
Der Waldmann
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Der Waldmann
von Old Preacher
Hinweis: Dies ist ein Prequel zu meiner Hauptserie. Für ein besseres Verständnis sollten die beiden Teile der Hauptreihe gelesen werden.
-> Teil I:
-> Teil II:
Es war ein bewölkter Spätnachmittag im September, als sich mein Leben schlagartig ändern sollte. Ich lebte in Portland und besuchte eine örtliche High School. Mit meinen siebzehn Jahren hatte ich noch eine Menge vor mir. Ich wollte Jura studieren und träumte von einer eigenen Kanzlei.
An dem besagten Tag ging ich gerade nach Hause. Ich hatte in der Schule etwas länger gebraucht, daher verpasste ich leider den Schulbus. Wir lebten zwar im Zentrum der Stadt, aber meine High School lag etwas außerhalb im Wald. Es war eine reine Mädchenschule. Meine Eltern bestanden darauf.
Jungs würden mich nur ablenken, meinte meine Mutter immer zu mir. Dabei stand ich noch nicht einmal auf Jungs. Ich fühlte mich schon seit meiner Kindheit zum eigenen Geschlecht hingezogen. Vor einigen Monaten hatte ich mich dann vor meinen Eltern geoutet. Das war ein Fehler, wie ich bald erfahren sollte.
Meine Mutter fiel in Tränen aus und mein Vater schimpfte mich mit hochrotem Kopf aus. Für meine Eltern war meine Homosexualität eine Sünde. Sie waren orthodox Katholisch und duldeten keine Homosexualität. Irgendwann haben sich meine Eltern dann beruhigt und ich dachte das Thema wäre dann erledigt. Ich habe falsch gedacht.
Ich ging also den bewaldeten Weg nach Hause und war in Gedanken versunken. Denn sonst hätte ich den verhüllten Mann gesehen, der mich seit geraumer Zeit nachstellte. Er hatte ein fahl grünes Gesicht, grüne Kleider an denen Angelhaken befestigt waren. Doch am bedrohlichsten war, dass große Fischersnetz, dass über seinen Schultern baumelte.
Irgendwann bemerkte ich dann, dass etwas nicht stimmte. Es war einfach zu still. Nur das Knarren der alten urigen Stämme im Wald war zu hören und ein bedrohliches Schlurfen, dass von hinten kam. Ich blieb stehen und drehte mich um.
Mein Herz setzte aus. Fauliger Atem schlug mir ins Gesicht, pockige Auswüchse berührten mein zartes Puppengesicht. Meine braunen Rehaugen weiteten sich. Der Schweiß sammelte sich unter meinem roten Beanie. Die Augen des Mannes waren leer. Weiße, milchige Murmeln durbohrten meinen Geist. Meine Beine knickten ein und mir wurde schwarz vor den Augen.
Ich rüttelte an den schweren Eisenketten, die meine Handgelenke umschlossen. Meine Hände schmerzten und brannten wie Feuer. Überall am Körper juckte es. Wahrscheinlich lag das an dem Ungeziefer, dass den feuchten Kellerboden bewohnte. Es war dunkel, nur ein schmaler Streifen Licht fiel durch das milchige kleine Kellerfenster. Mein Mund fühlte sich trocken an, die Lippen waren bereits spröde. Meine Uniform war stellenweise zerrissen. Mein schwarzer Hunkemöller BH spannte sich um meine mittelgroßen festen Brüste. Amelia hatte mir diesen geschenkt. Kleine Wassertropfen landeten mit einem platschen auf den nassen Kellerboden. Im grünlichen Wasser spiegelte sich mein verzerrtes Gesicht wider. Meine großen Rehaugen starrten ins Nichts.
Wo bin ich hier? Ich versuchte aufzustehen. Doch meine Beine waren auf dem Boden fixiert. Große Eisenbeschläge hielten meine Schenkel am Boden. Ich versuchte zu schreien, doch nur ein trockener Ton kam von meinen Lippen. Wie lange lag ich hier? Ich schmeckte den trocknen Pelz auf meiner Zunge. Gegenüber von mir war eine schwere Holztür. Sie war nur angelehnt. Was für eine Farce!
Der Ausgang lag direkt vor mir, doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich fühlte, wie etwas in mir zerbrach. Meine Seele, meine Kraft, mein Selbst drifteten langsam weg. Die bedrohlichen Schatten nahmen zu. Ich spürte die kälte in meinen Knochen. Ich schlief ein und ließ die Hoffnung fahren.
Special Agent Alicia Thrones taxierte die kleine Hütte im Wald. Vor drei Tagen verschwand ein junges Mädchen. Sie besuchte das Mädcheninternat im Wald und verpasste wohl den Bus. Laut Zeugenaussagen machte sich das Mädchen dann auf dem Weg nachhause. Dort kam es jedoch nie an. Nach zwei Tagen meldete sich die Freundin des Mädchens bei mir. Sie machte sich große Sorgen um ihre Freundin und vermutete, dass die Eltern des verschwundenen Mädchens dahintersteckten.
Ihre Freundin erzählte mir, dass die beiden ein Paar wären und die Eltern das nicht guthießen. Mehr noch: Sie reagierten äußerst aggressiv. Anscheinend waren die Eltern streng religiös. Alicia machten sich dann auf und besuchte die Eltern. Diese waren von Anfang an komisch. Das wichtigste jedoch: Es waren nicht ihre leiblichen Eltern, denn diese starben bei einem Autounfall. Die beiden Pflegeltern hatten das Mädchen später adoptiert.
Jedenfalls taten die Eltern so, als wüssten sie von nichts. Ich merkte schon von Anfang an, dass da etwas nicht stimmte. Nachdem ich dann meine Marke auf den Tisch knallte und den Eltern mit einer kleinen Reise nach Guantanamo gedroht hatte, gaben diese dann an, dass Mädchen entführt und in Ihre Waldhütte gesperrt zu haben. Laut den beiden sollte es sich um eine Umerziehungsmaßnahme handeln. Ihre Pflegetochter war krank, vom Teufel besessen gaben die beiden an.
Auf nachfrage berichteten sie mir, dass ihre Pflegetochter Homosexuell sei, und man nur ihr bestes wollte. Die Wut überkam mich und ich machte einen Anruf. Noch am selben Tag wurden die Pflegeeltern in eine örtliche Haftanstalt überführt.
Danach machte ich mich auf den Weg, um das Mädchen zu befreien.
Nun stand ich vor der kleinen Hütte im Wald. Das Holz zeigte bereits spuren von Verwitterung und die Fenster wurden seit Jahren nicht mehr gereinigt. Über mir knarzten die dicken Äste der Eichen und Fichten und erzeugten so eine düstere Atmosphäre.
Die Eingangstür öffnete sich mit einem leisen knarren, dass in der bedrohlichen Stille sich wie ein Pistolenschuss anhörte. Der Innenraum war nur spärlich eingerichtet. Es gab einen kleinen Tisch, einen gemauerten Kamin und einige alte Bauernschränke, die mit unterschiedlichsten Dingen beladen waren. Rechts führte eine kleine Treppe nach unten.
Ich vernahm ein leises Stöhnen von unten und beeilte mich. Die schwere Kellertür war nur angelehnt und öffnete sich mit einem leisen quietschen. Vor mir auf dem Boden lag ein Mädchen. Ihre Blauschwarze Uniform war stellenweiße zerrissen.
Ihre Bluse war offen und gab den Blick auf einen schwarzen BH frei. Das Mädchen schien zu schlafen. Langsam schritt ich zu ihr und öffnete die Fesseln, mit denen das Mädchen gefesselt war. Den Schlüssel gaben mir ihre Pflegeltern. Das Mädchen wachte auf und starrte mich an. Ihre rote Mütze, ein Beanie, war beladen mit einer menge Pin-Ups. Langsam öffnete das Mädchen den Mund, ihre Augen weiteten sich, sie hob den Finger und zeigte nach hinten. Ich drehte mich um und sah nur die leere Treppe nach oben. Dann wurde das Mädchen erneut bewusstlos.
Langsam hob ich sie auf, nahm ihr die Mütze vom Kopf und streichelte sie am Kopf. Ich würde sie bei mir aufnehmen. Meine Schwester führte einen esoterischen Laden in der Innenstadt. Dort könnte das Mädchen aushelfen, um auf andere Gedanken zu kommen.
„Alles ist gut Charlie. Du bist jetzt in Sicherheit“ flüsterte ich ihr zu.
Während die mittelalte Frau das Mädchen aus der Waldhütte trug, bemerkten beide den großen Schatten am Waldesrand nicht. Milchige Augen taxierten die beiden Frauen. Ein kleiner Windstoß und der Schatten war fort…
Wälder waren unheimliche Orte. Licht und Schatten vermischten sich dort und schufen Schattenwesen, die um die alten, knorrigen Stämme der Bäume tanzten. Begierig darauf, das Leben von ahnungslosen Menschen aufzusaugen.
Auch heute noch verschwinden, besonders in den Appalachen, Menschen. Manche wurden die wieder gesehen. Andere hingegen legten laut, Zeugenaussagen, groteske Verhaltensweisen an den Tag und wurden später tot aufgefunden. Die Geschichte weiter oben mag zwar frei erfunden sein, das Verschwinden der zahlreichen Menschen in Wäldern aber nicht. Unter dem Suchbegriff Missing 411 findet man zahlreiche solcher Berichte…