ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Es gibt keine spannende Hintergrundgeschichte, okay? Ich habe dieses Ding nicht auf irgendeinem gruseligen Flohmarkt gekauft. Es war kein Geschenk von einem entfremdeten Verwandten, der zufällig auch noch in irgendeinem Kult aktiv war. Nein, der Fernseher wurde ganz normal im Einkaufszentrum gekauft, verdammt noch mal. Er stand da einfach, ganz unscheinbar, auf einem Regal. Ein billiges Modell noch dazu. Nichts an seinem Aussehen deutet darauf hin, dass das Ding so verdreht sein könnte, wie es tatsächlich ist.
Mein neuer Fernseher zeigt Sendungen und Programme, die es nicht geben dürfte. Oder zumindest zeigt er Dinge, die ich noch nie zuvor im normalen Fernsehen gesehen habe. Kein klar denkender Mensch würde einen solchen Mist jemals ausstrahlen.
Als ich das Gerät heute Nachmittag nach Hause gebracht habe, habe ich erst mal ein bisschen damit herumgespielt, wie man das eben so macht, wenn man sich neue Technik anschafft: Kabel anschließen, schauen, ob der Fire Stick funktioniert, der übliche Kram. Aber da war eine Sache, die sofort meine Aufmerksamkeit erregte.
Du weißt, wie jeder Fernseher ein „Source“-Menü hat? Da kann man zwischen Optionen wie Aux, USB, HDMI 1, HDMI 2 und so weiter wählen? Mein neuer Fernseher hat das alles auch – aber es gibt noch eine zusätzliche „Quelle“, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Sie wird weder im Handbuch erwähnt, noch finde ich irgendetwas online, das mir weiterhilft. Diese Quelle hat keinen Namen, im Menü des Fernsehers wird sie nur als fünf Striche „|||||“ angezeigt.
Als ich zum ersten Mal die „|||||“-Quelle auswählte, landete ich auf etwas, das wie Kabelfernsehen wirkte, aber nichts dergleichen war. Ja, es gab Kanäle – aber ich spreche hier nicht von TNT oder AMC oder sowas. Ich glaube nicht, dass irgendwas, das auf den „|||||“-Kanälen ausgestrahlt wird, jemals im normalen Fernsehen erlaubt wäre.
Lass mich das erklären …
Kanal 32
Sobald ich „|||||“ auswählte, landete ich direkt auf Kanal 32, wo gerade irgendeine Art von Familiensitcom lief. Ich ließ die Sendung laufen, während ich mich ans Googeln machte, um herauszufinden, was es mit dieser zusätzlichen Quelle auf sich hatte. Ein Herstellungsfehler vielleicht? Ich konzentrierte mich hauptsächlich auf die Suche und achtete kaum auf das, was auf dem Bildschirm passierte – bis plötzlich ein Satz fiel, der mich schlagartig zum Fernseher zurückholen ließ:
„Wo zur Hölle warst du?“
In der Sitcom schimpfte ein Vater mit einem Teenager, der gerade mitten in der Nacht in die Küche geschlichen war. Der Junge sah verwuschelt und aufgedonnert aus, vermutlich frisch von einer Party. Kaum hatte der Vater geflucht, brach die Studio-Audience in Gelächter aus.
„Ich …“, stammelte der Junge.
Doch der Vater schnitt ihm das Wort ab. „Ich habe die ganze verdammte Nacht auf dich gewartet. Wo zur Hölle warst du?“
Wieder lachte das Publikum.
Was zur Hölle? Dachte ich und legte mein Handy zur Seite. Was ist das denn für eine Show?
„Ich … ich war auf einer Party“, gab der Sohn schließlich kleinlaut zu.
Der Vater, ein massiger Kerl mit wildem Bart, trat bedrohlich näher. Seine Augen wirkten wahnsinnig aufgerissen. Der Junge machte einen instinktiven Schritt zurück. Die Reaktion war so intensiv, dass sie für eine Sitcom viel zu echt wirkte.
„Auf einer Party“, wiederholte der Vater langsam. „Du warst auf einer Party?“
„Ja, Dad, ich—“
Die Hand des Vaters schlug ihm mitten ins Gesicht. Ein dumpfes, fleischiges Geräusch. Der Junge schrie auf vor Schmerz und Überraschung und landete hart auf dem Küchenboden. Über ihm stand sein Vater, zitternd vor Wut, beinahe schäumend.
Und zum dritten Mal brach die Studio-Audience in Gelächter aus.
„Es tut mir leid!“, wimmerte der Junge vom Boden aus. „Bitte, hör auf! Es tut mir leid!“
Doch der Vater trat nun auf ihn ein, immer wieder, mit brutaler Wucht. Sein Rücken war zur Kamera gewandt, sodass man die Details nicht sehen konnte. Dann blendete die Szene aus, begleitet von einer fröhlichen Melodie – wie man sie aus Sitcoms à la Full House oder Alle unter einem Dach kennt.
Die nächste Szene zeigte das Wohnzimmer der Familie. Der Junge aus der vorigen Szene saß auf einem Sofa. Sein Gesicht war blutverschmiert, die Augen blau geschlagen. Neben ihm saß ein junges Mädchen, wahrscheinlich seine Schwester.
„Du kannst nicht einfach so abhauen“, sagte das Mädchen ruhig zu ihrem misshandelten Bruder. „Daddy wird wütend, wenn du das machst.“
„Es tut so weh“, murmelte der Junge, unterdrückte ein Schluchzen, während ihm Tränen über seine geschwollenen Wangen liefen.
Das Publikum lachte und applaudierte.
Was zur Hölle sehe ich hier gerade? Die ganze Inszenierung – der Schnitt, die Musik, das Timing – war wie aus einer klassischen Familiensitcom, aber das, was da gezeigt wurde, war einfach nur … grausam. Ich konnte nicht verstehen, wie so etwas jemals ausgestrahlt werden konnte.
Ich war gleichermaßen verstört wie fasziniert. Also setzte ich mich auf die Couch und sah die Episode bis zum bitteren Ende. Es waren vielleicht noch fünf Minuten übrig, und sie bestanden ausschließlich daraus, dass die beiden Kinder weinten und einander gestanden, dass sie sich wünschten, ihrem Vater zu entkommen.
Mit jedem Schluchzen, mit jedem Ausdruck von Verzweiflung der beiden brach das Publikum erneut in Lachen und Applaus aus – als wären diese armen Kinder und ihr Elend die lustigste Sache, die es je zu sehen gab.
Als der Abspann lief, spielte ein fröhlicher, beschwingter Titelsong, so als hätte die Serie von einer liebenswert chaotischen Familie gehandelt, die in allerlei lustige Situationen stolpert – nicht von einer Familie, die an ihrer eigenen Qual zugrunde geht.
Ich saß da, reglos, für einen Moment, versuchte irgendwie zu begreifen, was ich gerade gesehen hatte. Es fühlte sich … schmutzig an. Das ganze Ding war einfach falsch.
Als die nächste Episode begann, wechselte ich schnell den Kanal zu …
Kanal 61
Es sah aus wie ein typischer Homeshopping-Sender. Eine ältere Frau mit weißem Haar strahlte in die Kamera, während Grafiken mit Telefonnummern und Preisen sie einrahmten – ein perfektes kleines Porträt des Kapitalismus auf meinem Bildschirm. Meine Frau schaut oft solche Sender, meistens, um Schmuck zu bewundern, den wir uns nicht leisten können … aber das hier war etwas ganz anderes. Und wie schon bei der Sitcom zuvor war es anders auf die schlimmstmögliche Weise.
Auf solchen Kanälen werden oft Kleidung oder Accessoires präsentiert, gerne auch an Schaufensterpuppen. Dieser Kanal machte es genauso – mit dem kleinen Unterschied, dass die Schaufensterpuppe keinen Schmuck oder ein Kleid trug, sondern ein Lederhalsband. Es war so eng geschnürt, dass es den Hals beinahe zerquetschte. Die ältere Moderatorin hielt die Leine in der Hand, die am Halsband befestigt war.
„… wie Sie hier sehen können“, sagte sie mit freundlicher Stimme, „sitzt die Leine extrem fest am Hals, was absoluten Gehorsam garantiert. Nichts überzeugt so gut wie ein zusammengedrückter Kehlkopf.“ Sie kicherte leise.
„Oh, und da haben wir schon einen Käufer – Emily aus Wisconsin! Sehr schnell am Hörer, meine Liebe. Wir hoffen, Sie genießen Ihre neue LethalLeash.“
Eine Frauenstimme ertönte aus dem Lautsprecher: „Danke, Amy! Ich liebe sie jetzt schon und kann es kaum erwarten, sie auszuprobieren.“
„Freut mich zu hören, Schatz. Kommen wir zu unserem heutigen Spezialangebot.“
Amy, die Moderatorin, drehte sich nach rechts, und die Kamera schwenkte mit ihr zu ihrem nächsten Produkt.
Im Raum stand ein junges Mädchen, keine zwanzig Jahre alt, mit einer Metallvorrichtung als Knebel festgekettet am Boden. Ihre Augen waren aufgerissen vor Angst, zwei riesige Kreise des Schreckens. Sie versuchte zu schreien, doch der Knebel erstickte ihre Schreie zu gedämpftem, verzweifeltem Stöhnen.
Das Mädchen sah aus, als wäre sie einmal hübsch gewesen, aber ihr Gesicht war so brutal zugerichtet, dass man es kaum erkennen konnte.
„Für unser nächstes Angebot haben wir etwas ganz Besonderes: Sie erhalten nicht nur dieses entzückende Produkt …“ Amy strich der gefesselten Frau zärtlich durchs Haar. „… sondern auch ein Set von LethalLeashes gratis dazu! Das Set enthält Leinen in verschiedenen Farben und Designs, damit Sie immer die passende zu Ihrem Produkt haben. Greifen Sie jetzt zu und sichern Sie sich dieses unglaubliche Angebot.“
Statt einer Telefonnummer erschien auf dem Bildschirm eine Reihe seltsamer Symbole – etwas, das ich noch nie zuvor gesehen hatte.
Die Szene wechselte kurz, um das „Vielfalts-Set“ zu zeigen: leuchtend bunte, aber dennoch grausam aussehende Lederbänder. Dann blendete es zurück auf das Gesicht des jungen Mädchens, das vor Angst beinahe zu Stein erstarrt war.
Amy rief plötzlich begeistert: „Wow! Das ging aber schnell. Der Anrufer ist Ted aus Brooklyn. Herzlichen Glückwunsch, Ted, wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihrem neuen Produkt.“
Eine raue, kratzige Stimme dröhnte aus dem Lautsprecher: „Sie sieht genauso aus wie meine Ex-Freundin, also ja, ich werde es verdammt nochmal genießen.“
Zwei Männer in schwarzen Uniformen und Masken traten ins Bild, ketteten das Mädchen vom Boden los und schleppten sie davon. Trotz des Knebels waren ihre Schreie so laut, dass sie durchdrangen. Sie trat um sich, verzweifelt, aber ihre Bemühungen waren zwecklos.
Völlig verstört griff ich zur Fernbedienung, um den Kanal zu wechseln. Dabei fiel mir auf, dass meine Hand zitterte.
Kanal 104
Dieses Mal lief eine Infomercial für ein Fitnessprogramm. Ich schaltete genau dann ein, als sie „Vorher“- und „Nachher“-Bilder einer Frau zeigten, die ein Trainingspaket namens „Pure-Motive“ gekauft hatte. Die Frau war vorher sehr übergewichtig gewesen und hatte innerhalb von nur wenigen Monaten um die achtzig Pfund abgenommen.
In einem kurzen Interview sprach die Frau über ihre Erfahrung: „Es ist die einzige Methode, die bei mir wirklich funktioniert hat. Wenn du schnell abnehmen willst, dann ist das genau das Richtige für dich.“
Der Schnitt wechselte zu einem Clip, der die Frau zeigte, wie sie auf einem Laufband rannte. Ihr Gesicht war knallrot vor Anstrengung. Hinter ihr stand ein bulliger Typ mit finsterem Blick, der eine große Schrotflinte direkt auf ihren Rücken gerichtet hielt. Eine Zigarette hing locker aus seinem Mundwinkel. Sein Blick war so stechend, als könnte er jeden Moment den Abzug drücken.
Als Nächstes wurden die „Vorher“- und „Nachher“-Bilder eines stark übergewichtigen Mannes eingeblendet. Ein kurzer Clip zeigte, wie er Kniebeugen mit ein paar Hanteln machte. Hinter ihm stand ein weiterer gruseliger Schläger, der ihm eine Pistole dicht an den Kopf hielt.
„Es ist das Einzige, das funktioniert!“, sagte der Mann glücklich, doch seine Stimme klang dünn und zittrig.
Es folgte eine Montage schrecklicher Aufnahmen: Eine Frau, die über eine Laufbahn rannte, während ein Mann mit knurrenden Hunden dicht hinter ihr lief. Eine Gruppe von Menschen, die Hampelmänner machten, umgeben von bewaffneten Wachleuten mit Sturmgewehren, die jede Bewegung genau beobachteten. Und schließlich ein extrem übergewichtiger Mann, der verzweifelt versuchte, Liegestütze zu machen. Er schluchzte unkontrolliert.
Eine überhebliche Off-Stimme erklärte: „Für Faulheit gibt es keinen Platz – nicht bei Pure-Motive!“
Der übergewichtige Mann brach schließlich unter der Schwerkraft zusammen und schlug mit dem Gesicht voran auf den Boden. Sofort begann er zu schreien: „Nein! Bitte nicht!“
Vier Männer traten ins Bild und begannen, ihn brutal zusammenzutreten. Die Szene schien ewig zu dauern. Blut und Zähne flogen aus seinem Mund. Einer der Männer verschwand kurz aus dem Bild und kam mit einer scharfen Machete zurück.
„Nein!“, schrie der Mann, so gut er es noch konnte. „Bitte nicht!“
Der Schläger hob die Machete mit beiden Händen über den Kopf, wie ein Henker im Mittelalter, und ließ die Klinge dann auf dem Kopf des Mannes niederfahren.
Ich schaltete den Kanal um, noch bevor die Klinge ihr Ziel erreichte.
Kanal 11
Auf diesem Kanal lief ein Werbespot für einen neuen Burger einer Restaurantkette, von der ich noch nie zuvor gehört hatte. Anfangs wirkte alles recht gewöhnlich, doch schon bald wurde klar, dass der Burger aus Menschen gemacht war – genauer gesagt, aus ihren Gliedmaßen.
Als Dessert bot das Restaurant große Schüsseln voller menschlichem Ohrenschmalz an. Zwei Schauspieler starrten ihre Schüsseln hungrig an, bevor sie sich mit sichtbarer Begeisterung darauf stürzten und anfingen, den Inhalt genüsslich zu verspeisen.
Mir drehte sich der Magen um. Ich würgte, griff zur Fernbedienung und schaltete den Kanal sofort weiter.
Kanal 9
Hier lief ein Rockkonzert. Der Sänger trat ans Mikrofon, brüllte „SEID IHR BEREIT?!“, und zog dann ein kleines Springmesser aus seiner Tasche. Mit einem Klick sprang die Klinge heraus, und der Sänger begann, sie wieder und wieder in sein eigenes Gesicht zu rammen. Die Kamera schwenkte ins Publikum, und die Menge tat dasselbe – manche mit eigenen Messern, andere mit Glasscherben. Alle schienen es auf eine bizarre, ekstatische Weise zu genießen.
Kanal 88
Eine Gameshow. Menschen, die vor Angst zitterten, wurden mit riesigen Katapulten gegen eine Backsteinwand geschleudert. Der Ablauf war schnell klar, und ich wechselte erneut den Kanal.
Kanal 202
Ich verweilte nicht lange hier, denn was ich sah, jagte mir eine Heidenangst ein. Es war ein kahler Raum mit weißen Wänden. In der Mitte saß eine junge Frau, die direkt in die Kamera – oder, so fühlte es sich an, direkt in meine Seele – starrte. Ihre Augen waren klein, aber die Höhlen darum riesig, und der Ausdruck in ihrem Gesicht wirkte so unheimlich fremdartig, dass ich sofort dachte: Insektenmensch. Es sah aus, als hätte mich eine abscheuliche Mischung aus Mensch und Käfer durchschaut.
Ich wechselte panisch den Kanal.
Kanal 76
Eine Tierdoku – zumindest schien es so auf den ersten Blick. Gezeigt wurden jedoch abscheuliche Kreaturen, die auf unserer Erde nicht existieren könnten. Hochgewachsene, hundeartige Wesen mit stelzenartigen Beinen jagten eine riesige, schneckenartige Kreatur in der Größe eines Kleinwagens. Die Schnecke hatte zwei menschenähnliche Hände, jede mit etwa zehn Fingern, die erfolglos nach ihren Angreifern schlugen.
Ein Sprecher begann zu erklären: „Wie Sie sehen, gibt es hier keinerlei Hoffnung für diese nutzlose, verdammte Kreatur–“ Doch bevor er weitersprechen konnte, wurde er von einem Chor aus sterbenden Röchellaute unterbrochen.
Die Geräusche waren so verstörend, dass ich sofort umschaltete.
Kanal 132
Noch eine Infomercial. Dieses Mal ging es um ein „Produkt“, das buchstäblich aus mit Schokolade überzogenem menschlichen Kot bestand. Eine Schauspielerin nahm begeistert einen großen Bissen, seufzte zufrieden und tat so, als koste sie die leckerste Delikatesse der Welt. Der Anblick ließ mir keine Wahl – ich wechselte den Kanal und rannte ins Badezimmer, um mich zu übergeben.
Kanal 303
Während ich über der Toilette hing, schluchzend und würgend, hörte ich plötzlich eine Stimme aus dem Fernseher rufen:
„Hey!“
Ich hob den Kopf, der immer noch schwer über die Schüssel gebeugt war.
„Hey!“, rief es erneut, in einem Tonfall, der mir schaurig vertraut vorkam. „Hey! Hey! Hey!“
Obwohl ich am ganzen Körper zitterte, raffte ich mich auf und ging zurück ins Wohnzimmer.
Die Infomercial war verschwunden. Der Kanal hatte sich von selbst auf 345 gewechselt, obwohl ich die Fernbedienung nicht angerührt hatte. Und was ich dort sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
Der Bildschirm zeigte mich. Oder besser gesagt: eine grausame, entstellte Kopie von mir.
„Ich“ saß in demselben Raum wie die schreckliche Frau aus Kanal 202. Sie war verschwunden, und ich hatte ihren Platz eingenommen. Die Kopie starrte direkt in die Kamera und weinte. Auf ihrem Schoß lag ein langes schwarzes Kabel, aus dem bunte Drähte herausragten.
„Hilf mir“, flehte die Kopie mit tränenerstickter Stimme. „Bitte hilf mir.“
Es hob das Kabel mit beiden Händen zu seinem Gesicht.
„Hilf mir bitte“, sagte es erneut.
Dann schob es das Kabel in seinen Mund. Die scharfen Drähte schnitten tief in die Lippen der Kopie, und der Ausdruck auf ihrem Gesicht machte deutlich, dass sie auch im Inneren ihres Mundes Schnitte verursachten. Blut strömte an ihrem Kinn herunter.
Dann zog die Kopie zwei weitere dicke Kabel hinter ihrem Rücken hervor. Diese steckte sie sich ohne Zögern direkt in die Augenhöhlen. Der Kopf der Kopie ruckte nach hinten, sie starrte zur Decke und begann zu schreien. Die Kabel hingen wie groteske Tentakel aus ihrem Gesicht.
„Mmmph! Mmmmmph!“ war alles, was aus dem Mund kam.
Mein Magen drehte sich erneut um, und ich schaltete den Fernseher aus, bevor ich es nicht mehr ertragen konnte.
Während die Kamera permanent starr auf mein verzerrtes Ebenbild gerichtet war, begann sie nun langsam nach rechts zu schwenken – in die Richtung, aus der die Kabel kamen. Der Bildausschnitt bewegte sich weg von meinem deformierten Doppelgänger und auf eine weiße Tür zu, unter der die Kabel hindurchführten. Licht schien von der anderen Seite der Tür hindurch, und der gesamte Fernsehbildschirm wurde so hell wie die Sonne, als sich die Tür von selbst öffnete.
Und dann wechselte der Kanal erneut, wie von selbst …
Kanal |||||
Was ich nun sah, war ein geradezu wundervolles Spektakel aus wirbelnden Farben auf dem Bildschirm. Rot, Blau, Grün – sie verblassten und mischten sich ineinander, ein Anblick von unmöglicher Schönheit. Als ich für einen kurzen Moment meinen Blick vom Fernseher abwandte, wirkten alle anderen Farben um mich herum plötzlich blass, leblos. Alles wirkte grau und trüb im Vergleich zu dem, was der Bildschirm zeigte.
Also richtete ich meine Augen wieder auf die wirbelnden Farben. Sofort durchflutete mich ein seltsames Gefühl von Freude, beinahe Euphorie. Weitere Farben gesellten sich hinzu: Violett, Gelb, Orange. Die Bewegung der Farben war hypnotisch, eine perfekte Harmonie aus Licht und Bewegung, die mich völlig in ihren Bann zog.
Ich konnte nicht wegsehen. Es war, als hätten diese Farben etwas, das die Realität außerhalb des Bildschirms übertraf – als würde der Fernseher selbst mich dazu zwingen, meinen Blick nicht abzuwenden.
Ich konnte nicht wegsehen. Alles in mir wurde taub. Mein Körper fühlte sich an, als würde er schmelzen – schmelzen und eins werden mit diesen wirbelnden Farbwolken.
Das ist das Schönste, was ich je gesehen habe, dachte ich. Und das Schönste, was ich jemals sehen werde.
Ein anderer Gedanke tauchte auf, fremdartig, als käme er nicht von mir: War es das wert, all das andere anzuschauen? War es das wert, nur um das hier zu sehen?
Meine Augen blieben auf den Bildschirm fixiert, doch ich spürte, wie sich meine Stirn in Falten legte. War das mein eigener Gedanke? Oder kam er vom Fernseher selbst?
Es fühlte sich fast an wie beides.
Die fremde Stimme sprach weiter: War es das wert, alles andere zu sehen? Nur um das hier zu erleben?
„Ja“, sagte ich sofort. „Ja, absolut.“
Rot, Violett, Grün, Orange.
Würdest du weitersehen? Würdest du weiterschauen, um das hier noch einmal zu erleben?
Farben, oh Gott, so viele Farben… War das die Quelle? War dieser Kanal, diese wirbelnden Farben, die Quelle von allem, was ich gerade gesehen hatte?
Es fühlte sich genau so an.
Würdest du weiterschauen? fragte die Quelle erneut. Würdest du all diese Kanäle durchstöbern, nur um wieder hierherzukommen?
Ich antwortete nicht. Mein Blick war immer noch fast vollständig auf die wellenden Farben gerichtet.
Hier, sieh her, sagte die Quelle.
Eine nach der anderen verblassten die Farben. Plötzlich war ich wieder in dem Raum aus Kanal 202 und 303. „Ich“ saß immer noch da, die Kabel hingen grotesk wie wuchernde Tumore aus meinem Gesicht. Doch ich war nicht allein. Die winzige Frau war dort, ebenso wie Dutzende anderer Männer, Frauen und Kinder, die ähnlich entstellt waren.
Schließ dich den anderen an, die weitergeschaut haben. Sieh mit uns, sagte die Quelle.
„Sieh mit uns.“ Die Menschen auf dem Bildschirm sprachen im Gleichklang, wie bei einem Ritual.
Sieh mit uns.
„Sieh mit uns.“
Die Ekstase, die ich zuvor beim Anblick der Farben empfunden hatte, wich schlagartig kalter Angst. Ich sprang auf, eilte zum Fernseher und zog das Stromkabel aus der Steckdose.
Zitternd ließ ich mich auf meine Couch fallen. Als ich auf die Uhr in meinem Wohnzimmer schaute, war ich geschockt: Fast fünf Stunden waren vergangen, seit ich den Fernseher eingeschaltet hatte. Hatte ich wirklich so lange auf diese Farben gestarrt?
Ich sitze jetzt seit einer weiteren Stunde hier, starre den schwarzen Bildschirm an und denke nach. Ich habe den Fernseher wieder eingesteckt, aber ich habe ihn noch nicht wieder eingeschaltet. Stattdessen spiele ich nervös mit der Fernbedienung in meiner Hand.
Würdest du weitersehen?
Die Sendungen, die dieses Ding mir gezeigt hat, waren die schrecklichsten, die ich je gesehen habe. Aber diese Farben … sie waren das Schönste, was ich je gesehen habe.
Würdest du weitersehen?
Die Fernbedienung ist in meiner Hand. Die Farben sind nur ein paar furchtbare Kanäle entfernt.
Sieh mit uns.
Vielleicht… vielleicht mache ich es. Ja, vielleicht mache ich es.
Original: Thaddeus James