
Der Bankraub
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
* Bankraub
Im Nachhinein betrachtet war es nicht gerade die beste Idee die wir hatten in die Whitney Bank in New Orleans einzusteigen. Alleine die Tatsache das sich die Kanalisation in einem mehr als fragwürdigen Zustand befand hätte uns zu denken geben sollen.
Aber wie das nunmal so ist mit der menschlichen Natur, macht uns die Gier vielen Dingen gegenüber blind und lässt uns Gefahren wenn schon nicht vergessen, dann zumindest doch in weit entfernte Winkel unseres Geistes verdrängen.
Mein Name ist Logan. Der Nachname ist für diese Geschichte nicht weiter von Bedeutung.
Eigentlich ist es nicht einmal mein Vorname, aber der Anstand gebietet es den Namen des Mannes zu kennen dessen Geschichte man lauscht.
Es war Februar 2016. Mardi Gras.
Ich hatte zusammen mit meinem langjährigen Freund Jason, den ich bereits seit meinem Teenageralter kannte und zwei Jungs die ich in der Haftanstalt in Attica im Bundesstaat New York während eines Urlaubs auf Staatskosten kennengelernt hatte, einen Plan ausgetüftelt, wie wir in eben jene oben genannte Bank einsteigen könnten.
Meine beiden anderen Komplizen hießen übrigens Bud und Butcher.
Es waren gute Jungs, vertrauenswürdig.
Nur hatte Butcher, wie sein Spitzname bereits verrät, ein kleines Aggressionsproblem.
Der Plan war so simpel, dass es schon fast ans lächerliche grenzte.
Jason kannte den Wachmann der in der Bank arbeitete. Sie haben sich lange nicht gesehen was es sehr unwahrscheinlich machte das man ihm eine Verbindung zu einem Verurteilten Straftäter nachweisen konnte. Jason hatte nämlich auch eine kurze Zeit gesessen, wegen mehrerer kleinen Vergehen.
Besagter Wachmann hat Jason mit einigen sehr interessanten Informationen gefüttert.
Zum Beispiel, dass der Tresorraum nur an den Wänden, nicht jedoch an der Decke und am Boden mit Stahl verstärkt und das der Boden weder mit einer Alarmanlage noch mit Erschütterungssensoren gekoppelt war.
Weiters teilte er ihm mit das sich während der Festtage eine größere Summe Bargeld im Tresor befand und einfach mitten im Raum stand, ohne weiteren Schutz.
Aus Platzgründen konnte das Geld auf keine andere Weise gesichert werden.
Das Ganze klang einfach zu verlockend, als das wir diese Tatsachen einfach hätten ignorieren können. Also machten wir uns nach einer Vorbereitungsphase, in der wir die Bank und die Kanalisation ausspähten, ans Werk.
Wir stiegen gegen 22 Uhr über die St Charles Ave in die Kanalisation.
Alles was wir dafür benötigten war ein kleiner LKW und die Arbeitskleidung von Kanalarbeitern, welches beides relativ einfach zu besorgen war.
Mit Bohrern, schweren Hämmern und noch einigem an Werkzeug machten wir uns durch das knietiefe Wasser zu der von uns vorgesehenen Stelle auf, wo wir uns durch den Boden nach oben arbeiten wollten.
Die Decke war niedrig. Es war überall nass und es stank abscheulich. Außerdem war es hier unten an manchen Stellen enger, als ich es erwartet hätte.
„Verdammt ich hoffe es zählt sich auch wirklich aus, dass ich hier durch die Scheisse stampfe.“ Hörte man aus Butchers Richtung.
„Keine Sorge. Das wird es schon.“ Antwortete ihm Justin knapp.
Die Tatsache, dass, obwohl sie leise sprachen, ja fast flüsterten, ihre Stimmen trotzdem mit einem derart lauten Dröhnen von den Wänden wiederhallte bescherte mir ein mulmiges Gefühl.
Die Schatten die sich überall um uns bildeten und verschwanden, nur um sogleich wieder aufzutauchen halfen auch nicht gerade mich zu beruhigen.
Als wir die Stelle erreicht hatten, machten wir uns sofort ans Werk.
Jeder wusste was er zu tun hatte. Immerhin waren wir alles ein dutzend mal durchgegangen.
Wir stellten die Leitern und einen kleinen Generator auf, der den Bohrer mit Strom versorgen sollte. Wir hatten uns vorgenommen mehrere Löcher zu bohren und dann mit Hammer und Meißel den Rest zu erledigen. Das würde zwar einige Stunden in Anspruch nehmen aber es würde den Geräuschpegel deutlich niedriger halten als wenn wir dem Mauerwerk mit schwerem Gerät zu Leibe rücken würden.
Obwohl über uns die Musik dröhnte und die Menschen jaulten und schrien war Vorsicht nicht verkehrt.
Nachdem alles aufgebaut war stieg ich als Erster auf die Leiter und begann sogleich zu bohren.
Wir wollten uns damit abwechseln, um Ermüdung vorzubeugen.
Nachdem ich das erste Loch fertig hatte und zum zweiten ansetzte hörten wir ein lautes Platschen hinter uns, als ob etwas sehr schweres ins Wasser gefallen wäre. Wie weit es entfernt war vermochte niemand von uns zu sagen, da die Wände alle Geräusche verstärkten.
Wir erstarrten alle gleichzeitig und lugten mit zusammengekniffenen Augen in die Richtung aus der das Geräusch kam, ohne einen Atemzug zu machen um zu sehen was den Lärm verursacht hatte.
Trotz der Lampen die wir auf unserer Stirn trugen konnten wir nichts ausmachen.
„Was zur Hölle war das?“ flüsterte Bud.
„Nicht die geringste Ahnung.“ gab ich zurück.
Mir rasten alle möglichen Gedanken von der Polizei bis hin zu Verrat durch meinen Schädel.
„Jemand sollte mal nachsehen gehen.“ schaltete sich Jason in die Unterhaltung ein.
„Ich geh schon ihr Schisser.“ erbot sich Butcher mit einem verächtlichen Tonfall und einem nahezu angewiderten Kopfschütteln.
Wir lauschten seinen Schritten, die sich wie kleine Schiffe durch den Unrat und Schmutz pflügte, und sahen dem Strahl seiner Stirnlampe nach, bis er um eine Ecke bog.
Zehn Sekunden vergingen.
Zwanzig.
Vierzig. Niemand sprach.
Nach ungefähr einer Minute konnte ich nicht an mich halten und rief ihn.
„Butcher.“
Leise flüsternd zuerst, dann etwas lauter.
„Butcher.“
Keine Antwort.
Was sollten wir tun? Weiterarbeiten oder nachsehen was mit Butcher passiert war?
Ich entschied mich für beides.
„Jason, übernimm mal für mich. Bud halt die Leiter fest. Arbeitet weiter. Wir haben einen Zeitplan einzuhalten. Ich geh nachsehen.“
Es kam keine Widerrede von den zweien. Ich konnte ihre Erleichterung nahezu spüren. Es hätte nur noch ein glückliches Aufstöhnen darüber gefehlt, dass niemand von ihnen gehen musste.
Langsam machte ich mich auf den Weg den wenige Minuten vor mit Butcher gegangen war. Immer wieder flüsterte ich seinen Namen.
„Butcher….wo bist du Mann? Wenn das irgendein scheiss Scherz ist trete ich dir in den Hintern. Wir haben keine Zeit für sowas.“
Kurz bevor ich die Kurve erreichte, die er vorhin genommen hatte, vernahm ich eine Art feucht-schlurfendes Geräusch.
Ich hielt kurz inne und lauschte.
Es ließ nicht nach, also bewegte ich mich weiter vorwärts und bog nach kurzer Zeit ab.
Und da sah ich ihn.
Er stand nur wenige Meter von mir entfernt mit dem Gesicht zur Wand und wippte seitlich hin und her, während er sich mit den Händen am Gemäuer abstützte.
„Was zum Teufel machst du da?“
Noch immer keine Antwort.
Erst jetzt bemerkte ich, dass er sein Gesicht direkt gegen den rauen Stein presste und sich mit langsamen, rhythmischen Bewegungen die Haut von seiner linken Gesichtshälfte schälte.
Ich blieb für eine kurze Zeit wie versteinert stehen, weil mein Gehirn nicht verarbeiten konnte was meine Augen da sahen.
Dann stürmte ich los, packte den Mann an den Schultern und zog ihn von der Wand weg.
„Was zur….was ist in dich gefahren?“
Mit einem Ruck drehte er sich um und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an.
An der Schläfe und der Wange konnte man bereits die Knochen sehen.
„Er hat gesagt das ist sein Reich.“ sagte er so leise, dass ich es fast nicht hören konnte.“Wir dürfen nicht hier sein.“
Dann plötzlich stieß er mich mit seiner ganzen Kraft fort sodass ich auf meinem Hintern landete. Dann rannte er mit zwei,drei mächtigen Schritten auf die Mauer zu und schlug seinen Kopf so fest dagegen, dass ich ein grausiges Knacken hörte und er wie vom Blitz getroffen umfiel.
Ich sprang auf die Beine und stürzte zu ihm.
Sein Kopf war an der Stirn gesplittert und Blut rann über sein Gesicht.
Er war tot, kein Zweifel.
Ich konnte nicht begreifen was gerade passiert war. Ich war wie versteinert.
Dann riss mich ein erneutes Platschen aus meiner Starre.
Wie eine Fliege zuckte mein Kopf in jede Richtung.
„Meeeeiiiiinsssss.“ hörte ich ein ekelhaftes Zischen irgendwo aus der Dunkelheit.
Ich drehte mich um und rannte, als wäre der Teufel persönlich hinter mir her. Vielleicht war er das auch.
Ich erreichte unsere Werkzeuge in etwa einer Minute. Das Problem war jedoch, dass Bud und Jason nirgendwo zu sehen waren. Es waren nur die Werkzeuge vorhanden.
Ich sah nach oben und stellte fest, dass sie insgesamt vier Löcher gebohrt hatten. Mehr nicht.
„Leute wo seid ihr? Butcher ist…“ weiter kam ich nicht, da genau in diesem Augenblick etwas nach meinem Knöchel fasste.
Ich schrie auf und versuchte mich loszureissen, doch es gelang mir nicht und stattdessen stürzte ich nach hinten.
Was auch immer mich gepackt hatte kroch jetzt langsam unter leisem Röcheln und Stöhnen über meine Beine direkt auf meinen Oberkörper, bis ich endlich erkannte um was es sich handelte.
Es war ein alter Mann. Etwa 80 Jahre alt soweit ich das in diesem Zwielicht beurteilen konnte.
„Lo…Logan…“
Verblüfft starrte ich ihn an und wollte schon zu der Frage ansetzten woher er denn meinen Namen kannte, als ich ihn erkannte.
Nein das war nicht möglich, dachte ich. Es war Bud. Nur so sehr gealtert, dass er kaum noch zu erkennen war. Und das in gerade mal zehn Minuten.
„Was ist mit dir passiert? Wo ist Jason? Butcher ist tot. Was ist….ich…..“
Teils sprudelten die Worte aus mir raus, teils stammelte ich nur wirres Zeug.
„Jason….er hat ihn…..sein Reich hat er gesagt….“
Er wurde von heftigen Krämpfen geschüttelt und erbrach dann eine schwarze dickflüssige Masse auf meine Brust gefolgt von einem Schwall Blut. Dann sackte sein Kopf auf meinen Körper und noch bevor ich es überprüfte wusste ich es. Er war ebenfalls tot. Ich überprüfte es trotzdem.
Langsam kämpfte ich mich unter der Leiche hervor und stand auf. Meine Knie zitterten so stark, dass ich es fast nicht geschafft hätte. Ich wollte weinen und schreien gleichzeitig. Doch war ich so schockiert das ich keins davon tat.
„Meeeeiiiiinsssss“
Nein. Das konnte doch alles nur ein Traum sein verdammt.
„Meeeeiiiiinsssss“
Die Worte kamen immer näher.
„Meeeeiiiinnnn Reeeeiiicchh“
Ich lief los. Ich wusste nicht wohin, aber das war auch egal. Hauptsache Weg von dieser widerlichen krächzenden Stimme, die mich so sehr ängstigte, dass mein Herz fast aus meinem Körper fliehen wollte.
Ich rannte nur wenige Minuten und dann sah ich Jason vor mir. Er war zu einem Großteil mit der Mauer verschmolzen. Nur sein Kopf, eine Hand und eine Bein , welches in einem grotesken Winkel abstand, ragten aus der Wand hervor.
„Töte mich. Bitte.“ Schaffte er es gerade noch zwischen seinen Lippen hervorzupressen.
Ich brachte nicht einmal ein Stottern hervor.
„Bitte Logan. Ich flehe dich an. Es ist der Wachmann. Mein Bekannter. Ich weiß nicht was er ist aber er ist kein Mensch. Ich habe solche Angst Logen. Bitte töte mich.“
Seine Stimme versagte halb nach jedem Wort.
Langsam zog ich ein Messer aus meinem Stiefel und ich sah diesen flehenden und gleichzeitig dankbaren Blick in Jasons Augen.
Und dann vernahm ich wieder dieses aufwallen des Wassers nicht weit von mir entfernt.
Ich drehte mich um, und da sah ich ihn. Oder besser gesagt Es.
Vielleicht Zehn Meter von mir entfernt stand ein Ding dessen einzige Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen die war, das es zwei Arme, zwei Beine und einen Kopf besaß.
Doch die Proportionen stimmten nicht im geringsten. Die Arme waren zu lang, die Beine zu kurz und der Hals so lang das sein Kopf unkontrolliert von eine Seite auf die andere wippte. Die Augen lagen so tief in den Höhlen das man sich nicht erkennen konnte. Und die Haut war fahl und aufgedunsen, wie bei einer Wasserleiche. Und es hatte tatsächlich die Uniform eines Wachmanns an.
„Duuuu auch meeeeiiiiinsssss.“ zischte es jetzt.
„Logan… bitte schnell….“
In meiner Panik warf ich Jason nur einen letzten entschuldigenden Blick zu und rannte von seinem leisen Wimmern begleitet wieder los.
„DUUUU MEEEEIIIIINSSSSS“ brüllte es jetzt nahezu ohrenbetäubend hinter mir, doch in diesem Moment erkannte ich nicht weit vor mir eine Leiter. Ich rannte so schnell ich konnte, aber ich spürte wie sich dieses Ding näherte.
„MEEEEIIIIINSSSSS! MEEEEIIIIINSSSSS!“ kreischte es.
Ich sprang das letzte Stück und warf mich auf die Leiter vor mir. Ich kletterte so schnell ich konnte, doch ich rutschte von einer Sprosse und fiel fast zu Boden.
Und dann war es direkt unter mir und schnappte nach meinem Fuß. Und tatsächlich bekam das Monster meinen linken Knöchel zu fassen. Es zerrte mit seinem ganzen Gewicht an mir und ich versuchte mich mit meiner ganzen Kraft die Leiter empor zu kämpfen. Doch das Ungetüm schaffte es die Oberhand zu gewinnen.
Dann plötzlich unter lauten Getöse schoss eine gewaltige Flutwelle heran und füllte nahezu die gesamte Kanalisation unter mir aus. Das Ding konnte sich nicht mehr halten und wurde unter grauenhaftem Gekreische fortgespült.
Ich hatte mehr Glück. Ich konnte mich die Leiter hochkämpfen und unter einer letzten Kraftanstrengung, bei der ich den Gullideckel beiseiteräumen musste, ins Freie ziehen.
Und sofort bemerkte ich den Grund für die Überflutung dort unten. Es regnete in Strömen. Das Wasser muss sich irgendwo aufgestaut haben und hatte sich dann in genau der richtigen Sekunde befreit um mein Leben zu retten. Das war also die Geschichte von meinem Bankraub. Ich bin sofort aus New Orleans verschwunden und nie wieder dorthin zurückgekehrt. Was das Ding war? Ich weiß es nicht. Vielleicht ein Hoodoo-Geist oder ein Indianer-Gespenst. Ich will es eigentlich auch garnicht wissen. Es gibt nur zwei Dinge die ich weiß. Erstens, habe ich seit dieser Nacht eine höllische Angst vor Wachmännern. Und zweitens werde ich mir nie verzeihen, dass ich Jason nicht getötet habe.