ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Raby biss in ihren Apfel. Die vielfältigen Aromen der Frucht breiteten sich wie ein weicher, flauschiger Teppich über ihrer Zunge aus. Es war ein schöner Apfel. Knallrot, knackig und prall und obwohl sie ihn schon so oft gekostet hatte, fand sie es jedes Mal aufs Neue erfrischend. Die Nahrung jedenfalls war nicht ausschlaggebend dafür, dass sich ihr Leben zunehmend fad anfühlte. Dass sich die Stunden wie ein zu lang gekautes Kaugummi streckten, zerfaserten und letztlich zerrissen, um in einem kaum unterscheidbaren Wust gleichförmiger Erinnerungsfragmente durch ihren Kopf zu treiben. Dennoch Raby liebte die einfachen Dinge. Und das obwohl – oder gerade weil – sie im Überfluss lebte. Die erlesensten Speisen und raffiniertesten Kompositionen standen ihr rund um die Uhr zur Verfügung, doch das alles war trotz der scheinbaren Vielfalt voraussehbar, während so etwas Einfaches wie ein Apfel einen immer wieder überraschen konnte.
Sicher schon hundertsten Mal durchschritt sie an diesem Tag den kleinen Raum mit dem steinern, rauen Fußboden, der sich fast zweihundert Meter über dem Boden befand, vorbei an schmiedeeisernen Fackelhalterungen und ihrem bequemen Daunenbett und blickte zum Fenster hinaus.
Was sie sah, war ein Paradies. Zumindest hätten es viele Menschen früherer Epochen als ein solches bezeichnet. Statt stinkender Fabrikschlote, liebloser Betonklötze und kalter Glaspaläste, die die Dystopien des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts wie kränkliche Wucherungen verstopft hatten, war ihre Welt erfüllt von sauberer Luft, intakten, kleinen Wäldern, plätschernden Flüssen und nachhaltig bewirtschafteten Feldern und Plantagen, auf denen reife Ähren wie Heere von Tänzern im Wind wogten und pralle Früchte an blattreichen Ästen hingen.
Fabriken gab es auch. Doch sie waren bis auf die dazugehörigen Lagerhallen unterirdisch, vollkommen autark und emissionsfrei und so war alles, was Raby sah, pflanzliches Leben und gelegentliche Vögel.
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