Der Knall
Er war allein. Um ihn herum Dunkelheit. Langsam erkannte er seine Umgebung. Rohre, einen Tank, Metall. Er musste sich im Herzen einer Fabrik befinden. Vorsichtig erkundete er die Umgebung. Er wusste nicht, wie er hier her gekommen war, noch wo er war. Er wusste gar nichts mehr.
Die Gänge schienen heller zu werden, je tiefer er sich in die Fabrik vorarbeitete. Er wollte jemanden suchen und fragen, wo er hier war. Doch keine Menschenseele war zu sehen. Als er bereits zu verzweifeln begann, sah er auf einmal ein entferntes Licht. Er bewegte sich darauf zu. Hoffnung kam in ihm auf.
Das kleine Licht gehörte zu einer Taschenlampe. Und die Lampe gehörte zu einem Mann, der seinen Kleidern nach zu urteilen ein Mechaniker sein musste. Der Mann schenkte ihm keinerlei Beachtung. Nervös wuselte er umher. Gestikulierte. Brüllte. Andere Mechaniker liefen umher. Alles wirkte ein wenig nervös. Es erinnerte ihn an einen Ameisenhaufen, den man aufgewühlt hat. Die Ameisen rennen panisch u...
Der Knall
Er war allein. Um ihn herum Dunkelheit. Langsam erkannte er seine Umgebung. Rohre, einen Tank, Metall. Er musste sich im Herzen einer Fabrik befinden. Vorsichtig erkundete er die Umgebung. Er wusste nicht, wie er hier her gekommen war, noch wo er war. Er wusste gar nichts mehr.
Die Gänge schienen heller zu werden, je tiefer er sich in die Fabrik vorarbeitete. Er wollte jemanden suchen und fragen, wo er hier war. Doch keine Menschenseele war zu sehen. Als er bereits zu verzweifeln begann, sah er auf einmal ein entferntes Licht. Er bewegte sich darauf zu. Hoffnung kam in ihm auf.
Das kleine Licht gehörte zu einer Taschenlampe. Und die Lampe gehörte zu einem Mann, der seinen Kleidern nach zu urteilen ein Mechaniker sein musste. Der Mann schenkte ihm keinerlei Beachtung. Nervös wuselte er umher. Gestikulierte. Brüllte. Andere Mechaniker liefen umher. Alles wirkte ein wenig nervös. Es erinnerte ihn an einen Ameisenhaufen, den man aufgewühlt hat. Die Ameisen rennen panisch umher, tragen die Eier weg, versuchen sich zu ordnen. Ein ähnliches Bild bot sich ihm hier.
Zwischen den Mechanikern liefen auch einige Männer in braun-grauen Uniformen. Auch sie beachteten ihn nicht, sondern liefen nervös umher. Er ging weiter voran, neugierig, was wohl die Männer so sehr erregt haben mochte. Er fragte einen der Männer, was los sei, doch er Mann antwortete nicht. Entweder er ignorierte ihn oder er hatte seine Frage in der allgemeinen Unruhe nicht gehört. Ohne ihn zu beachten lief der Mann weiter und verschwand in einem der dunklen Tunnel.
Er stellte sich nun also zu einem der Uniformierten und hörte was sie sagten. Der Mann, der in der Gruppe den Ton angab, brüllte gerade herum. „Wie konnte das passieren? Wieso ist der Notstromgenerator nicht angesprungen?“ Einer der Mechaniker antwortete kleinlaut. „Der Generator ist ausgefallen. Wir wissen nicht…“ „DANN BEWEGT EUCH IHR HUNDE!“, brüllte der Kommandeur. „BRINGT DAS SOFORT IN ORDNUNG! SOFORT!“
Er ging weiter. Dieser cholerische Schreihals verunsicherte ihn. Zwar wirkte der Mann durch und durch jähzornig, aber irgendetwas machte ihm auch Angst. In seiner Stimme lag Zorn aber auch nackte Panik. Er ging also weiter. Wollte nur noch weg, von diesem wilden Gewusel.
Die Gänge, in die er nun kam, waren zumindest diffus beleuchtet. Er durchschritt breite Gänge, die zu einer großen Stahltür führten. Die Tür war mit zahlreichen Schildern und Tafeln versehen, doch er konnte im schwachen Licht nichts erkennen.
Hinter der großen Tür knarzte es. Erst leise, doch schnell wurde das bedrohliche Geräusch lauter und lauter. Als würde es sich auf ihn zu bewegen. Er wollte sich umdrehen und fliehen, doch seine Beine gehorchten ihm nicht. Wie festgefroren blieb er stehen und starrte auf die Tür, die nun angefangen hatte, zu vibrieren. Der ganze Boden zitterte. Ein entfernter Knall. Laut. Bedrohlich.
Ein Mann packte von hinten seinen Arm und zog ihn zu sich. „WEG HIER!“ brüllte er. Sie liefen gemeinsam. Rannten weg vor der Kakophonie aus metallischem Klirren, lauten Knallgeräuschen und feurigem Zischen. Sie kamen wieder in den Gang, in dem die Uniformierten standen und verängstigt umherliefen. Der Kommandeur packte den Mann, der ihn weggezogen hatte und brüllte ihm etwas Unverständliches ins Gesicht. Der Lärm, der immer lauter wurde, übertönte selbst das Brüllen des Kommandeurs.
Mit einem Mal erstarben alle Geräusche. Es wurde totenstill. Der Kommandeur lies den Mann los und sah sich nervös um. „Was ist los?“, flüsterte er, als fürchte er, die Stille mit einer zu lauten Bemerkung zu zerreißen. „Wir sind verloren.“, flüsterte der Mann, den der Kommandeur eben noch gepackt hatte.
In diesem Moment explodierte der Boden. Die metallenen Röhren verwandelten sich in Tentakel aus Flammen, die um sich griffen und alles, was sie berührten, zerfließen ließen, als sei es Butter. Die Männer schrien in Panik auf, bevor ihre Leiber von den Flammen zerfetzt wurden. Ihre Gesichter schmolzen und enthüllten blutige Schädel. Auch der Kommandeur sank vor mir auf die Knie. Sein Gesicht lief gerade als blutiger Brei an ihm herab. Sein Schädel war zu einem stummen Schrei geöffnet. Dann wurde der Knochen von der Hitze erfasst und platzte auseinander.
Er selbst fühlte die Flammen um sich herum. In dem Moment, als er den brennenden Schmerz spürte und den Mund öffnete, um zu schreien, schossen alle Flammen mit einem Mal in seinen Mund. Füllten ihn und erstickten seinen Schrei. Er spürte, wie die Flammen sich durch seinen Körper fraßen. Als seine Augäpfel platzten, wurde alles schwarz.
***
Pjotr schreckt aus dem Alptraum auf. Kerzengerade sitzt er im Bett. Er ist schweißnass. Nervös blickt er zu seiner Frau. Sie schläft neben ihm. Immer noch schlaftrunken steht er auf und geht zum Fenster. Er öffnet es und lässt seinen Blick durch die ruhigen Straßen schweifen. Alles war still. Tschernobyl schlief.