
Break the Cycle
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Langsam ging ich den dunklen Korridor entlang. Er erstreckte
sich in eine undefinierbare Länge. Ich war auf der Suche. Auf der Suche nach
mir selbst. Schon seit Ewigkeiten quälte mich ein und dieselbe Frage: Wer war
ich? Wo gehörte ich hin? Meine bedeutende Reise, die mehrere Jahre meines
Lebens in Anspruch genommen hatte, führte mich nun hierher. In einen Flur eines alten
Hauses. Obwohl dieses Haus schon lange verlassen und an den Fassaden vollkommen
verwachsen war, konnte ich mühelos eindringen. Zur meiner Verwunderung klemmte
nicht einmal die Eingangstür. Während ich weiter meines Weges trat, bemerkte ich
eine kleine Sanduhr an einem alten Holztisch neben mir. Mein Kerzenständer, den
ich in der Hand hielt, war mit drei flackernden Lichtern die einzige Quelle, die
es mir ermöglichte in der schier endlosen Dunkelheit etwas zur erkennen.
Vorsichtig hielt ich jenen in die Nähe des Glases, dass sich
schützend um den laufenden Sand entlang zog. Der Sand war schwarz. Pechschwarz.
Er glitzerte leicht unter dem warmen Licht. Wie
Diamanten, schoss es mir durch den Kopf. Doch dieser Moment der Schönheit
erinnerte mich daran, dass mir nicht viel Zeit blieb. Die Sanduhr war ein
Zeichen. Lange würde ich hier nicht verweilen können. Von diesem Gedanken in
die Realität zurückgerissen, wandte ich mich von meiner „inneren Uhr“ ab und
suchte weiter nach meinem Ziel. Irgendwo musste es doch sein. Ganz bestimmt war
das der Ort, an dem ich mich selbst finden würde! Ich spürte es! Meine Blicke
wanderten über die blutroten Tapetenwände zu meinen Seiten, während ich jedes
einzelne Ensemble mit Faszination betrachtete. Es waren Spiegel, die an der
Wand hingen. In unterschiedlichen Formen und Größen. Selbst die Rahmen, die
diese wunderschönen Meisterwerke umhüllten
wirkten, mit feinster Präzision und ihren Mustern, wie von einem unmenschlichen
Wesen geschaffen. Jeder von ihnen wirkte älter und zerbrechlicher, je weiter
ich meinem Weg folgte.
Inzwischen schien mir der Korridor nicht mehr so lang
vorzukommen, wie ich zunächst angenommen hatte. Meine Augen saugten sich
förmlich an meinem eigenen Gebilde fest, sodass ich ganz und gar die Zeit
vergaß. Ich vergaß die gesamte Welt um mich herum. Behutsam berührte ich einen
der Spiegel mit meiner Hand. Sie zitterte leicht, als hätte ich Angst, einen
Schlag zu bekommen, insofern ich mein Ebenbild berühren würde. Ich lächelte.
Wie töricht. Doch meine bleichen, knochigen Finger schafften es nur, den harten,
zierenden Rahmen zu berühren, der aus schwarzem Ebenholz bestand. Ein seltsames
Flüstern hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gerichtet: „Beeil dich, die Zeit rinnt. Bist nicht schnell, das Dunkle gewinnt.“ Mir war es ein Rätsel warum die Stimme in
Reimen sprach, jedoch konnte ich in dem Moment nicht anders, als ihr zu folgen.
Es war wie ein Zwang, der meine Beine dazu antrieb sich in Bewegung
zu setzen – ohne das auch nur mein Gehirn diesen Befehl ausgesprochen hatte.
Stillschweigend ging ich den letzten Klängen nach. Das Geflüster verhallte in
meinem Kopf wie Wassertropfen, die man weit in der Ferne fallen hörte. Zeitgleich
spürte ich einen schmerzhaften Stich in meinem Herzen. Von Mal zu Mal fühlte
ich mich älter und älter. Auch meine Muskeln verloren immer mehr an Kraft.
Schleifende Geräusche nahmen anstelle von festen Schritten den Platz ein. Als ich um
die Ecke bog, nahm ich im Schein der Kerzen eine rote hölzerne Tür wahr. Sie war
mit demselben Rot versehen, wie auch die Tapetenwand, der ich nun den Rücken zu
kehrte. Den Kerzenständer auf einen Tisch neben mir gestellt, wagte ich mich an
den Türknopf. Es kostete mich unvorstellbare Kraft und Überwindung, die
goldenen Knopf mit einem Handgriff zu drehen. Mein Körper wollte mich warnen.
Doch wovor? Vor meinem wahren Ich? War hinter dieser Tür etwa mein Ziel? Nach einigen
Versuchen und unter großen Schmerzen schaffte ich es letztendlich doch, die
Tür samt ihren Geheimnissen zu öffnen. Kaum hatte ich einen Fuß über die Schwelle
gesetzt, schon durchflutete meine Adern die alte Kraft. Erleichtert
atmete ich auf. Mein junges Alter war wieder zurückgekehrt. Dennoch währte
meine Freude nicht für lange. Unmittelbar vor mir bäumte sich ein riesiger,
rechteckiger Spiegel auf. Sein Rahmen war mit solch einem wunderbaren, unaussprechlich-schönen
Muster verziert, dass ich vor Erstaunen die Luft anhielt.
Vorsichtig näherte ich mich diesem, aus kaltem Glas
gefertigten, Kunstwerk und betrachtete mich sorgfältig. Jede meiner Zuckungen,
jede meiner Bewegungen, ahmte mein Spiegelbild mir nach. Automatisch formte
sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Doch selbiges meines Abbildes verformte sich
zu einem teuflischen Grinsen. Erschrocken rang ich nach Luft. Ehe mein
Gehirn das eben Gesehene verarbeiten konnte, erschienen, wie aus dem Nichts,
zwei Gestalten neben meinem anderen Ich, dass in dem Spiegel gefangen war.
Eines davon glich dem Teufel und hatte zwei Ziegenbockhörner auf seinem Kopf.
Der Oberkörper war frei, muskulös und wie auch seine restlichen Körperteile in
ein tiefes Nachtschwarz getaucht. Als habe man ihn vollkommen mit Teer
übergossen.
Die zweite Person, links daneben, war in ein riesiges weißes
Tuch eingehüllt. Dieses Tuch war durchsichtig, dennoch bedeckte es die Hälfte
seines Gesichtes, sodass ich nur seinen Mund sehen konnte. Stumm stand es da
und hielt etwas Brennendes in der Hand. Es musste eine halbe Kerze gewesen sein,
oder ein einfaches Teelicht. Alle drei Wesen, schauten spöttisch auf mich
drein, als wollten sie mich für mein verwirrtes und ängstliches Auftreten
auslachen. Bis in den Tod hinein. Panisch drehte ich mich um, schrie sie an,
sie sollten mich in Ruhe lassen. Schlug auf sie ein, trat sie. Jedoch war alles
was ich traf reine Luft. Plötzliche Kopfschmerzen setzten mich außer Gefecht.
Ich schrie in den Raum hinein und hielt mir mit meinen Händen die Ohren zu.
Presste meine Augenlider fest zusammen. Ich wollte, dass es aufhört! Es musste
alles ein Ende finden! Im blitzschnellen Rhythmus tauchten Bilder vor meinen
Augen auf, die meinen gesamten Weg bis hierhin zeigten: Die Spiegel, der Flur,
die Sanduhr, die rote Tür… All das schien wie eine einfache Erinnerung für mich
zu sein. Wie ein Alptraum, den ich immer und immer wieder durchlebte. Nur, war
das hier real. Viel zu real.
„Begreifst du es etwa
immer noch nicht?!“, donnerte eine glasige, klare Stimme unmittelbar vor
mir. Meine Schreie verstummten abrupt. Immer noch von der Angst getrieben, drehte
ich mich zu der Richtung um, in der ich die Stimme vernommen hatte. Mein
Spiegelbild war immer noch da – nur ohne seine höllischen Begleiter. „Was… soll
ich nicht begreifen?“ Meine Stimme klang heiserer, als gewollt. Mein Ebenbild
lächelte mich verstohlen an. Mit seinen Lippen formte er die Antwort nach der
ich solange gesucht hatte: „Ich bin Du.
Dein echtes Du. Das war ich schon immer.“ „Wie… wie… ist es möglich?“,
stotterte ich. Zu benommen, um einen klaren Gedanken zu fassen. Zu meiner
Überraschung reagierte mein wahres Ich nicht mit einer Erklärung, sondern mit
einer Waffe, die er promt auf mich richtete. Mein Gehirn arbeitete schnell und
realisierte sofort, was er vorhatte. „Nein! NEIN! BITTE! TU ES NICHT! ICH FLEHE
DICH AN! BEFREI-“ Der Schuss fiel, ohne, dass er sich auch nur die Mühe machte,
mich zu unterbrechen. Er lächelte nur. Er lächelte nur, so wie er es bei
unserem ersten Treffen getan hatte.
Schmunzelnd sah ich zu,
wie die kleine Schusswunde auf seiner Stirn stoßartig Blut hervorbrachte. Seine
Zeit war ohnehin abgelaufen. Die innere Uhr hatte es mir gesagt. Das letzte Korn war gefallen, ehe er auch nur die Tür erreicht hatte. Langsam steckte ich
die Pistole zurück und trat aus dem Raum. Mit einem Dreh am Türknopf würde
alles von vorne beginnen. Die Sanduhr würde zurückgedreht, er würde wieder
beginnen nach sich selbst zu suchen. Immer und immer wieder. Und ich werde ihn
vernichten. Mal für Mal.
Der Zyklus wird
niemals gebrochen werden!
Geschrieben von: () 12:04, 5. Mai 2017 (UTC)