Die Leichenhalle
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Schon gut! Ich werde meine Sachen packen!“ Genervt knallte ich mein Telefon auf den Küchentisch. Der Vermieter vom Haus in dem ich wohnte hatte mich gerade angerufen und verkündet, dass ich innerhalb der nächsten Stunde ausgezogen sein musste. Mein Vermieter war ein alter und geiziger Mensch, den keiner wirklich mochte. Kaum zahlte man einen Monat nicht oder zu wenig, wurde einem fristlos gekündigt – Genauso erging es mir. Ich war mit den Zahlungen im Verzug, da ich meine Arbeit verloren hatte und dazu noch ein Alkoholproblem mithilfe einer teuren Therapie überwinden musste. Ich packte sofort meine Sachen und verließ das Gebäude.
In der ganzen Stadt gab es nur ein einziges Haus das ich mir leisten konnte, und das war eine mindestens 100 Jahre alte Bruchbude, indem die Vorbesitzer Selbstmord begangen hatten. Sie hinterließen einen Zettel auf dem stand: Reißt dieses Haus ab! Es ist nicht sicher… Ich dachte mir, dass das sowieso nur das typische Klischee war, außerdem glaubte ich nicht an diese Art von Hokus Pokus. Deswegen wollte ich dort einziehen.
Als ich das Haus das erste Mal sah, bemerkte ich, dass der eigentliche Zustand dieser Holzhütte tausendmal schlimmer als auf dem Foto war. Ich redete mir ein, hier würde mein neues Leben anfangen. Ein Leben voller Glück und Freude…
Die Eingangshalle sah gar nicht mal so schrecklich aus, aber als ich ins Wohnzimmer trat, musste ich mich fast übergeben: Es roch nach Verwesung, die Tapete blätterte an vielen Stellen ab und an diesen Stellen tummelten sich Millionen von Kakerlaken – tot und lebendig. Mitten auf dem Sofa leckte sich eine Katze die Pfoten. Sie sah aus wie … nein, das kann man einfach nicht in Worte fassen … Jedenfalls sah sie erbärmlich aus. Auf dem Teppich waren die Überreste mehrerer Tiere verteilt. Es war schwer zu erkennen, welche Tiere sie zu Lebzeiten dargestellt hatten, aber der größte Schock erwartete mich in der Küche. Denn als ich mich von diesem Massaker abwandte und in Richtung Küche steuerte, stieß ich einen schrillen, angsterfüllten Schrei aus. Ich konnte durch die offene Tür die beiden früheren Besitzer, Elisabeth und Frank, sehen. Sie baumelten Hand in Hand an einem Seil, das um ihren Hals geschlungen war. Ihr Gesichtsausdruck war erstaunlicherweise sehr fröhlich und zufrieden. Warum ich mich nicht gewundert hatte, dass diese toten Menschen hier und nicht auf dem Friedhof waren? Ganz einfach, weil ich in meinem Leben auch so schon genug Probleme hatte!
Der Rest des Hauses war einfach verhältnismäßig „normal“. Eben altmodisch, aber sonst nichts Auffälliges.
Nach einer Weile hatte ich mich mit meinem neuen Leben abgefunden. Ich war gerade beim Aufräumen, als ich auf dem Dachboden einen Zettel fand. Er war handgeschrieben und beinhaltete Zahlen, Buchstaben und das Gradzeichen. Erst nach kurzem überlegen erinnerte ich mich, dass Koordinaten so geschrieben werden (Diese werde ich nicht nennen). Nach kurzem Zögern beschloss ich diesen Ort zu suchen, schließlich hatte ich sowieso nichts Besseres zu tun.
An genau diesen Koordinaten stand eine kleine Kirche. Sie lag weit abseits der Hauptstraße, mitten in einem dunklen, verlassenen Wald. Ich musste schmunzeln: Im Gegensatz zu meinem Wohnhaus sah diese Kirche, obwohl sie wahrscheinlich schon über 300 Jahre alt war, trotzdem besser aus. Jedenfalls ging ich hinein. Von innen sah sie aus wie die typische Kirche: Große bunte Fenster, Fresken an den Wänden und an der Decke, Statuen, einfach alles was zu einer Kirche dazugehört. Auf dem Altar erblickte ich eine brennende Kerze. Das war unmöglich, denn seit mehreren Jahren war dieser Ort verlassen. Von einem alten Mann, den ich auf dem Weg hierher getroffen hatte, erfuhr ich, dass hier noch vor 1 000 Jahren Hexentänze aufgeführt wurden. Der Sage nach, wurden hier junge Menschen geopfert, um die Hexen um das Feuer wieder jünger zu machen. Dieses Gerücht hatte sich jedoch nicht als wahr oder falsch erwiesen. Deswegen war es ja auch ein Gerücht. Jedenfalls wurde für jedes tote Opfer eine Kerze angezündet, die niemals erlischt…
Ich war neugierig und verängstigt, dann trat ich heran. Unter der Kerze lag ein Blatt Papier mit der Aufschrift: Lösch die Kerze! Da ich nicht abergläubisch war, blies ich die Kerze aus. Plötzlich hörte ich hinter mir ein lautes Ächzen und mit einem Mal flogen die Türen der Kirche zu. Ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel und fand mich nun in kompletter Dunkelheit wieder. Ich schauderte. Es war totenstill und meine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Inmitten der stille erklang plötzlich ein lauter Hilfeschrei. Er kam aus der Richtung links hinter mir. Als ich in diese Richtung sah, drang hinter den Vorhängen eines altmodischen Beichtstuhls ein schwacher Lichtschein hervor. Instinktiv folgte ich ihm. Der Gang führte hinunter in eine große Halle. Sie wurde von irgendwoher beleuchtet, an der Wand war getrocknetes Blut zu finden und der Boden war voller tiefer Risse. Als ich mich dann umdrehte, wurde mir schlecht. Ich übergab mich über den ganzen Boden und konnte nicht aufhören. Vor mir stapelten sich haufenweise Leichen. So viele Menschen, tot! Unter ihnen erkannte ich die Vorbesitzer meines Zuhauses, Elisabeth und Frank. Das konnte doch nicht sein! DIESE MENSCHEN HINGEN DOCH IN DER KÜCHE! Aus dem Augenwinkel erkannte ich an der Wand Striche. Ob diese Wohl für die Leichen standen? Es waren genau 98 Striche. SO VIELE!! Es wurde plötzlich alles schwarz…
Ich lag auf dem Boden und sah verschwommene Umrisse von Bäumen. Mir war schwindelig, ich hatte starke Halsschmerzen und konnte mich nicht aufrichten. Es vergingen Minuten die mir so vorkamen wie Stunden, bis alles aufgehört hatte sich zu drehen. Langsam rappelte ich mich auf und torkelte zu meinem Auto. Ich wollte weg, nichts, bloß weg von diesem Ort. Vergessen, das war genau das was ich brauchte, und wie konnte man schneller vergessen, als mit Wodka und Rum?
Am nächsten Morgen wachte ich mit einem Nervenzerreißenden Kater in meiner Badewanne auf. Auf meinem Schoß lag ein rosa Slip und mein T-Shirt hatte sich mit irgendeiner Flüssigkeit vollgesogen. Außerdem hatte ich keine Hosen an und in meinem Bett lag ein brünettes, Mädchen, geschätzte 23 Jahre alt. Ich hatte alles von letzter Nacht vergessen, nur nicht das, was ich eigentlich vergessen wollte.
In den nächsten Wochen bekam ich Alpträume. Ich werde nicht genauer auf sie eingehen, denn sie waren identisch mit meiner Erfahrung in dieser Kirche…
Eines Nachts hörte ich ein lautes Knacken, das mich aus meinen Alpträumen hochschrecken ließ. Es roch nach Feuer, es war heiß. Mein Zuhause brannte! Ich sprintete panisch aus dem Gebäude und sah wie alles in sich zusammenbrach. Alles war hinüber, alles. Ich musste weinen. Laut schrie ich, fühlte mich hilflos, allein, und trotzdem beobachtet. Auf einmal durchzuckte ein starker Schmerz meinen Kopf und ich wurde Ohnmächtig. Ich, ich… Ich fühlte mich so… verflucht!
Ich wachte in der Kirche wieder auf. Die Türen waren verschlossen und ich konnte somit nicht fliehen. „Hallo!“ hörte ich eine Stimme sagen. Also war ich nicht der einzige in dieser Kirche. Vielleicht war er auch ein Opfer dieser Kirche geworden? „Hallo, wer bist du?“ gab ich dieser Person als Antwort. Er stellte sich als Paul vor, war 22 Jahre alt, trug eine zerrissene Jeans, ein altes „Guns N Roses“ T-Shirt, hatte dunkelblonde Haare, schmale Lippen und die blausten Augen die ich jemals gesehen hatte. Wir unterhielten uns kurz, wobei sich herausstellte, dass es ihm haargenau gleich erging wie mir. Seltsamerweise wohnte er im selben Haus wie ich (Das behauptete er zumindest).
Nachdem ungefähr 15 Minuten vergangen waren fragte ich Paul: „Sollen wir in diese Halle dort unten gehen?“ Er blieb stumm. Ich fragte noch einmal, wieder nichts. Langsam bekam ich ein mulmiges Gefühl. Bis jetzt hatte ich doch die ganze Zeit über mit ihm geredet. Doch jetzt blieb er still und bewegte sich keinen Millimeter. Er zuckte nicht mit seinen Augen, außerdem konnte ich ihn weder atmen hören noch sehen. Plötzlich fing der Boden an zu wackeln, die Wände zitterten und ein Fenster zersprang nach dem anderen. Ich war mir nicht sicher ob dies ein Erdbeben war, denn nachdem was ich in den letzten Tagen erlebt hatte, fing ich an, an übernatürliches zu glauben! Ich blickte mich nach meinem Mitgefangenen um, doch er war spurlos verschwunden. An seiner Stelle lag nur eine Nachricht. Ich versuchte hinüberzukommen. Es war schwieriger als ich dachte, doch schließlich bekam ich eine der umherwirbelnden Bänke zu fassen und konnte mich hinüberziehen. Mitten in dem Getöse des Betongebäudes las ich laut vor:
Lieber, wer auch immer das liest. Du wirst mich bald kennenlernen. Leider hast du dir unerlaubt Zutritt zu meinem Reich verschafft, und dafür wirst du büßen! Du erinnerst dich bestimmt noch daran, was 10 Meter unter deinen Füßen ist? Nein? Dann hast du Glück, denn du wirst es jeden Moment herausfinden.
PS: Dein Freund ist mittlerweile tot. Du warst zu langsam! Ich wünsche dir eine sanfte Landung…
Wie aufs Stichwort verlor ich den Boden unter meinen Füßen und stürzte in die Tiefe. Mitten in der Luft wurde ich von Steinen herumgewirbelt. Über mir sackte das Kirchendach in sich zusammen und das ganze Gebäude stürzte mit lautem Gedonner auf den Boden.
Mein Bein war unter einem der Schuttteile eingeklemmt. Entweder war es ein Wunder oder ich hatte einfach nur riesiges Glück. Ich hatte überlebt! Nun war ich in der Leichenhalle unter der Kirche, Paul lag vor mir. Er hatte einen Arm und ein Bein verloren, er war mit Fleischwunden übersät und das Gesicht war gar nicht mehr widerzuerkennen. Wenn ich darüber nachdenke, hätte das jeder sein können. Das Schuttteil auf meinem Bein war eine Art Balken. Es wog um die 200 Kilogramm und ich konnte mich nicht befreien. Mein Bein sah aus, als wäre es mehrere Male plattgewalzt worden. Trotzdem hatte ich kaum Schmerzen, nur um den Hals, doch dort waren sie kaum auszuhalten. Ich hoffte inständig es wäre alles nur ein Traum, ein Alptraum, der nicht enden wollte.
Erst jetzt fing ich an mich umzusehen. Wie gesagt, war ich in dieser Halle, doch dieses Mal war kein Leichenhaufen da. Es war nur eine Gestalt zu sehen. Sie hing mitten in der Halle an einem Galgen und sah aus wie… Oh Mein Gott! Sie sah aus wie ICH! Genauso, keine Unterschiede! Doch nicht genug, denn sie… ich lebte noch! Dieses etwas stieß einen klagenden lauten Schrei aus, der mir durch Mark und Bein ging. Starr vor Angst konnte ich mich nicht von diesem Schauspiel abwenden, und so musste ich zusehen, wie ich selbst langsam und qualvoll starb. Doch irgendwie, wollte dieses Ding nicht sterben! Es wand sich immer weiter und schrie laut um Verzeihung, um Gnade. Die Hand zeigte an die Wand. Erst nach einiger Zeit bemerkte ich, dass es wollte, dass ich mir die Wand ansehe. Die Erkenntnis traf mich wie der Blitz: An der Wand waren jetzt genau 100 Striche zu sehen! Paul war wahrscheinlich die Nummer 99 gewesen, also musste ich … 100 sein…
Ich zuckte vor Schreck zusammen, wobei mein Bein ein brechendes Geräusch von sich gab. Dieser Zombie hatte gesprochen, langsam und schmerzerfüllt: „Bist du zufrieden? Alle diese Menschen, die du gesehen hast, als du das letzte Mal hier warst… Ihr Blut klebt an deinen Händen!“ Aber nein, das konnte nicht sein! Ich hatte noch niemals einen Menschen getötet. Es log! Er log! Was auch immer es war, ES LOG! Diesem etwas durfte ich keinen Glauben schenken. Ein stöhnendes Geräusch hallte von den Wänden wider und ich konnte zusehen wie sich das Seil von der Decke löste und der Körper in die unendlich tiefe Schlucht fiel, die sich quer über den Boden der Einrichtung zog. Diese war vor Sekunden noch nicht da gewesen, so wie das Messer das in meiner Nähe lag. Es war voller Blutflecken und hätte leicht jemanden töten können. Meine Halsschmerzen waren verflogen, seitdem ES tot war…
Stumm griff ich nach der Waffe. Nach all diesen Ereignissen wollte ich nicht mehr leben. Meine Hand zitterte, als ich langsam mit dem Messer ausholte. Ich wollte es mir mitten ins Herz stoßen, dann musste ich nicht mehr diese Qualen erleiden. Mit einem kräftigen Hieb stach ich mir das lange Messer geradewegs in den Brustkorb. Doch was geschah, war unmöglich. Die Klinge des Messers brach ab und flog in hohem Bogen durch die Luft. Ich starrte entsetzt auf meinen Oberkörper, dann wieder auf die Klinge. Die messerscharfe Klinge landete genau zwischen den Augen von Paul. Sie bohrte sich immer tiefer in seinen Kopf und Blut strömte um die Einschnitts stelle aus.
Wieso konnte ich nicht sterben? Das Messer war scharf, sehr sogar. Der Beweis war 2 Meter neben mir. Schließlich rollte die Säule von mir und die Schuttteile schwebten gen Himmel. Die Kirche baute sich gerade wieder auf…
Seitdem bin ich hier gefangen. Ich warte auf dich! Erlöse mich!