KreaturenKurzMord

Beschwörung

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

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Ich sehe auf meinen Gast hinunter. Blut fließt in Strömen über seinen Körper und in die eingelassenen Rinnen des Metalltisches, auf dem er liegt.

Ein Dieb. Ein Profi, der Ausrüstung nach zu urteilen, die er bei sich trug. Welche ihm nicht viel gebracht hat. Sobald er einen Fuß auf mein Territorium gesetzt hatte, war ich mir seiner bewusst. Natürlich habe ich erst ein wenig mit ihm gespielt. Ließ ihn sogar bis in den Keller kommen. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, als er mich sah. Der Aussetzer, den sein Herz tat, als ich näherkam. Das Zittern seiner Hände, als er verstand.

Sein Körper ist mittlerweile nur noch ein roher Haufen Fleisch. Die Haut liegt, ordentlich in Rechtecke geschnitten, auf einem Beistelltisch, das blutige Skalpell daneben. Aus Menschenhaut lässt sich erstklassiges Pergament herstellen. Ein leises Wimmern ertönt. Lidlose Augen rollen unkontrolliert in den Höhlen. Ich habe ihm gesagt, er soll sie offenlassen. 

Ich nehme das Skalpell in die Hand und drehe es im Licht der Deckenlampe. Der Körper vor mir bewegt sich schwach. Meine Nasenflügel beben. Atme die Angst. Labe mich an der Verzweiflung. Das Skalpell setzt an seiner Bauchdecke an.

Schwärze.

Der Raum verschwindet, zusammen mit meinem Gast. Spüre, wie ein Haken sich in meine Brust gräbt und mich voran zieht. Es fühlt sich an, als werden meine Innereien aus ihrer Hülle gerissen und verbrannt. Schrilles Kreischen erfüllt meinen Kopf.

Stille. Langsam sehe ich wieder klar. Es riecht nach Staub. Moder. Verfall. Betrachte meine neue Umgebung. Ich stehe in einer dunklen Ecke. Kisten stapeln sich überall. Ein Dachboden. Hinter den Kisten steht ein längst vergessenes, von Spinnen bevölkertes Schaukelpferd. Aus einem der Kartons lugt ein verschlissener Teddybär. Sein Fell ist fadenscheinig. Ein Auge baumelt traurig am Faden herab. 

Das wenige Licht kommt von einer einsamen Glühbirne, die über einem Rufsymbol in der Mitte des Dachbodens hängt. Jetzt erst richte ich meine Aufmerksamkeit auf die einzig andere Person im Raum. Menschlich. Langes, schwarzes Haar. Schmale Statur. Erstaunlich klein. Ein Hauch von süßlichem Duft. Ein Mädchen. Ihre Hände umklammern ein zerknittertes Blatt. Sie starrt gebannt auf die Kreidezeichnung.

Der Ruf, der mich hergebracht hat, klingelt noch immer in meinen Ohren. Mein Kopf pocht. Meine Laune sinkt rapide.
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„Nenn‘ mir einen guten Grund, dich nicht auf der Stelle zu töten.“ Zugegeben, nicht die eleganteste Art ein Gespräch anzufangen. Sie zuckt zusammen. Fährt herum. Der stechende Geruch von Angst breitet sich aus. Gut. Ein bisschen Angst ist das Mindeste als Entschädigung. Für die Unterbrechung. Die Kopfschmerzen. Den modrigen Dachboden. Aber erst muss ich wissen, woher sie die Formel kennt. „D-Dich gibt es wirklich..“ Ihre Stimme ist nur ein Flüstern. „Da wir nun die Frage meiner Existenz geklärt haben…“ Ich trete ins Licht der Glühbirne. Ihr Blick wandert über meine mit Blut bespritzte Schürze. Sie schluckt. „… können wir auf das eigentliche Thema zurückkommen. Wieso bin ich hier? Und wieso sollte ich dich Leben lassen?“ Sie klappt den Mund ein paar Mal auf und zu. Räuspert sich. „Ich löse hiermit den Gefallen ein, den du meiner Familie versprochen hast.“ Der Satz klingt wie auswendig gelernt. Es gibt nur eine einzige Person, mit der ich einen derartigen Deal abgeschlossen habe. Ich lege den Kopf zur Seite. „Wie ist dein Name?“ – „Annabelle Crowe. Theodore Crowe war mein Ur-Ur-Großvater.“

Theodore Crowe. Der einzige, der es je geschafft hat, mir einen nicht näher definierten Gefallen zu entlocken. Einforderbar durch ihn und alle seine Nachkommen. Meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. Der Angstgeruch verflüchtigt sich etwas. Ich mache ein paar Schritte auf sie zu. Höre zufrieden, wie sich ihr Herzschlag beschleunigt. „Wenn das stimmt, hast du bestimmt noch das, was Theodore von mir erhalten hat.“ Mit zitternden Händen hält sie mir das zerknitterte Blatt entgegen. Pergament. Trotz seines Alters frei von Stockflecken, wunderbar weich. Und brennbar. Ein erschrockener Ton kommt aus ihrer Richtung. Sehe zu, wie die Ascheflöckchen langsam zu Boden sinken. „Da du mich schon gerufen hast, brauchst du sie ohnehin nicht mehr.“ Den Blick, den sie mir zuwirft, kenne ich nur zu gut. „Außer natürlich, du wolltest sie irgendwie als Druckmittel einsetzen.“ – „I-Ich habe eine Kopie. Nur für den Fall.“ Also hatte ich recht. Wie drollig. „Für welchen Fall? Dass ich beschließe, dich doch noch zu töten?“ Sie zuckt zusammen. Verschränkt ihre Arme vor der Brust. Scheitert bei dem Versuch, meinem Blick standzuhalten. Ich bewege mich geschmeidig auf sie zu. Lasse sie zurückweichen, bis ein Balken ihr den Weg versperrt. Meine Stimme schneidet durch die Luft, wie ein Messer. „Und was würde passieren, wenn ich hier und jetzt beschließe, dass du die Luft nicht wert bist, die du atmest?“„D-Die Formel würde… ins Internet gestellt werden. Dann könnte jeder Trottel dich rufen. Immer und überall.“ Anscheinend hat sie immerhin ein wenig nachgedacht. Die Drohung hätte natürlich mehr Wirkung, würde sie nicht gerade versuchen, mit dem Balken zu verschmelzen.

„Ich könnte jeden einzelnen umbringen. Einfach so.“ Ich schnipse mit den Fingern. „T-Trotzdem hättest du keine ruhige Minute mehr. Irgendwer würde es immer versuchen.“ Nett gedacht. Auch wenn ich ihr nicht abkaufe, für den Tod so vieler Menschen verantwortlich sein zu wollen. Die Luft ist erfüllt von Angst. Füllt meine Lunge. Dringt bis in den hintersten Winkel. Fast genug als Entschädigung. „Und wie verhinderst du, dass ich die Informationen, die ich bräuchte, einfach deinem hübschen kleinen Kopf entreiße?“ Sie wird bleich. Offenbar hat der gute Theodore seiner Familie nicht alles über mich erzählt. Große, braune Augen starren mich ungläubig an. „D-Du bluffst.“„Möchtest du es herausfinden?“ Höre ihr Herz rasen. Die Vene an ihrem Hals pocht. Sie zittert. Lächle.

Drehe mich von ihr weg. Genug der Spielchen. Ein Deal ist ein Deal. „Also? Was ist das für ein Gefallen?“ Stehe mit dem Rücken zu ihr. Merke, wie sie in sich zusammensackt. Ihr Herz stolpert noch ein paar mal. Beruhigt sich etwas. Höre sie tief einatmen. 
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„Ich möchte, dass du mir hilfst, bis ich dich entlasse, mich beschützt…und… mich auch danach nicht tötest.“ Den letzten Teil hat sie offenbar spontan hinzugefügt. Lächle leicht. Lernfähig. Gut. Ich drehe mich wieder um. „Das ist ein großer Gefallen. Eigentlich sogar drei.“ Sie schiebt trotzig das Kinn vor. Ihre Lippe zittert. „Hältst du dich an die Abmachung oder nicht?“„Ich halte mich immer an meine Abmachungen.“„Gut.“ Stille. Sie fährt sich nervös durch ihre Haare. „Ich brauche dringend was zu trinken.“ Fahrig wendet sie sich der Tür zu. Braucht ein paar Anläufe, um diese zu öffnen. Ich gehe hinter ihr die Treppe hinunter. Das Ganze verspricht amüsant zu werden.

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Mehr von Victor und Annabelle erfahrt ihr hier: ]

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