schimmerte durch die Fenster, und die Stimmen meiner Eltern drangen gedämpft nach draußen. Mit zitternder Hand klopfte ich erneut an die Tür.
Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete meine Mama die Tür. Einen Moment lang starrte sie mich nur an, dann schrie sie auf. „Fabian!“ „ Oh Gott, Fabian!“ „Vito, komm schnell!“ „Unser lieber Junge ist wieder da!“ Sie zog mich schnell herein und schloss mich fest in ihre Arme. Tränen strömten über ihr Gesicht. Mein Vater kam von oben die Treppe heruntergerannt, packte mich und hielt mich ebenfalls fest.
„Wo warst du, mein Junge?“ „Wir haben dich überall gesucht!“, sagte er mit brüchiger Stimme zu mir.
Meine Eltern brachten mich ins Wohnzimmer und ich ließ mich auf das Sofa sinken. Mein Gesicht war blass, die Augen müde, aber etwas in meinem Blick war anders – eine Last, die kein Kind tragen sollte, steckte in Ihnen. Und meine Mutter bemerkte es sofort.
„Es war der Weihnachtsmann“, flüsterte ich schließlich leise.
Mama und Papa sahen mich ungläubig an.
„Was meinst du damit, mein Schatz?“, fragte Mama mich sanft.
„Ich wollte ihn letztes Weihnachten sehen, aber er … Er ist nicht so, wie alle immer sagen und erzählen. Er ist böse. Er hat mich mitgenommen, Mama. Ich musste in seiner Werkstatt arbeiten. Es war kalt, dunkel, und wir hatten kaum etwas zu essen. Jedes Kind, das nicht brav und folgsam war, wurde bestraft und gequält.“
Papa kniete sich vor mich. „Fabian, hast du vielleicht geträumt? Wir haben dich gesucht, überall, aber du warst verschwunden …“
Ich schüttelte meinen Kopf, Tränen liefen über meine Wangen. „Es war kein Traum, Papa! Ich war wirklich dort!“ „Bei ihm!“ „ Und er … er hat Kinder, die nicht brav und artig waren oder die ihn sehen wollten, bestraft.“ „Er zwingt sie, Spielzeug zu machen. Bitte glaubt mir! Es war so schrecklich!“
Mama streichelte mir beruhigend über den Kopf. „Wir glauben dir, mein Schatz. Du bist jetzt hier, in Sicherheit. Du bist wieder zuhause. Der Weihnachtsmann wird dir nichts mehr tun.“
Doch als ich in die Augen meiner Eltern sah, spürte ich ihren Zweifel. Sie wollten mich trösten, mich beruhigen – aber sie glaubten nicht wirklich, was ich sagte.
„Bitte …“, sagte ich leise. „Lasst mich nie wieder an Weihnachten alleine .“ Und stellt keine Kekse mehr für ihn hin. Versprecht es mir bitte.“
Mama und Papa nickten, wenn auch etwas widerwillig. „Wir versprechen es“, sagte Papa schließlich zu mir.
Prolog:
Die warme Stube war in ein goldenes Licht des Feuers im Kamin und der Lichter am Weihnachtsbaum getaucht. Draußen wirbelte der Schnee in dichten Flocken, während drinnen der Duft von frisch gebackenen Keksen und heißem Kakao die Luft erfüllte. Meine Enkelkinder – Emma, neun Jahre alt, und Max, sieben – saßen auf einem dicken Teppich vor dem Kamin, eingerollt in weiche Decken. Sie hatten die strahlenden Augen, die Kinder nur zur Weihnachtszeit haben können.
Ich bin inzwischen ein alter Mann mit schneeweißem Haar und einem wettergegerbten Gesicht geworden. Ich saß in meinem Lehnstuhl und blickte die Kinder lange an. Mein Blick verlor sich für einen Moment in den Flammen, als ob alte Erinnerungen an das Erlebte erst gestern gewesen wären. Schließlich seufzte ich und lehnte mich vor.
„Die Geschichte über den Weihnachtsmann und wie er wirklich ist, habt ihr nun gehört?“, murmelte ich, meine Stimme war dabei rau und leise.
Ich lehnte mich wieder zurück und legte die Hände auf die Armlehnen meines Sessels. Mein Blick wurde ernst, beinahe düster.
„Hört gut zu“, sagte ich. „Ihr müsst mir versprechen, dass ihr euch meine Geschichte, die ich euch eben erzählt habe, zu Herzen nehmt. Denn diese Geschichte … könnte euch das Leben retten.“
Emma und Max schauten mich ungläubig an, aber sie nickten. Max zog seine Decke enger um sich.
Ich hielt inne, meine Augen huschten zum Kamin. „Ich habe Spielzeuge für andere Kinder gemacht, während ich selbst beinahe vergessen habe, wie es war, ein Kind zu sein.“, sagte ich gedankenverloren.
Max’ Mund stand offen. „Ihr müsst etwas versprechen!“, sagte ich zu den beiden. „Stellt nie Milch und Kekse für den Weihnachtsmann bereit. Wartet nicht auf ihn und versucht niemals, ihn zu sehen. Er mag Geschenke bringen … aber er ist kein Freund von neugierigen und ungezogenen Kindern.“
Die beiden schauten sich gegenseitig an, und ich konnte die Mischung aus Faszination und Angst in ihren Augen sehen.
„Erinnert euch an meine Worte“, fügte ich hinzu. „Denn der Weihnachtsmann sieht alles und vergisst nie. Und wer einmal seine Regeln bricht, wird ihn nie mehr los.“
Die Flammen im Kamin flackerten stärker. Emma und Max rutschten dichter zusammen, während ich meinen Blick wieder auf die Flammen richtete.
„So“, sagte ich schließlich mit ruhiger Stimme. „Jetzt aber ab ins Bett. Es ist Heiligabend, und ihr wisst, was das bedeutet.“
„Ja, Opa“, flüsterten die Kinder gleichzeitig und schlichen leise aus der Stube.
Ich saß noch lange im Schein des Feuers. Meine Gedanken waren bei jener schrecklichen Nacht vor so vielen Jahren. Ein schwacher, eisiger Wind zog durch den Kamin, und für einen Moment meinte ich, ein leises, bösartiges HO HO HO zu hören.
Die Erinnerungen an die Werkstatt des Weihnachtsmannes, an die Schreie und an den Weihnachtsmann selbst, mit seinem teuflischen Lächeln, verfolgen mich noch heute, fast 55 Jahre später, bis in meine Träume hinein.
Ich verließ das Wohnzimmer und ging in das Zimmer meiner Enkel, um nachzuschauen, ob sie wirklich schon schliefen. „Meine lieben Enkelkinder, lasst es euch eine Lehre sein und versucht nicht, den Weihnachtsmann zu sehen. Ihr wollt doch nicht wie euer Großvater verschleppt und zum Arbeiten in der Werkstatt des Weihnachtsmannes gezwungen werden!“, sprach ich, als ich die Tür ihres Zimmers wieder schloss und absperrte.
Ich ging zurück ins Wohnzimmer, setzte mich wieder in meinen Sessel und schaute zum Fenster. Durch das Fenster konnte ich eine Silhouette erkennen, die wie einer der Aufseher-Elfen aussah, die sich langsam von meinem Haus weg bewegte.
Ende