ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
An seidenen Fäden hing er hier die Seelen auf. Sie klirrten
so fein, wie ein Windspiel aus Glas. Manchmal pustete er, damit sie sich
gegenseitig kaputt machten. So passte es gut. Das entsprach den Menschen.
Er war ein Sammler. Kein besonders umsichtiger. Menschliche
Seelen hatten Wertschätzung nicht verdient, waren sie doch verdorben bis tief
in ihr Fundament. Langsam erhob er sich und stöhnte, weil die Steifheit seiner
Beine einsetzte.
Lieber würde er weiter hier sitzen und Seelen sortieren,
aber er musste gehen. Die Steine zersplitterten unter den mächtigen Schritten,
die er mit seinen Hufen in den Boden grub. Die Seelen machte es nervös.
Bedrohlich, wie ein Erdbeben, vor dem es kein Entkommen gab.
„Wo will er hin?“, wisperte eine von ihnen. Der Faden
schnürte sich schmerzhaft durch ihre Körpermitte. Sie war schwach und ihre
Lebensfarben verblichen langsam. Bald würde das Vergessen einsetzen.
„Es gibt nur einen Ruf, dem er folgt“, antwortete ihr
eine der anderen Seelen. Sie hatte Brüche überall. Der Atem des Sammlers hatte
sie oft getroffen.
Dieser begab sich derweil auf den Weg nach oben. Die
stabilen Stufen bebten unter seinem massigen Körper, das Eisen schmolz unter
der Hitze seiner Schritte. Dampf und Rauch folgte ihm aus seinem Zuhause nach
oben zu seinen Geschwistern.
Hier war alles heller und offener. Hier hängte niemand
Seelen auf. Hier waren die Menschen frei und ihre Verdorbenheit gründlich
weggewaschen worden. Sein Vater war ein guter Sammler. Der Beste, doch er
wollte die schlechten Seelen nicht haben.
Hier begann seine Aufgabe. Eine, die er nicht wollte, doch
er folgte dem Ruf. Das Einzige, was er mit allen anderen Wesen jemals gemeinsam
haben würde. Es gab nur ein Gesetz. Nur einen, der über allem stand.
Die freien Seelen hörte er lachen. Ein wunderschöner Klang.
Bei ihm unten gab es nur den Klang der Stille. Als er seinen Geschwistern
näherkam, konnte er schon erahnen, worum es ging. Ein simples Tauschgeschäft.
Eine Seele für eine Seele. Einen Menschen für einen anderen Menschen.
Er sah sich den Ramsch auf dem Tisch an. Alles verdorbene und
beschädigte Ware. Nicht, dass er etwas anderes erwartet hatte. Er zog ein
langes, finsteres Haar von seinem Kopf und band es um die Seele, die er mit
nach unten nehmen würde.
Sie brüllte und wusste, dass ihr nichts Gutes bevorstehen
würde. Der Sammler lachte und hörte auch nicht damit auf, als er längst wieder
auf dem Weg in seine Heimat war.
„Ich werde sehen, was ich tun kann“, versprach er den
Geschwistern. Sie waren nicht zufrieden, hatten aber keine andere Wahl, als
abzuwarten.
Unten angekommen hing er sein neustes Exemplar direkt auf
und pustete, um sie gleich mal brechen zu hören. Die Seelen brüllten und
splitterten und er amüsierte sich köstlich. Doch dann hielt er inne.
Er blickte auf eine Seele, die schon ziemlich kaputt war. Weißlich
schimmerte sie, ihre Lebensfarben waren von ihr gewichen. Er machte sie los und
war überrascht, wie schnell er einen Tauschgegenstand gefunden hatte.
Elisabeth hing hier schon seit Jahrtausenden. Sie hat sich
nie selbst verzeihen können und glaubte, sie gehöre hierher. Verziehen hatte
sie sich immer noch nicht, aber immerhin hat sie ihr früheres Leben endlich
vergessen. Zeit sie nach oben zu bringen. Sanft wickelte er sie in ein altes
Ledertuch, damit sie nicht noch wirklich zerbrach.
Dann hörte er eine der anderen Seelen wispern.
„Ich gehöre nicht hierher, bitte lass mich gehen!“, sagte
sie mit piepsiger Stimme und gab weinende Geräusche von sich.
Wütend griff er nach ihr, riss sie von der Decke und warf
sie in den Mülleimer. Wie konnten ausgerechnet die Schlimmste unter ihnen nur
auf ihre Unschuld beharren?
Sanft trug er Elisabeth nach oben. Sein Vater würde sie
lieben. Er hatte eine obsessive Perversion für Menschen, die lange gelitten
hatten. Und Elisabeth hatte mit dem Leiden schon zu Lebzeiten begonnen.
„Warum hast du sie weggeworfen?“, fragte Elisabeth
ängstlich.
„Manche Menschen sind eben einfach Abfall“, sagte der
Sammler mit seiner tiefen dunklen Stimme und führte seinen Weg fort.
Ms Adaline
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