Das Kind der Maske
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Angewidert betrachtete Dorian die Polizei bei ihrer Arbeit
und verließ die Sicherheit der Schatten.
Das Gebäude wurde komplett umstellt und ließ jeden
Fluchtversuch unmöglich erscheinen. Ob es sich um einen weiteren Angriff eines
Monsters oder Verbrechers handelte, war noch nicht bekannt. Lediglich das
Gerede über ein Massaker, welches sich in dem Gebäude ereignet haben soll,
erreichte Dorians Ohr.
Lautlos schwang er sich von Dach zu Dach und vermied es, von
nur einer Menschenseele entdeckt zu werden, wobei der Schleier der Nacht ihm
half. Als er dem Gebäude nahe genug gekommen war, hielt er inne und suchte nach
einem sicheren Eingang. Auch wenn er es nicht gerne zugab, gestand Dorian der
Polizei gute Arbeit ein, da er keine Einstiegsmöglichkeit entdeckte.
Nicht zum ersten Mal stand die Polizei seiner Arbeit im Weg.
Die Behörden waren auf ihn oder seine Kollegen noch nie gut zu sprechen und
wollten jeden einzelnen von ihnen für Selbstjustiz neben die Verbrecher, die sie
zur Strecke brachten, ins Gefängnis bringen. Für ein Großteil der
Allgemeinbevölkerung galten sie aber nicht als Kriminelle, sondern als unerschütterliche
Helden, die jeden Kampf gewinnen konnten. Wenige von ihnen, waren in den Augen
der Menschen aber noch viel mehr.
„An alle Ermittler“, dröhnte es aus dem Polizeifunk und riss
Dorian aus seinen Gedanken, „wir haben die Bestätigung, dass sich Montum in dem
Gebäude aufhält. Halten sie alle Zivilisten auf Abstand und betreten sie auf
keinen Fall das Gebäude“
„Was?“, fragte sich Dorian überrascht selbst. „Was machst du
hier?“
Er hasste es, wenn sein Sohn nicht auf seinen Rat hörte und
sich dadurch unnötig in Gefahr begab. Nun musste er auf ein behutsames Vorgehen
verzichten und sich schnellstmöglich Zutritt in das Gebäude verschaffen, bevor
die Lage eskalieren konnte.
Dorian zog sich seine Maske ins Gesicht und schwang sich auf
das Dach, welches dem Gebäude am nächsten stand. Mit geübter Hand griff er an
seinen Gürtel, der mit allerlei Gerätschaften für die verschiedensten Situationen
ausgerüstet war, packte seinen kleinen Störsender und benutzte ihn.
Innerhalb einer Sekunde fielen alle elektronischen Geräte in
seiner Nähe aus und tunkten den Stadtteil in Finsternis. Während die
Polizeitruppen versuchten herauszufinden, was plötzlich mit der Technik los
war, schwang sich Dorian an das Gebäude heran und kletterte durch ein offen
stehendes Fenster hinein.
In dem Gebäude herrschte nun selbst eine Dunkelheit, die
Dorian zwang, dass eingebaute Nachtsichtgerät in seiner Maske zu aktivieren. Vorsichtig
bahnte er sich seinen Weg voran und hielt nach jeglicher Spur Ausschau. Dass
sein Sohn ausgerechnet hier war, bereitete ihm ein ungutes Gefühl.
Vor zwei Monaten hatten sie hier in dem Gebäude den Schurken Mind
gestellt und konnten ihn nur mit größten Verlusten besiegen. Den Geruch von
verbrannten Fleisch und das Geschrei der Sterbenden, die während des Kampfes
die Flure füllten, peinigten Dorian mit jedem Schritt, den er hier tat. Montum
erlitt in dem Kampf schwere Verletzungen, von denen er sich noch immer nicht
gänzlich erholt hatte. Jedoch litt er schwerer unter all den Toten, die er
nicht retten konnte.
Ohne Zweifel hat dies den Tiefpunkt der Karriere seines
Sohnes dargestellt, trotz alledem liebten ihn die Leute noch immer. Er war der
Größte unter ihnen. Er war ein Symbol. Und Dorian war lediglich sein Schatten,
der ihn aus dem Verborgenen heraus half. Damit ging aber jeglicher Ruhm
automatisch an seinen Sohn, womit er nie ein Problem hatte.
„Hilfe!“, brüllte eine junge Frau einige Stockwerke über
Dorian.
Fluchend stürmte er zum Treppenhaus und rannte dies empor. Während er noch die Stufen erklomm, zog er seinen
Revolver und lud ihn mit seinen stärksten Patronen. Er musste auf das
Schlimmste gefasst sein.
Als er endlich das Stockwerk erreichte, aus dem die Schreie
kamen, wäre ihm beinahe selbst ein kurzer Aufschrei entwichen. Überall häuften
sich die verstümmelten Leichen der Mitarbeiter, deren schreckerstarrten
Gesichter den Terror erahnen ließen, den sie in den letzten Momenten ihres
Lebens verspürt haben mussten.
Nachdem sich Dorian von dem kurzen Schock erholt hatte, fing
er an, einige der Toten zu untersuchen. Nun überfiel ihn ein noch weitaus größeres
Grauen, als der Anblick der massakrierten Menschen.
„Nein“, hauchte Dorian mit brüchiger Stimme, „bitte nicht“
Panisch rannte er den blutgetränkten Flur entlang, bis er
eine schnaufende Gestalt in einem Zimmer ausmachte, in dem das Massaker wohl sein
Ende gefunden hatte.
„Junge?“, fragte Dorian zögernd.
Langsam drehte sich die Gestalt um, welche vor dem leblosen
Körper der Frau stand, die geschrien hatte.
„Vater“, entgegnete Montum unsicher, „du bist hier? Ich … ich
war hier, um nachzusehen. Alles war so laut und … ich habe Mind gesehen. Er …
er ist hier und …“
„Mind ist tot“, unterbrach Dorian ihn vorsichtig. „Du hast
ihn hier vor zwei Monaten getötet“
„Nein, er … er war gerade hier. Wir haben gekämpft und … ich
muss die Leute beschützen. Sind sie schon draußen? Wir müssen die anderen
anrufen. Sie müssen helfen“
„Es gibt keine anderen mehr. Weißt du das nicht mehr? Wir
sind die letzten“
„Stimmt“
Auch ohne das Nachtsichtgerät hätte Dorian erkennen können,
wie die Besinnung in die trüben Augen seines Sohnes wiederkehrte. Allmählich
fing er an, sich im Raum umzuschauen und stand kurz davor zu erkennen, was er
getan hatte.
„Nein!“, stieß Dorian hervor und eilte zu seinen Sohn. „Sieh
nicht hin!“
„Vater“, sagte Montum mit schwacher Stimme, „wir sind doch
Helden, oder? Ich … ich bin doch noch ein Held?“
„Ja … dass bist du“
Dorian nahm seinen Sohn in den Arm und versuchte seinen Blick
von den Toten abzuschirmen. Sie verharrten einige Sekunden, unfähig etwas
anderes zu machen. Mit zitternder Hand griff Dorian nach seinem Revolver und
drückte ihn an die Brust seines Sohnes.
„Es tut mir leid“, flüsterte Dorian und drückte ab.
Stumm betrachtete er die Leiche seines Sohnes, bevor er seinen
Blick auf das Blutbad um ihn herum warf. Er musste einiges verändern, damit man
glaubte, dass er das war.
„Du bist als Held gestorben“, versprach Dorian der Leiche
seines Sohnes und zog ihm seine Maske wieder auf.
„Du musst als Symbol bestehen, doch dein Schatten kann verschwinden“