KurzMordSchockierendes Ende

Das erste Mal vergisst man nie

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Sie malte sich genau aus, wie er aussehen mochte. Bestimmt war er
groß und muskulös. Dunkle, schulterlange Haare. Braune, verführerische,
aber auch leicht melancholische Augen. Der rebellische Typ. Einer, der
einen Codex hatte. Der im Herzen ein Träumer war, aber nach Aussen ein
knallharter Bastard.

Sie hatte ihn noch nie gesehen. Und doch wusste sie irgendwie, was
sie hinter dieser Tür erwarten würde. Dieser Moment, wenn sie sich
öffnete, würde ihr ganzes Leben verändern. Sie würde ihre Unschuld
verlieren und wahrhaft erwachsen werden. Endlich kein kleines Mädchen
mehr sein. Endlich voll und ganz dazugehören.

Ihr junges Herz pochte wie wild. Sie hatte ihr zeremonielles Kleid
angelegt. Nicht etwa weiß, sondern rot, wie es nun einmal Brauch und der
Gelegenheit angemessen war. Das gleiche Kleid hatte auch ihre Mutter
getragen. Und auch ihre ältere Schwester. Es war so Tradition. Die
beiden waren so stolz auf sie. Später, nach dem großen Moment, würden
sie feiern und gemeinsam anstoßen. Auch ihre Freunde wären dann da.
Dieser Moment aber gehörte allein ihr. Und dem Mann, den ihre Mutter und
ihre Schwester für sie ausgewählt hatten.

Dass andere die Wahl für sie getroffen hatten, störte sie nicht. Die beiden wussten genau, was ihr gefiel.

Sie atmete noch einmal tief durch. Ihre Handflächen waren schwitzig.
Die Aufregung ließ sich nicht leugnen. Sie überprüfte noch einmal
sorgfältig ihre Aufmachung. Alles musste perfekt sein. Und das war es.
Sie hatte alles, was sie brauchte. Etwas rotes und altes – nämlich ihr
Kleid – und etwas geborgtes, das sie gerade in der Hand hielt.

Es machte keinen Sinn mehr, länger zu warten. Sie drückte den
Türgriff mit der freien Hand herunter und öffnete die Tür. Sanftes
Kerzenlicht und romantische Musik luden sie ein näherzukommen. Ihre
Schritte fanden wie von selbst den Weg in das kleine Zimmer. Dort, am
Boden sah sie ihn. Er sah genauso aus, wie sie es sich erträumt hatte.
Nur, dass in seinen Augen eher Angst und Schrecken als Verführung und
Melancholie lagen.

Nun, dachte sie, das Leben erfüllte einem nun einmal nicht alle
Wünsche. Und ihre Enttäuschung setzte sich fort, als er den Mund
öffnete. Zwar war seine Stimme dunkel, sinnlich und durchaus anziehend,
aber auch in ihr lag Angst und sie trug nicht die Worte, die sie sich
tausendfach erträumt hatte.

„Bitte. Ich will nicht sterben!“ flehte er und klang dabei
enttäuschend weinerlich. „Lass mich gehen. Bitte!“ schrie er und Tränen
und Rotz liefen an seinem eigentlich perfekten Gesicht herunter. Seine
muskulösen Arme stämmten sich gegen die Seile, mit denen ihre Schwester
und ihre Mutter ihn ans Bett gebunden hatten. Sie hatten eine besonders
Art die Fesseln zu binden. Je mehr er sich wehrte, desto fester würden
sie sich zuziehen. Trotzdem tobte er wie wild und brachte sogar kurz das
schwere Eisenbett zum Wackeln. „Warum tust du das?“ fragte er mit von
Verzweiflung gezeichnetem Gesicht. „Ich habe dir doch nichts getan! Wie
kann man nur so kalt und grausam sein?“

Zorn stieg in ihr auf. Seinen rebellischen Geist in allen Ehren. Aber
sie hatte sich immer gewünscht, ein hingebungsvolles erstes Opfer zu
haben. Jemanden, der die Bedeutung dieses Augenblicks für ihr Leben
erkannte. So, aber fühlte es sich beinah an wie eine Vergewaltigung.

„Sei still!“ schrie sie ihn an. „Du machst alles kaputt. Du machst
meinen großen Tag kaputt!“ Sie setzte ihm das von ihrer besten Freundin
geborgte Messer auf die Brust. Direkt auf Herzhöhe, so wie sie es
gelernt hatte. Er zitterte als das kalte Metall auf seine nackte Haut traf. „Bitte!“ bettelte er weiter „Ich tu auch alles, was du
willst!“

„Das klingt doch schon viel besser“ lobte sie ihn sanft und drückte
das Messer tief in sein Herz, während sie einen kurzen Kuss auf seine
salzigen Lippen presste. „Ich will, dass du stirbst.“ Selbst jetzt
versuchte er sich noch von seinen Fesseln zu befreien und scheuerte sich
dabei die Hand- und Fußgelenke wund. Doch letztlich er tat er ihr den
Gefallen. Sein Todeskampf war schön und poetisch und entschädigte sie
sogar für sein unwürdiges Betteln.

Sie prägte sich jeden Moment ganz genau ein. Jedes Zucken und
Zittern, den letzten Hauch seines Atems und ganz besonders das Brechen
seiner Augen. Sie würde noch lange an diesen Moment zurückdenken. Zwar
würde es noch viele Morde in ihrem Leben geben, aber sein erstes Mal
vergaß man nie.

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