Ok, Haftungsausschluss: Nach bestem Wissen und Gewissen ist diese Geschichte
wahr. Ich erwarte nicht euch zu überzeugen – ganz ehrlich, ich selbst hatte eine harte
Zeit bis ich es bewältigt hatte. Wie es das Klischee so will bin ich ein rationaler
Mensch, und wenn das nicht schon alles wäre, außerdem der größte Atheist den ihr je
getroffen habt. Aber nach langem Ringen und debattieren mit mir selbst bin ich zu
der Überzeugung gelangt, dass es Dinge im Leben gibt die man einfach nicht erklären
kann, zumindest nicht in der Art, wie wir es tun würden. Logik, soviel Vertrauen wir
auch in sie setzen, ist doch eigentlich nicht mehr als eine Kerze, die allzu leicht
ausgepustet werden kann. Und wenn sie aus ist bleiben wir allein im Dunkeln zurück
und alles Übernatürliche, was wir am Tage belächeln wird plötzlich sehr glaubhaft.
In Ordnung, bevor ich zu melodramatisch werde, hier ist meine Geschichte.
Ich wa
Ok, Haftungsausschluss: Nach bestem Wissen und Gewissen ist diese Geschichte
wahr. Ich erwarte nicht euch zu überzeugen – ganz ehrlich, ich selbst hatte eine harte
Zeit bis ich es bewältigt hatte. Wie es das Klischee so will bin ich ein rationaler
Mensch, und wenn das nicht schon alles wäre, außerdem der größte Atheist den ihr je
getroffen habt. Aber nach langem Ringen und debattieren mit mir selbst bin ich zu
der Überzeugung gelangt, dass es Dinge im Leben gibt die man einfach nicht erklären
kann, zumindest nicht in der Art, wie wir es tun würden. Logik, soviel Vertrauen wir
auch in sie setzen, ist doch eigentlich nicht mehr als eine Kerze, die allzu leicht
ausgepustet werden kann. Und wenn sie aus ist bleiben wir allein im Dunkeln zurück
und alles Übernatürliche, was wir am Tage belächeln wird plötzlich sehr glaubhaft.
In Ordnung, bevor ich zu melodramatisch werde, hier ist meine Geschichte.
Ich war sehr jung, höchstens 4 oder 5, bevor meine anderen Geschwister geboren
wurden. Es gab nur Mummy, Daddy und mich in unserem kleinen Haus in Great
Bend, Kansas. Sehr altmodisch. Wir waren eine junge Familie, ohne viel Geld, und
die meisten unserer Möbel waren vom Second-hand-shop.
Es war mitten am Tag, Sommer, heiß, langweilig. Ich spielte alleine mit meinen
Murmeln auf einem dünnen Teppich neben der riesigen alten Couch mit den bunten
Blumenmustern. Mom war in der Küche am Ende des Flurs, Dad war arbeiten.
Warum ich versuchte meine Murmeln auf dem Teppich herumzurollen weiß ich nicht
mehr – wir hatten einen perfekten Linoleumboden. Aber hier war ich, die Murmeln
sausten vor und zurück, leise gegeneinander klackend. Dann, in meinem
übereifrigen Enthusiasmus, stieß ich eine zu stark an. Meine Lieblings Murmel – die
durchsichtige, rubinrote, kullerte unter die Couch und war verloren.
Verdammt. Dad war nicht zuhause, und er war der Einzige, der stark genug war um die
riesige alte Couch für mich zu bewegen. Ich musste wohl oder übel die Murmel selbst wieder holen.
Ich schob meine Hand unter die Couch, erst vorsichtig, dann immer tiefer. Keine Murmeln
findend zog ich meine Hand enttäuscht zurück.
Dann streckte sich mir eine Hand von unter der Couch her entgegen.
Das Bild hat sich mir in den Kopf eingebrannt und da wird es wohl für immer bleiben. Es war eine
dünne Hand mit spitz zulaufenden Fingern – die Hand einer Frau. Sie war runzlig
und krumm, als sei sie sehr alt, und sie war tiefschwarz. Nicht schwarz wie die Hand eines
Afrikaners, nein, schwarz wie bei einem Toten. Natürlich wusste ich damals noch
nicht, dass Leichen schwarz werden wenn sie verrotten, daher wusste ich nicht, was
diese Art von Schwarz bedeutete. Die Hand streckte sich mir entgegen soweit sie konnte, bis zum Handgelenk.
Dann zog sie sich unter die Couch zurück, nur um wieder hervorzukommen, dieses
mal eine kleine zerknitterte Plastiktüte vor sich her schiebend mit einem Logo darauf,
das ich nicht kannte. Sie wartete, als erwarte sie, dass ich die Tüte nahm. Dann, als
ich das vor Schreck nicht tat zog sie die Tüte wieder unter die Couch und war verschwunden.
Ich stand auf, ging in die Küche und erzählte meiner Mutter was passiert war.
Warum ich nicht geschrien habe oder zumindest weg gerannt bin? Ich hab keine Ahnung.
Alles, was ich sagen kann, ist, dass ich ein kleines Kind war; eine Hand, die sich mir
von unter der Couch entgegenstreckte erschien mir als kein großes Ding. Ich hatte noch
nicht gelernt was in der Realität vorkam und was nicht. Ich hatte noch keine
Weltsicht.
Meine Mutter war skeptisch, aber kam mit mir zurück zur Couch während sie mir
erklärte, dass ich mir sicher nur etwas einbilden würde. Sie streckte sogar ihre Hand
unter die Couch, um mich zu überzeugen, dass da nichts war. Später hob mein Dad
die Couch für mich an, und natürlich war das einzige, was darunter war, meine
vermisste Murmel, außerdem noch ein paar bei denen ich mich nicht erinnern konnte,
dass ich sie verloren hatte.
Aber hier ist der gruselige Teil…
Jahrelang erinnerte ich mich daran – ich entwickelte sogar eine verrückte Phantasie
über kleine Hand-Leute die unter der Couch lebten, und ich, in meiner kindlichen
Unschuld, glaubte, dass sie mich fangen und wegholen würden, wenn ich jemals
wieder in ihr Territorium eindrang. Dann, als ich älter wurde, schrieb ich die
Erinnerung als einen Traum ab, niedlich aber dumm.
Vor ein paar Jahren dann sprach ich mit meiner Mutter nochmal über die Geschichte.
Sie sah mich komisch an und sagte mir, sie erinnere sich daran, weil sie ja
dabei war. Sie erzählte mir, dass ich mitten am Tag zu ihr gekommen sei und ihr von
der Hand unter der Couch erzählt habe, und sie erinnerte sich, dass meine Geschichte
sie sehr beunruhigt habe, da ich ein extrem ruhiges und wohlerzogenes Kind war, das
niemals log.
Sie erzählte mir dann von der Couch selbst. Sie und Dad hatten die Couch
vom Haus einer alten Frau, welche gestorben war. Das war das erste Mal, dass ich
davon hörte, aber es erklärte auf jeden Fall, warum sie die Couch innerhalb eines
Monats nach meiner Geschichte losgeworden sind.
Hier ist der Teil, der mich wirklich erschreckt; und das bis heute. Der Teil, den ich in manchen
Nächten verzweifelt versuche aus meinem Kopf zu kriegen. Erinnert ihr euch an die
Tüte, die die Hand mir entgegenhielt? Ich habe nie das Logo vergessen, das darauf war. Und neulich (also vor ein paar Jahren), habe ich in einem Eisenwarenladen das gleiche Logo wieder gesehen, auf etwas das wie so eine Tüte aussah.
Es war eine Tüte mit Rasierklingen.
Original