Das Monster muss sterben!
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Bald hat der Schrecken endlich ein Ende. Es hat wirklich lang genug
gedauert. Unzählige Menschen mussten ihn Nacht für Nacht durchleben. In
Gestalt einer grauenhaften, abstoßenden Kreatur. Diese bedauernswerten
Frauen, Männer und Kinder lagen friedlich und entspannt in ihren Betten
und tauchten in die bunte, tiefe und schrankenlose Welt ihrer Träume
ein, bis sie plötzlich irgendetwas weckte.
Ein Geräusch oder auch nur eine ungute Vorahnung. Und dann sahen sie
sich ihrem größten Alptraum Auge in Auge gegenüber. Einem gedrungenem
Geschöpf mit runzliger Haut, einem dürren Hals, kräftigen,
krallenbewehrten Armen und einem breiten fleischigen Kopf, der fast nur
aus Zähnen zu bestehen scheint.
Die rot leuchtenden Augen des Ungetüms schweben wie zwei unheilvolle
Sterne durch die Nacht, und die kreischende Stimme schneidet sich selbst
in die stärkste Seele hinein, wenn sich der groteske Mund näher und
näher an sein Opfer heranschiebt und verstörende Worte in einer Sprache
spricht, die wohl kein Mensch je entschlüsseln kann. Glücklicherweise
hat es noch niemanden getötet. Bis jetzt jedenfalls.
Warum, darüber können wir nur spekulieren. Vielleicht ist es gestört
worden und geflohen, als jemand anderes ins Zimmer kam oder das Licht
anging. Vielleicht weiß es noch nicht genug über uns Menschen, um sich
einen Angriff zuzutrauen. Vielleicht will es auch nur Psychoterror
verbreiten und weidet sich an unserer Angst.
Aber das ist mir eigentlich scheißegal. Darüber sollen sich
Wissenschaftler und Philosophen ihre Eierköpfe zerbrechen. Ich will das
Viech nur abmurksen und meine Fäuste tief in seine hässliche Fressluke
stopfen. Oder den Lauf meines Gewehrs. Verdient hat es das allemal.
Viele, die von der Kreatur besucht wurden, haben Angststörungen
entwickelt. Manche sogar Depressionen, Paranoia, Schizophrenie.
Sie trauen sich nicht mehr, zu schlafen oder das Licht auszumachen.
Sie haben keine Kraft mehr, zur Schule, in die Uni oder zur Arbeit zu
gehen. Ihr Leben ist versaut, auch wenn ihre Körper verschont wurden. Es
sind tausende, zehntausende, hunderttausende Leben. Jedes davon wäre
einen zerfetzten Monsterschädel wert. Mindestens. Wie schade, dass ich
nur so wenig Kugeln habe.
Immerhin haben wir das Versteck der Kreatur jetzt gefunden. Wanderer
haben zufällig entdeckt, wie die Kreatur dort hineingehuscht ist. Es
liegt mitten in diesem Wald, unter den Wurzeln eines uralten,
gewaltigen Baumes. Und genau dort befinde ich mich jetzt. Direkt über
dem Bau dieses Wichsers. Als Ex-Soldat und erfahrener Dämonenjäger bin
ich genau der richtige Mistkerl für den Job.
So leise wie möglich gleite ich durch die enge Öffnung unter den
knorrigen Wurzeln. Andere hätten vielleicht Angst gehabt. Aber für mich
ist es Routine. Ich bin schon öfter in feindliches Terrain vorgedrungen,
als ich zählen kann. Und auch ein übernatürliches Geschöpf ist nicht
viel gefährlicher als ein Soldat, der um sein Überleben kämpft. Als ich
unten ankomme, leuchtet die Lampe unterhalb der Mündung meines Gewehrs
direkt in die hässliche Visage des Ungeheuers. Das Ding will noch seine
Hände heben, aber ich drücke bereits den Abzug.
Mündungsfeuer erhellt das Versteck der Kreatur, und Kugel um Kugel
schlägt in seinen weichen, ekelhaften Kopf. Grüngelbes Blut spritzt an
die Wände, die Decke und den Boden. Das Viech schreit in seiner
seltsamen Sprache wie ein Schwein auf der Schlachtbank. Das Geschrei
nervt mich tierisch, aber wozu Ohrstöpsel, wenn man eine fette Wumme
hat. Nach einigen weiteren Ladungen liegt das Ding endlich still. Was
für ein geiles Gefühl. Ich bin ein Held. Das ganze Land … nein, die
ganze verdammte Welt wird meinen Namen kennen. Aaron Hill – Der
Monstertöter. Geh kacken, Siegfried. Jetzt kommt der Hillster! Ein
breites Grinsen wächst auf meinen Mundwinkel.
Vielleicht sollte ich mit dem Ding posieren. Ein hübsches Selfie für
meine Facebook-Seite und für Instagram. Für die Ladies, damit sie was
Geiles haben, dass sie sich auf den Nachttisch stellen können. Aber
erstmal brauche ich mehr Licht. Ich stelle mein Gewehr auf einen Tisch,
den das Ding offensichtlich hier hingestellt hatte, als es noch nicht
aus Blut und Matsch bestand, und hole meine fette
Hochleistungstaschenlampe raus. Zum ersten Mal sehe ich das Versteck in
richtig guter Beleuchtung. Ein weiterer Tisch mit einem hölzernen Stuhl.
Ein Schrank… mit Büchern. Bilder von Landschaften und lächelnden
Menschen. Ein Teppich. Ein verdammter Computer. What the fuck? Das sieht
hier ja mehr aus wie in der Wohnung eines Geschichtslehrers als wie im
Schlupfloch eines Monsters.
Langsam gehe ich zu einem großen, ledergebundenen Buch, das
aufgefaltet auf dem Schreibtisch liegt, auf dem sich zur Zeit auch mein
Gewehr befindet. Obwohl ich es nicht erwartet hatte, kann ich die
Schrift darin tatsächlich lesen. Das Ding mochte vielleicht nicht unsere
Sprache sprechen, aber es konnte eindeutig darin schreiben. Seine
Schrift ist geschwungen und verschnörkelt, lässt sich aber trotzdem gut
lesen.
„Tag 187. Es ist zum verzweifeln. Egal was ich auch tue: Ich kann
mich den Menschen einfach nicht verständlich machen. Meine Stimmbänder
können keine für sie interpretierbaren Laute erzeugen, auch wenn ich die
Struktur ihrer Sprache inzwischen perfekt verstehe und beherrsche, und
sie sogar in Gedanken häufiger verwende als meine eigene. Hinzu kommt,
dass mein Aussehen sie über die Maßen verstört und ängstigt.
Verschiedene Berichte im Internet haben mir das genauso deutlich
gemacht wie die Mimik und die Reaktionen meiner Schutzbefohlenen.
Das tut mir weh, und ich bedauere es sehr. Das letzte, was ich will
ist, den Menschen Angst zu machen. Aber ich kann mein Aussehen nicht
verändern und auch nicht unsichtbar werden. Nicht, wenn ich die Tore
versiegeln will. Denn dafür – und für die unzähligen Raum- und
Zeitsprünge – benötige ich all meine Konzentration. Also brechen die
Menschen weiterhin in Panik und Angst aus, wenn ich ihnen begegne. Und
es ist ja auch nicht verwunderlich. Ich habe erhebliche Ähnlichkeit mit
den Schreckgespensten, mit denen sie sich selbst in Filmen und
Geschichten quälen. Nur dass meine Absichten gar nicht unterschiedlicher
sein könnten.
Als Letzter meines Volkes, der Graiori, kann nur ich sie noch vor
Wesen schützen, gegen die selbst die schlimmsten Monster aus ihren
Filmen geradezu ein amüsanter Witz sind.
Denn die Tore von Varustrach sind geöffnet. Und ihre verschlungenen
Pfade führen in die Schlafstätten von Milliarden Menschen, die sich
nicht einmal ansatzweise gegen das verteidigen könnten, was die Barriere
durchschreiten will. Also muss ich ihr Schild sein. Ihr Beschützer. Und
dabei bin ich so müde. Müde von der dauernden Ablehnung. Müde von den
Missverständnissen. Müde von all den Kämpfen. So schrecklich müde … Ich
werde mir etwas Ruhe gönnen. Ein paar Stunden nur. Aber ich gebe nicht
auf. Ich muss stark sein. Sie haben doch nur mich.“