CreepypastaLangeMicro

Die Narbe der Finsternis

„Wer einmal das Dunkel berührt, trägt es für immer unter der Haut.“

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Die Narbe der Finsternis

Eine Dark Fantasy Story mit Horrorlastigen Elementen. Dichte Atmosphäre die dich in eine Welt voller Wuz, Verzweiflung, Rache und Gemetzel mitnimmt.

Lass dich darauf ein und du wirst nicht enttäuscht sein!!!

https://youtu.be/CYLCpQ3opTI?si=qRV-T8zW_PvW0vBb

Die Narbe der Finsternis

Die Eichen krallten sich in den Himmel, wie verdrehte Finger, die nach einem Gott tasteten, der längst gestorben war. Ihr Laub, ein Teppich aus verrottendem Gold und schwarzem Schlamm, raschelte unter den stahlbeschlagenen Stiefeln von Kael, ein Echo seiner eigenen zerfetzten Seele. Er kannte diese Wälder, ihre stille, erstickende Verzweiflung, die Luft so dick mit Unglück, dass sie auf der Zunge schmeckte wie abgestandenes Blut und modriger Atem. Es war das Land der Verlorenen, ein Reich, das von den Lebenden vergessen und von den Toten begehrt wurde, und Kael war sein unausgesprochener König.

Einst war Kael ein Mann der Ideale gewesen, ein junger Krieger, dessen Schwert für Gerechtigkeit und das ferne, trügerische Licht einer besseren Welt gefochten hatte. Er hatte eine Vision von einem Reich der Einheit und des Friedens gehabt, eine Welt, die er mit Blut und Stahl schmieden wollte, aus den Trümmern einer alten, verdorbenen Ära. Doch das Schicksal, oder vielleicht seine eigene unaufhaltsame, in den Knochen sitzende Hybris, hatte ihn verraten. Seine Träume waren in einem Meer aus Blut und Verrat ertrunken, seine Gefährten, seine Liebsten, seine gesamte Kompanie – geopfert auf einem Altar der Finsternis, den er selbst unbewusst errichtet hatte. Was von ihm blieb, war ein klaffendes Loch in seiner Brust, das nicht blutete, sondern schmerzte, ein Echo des Schmerzes, das ihn unaufhörlich quälte und ihn Nacht für Nacht aus einem Schlaf riss, der nie Erholung brachte. Um diesen bohrenden, alles verzehrenden Schmerz zu stillen, hatte er einen Pakt geschlossen. Er hatte seine Seele verkauft, nicht an einen Gott, denn solche Wesen hatten ihn längst verlassen, sondern an etwas Älteres, etwas viel, viel Dunkleres, das in den fauligen Ritzen der Realität lauerte, wo die Grenzen zwischen Sein und Nichts verschwammen.

Im Gegenzug erhielt er Macht – eine Macht, die so immens war, dass sie die Sterne zum Erzittern hätte bringen können. Die Macht, seine Feinde nicht nur zu vernichten, sondern zu pulverisieren, ihre Existenz aus der Erinnerung zu reißen. Die Macht, die Welt nach seinem verdrehten Willen zu formen, sie neu zu gestalten in einem Abbild seiner eigenen Qual. Doch diese Macht hatte einen grausamen Preis: Sie fraß nicht nur an seiner Seele, sondern verschlang sie Stück für Stück, verwandelte ihn unaufhaltsam in genau das, was er einst mit jeder Faser seines Seins verabscheut und bekämpft hatte – ein wahres Monster.

Auf seinem Rücken trug er nun die Narbe seiner Sünde, ein Ornament, das nicht nur ein Zeichen der Verdammnis war, das ihn in den ewigen Kreis der Jagd zwang, sondern auch ein lebendiges Portal, durch das die ekelhaften, geifernden Kräfte der Finsternis in diese Welt strömten, sich durch die dünne Membran der Realität pressten. Es war ein lebendiges Tattoo, pulsierend und atmend, das sich wie ein Krebsgeschwür in seinen Rücken fraß, ein albtraumhaftes Netz aus verdrehten Linien und dämonischen Glyphen, die in einem pochenden, blutroten Kern kulminierten, der wie ein zweites, schlagendes Herz unter seiner Haut kauerte. Es schien nicht nur zu atmen, sondern sich zu winden, zu wimmern, als ob ein gefangenes, unendlich altes Tier unter seiner Haut wütete. Manchmal, in den stillen, schlaflosen Nächten, hörte er es flüstern, eine Sprache, die so alt war wie die Angst selbst, die ihm das Mark in den Knochen gefrieren ließ.

Kael war sich seiner brutalen, unerbittlichen Ausweglosigkeit schmerzlich bewusst. Er wusste, dass er ein Gefangener seines Paktes war, ein Spielball dunkler, kosmischer Mächte, die ihn nach Belieben beugten und zerbrachen. Doch er weigerte sich, sich seinem scheinbar unvermeidlichen Schicksal zu ergeben. Er würde kämpfen, bis zum bittersten, blutigsten Ende, selbst wenn der Tod der einzige Ausweg aus dieser verdammten Existenz war. Er würde die Welt in Brand setzen, wenn es sein musste, die Fundamente der Realität erschüttern, nur um einen Funken Gerechtigkeit zu finden, einen Hauch von Erlösung, die ihm vielleicht die Gnade gab, endgültig zu sterben.

Die Erinnerung an das Mahl

Bevor Kael diese verdorbenen Pfade betreten hatte, gab es eine Zeit, in der sein Name für Mut und Hoffnung stand. Er führte eine kleine Schar von Kriegern, die sich selbst die „Eiserne Kohorte“ nannten. Sie waren eine zusammengewürfelte Truppe von Söldnern, Verbannten und Überlebenden, die in einer Welt voller Ungerechtigkeit und Tyrannei nach einem Sinn suchten. Kael war ihr Licht, ihr unerschütterlicher Fels. Er hatte die Gabe, Menschen zu inspirieren, sie dazu zu bringen, über sich hinauszuwachsen und für ein Ideal zu kämpfen, das größer war als sie selbst. Doch dieser Glanz zog auch die Aufmerksamkeit von Wesen an, die im Schatten lauerten.

Es war in einer mondlosen Nacht, als sie in eine Falle tappten. Die „Eiserne Kohorte“ war erschöpft von einem langen Marsch, ihre Rüstungen waren vom Kampf zerschrammt, ihre Gesichter von Müdigkeit gezeichnet. Sie suchten Zuflucht in einer alten, verfallenen Festung, die von den Legenden als „Das Verlies der Echos“ bekannt war. Dort erwartete sie kein menschlicher Feind. Aus den tiefsten Schatten des Verlieses erhoben sich Gestalten, die Kaels Geist noch immer in den Schlaf verfolgten. Sie waren nicht von dieser Welt, keine Dämonen, wie sie die Geschichten kannten, sondern etwas Ursprünglicheres, etwas, das aus dem

Gewebe der Existenz selbst gewebt schien. Ihre Formen waren fließend, wechselnd, ihre

Augen glühten mit einem uralten, bösartigen Licht. Sie sprachen nicht mit Worten, sondern mit Gedanken, die sich wie glühende Eisen in Kaels Verstand brannten. Sie boten ihm einen Pakt an. Seine Vision von einer besseren Welt, die ihm so wichtig war, konnte Wirklichkeit werden. Er könnte die Macht erhalten, die er brauchte, um alle Hindernisse zu überwinden, alle Feinde zu vernichten. Der Preis? Die Seelen seiner Kohorte. Nicht als Opfer im herkömmlichen Sinne, sondern als „Mahl“, als Nahrung für diese namenlosen Wesen, die in den Zwischenräumen der Realität hungerten.

Kael erinnerte sich an den Schrei seiner Kameraden, als die Dunkelheit sie verschlang. Er erinnerte sich an die Gesichter seiner Freunde, die sich in Fratze des Entsetzens verwandelten, als ihre Seelen aus ihren Körpern gerissen wurden. Er hatte nichts tun können. Er war gefesselt, gelähmt von einer Macht, die ihn in den Staub presste. Und als es vorbei war, als nur noch leere Hüllen übrig blieben, fühlte er das Brandmal auf seinem Rücken zum ersten Mal. Ein brennendes, unerträgliches Mal, das seine Verdammnis besiegelte. Es war die Narbe seiner Sünde, das Zeichen seines Paktes.

Von diesem Tag an war Kael nicht mehr der gleiche. Sein Lachen war verstummt, seine Augen waren von einem kalten, unerbittlichen Feuer erfüllt. Er war ein Wanderer zwischen den Welten geworden, gejagt von den Schatten seiner Vergangenheit und getrieben von einem unstillbaren Durst nach Rache.

Das Tal der Flüsternden Knochen

Heute führte ihn sein schicksalhafter Weg tief in das Herz des Eichenwaldes, zu einem Ort, der unter den wenigen, die ihn kannten, nur als das „Tal der Flüsternden Knochen“ bekannt war. Es hieß, dass hier die Seelen der Verdammten umherirrten, gefangen zwischen den Welten, gepeinigt von ihren unausgesprochenen Sünden, ihre ewigen Schreie vom Wind fortgetragen. Kael spürte ihre Anwesenheit, ein unaufhörliches Flüstern in seinem Geist, eine Kakophonie des Leidens und der Reue, die ihn wahnsinnig zu machen drohte, doch er ließ es geschehen, ein Teil seiner ständigen Bestrafung. Er war gekommen, um einen Mann namens Vorlag zu finden, einen Nekromanten, der angeblich die Macht besaß, die Toten zu befehlen, sie aus ihrem ewigen Schlaf zu reißen. Kael brauchte seine Hilfe. Er brauchte eine Armee, eine Armee der Verdammten, um seine Rache zu vollziehen.

Als er tiefer in den Wald vordrang, wurde die Dunkelheit dichter, eine undurchdringliche, schluckende Schwärze, die das Licht selbst zu absorbieren schien. Die Bäume ragten höher und bedrohlicher auf, ihre Äste waren mit dickem Moos und fauligen Flechten bedeckt, die wie die Überreste alter, eitriger Wunden aussahen. Der Boden war nicht nur übersät, sondern regelrecht bedeckt mit Knochen – menschliche und unmenschliche, die im fahlen Mondlicht gespenstisch weiß schimmerten, wie zerbrochene Statuen eines längst vergessenen

Massakers. Jeder Schritt knirschte, ein Chor des Todes unter seinen Füßen, ein makabres Lied, das die Stille der Nacht zerriss. Die Luft wurde kälter, beissender, trug den Geruch von Moder und Verwesung.

Plötzlich, inmitten der erdrückenden Stille, hörte er ein Geräusch. Ein leises Knistern, das sich zu einem widerlichen Schmatzen entwickelte, gefolgt von einem tiefen, gutturalen Knurren, das aus dem Boden zu kommen schien. Er zog sein Schwert, eine monströse, ungeschliffene Klinge aus schwarzem Stahl, die so massiv war, dass die meisten Männer sie nicht einmal anheben, geschweige denn schwingen konnten. Es war ein Relikt seiner Vergangenheit, ein schmerzhaftes Überbleibsel seiner verlorenen Ehre und seiner gefallenen Kameraden. Aus dem Schatten traten sie hervor. Ghule. Abscheuliche, humpelnde Kreaturen, deren Körper von fortgeschrittener Verwesung entstellt waren, Haut und Muskeln, die in Fetzen hingen, offenbarten verfaulte Knochen darunter. Ihre Augen glühten rot in der pechschwarzen Dunkelheit, wie erloschene Glut, die noch einmal kurz aufloderte, ihre Zähne waren scharf und zahlreich wie Rasiermesser, die zum Zerfetzen geboren waren. Sie waren die Wächter des Tals, die gehorsamen, hungrigen Diener Vorlags. Ein Geruch von Tod, Verfall und etwas unbeschreiblich widerlichem schlug Kael entgegen, ein Geruch, der an den Eingeweiden kratzte.

Kael lächelte. Es war kein Lächeln der Freude, das Gefühl war ihm schon lange fremd, sondern ein wütendes Grinsen, ein Ausdruck reinen, unverfälschten Hasses, der sich aus den tiefsten Abgründen seiner gepeinigten Seele erhob. Er stürzte sich auf sie, seine monströse Klinge tanzte, ein Wirbelwind des Todes, der Knochen brach und Fleisch zerriss. Die Ghule waren schnell und erstaunlich stark für ihre verwesenden Körper, aber sie waren keine würdigen Gegner für Kael, der von der dunklen Macht seines Paktes angetrieben wurde. Er schlug sie nieder, Glied für Glied, ihre zerfetzten Körper fielen zu Boden, ihr schwarzes, geronnenes Blut bespritzte den Waldboden, mischte sich mit dem alten Schlamm. Mit jedem Schlag, der Fleisch und Knochen zerfetzte, spürte er, wie das Brandmal auf seinem Rücken pulsierte, wie ein zorniges, eigenständiges Organ. Die dunkle Energie, die durch seinen Körper floss, verstärkte seine übermenschliche Kraft ins Unermessliche, aber fraß auch unaufhaltsam an seiner Seele, zehrte sie langsam, aber sicher auf. Er kümmerte sich nicht darum. Er war bereit, alles zu opfern, jedes Stück seiner einstigen Menschlichkeit, um seine Rache zu bekommen. Der Preis war irrelevant, solange er sein Ziel erreichte.

Nachdem der letzte Ghul, dessen widerwärtiges Krächzen verstummt war, gefallen war, stand

Kael inmitten eines Meeres aus zerstückelten Leichen. Er atmete schwer, keuchend, sein Körper war mit Blut und Schlamm bedeckt, sein Geist war nicht klarer, sondern noch mehr von brennender Wut erfüllt. Es gab kein Zurück mehr, kein Entkommen aus dieser Existenz. „Vorlag!“, brüllte er, seine Stimme war rau und von Hass erfüllt, sie hallte durch den erdrückenden Wald, wie ein verzweifelter Schrei. „Zeig dich, du verfluchter Feigling! Oder soll ich deine widerlichen Kreaturen einzeln jagen?“

Die Antwort kam nicht in Worten, sondern in Form eines eiskalten Windes, der durch die knorrigen Bäume fuhr und das leise Knistern der Knochen verstärkte. Dann erschien er. Vorlag war ein kleiner, hagerer Mann mit einer schimmernden Glatze, deren kahle Oberfläche das letzte Licht der Dämmerung reflektierte, und Augen, die so leer waren wie Gräber, tiefschwarz und ohne jeden Funken Leben, doch in ihrer Tiefe schien eine ferne, vergangene Brillanz zu spiegeln, als hätte auch er einst ein Licht gekannt, das nun erloschen war. Er trug eine Robe aus menschlicher Haut, gegerbt und zusammengeflickt, die mit Knochen und fauligen Zähnen verziert war, ein wahres Gräuel. Er strahlte eine Aura der Verwesung aus, einen Gestank nach Tod und Alpträumen, der Kaels geschärfte Sinne beleidigte.

„Du suchst meine Dienste, Sterblicher?“, sagte er, seine Stimme war ein leises, kratzendes Flüstern, das wie trockenes Laub über den Boden scharrte. Sie war erfüllt von einer abgrundtiefen Kierigkeit. „Ich brauche eine Armee“, sagte Kael, seine Stimme war fest und unerschütterlich. „Eine Armee der Toten, der Untoten, der Verdammten. Eine Armee, die nicht fühlen, nicht zweifeln, nicht sterben kann.“

Vorlag lächelte. Es war kein menschliches Lächeln, sondern ein Grinsen, das die Finsternis in seinem Herzen offenbarte, ein Grinsen, das die Zähne einer Bestie zeigte. Seine Mundwinkel zogen sich zu einem unheimlichen, zahnlosen Halbmond. „Ich kann dir geben, was du suchst“, sagte er, seine Augen huschten gierig über Kaels Gestalt, verweilten kurz auf dem pulsierenden Brandmal. „Aber es wird dich etwas kosten, Kael. Etwas, das du noch nicht begriffen hast.“ „Ich habe bereits alles bezahlt“, sagte Kael, seine Hand fuhr instinktiv auf das Brandmal auf seinem Rücken, das nun heftiger als je zuvor pochte und brannte. „Meine Seele, meine Ehre, meine Menschlichkeit. Was bleibt noch zu nehmen?“

Vorlag lachte. Es war ein gurgelndes, kehliges Geräusch, das die Stille des Waldes zerriss, ein Echo der Verzweiflung, das die Seelen der Untoten erzittern ließ. Die Bäume selbst schienen sich vor diesem Klang zu beugen. Sein gurgelndes Lachen trug nicht nur Bosheit, sondern auch die Bitterkeit unendlicher Zeitalter in sich, als hätte auch er einst einen hohen Preis für seine Macht gezahlt. „Du irrst dich, Kind“, sagte er, seine Stimme wurde tiefer, erfüllter von boshafter Freude. „Du hast noch nicht alles bezahlt. Deine Rache… sie wird dich mehr kosten, als du dir jemals vorstellen kannst. Sie wird dich bis auf die letzte Faser deines Seins entleeren, bis nichts

mehr übrig ist als ein leeres Gefäß, das von meiner Macht erfüllt ist.“

Der Pakt der Finsternis

Und so begann der neue Pakt, ein widerlicher Handel im Herzen des verfluchten Waldes. Kael würde Vorlag dienen, seine widerwärtigen Befehle ausführen, seine dunklen, abscheulichen Wünsche erfüllen, die die moralischen Grenzen sprengten und den letzten Rest von Kaels einstiger Seele befleckten. Im Gegenzug würde Vorlag ihm eine Armee der Toten geben, eine unaufhaltsame Flut von Untoten, deren Reihen so endlos schienen wie die Sterne am Nachthimmel – eine Armee, mit der Kael seine Rache an denen vollziehen konnte, die ihn verraten und seine Welt in Schutt und Asche gelegt hatten.

Die erste Aufgabe Vorlags führte Kael zu den Ruinen einer alten Kathedrale, deren verfallene

Mauern wie zerbrochene Knochen in den trüben Himmel ragten. Es war ein Ort, an dem einst Licht und Glaube herrschten, nun aber nur noch Schatten und Verzweiflung. Unter den zerborstenen Steinbögen und eingestürzten Kuppeln sammelten sich die sterblichen Überreste von Tausenden, die in einem längst vergessenen Krieg gefallen waren. Vorlag brauchte diese Überreste, um seine untote Legion zu stärken.

Kael stand am Rande einer riesigen Grube, aus der ein fauliger Geruch aufstieg. Er sah zu, wie Vorlag mit knorrigen Fingern in der Luft tanzte, arkane Symbole zeichnete, die im Dunkeln leuchteten wie glühende Würmer. Ein heiserer, gutturaler Gesang, ein Beschwörungsritual, das aus den tiefsten Tiefen des Abgrunds zu stammen schien, rollte über den Friedhof. Der Boden bebte, die Erde brach auf, und aus den Gräbern erhoben sich Hände – bleich und knochig, die nach dem Himmel griffen. Dann folgten die Körper, langsam, qualvoll, wie die Geburt von Alpträumen. Skelette, die klapperten, als sie sich in die Vertikale zwangen; Ghule, die sich mit ihren langen Krallen aus der Erde scharrten; und etwas Schlimmeres, etwas Groteskeres, das sich aus den größeren Gräbern schälte: faulige, geschwollene Leichen, die mit einem widerlichen Schluchzen die Luft füllten, ihre Augen waren leere Höhlen, aus denen der Wahnsinn strömte.

Kael spürte, wie die Dunkelheit des Paktes ihn tiefer umschloss. Das Brandmal auf seinem

Rücken pulsierte, nicht nur vor Schmerz, sondern auch vor einer verdrehten, ekstatischen Macht. Er war nun ein Teil dessen, was er einst gejagt hatte. Die Ambivalenz zwischen Enge und Endlosigkeit wurde hier greifbar: Er war gefangen in seinem Schicksal, doch die Macht, die ihm verliehen wurde, schien grenzenlos, ein unendlicher Vorrat an Zerstörung, der nur darauf wartete, entfesselt zu werden. Er konnte die Toten nicht fühlen, ihre Schmerzen nicht teilen, doch er war der Dirigent ihrer Leidenschaften.

Mit der Armee der Untoten im Rücken zog Kael in den Krieg. Sein Ziel: die Stadt Eldoria, die Hochburg derer, die ihn verraten hatten. Eldoria, einst ein Symbol für Licht und Zivilisation, würde unter seinen Stiefeln zu Staub zerfallen. Die Mauern, die einst Schutz boten, würden zu einem Grab.

Der Marsch nach Eldoria war ein Albtraum. Die Armee der Untoten hinterließ eine Spur der

Verwüstung, ein Teppich aus Leichen und verbrannter Erde. Dörfer wurden geplündert, ihre Bewohner von den Ghulen zerfleischt, ihre Schreie verstummten in der windstillen Nacht. Kael sah all dies, seine Augen waren leer, sein Herz hart wie Stein. Er war der Hammer des Zorns, ein Instrument der Zerstörung, das keine Reue kannte. Er spürte keine Freude an der Verwüstung, nur eine kalte, brennende Befriedigung, dass er seinem Ziel, der Rache, näherkam.

Die Belagerung von Eldoria

Als sie Eldoria erreichten, breitete sich die Stadt vor ihnen aus wie ein verwundetes Tier, das auf seine letzte Schlacht wartete. Die Mauern waren hoch, die Verteidiger zahlreich, aber Kaels Armee war unaufhaltsam. Die Belagerung begann in den frühen Morgenstunden, als die Sonne noch nicht aufgegangen war, als ein roter Streifen am Horizont die kommende Blutlache vorwegnahm. Die untoten Horden stürmten die Mauern, eine Flutwelle des Todes, die gegen das Bollwerk der Lebenden prallte. Kael führte sie an, seine riesige Klinge riss die Reihen der Verteidiger auf, spaltete Rüstungen und Knochen mit brutaler Effizienz. Er war eine Naturgewalt, ein Wirbelwind des Schlachtfelds, der keine Rücksicht kannte. Sein Kampf war nicht elegant, sondern roh und unbarmherzig, ein Ausdruck reiner, unbändiger Wut. Explizite Szenen des Gemetzels spielten sich ab: Ein Ghul riss einem Soldaten die Kehle heraus, sein Blut spritzte auf die Mauern. Ein Skelett zerfetzte einen Bogenschützen mit einem Knochen, der einst dessen eigenes Bein gewesen war. Das metallische Klirren von Stahl auf Stahl, das Kreischen der Sterbenden, das knirschende Geräusch von zerbrochenen Knochen – all das vermischte sich zu einer Symphonie des Horrors, die Kael mit kalter Zufriedenheit vernahm. Das Brandmal auf seinem Rücken brannte nun unaufhörlich, pumpte eine unheilige Energie durch seine Adern, die ihn über menschliche Grenzen hinausgehen ließ. Er war schneller, stärker, unempfindlicher gegenüber Schmerz.

Als Kael die Mauern durchbrochen hatte, strömten die Untoten in die Stadt. Das Innere Eldorias verwandelte sich in ein Schlachthaus. Häuser wurden zu Gräbern, Straßen zu Flüssen aus Blut. Die Schreie der Bewohner, die sich verzweifelt wehrten, wurden von den kehliges Knurren der Ghule und dem klappern der Skelette verschluckt. Es war ein Inferno, ein Bild der Hölle, das sich auf der Erde entfaltete.

Kael erreichte den Hauptplatz, wo die letzten Verteidiger Eldorias einen verzweifelten Widerstand leisteten. Unter ihnen war Lord Theron, der einst Kaels Freund gewesen war, derjenige, der ihn verraten hatte. Theron war ein alter Mann, sein Gesicht war von Angst und Reue gezeichnet. Er wankte mit seinem Schwert, ein gebrochener Mann, der wusste, dass sein

Ende gekommen war. „Kael!“, keuchte Theron, seine Stimme war ein Flüstern. „Warum tust du das? Du warst unser Held! Du warst unser Licht!“

Kael schwieg. Er hob seine Klinge, ihr schwarzer Stahl reflektierte das Feuer, das die Stadt verschlang. Er sah nicht Theron, sondern die Geister seiner gefallenen Kohorte, die sich in den Flammen tanzten, ihre Augen waren voller Vorwürfe. „Du hast mich zu dem gemacht, was ich bin“, sagte Kael, seine Stimme war rau, fast fremd. „Du hast sie geopfert. Und jetzt wirst du dafür bezahlen.“

Theron fiel auf die Knie, seine Augen waren voller Tränen. „Bitte, Kael… erbarme dich…“ Doch

Kael kannte keine Gnade mehr. Seine Klinge sauste herab, ein Blitz aus schwarzem Stahl, der Lord Therons Kopf von seinen Schultern trennte. Das Blut spritzte, ein letzter Spritzer, der die Befriedigung in Kaels Herz nicht füllen konnte. Der Sieg war hohl, die Rache unbefriedigend.

Die Leere danach

Nachdem Eldoria gefallen war, stand Kael inmitten der brennenden Ruinen. Die untote Armee rührte sich nicht mehr, ihre Befehle waren erfüllt. Der Gestank von Rauch und Tod lag schwer in der Luft. Die Stille, die auf das Gemetzel folgte, war noch erdrückender als der Lärm der Schlacht.

Kael fühlte sich nicht befreit. Die Rache, die er so verzweifelt gesucht hatte, hatte ihm keine Erlösung gebracht. Das Loch in seiner Brust war nicht gestopft, sondern noch größer geworden.

Er war ein leeres Gefäß, erfüllt von Dunkelheit und Verzweiflung. Das Brandmal auf seinem Rücken brannte nun nicht mehr, es kühlte ab, hinterließ eine pochende Leere. Es war, als ob die dämonischen Mächte, die ihn angetrieben hatten, nun satt waren, ihn als erschöpftes Werkzeug zurückließen.

Er sah zum Himmel auf, der von Rauch und Asche verdunkelt war. Dort war kein Licht, keine

Hoffnung, nur eine endlose, erdrückende Leere. Er war gefangen, nicht in einer physischen

Zelle, sondern in seiner eigenen Existenz, einem ewigen Gefängnis seiner Schuld und seiner Entscheidungen. Die Ambivalenz von Enge und Endlosigkeit wurde hier zur bitteren Realität: Er hatte die Freiheit erlangt, seine Rache zu vollziehen, doch diese Freiheit hatte ihn in eine noch tiefere, unendlichere Leere geführt.

Ein leises Flüstern drang in seinen Geist, nicht die Stimmen der Verdammten, sondern etwas

Älteres, das aus den Ritzen der Realität sprach, jene namenlosen Wesen, mit denen er seinen Pakt geschlossen hatte. Es war eine Stimme, die keine Worte formte, sondern Gefühle, die sich wie eiskalte Nadeln in sein Gehirn bohrten: Du bist unser. Für immer. Dein Schmerz ist unsere Nahrung. Dein Hass ist unsere Melodie.

Kael schloss die Augen. Er war ein Spielball, ein Werkzeug, ein Monster. Doch tief in ihm regte sich etwas, ein winziger, hartnäckiger Funke. Es war keine Hoffnung, sondern ein Widerstand, eine unerschütterliche Weigerung, sich seinem Schicksal kampflos zu ergeben. Er würde nicht aufhören zu kämpfen, auch wenn der Kampf aussichtslos war. Ein Schatten vor ihm, geformt aus der Asche Eldorias, schien sich zu regen, eine schemenhafte Gestalt, die keine Gestalt war, aber eine Richtung wies – nicht zurück in die Leere, sondern vorwärts in eine unbekannte, aber selbstgewählte Dunkelheit. Er würde weiterziehen, in die endlose Nacht, auf der Suche nach einem Echo jener ursprünglichen Finsternis, die ihn gefangen hielt, um ihr ins Angesicht zu sehen, oder zumindest, um im Widerstand ein würdiges Ende zu finden.

Die Eichen beobachteten ihn, stumme Zeugen seines Wahnsinns. Der Wald flüsterte seinen Namen, ein Echo seiner unausweichlichen Verdammnis, das sich in die dunkle, feuchte Erde grub. Und das Brandmal auf seinem Rücken war nun ein schmerzhaftes Mal, ein lebendiges, glühendes Mahnmal seiner Sünde, ein Zeichen, das seine ewige Jagd nach dem Tod symbolisierte. Er war der Zerstörer, der Rächer, der König der Verlorenen. Und seine blutige Geschichte hatte gerade erst begonnen, ein unaufhaltsamer Tanz mit dem Verderben, der ihn durch die Äonen tragen würde, bis sein Körper und Geist endgültig zerbrachen.

 

Bewertung: 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"