Berenice und Clementine
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Mein Name ist Franc. Ich wohne mit meinen zwei Schwestern Berenice und Clementine in einem alten Gutshaus in der Nähe eines Fischerdorfes. Wir wohnen abgelegen im Wald aber trotz der Jugend meiner Schwestern stört uns die Abgeschiedenheit nicht, ganz im Gegenteil es hat etwas beruhigendes.
Berenice ist 24 Jahre alt, sie ist kräftiger Statur aber trotzdem eine Schönheit. Sie liebt mich wie eine Schwester ihren Bruder lieben muss. Clementine ist 14 Jahre. Sie ist unser Sorgenkind. Sie kränkelt häufig und hat eine zarte, fast schon durchscheinende Statur. Diese verleiht ihr eine fast überirdische Schönheit. Ich selbst bin 33 Jahre alt und nach dem Tod unserer Eltern habe ich mich um meine Schwestern gekümmert. Wir sind nicht unbedingt wohlhabend aber auch nicht arm. Berenice macht kleinere Näharbeiten und ich verdiene noch etwas durch Schnitzereien hinzu, die ich im Dorf einmal pro Woche verkaufe.
Seit meinem neunten Lebensjahr nahm mein Vater mich mit auf die Jagd. Seit ich 13 Jahre war durfte ich alleine gehen und seit dem Tod der Eltern vor einigen Jahren gehe ich nur noch alleine.
Ich habe gelernt zu jagen um zu überleben oder den Tierbestand im Rahmen zu halten. Meine Prinzipien sind eisern, ich jage nie zum Spaß oder aus Gier. Der Mensch der sich durch die Gier leiten lässt ist für mich kein Mensch mehr. Für die nächsten Tage werde ich ohnehin nicht auf die Jagd können. Gestern hat mich ein Eichhörnchen gebissen. Es hatte sich in einer Falle verhakt und ich wollte es befreien. Noch ehe ich es in die Freiheit entlassen konnte drehte es den Kopf, stieß dabei einen abnormen Laut aus und rammte mir seine Zähne in die rechte Hand. Ich erschrak furchtbar, das Tier wollte sich gar nicht mehr lösen, es fraß sich regelrecht in mein Fleisch. Mit Mühe entriss ich dem Tier meine Hand wodurch ich die Sehne zwischen Daumen und Zeigefinger durchtrennt habe. Doch es blieb kaum Zeit meine Wunde zu verbinden, denn schon griff das Eichhörnchen aufs neue an. Es fand gleich darauf mit einem lauten Knirschen sein Ende unter meinem Stiefel. Mit schmerzender Hand machte ich mich auf den Heimweg. Berenice säuberte die Wunde und legte einen Verband an. Einen Arzt aufzusuchen hielt ich für überflüssig.
Nach einer Stunde schmerzte die Wunde immer heftiger. Berenice nahm schließlich den Verband ab und erschrak bei dem Anblick. Das Gewebe um den Biss hatte sich in einem braun-purpur Ton verfärbt, die Bissstelle an sich war komplett verkrustet und verschorft. Clementine schickte ich auf ihr Zimmer, sie sollte dies nicht mit ansehen. Sorgte ich mich doch ob ihres schwachen Gemütes und wollte sie nicht unnötig beunruhigen. Berenice jedoch säuberte tapfer die Wunde und legte mir einen neuen Verband an. Nach vier bis fünf Stunden – Berenice war in einen leichten Schlaf gefallen – fühlte sich mein Körper an als würde er innerlich verglühen. Berenice eilte sofort an mein Bett, taumelte jedoch erschrocken zurück als ich mich in einem Schwall über der Bettdecke erbrach. Wieder kümmerte sich meine geliebte Schwester ohne jede Klage um mich, sie zog mich um, wechselte die Bettwäsche und machte mir kalte Umschläge. Ich hatte Fieber bekommen, es schien immer mehr zu steigen anstatt zu sinken. Berenice machte sich sehr große Sorgen und versuchte mich mit belanglosen Fragen wach zu halten. Dann fiel mir auf, dass ich teilweise auf die einfachsten Fragen keine Antwort mehr wusste, es schien als hätte mir jemand das Wissen aus dem Kopf gezogen, es war mir einfach alles entfallen. Drei oder vier Stunden mussten vergangen sein, das Fieber war immer weiter gestiegen. Es verbrannte mich und ich lag wieder in meinem eigenen Schweiß. Meine Hand spürte ich nicht mehr, im ersten Moment war ich erleichtert – es musste doch ein gutes Zeichen sein wenn der Schmerz nachlässt aber dann registrierte ich, dass ich meine gesamte Hand einfach nicht mehr spürte, sie war wie gelähmt. Kurz darauf folgte ein unkontrolliertes Muskelzucken, erst meine Gesichtshälfte, dann ein Bein. Es war furchtbar aber ich war zu schwach um Berenice auf mich aufmerksam zu machen. Diese schlief tief und fest.
Ich muss auch eingeschlafen sein, als ich wieder zu mir komme spüre ich gar nichts mehr. Mein Herz schlägt langsam, es fühlt sich friedlich an. Ich werde müde….
…Dunkelheit…
Ich komme zu mir. Alles fühlt sich fremd an. Ich öffne vorsichtig ein Auge, dann das zweite. Ich liege in meinem Zimmer…. poch… was war das? unbeholfen hebe ich meinen Kopf… poch… poch…. da ist es wieder?! Ich lausche woher dieser wunderbare Klang kommt. Ich fühle, dass nur er mich vollständig machen kann. Ich muss den Ursprung finden. …poch… poch… poch….ich sehe zum Fenster, dort steht Berenice, sie weint. Wieso weint sie? Ich möchte was sagen, sie auf mich aufmerksam machen aber ich kann noch nicht. Erst will ich sie ein wenig ansehen. Noch nie war mir aufgefallen wie lebendig sie aussieht, wie viel Wärme sie ausstrahlt. Ihre Haut ist so schön rosig, so saftig. Ich spüre Speichel in meinem Mund… ich habe Hunger… so schrecklichen Hunger.
Ich möchte Berenice rufen, sie soll herkommen. Also öffne ich den Mund, ich rufe ihren Namen, doch aus meinem Hals dröhnt nur ein verzerrtes „Moahhhhhhhhhhhhhh“. Erschrocken verstumme ich. Doch sie sieht auf, sie hat mich gehört und nun fällt es mir wieder auf, das „Pochen“, es ist schneller geworden und lauter. Es scheint von Berenice zu kommen. Ob sie etwas für mich hat? Ein Geschenk muss es sein. Ich kann es kaum mehr abwarten bis sie zu mir kommt und mir den kleinen Schatz zeigt der mir solch eine Sehnsucht bereitet.
Berenice eilt auch wirklich an mein Bett. Sie wirft sich über mich. Schluchzt und beteuert wie glücklich sie ist mich nicht verloren zu haben. „Ja“ denke ich „und nun zeig es mir“. Ich höre jetzt nicht nur das stetige Pochen, nein, ich fühle es. Sie muss den Schatz an ihrer Brust tragen. Oh Berenice, was riechst du nur so gut? Ihre Haut fühlt sich an wie Seide, sie riecht wie sämtliche Duftöle der Welt und lässt nur noch einen Wunsch in mir bestehen, ich muss sie schmecken. Ich kann nicht anders und gebe mich dem Verlangen und der Gier hin.
Berenice schreit nicht als ich ihr meine Zähne in den Hals ramme, wie sollte sie auch mit aufgerissenem Kehlkopf. Ich nage glücklich an ihrer Speiseröhre und wieder höre ich das Pochen und diesmal verbunden mit einem Rauschen. Als würden alle Englein auf einmal für mich ein himmlisches Konzert geben. Gierig ziehe ich an ihrer Luftröhre, ich muss das warme Fleisch aufnehmen. Das Blut verteilt sich über mich, es spritzt im ganzen Raum umher. Ein himmlisches Gefühl, es wärmt mich, es haucht mir Leben ein und doch arbeite ich mich erst zum Ziel. Wie ein kleiner Junge, gierig und doch voll freudiger Erwartung versuche ich mein Verlangen hinauszuzögern. Die Glücksmomente auszukosten. Ich bohre meine Finger in ihren Bauch. So weich und warm. Ich spüre ihre Niere, sie ist glatt. Ich weiß um die reinigende Wirkung dieses Organs und doch kann ich nicht anders, ich reiße es aus ihrem Körper und stopfe es mir hastig in den Mund. Ich will alles von dir Berenice. Alles und am Ende deinen kleinen pochenden Schatz. Ich labe mich immer weiter am Körper meiner Schwester doch dann muss ich etwas falsch gemacht haben, das Pochen lässt nach und verstummt schließlich ganz. Ich lasse sofort von ihr ab. Grabe mich durch den Brustkorb und lege das Herz frei. Da liegt es vor mir, still, einsam und tot. Es kann mir keine Liebe mehr schenken, keine Wärme und kein Leben. Es sei mir nicht vergönnt, Berenice starb bevor ich sie in mir aufnehmen konnte. Wie von Sinnen falle ich über den Leichnam meiner Schwester, doch nun ist er wertlos, ich will ihn nicht mehr. Heulend trete ich ihn von mir. Ich brauche ein Herz, ein Herz welches mir die Wärme zurück gibt. Wieder spüre ich diese Gier, diesen Hunger der mich leitet und der mir zu Lebzeiten so fremd war. Jetzt lache ich über meine edlen menschlichen Prinzipien. Die Gier die ich so verabscheut habe ist alles was mich im Moment am Leben hält und ich weiß wer mir die Gier befriedigen kann. Ich höre es durch die Zimmerdecke, das leise Pochen von Clementine`s Herzen.
Ich komme zu Dir geliebte Schwester…