Das Wiegenlied
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Hush, child, the darkness will rise from the deep“
(Heather Dale, Mordred’s Lullaby)
Mick erwachte mitten in der Nacht, weil jemand eine Melodie summte.
Ein Wiegenlied?
Automatisch
streckte er seinen Arm aus, tastete nach seiner Freundin, doch sie lag
nicht mehr neben ihm. Abrupt setzte sich Mick im Bett auf, versuchte im
Halbdunkel des Schlafzimmers etwas zu sehen. Das Mondlicht, das durchs
Fenster hereinfiel, ließ alles als graue Umrisse erscheinen. Endlich
erblickte er eine Gestalt, die nur in Top und Slip am Schreibtisch saß.
„Cynthia?“, flüsterte er.
Keine
Reaktion. Nur das Summen dieser unheimlichen Melodie. Auch wenn es sich
wie ein Wiegenlied anhörte, so schwang doch etwas in der Melodie mit,
das ihm einen Schauer den Rücken hinunter laufen ließ.
„Cynthia?“, fragte er erneut, lauter diesmal. Das Summen wurde einen Augenblick unterbrochen, dann setzte es wieder ein.
Mit
einem ärgerlichen Grollen schlug Mick die Bettdecke zurück, schwang
seine Beine über die Bettkante und stand auf. Der Holzfußboden fühlte
sich kalt unter seinen nackten Füßen an, doch das nahm er nur am Rande
wahr. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf die junge Frau gerichtet, die
dort im Halbdunkeln saß und vor sich hinsummte.
„Cynthia!“
Er
legte eine Hand auf ihre bloße Schulter, rüttelte sie.
Endlich zeigte
sie eine Reaktion, wandte ihm ihr hübsches Gesicht zu. Und er
erschauerte.
Ihr
Gesichtszüge waren so vertraut und doch so fremd. Es war Cynthia und
auch wieder nicht Cynthia. Was war hier nur los? Mick glaubte langsam
den Verstand zu verlieren.
Der
Blick ihrer Augen war panisch, verloren, fremd und das Summen dieser
verdammten Melodie, die ihm einerseits so bekannt vorkam, andererseits
so befremdlich wirkte, wurde lauter.
Er
ließ sich neben ihr auf die Knie fallen, sah ihr direkt in die
grünblauen Augen, legte ihr seine Hände auf die Oberarme, schüttelte
sie. Er wollte, dass sie zu sich kam, dass sie wieder zu Cynthia wurde,
seiner Cynthia – beste Freundin und Geliebte – und endlich aufhörte,
diese verdammte Melodie zu summen.
„Cynthia!“
Er brüllte ihren Namen.
Endlich hörte sie auf zu summen, sah ihn überrascht – und verängstigt? – an. Dann schrie sie.
Erschrocken
sprang Mick auf und wich zurück, stolperte über seine eigenen Füße,
fiel hin. Damit hatte er nicht gerechnet. Es machte ihm Angst Cynthia so
zu sehen, seine vernünftige, kluge Cynthia. Inzwischen hatte sie
aufgehört zu schreien und angefangen zu schluchzen.
Beide
Arme um den Leib geschlungen, wiegte sie sich auf dem Schreibtischstuhl
vor und zurück. Mick rappelte sich auf um zu ihr zu gehen, sie in seine
Arme zu ziehen und zu beruhigen. Doch noch bevor es dazu kam, wurde die
Zimmertür aufgerissen und Cynthias Mitbewohner stürmte ins Zimmer,
gefolgt von seinem Freund, beide nur in T-Shirts und Boxer-Shorts.
„Was
ist hier los?“, zischte Cynthias Mitbewohner, als er an Mick vorbei zu
Cynthia ging und sie in die Arme schloss, wobei er Mick mit zusammen
gezogenen Augenbrauen aus seinen hellblauen Augen anfunkelte.
„Mick?
Was ist passiert?“, erkundigte sich nun auch der Freund von Cynthias
Mitbewohner und legte Mick eine Hand auf die Schulter.
„Ehrlich
gesagt habe ich keine Ahnung, Ben“, gestand Mick, „Als ich aufgewacht
bin saß sie einfach nur da und summte diese beschissene Melodie!“
Er
rappelte sich auf und näherte sich wieder Cynthia, die noch immer
herzzerreißend schluchzte. Allerdings konnte Mick nun Wörter in dem
Schluchzen ausmachen. Es klang wie „Mein Baby!“. Verwundert runzelte
Mick die Stirn.
„Und
wieso hat sie so geschrien und ist jetzt völlig durch den Wind?“,
erkundigte sich Cynthias Mitbewohner, der noch immer seine Arme um sie
gelegt hatte.
„Ich
weiß es nicht, Aurel. Sie wirkte irgendwie… abwesend. Ich wollte sie
doch bloß aus diesem Zustand holen und hab sie geschüttelt. Dann fing
sie an zu schreien“, erklärte Mick.
Er beobachtete, wie Aurel weiterhin
versuchte Cynthia zu beruhigen und verspürte einen Anflug von
Eifersucht. Cynthia war seine Freundin. Er sollte sie trösten, nicht diese kleine blonde Schwuchtel… Halt! Aurel war doch auch sein Freund.
Woher kamen bloß diese Gedanken?
„Ist sie schwanger?“, wollte Aurel plötzlich wissen und sah Mick an. Auch Ben richtete seinen Blick erwartungsvoll auf ihn.
Mick
wand sich. Er und Cynthia hatten noch nie richtig miteinander
geschlafen, auch wenn sie des Öfteren ein Bett teilten und ihre Körper
bereits mit Händen und Lippen erkundet hatten.
Er räusperte sich. „Nicht, dass ich wüsste. Nein, ich denke nicht, dass sie es ist.“
Aurel
sah ihn weiterhin ruhig an. Dann sagte er: „Aber sie wiederholt immer
wieder ‚Mein Baby‘. Warum sollte sie sonst so etwas sagen?“
Die Antwort darauf erhielten sie am nächsten Morgen.
Micks
Bruder teilte ihnen mit, dass seine Verlobte, die in der 10. Woche
schwanger gewesen war, in der Nacht ihr Baby verloren hatte. Die Krämpfe
und Blutungen hatten um 3.23 Uhr eingesetzt, genau zu der Zeit, als
Cynthia in diesen Zustand verfallen war.
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von Rory Porter
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Das Original wurde bereits schon vorher von mir auf https://www.fanfiktion.de/s/58df7ff10005ed6033572847/1/Das-Wiegenlied unter dem Autoren-Namen missauburnleaf veröffentlicht.
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