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Die Frau mit den langen schwarzen Haaren

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Mein Urlaub in Paris war eine einzige Traumreise. Die Lichter der Stadt, die majestätischen Sehenswürdigkeiten, das gute Essen – all das ließ mich die Zeit vergessen. Ich besuchte den Eiffelturm, flanierte entlang der Seine und verlor mich in den verwinkelten Gassen Montmartres. Doch an meinem letzten Abend wollte ich das Pariser Nachtleben erkunden. Ich entschied mich für einen Club namens „Stage Club 54“. Ein wenig tanzen, ein paar Drinks und ein letzter unvergesslicher Abend in dieser Stadt.

Die Musik war laut, der Raum voller Menschen, die sich im Rhythmus der Beats bewegten. Ich tanzte, lachte und genoss den Moment, bis ich ein merkwürdiges Gefühl bekam. Als würde mich jemand beobachten. Ich sah mich um, doch niemand schien sich auffällig für mich zu interessieren. Dennoch hatte ich dieses unangenehme Ziehen im Nacken. Dann entdeckte ich sie.

Am Rand der Tanzfläche stand eine Frau. Sie trug ein langes, weiße Kleid, das unnatürlich sauber wirkte, als hätte kein Staubkorn es je berührt. Ihr Gesicht war bleich, fast wachsartig, die Wangenknochen scharf hervortretend, als wäre sie nur noch Haut und Knochen. Doch das Unheimlichste waren ihre Augen. Schwarze, tiefe Höhlen, in denen kein Licht reflektierte. Ihr langes, schwarzes Haar fiel ihr in dichten Strähnen über die Schultern. Sie bewegte sich nicht, sie sagte nichts – sie starrte mich einfach nur an.

Anfangs versuchte ich, es zu ignorieren. Vielleicht war sie betrunken? Vielleicht einfach nur eine seltsame Gestalt, die zu viel gefeiert hatte? Doch Stunde um Stunde verging, und immer wieder fiel mein Blick auf sie. Unverändert stand sie dort, regungslos, die Augen tief in meine Seele bohrend.

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Ich verließ den Club, taumelte in mein Hotelzimmer und legte mich ins Bett. Doch das Bild dieser Frau verfolgte mich. Ich sah ihre gespenstische Gestalt vor mir, spürte beinahe ihren durchdringenden Blick auf meiner Haut. Erst nach einer Stunde dämmerte ich endlich in den Schlaf.

Am nächsten Morgen war sie vergessen. Mein Koffer war gepackt, und bald saß ich im Flugzeug auf dem Weg nach Hause. Die Flugbegleiterin brachte mir ein Essen, ich genoss das Glas Wein und sah durch das kleine Fenster in die weiten Wolken. Doch plötzlich lief mir eine eiskalte Schauer über den Rücken. Mein Magen zog sich zusammen, meine Kehle wurde trocken. Etwas stimmte nicht.

Langsam drehte ich meinen Kopf nach hinten. In der letzten Reihe des Flugzeugs saß sie.

Die Frau mit den langen schwarzen Haaren.

Sie trug dasselbe weiße Kleid, saß regungslos da und starrte mich an. Ein eisiger Schweißfilm bildete sich auf meiner Stirn, und mein Herz begann zu rasen. Wie konnte das sein? Ich schluckte schwer und rief die Flugbegleiterin zu mir. Mit bebender Stimme bat ich sie, der Frau mitzuteilen, dass sie mich nicht so anstarren solle. Doch die Flugbegleiterin runzelte verwirrt die Stirn.

„Welche Frau?“, fragte sie.

„Da hinten, in der letzten Reihe!“, stammelte ich.

Die Flugbegleiterin folgte meinem Blick, dann lächelte sie unsicher. „Dort sitzt niemand, Monsieur. Die Reihe ist leer.“

Ich sagte nichts mehr. Konnte nichts mehr sagen. Ich wusste, was ich gesehen hatte. Aber mir fehlte die Kraft, es zu erklären. Ich nahm eine Schlaftablette und tauchte in eine traumlose Dunkelheit.

Nach der Landung nahm ich ein Taxi nach Hause. Meine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung lag direkt neben einem alten Krankenhaus, das seit Jahrzehnten eine verfallene Ruine war. Die niedrige Miete hatte mich damals überzeugt, doch ich hatte mich nie wirklich wohlgefühlt.

Ich kam nach Hause, packte meine Koffer aus und sichtete die Post. Rechnungen, Werbung – und dann etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Eine alte Zeitung, vergilbt und brüchig.

Das Datum: 1955.

Ich runzelte die Stirn. Wer zur Hölle würde mir eine Zeitung aus dem Jahr 1955 schicken? Ich blätterte durch die Seiten, bis mein Blick auf die Titelseite fiel.

Mir stockte der Atem. Mein Magen drehte sich um.

Ein Bild. Eine Frau.

Weißes Kleid. Lange, schwarze Haare. Hohle, schwarze Augen.

Die gleiche Frau.

Ich begann den Artikel zu lesen. Sie war 1955 in dem Krankenhaus gestorben. Erhangen. In Zimmer 54.

Mir wurde schwindelig. Der Club, in dem ich gefeiert hatte, hieß „Stage Club 54“. Der Sitz im Flugzeug, auf dem sie gesessen hatte, war Platz 54.

Ich verbrannte die Zeitung im Kamin und versuchte, die Erinnerungen zu verdrängen. Tage vergingen, und ich kehrte zu meinem Alltag zurück. Doch eines Nachts wurde ich wach.

Ich musste auf die Toilette. Als ich zurückkam, fiel mein Blick auf das Fenster.

Mein Herz setzte aus.

Im alten Krankenhaus, das kein Strom haben dürfte, brannte Licht.

In einem einzigen Fenster.

Zimmer 54.

Mein Körper wurde kalt wie Eis. Im erleuchteten Fenster stand sie. Die Frau. Ihr Blick war direkt auf mich gerichtet.

Ein Summen lag in der Luft.

Sanft, betörend.

Ich wusste nicht, woher es kam, aber es war wunderschön. Und furchtbar zugleich. Es vibrierte in meinen Knochen, kroch in meine Gedanken, umhüllte meine Sinne. Es war wie eine Melodie aus einer anderen Welt, ein Klang, der mich lockte, der mir versprach, frei zu sein.

Meine Füße bewegten sich wie von selbst. Ich zog mir meine Jacke an und trat in die kalte Nacht. Das Summen wurde lauter. Fast wie ein Flüstern, ein leiser Gesang.

Ich durchquerte die Barrieren des alten Krankenhauses, schob mich durch die morsche Eingangstür und lief durch die dunklen Flure. Meine Schritte hallten gespenstisch. Das Summen führte mich und zog mich immer weiter, bis ich vor einer Tür stand.

Zimmer 54.

Ich öffnete die Tür.

Da stand sie nun. Die Frau. Sie streckte mir ihre kalte, knochige Hand entgegen. Ich zögerte nicht. Ich nahm sie.

Das Fenster öffnete sich von selbst.

„Sei frei…“, flüsterte eine Stimme.

Ich trat auf das Fensterbrett. Der Wind war kalt. Die Häuser weit unter mir wirkten wie Spielzeug.

„Spring.“

Und ich sprang.

Das letzte was ich sah, waren ihre leeren schwarzen Augen, die mich beim Fallen beobachteten.

Das Summen wurde lauter. Dann… Stille.

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