GeisterKurzTod

Der blaue Tod

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Ein greller Schrei, erfüllt von Schmerzen, zerriss die feuchte, abgestandene Luft des Kellerraums und blieb ungehört. Rosalia biss die Zähne zusammen, ein Schluchzen unterdrückend sah sie sich nach Hilfe um, von welcher aber im schmutzigen Licht der Öllampe nichts zu sehen war. Sie verstand nicht, was man soeben in ihre Adern geleitet hatte, doch die klare Flüssigkeit roch alkoholisch und brannte wie Feuer unter ihrer Porzellanhaut. Sie war noch so jung, zu jung, um zu verstehen… Trotzig bettelte Rosie den Mann an, aufzuhören, er sollte sie in Frieden zu lassen aber der Fremde schien sie nicht einmal wahrzunehmen. Warum war er so gemein zu ihr?

Wo bin ich? Und Wo ist Papa?

Immer wieder änderte der Fremde Haltung und Position ihrer gelähmten Gliedmaßen, als formte er eine makabere Skulptur, eine Skulptur aus Fleisch und Blut und Haut. Rosie war elend zumute, schreien wollte sie und sich hysterisch bei ihrem Vater ausheulen. Tränen kamen trotzdem keine und ein seltsames Gefühl der Leere beschlich das Kind. Sie hatte ihre Proteste aufgegeben, stattdessen starrte sie den Fremden einfach nur an, der sie in aller Ruhe in einem kleinen dunklen Holzkasten legte, um dort ihr blaues Kleid zu richten und die Gelbe Schleife in ihrem Haar, der Fremde, mit den müden Augen und dem leeren Blick.

Ich will nicht…

Erneut versuchte sie gegen ihr Schicksal aufzubegehren. Ihre verzweifelten Proteste gingen ins Leere und verklangen ungehört in der Welt als der Kasten mit einem Glasdeckel verschlossen wurde, für alle Zeit vom Rest getrennt.

In diesem Moment befiel Rosie Panik, und zwar genug um ihre kleinen Hände aus dem unsichtbaren Bann und hoch zu reißen und gegen den gläsernen Deckel zu trommeln. Strampelnd und heulend versuchte sie frei zu kommen, denn jetzt hatte sie neue Hoffnung bekommen.

Allerdings konnte, nach einer gefühlten Ewigkeit, selbst dieses Kind erkennen, dass die Welt trotz allem seltsam teilnahmslos blieb. Das Holz knarrte nicht… das Glas klirrte nicht unter ihren Schlägen…

Nein!

Entsetzt öffnete das kleine Mädchen die Augen. Was war das denn für ein Traum? Es war so…echt?

Vielleicht war es auch keiner, dachte sie, als sie sich auf dem kalten Boden des erdig riechenden Kellerraums wiederfand. Sie erkannte, dass neben ihr, auf einem alten Schreibtisch das Holzkästchen ihrer Albträume stand, zusammen mit der Öllampe, der langsam der Brennstoff für ihr schmutziges Licht ausging. Dieses Mal jedoch konnte Rosalia zu ihrer Erleichterung auf Anhieb aufstehen. Unbehaglich stand sie da und nach genauerer Betrachtung ihrer Umgebung kam Rosie zu dem Entschluss, dass es sich um einen Kartoffelkeller wie ihren eigenen handeln musste. Bei dem Gedanken an zu Hause zog sich ihre Brust zusammen.

Ich muss hier weg.

In diesem Moment erklang das Knarren einer sich öffnenden Tür, was der entsetzten Rosalie den Anblick des fremden Mannes bot, zusammen mit ihren Eltern!

Papa? Mama?

Voller Freude und Erleichterung sprang Rosie auf ihre Eltern zu und wollte ihren Papa umarmen. Als ihre Hände ins Leere fassten, stolperte sie ungeschickt und landete vor den Füßen ihrer Mutter. Verwirrt blickte die Kleine sich nach Hilfe um aber keiner schien sie zu bemerken, nicht einmal der Mann mit dem leeren Blick.

„Mama, was ist los?“

Sie erhielt keine Antwort, stattdessen war da ein Schluchzen und Rosalias lieber Papa erhob die gebrochene Stimme.

„Ich danke Ihnen, Herr Salafia, für dieses letzte Bild des Friedens, es sieht wahrhaft aus als würde unsere Tochter nur schlafen.“

Sein Blick war wohl auf das Kästchen gerichtet, doch war es zu hoch für Rosalia, um einen Blick hineinzuwerfen. Frustriert und irritiert umkreiste Rosie den Tisch und betrachtete den Kasten von allen Seiten. Goldene Kringel zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich, Rosalia kannte sie von ihrer Mama. Die nannte sie immer nur Buchstaben doch lesen konnten sie sie beide nicht.

„Ich bin doch hier!“

Nach kurzem Schweigen unterbrach der mit dem leeren Blick die Stille: „Es gibt keinen Grund zu danken, Herr Lombardo…“ nach einer weiteren Pause fuhr er mit fester Stimme fort und Rosalia´s Mutter brach in Tränen aus,

„Der blaue Tod hat doch schon viel zu viele Opfer gefordert

Rosalia Lombardo, geboren am 13. Dezember 1916, vergangen am 6. Dezember 1920…

Es tut mir aufrichtig leid…“

Und ab da verstand die kleine, süße Rosie die Welt wirklich nicht mehr.

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