ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Die Ketten raschelten unaufhörlich, je mehr ich mich
bewegte. Der Mond schien nahezu verräterisch auf mich herab, während ich kniend
zu Boden saß und mein schwer keuchender Atem von Zeit zu Zeit samt meines
leisen Stöhnens das einzige Geräusch war, das man in dieser dreckigen Grotte
überhaupt wahrnehmen konnte. Einst war jenes Steingebilde, wie man es von Märchen
kannte, unter Wasser gewesen und hätte mir unter diesen Umständen sicher den
schnellsten und schmerzfreisten Tod geschenkt, doch der liebe Gott hatte sich
völlig anders entschieden. Er wollte mich leiden sehen. Er wollte sehen, dass
ich die zurecht verdiente Pein mit Tränen in den Augen und reinster Scham in
meiner Seele akzeptierte. Ich, als einstiger Engel, der zugleich die rechte
Hand dieses übermächtigen Wesens war, war nun nichts mehr, als ein gefallenes Himmelswesen, dass dazu
verdammt war auf der Erde (welche mit Sterblichen bevölkert war) in dieser Höhle
an Ketten befestigt zu leben.
~
Wäre es mir vergönnt gewesen, könnte ich mich als Engel
selbstverständlich befreien, doch nahm man mir lange bevor man mich hierhin verfrachtete,
die Gabe weg, welche – nebst das sie selten war – äußerst essentiell für einen
Engel wie mich gewesen wäre, gerade jetzt zu dieser Stunde. Doch hatte ich die
Entnahme meiner Macht mir selbst zu zuschreiben: Ich hatte meinen Segen, mit
Tieren reden zu können in einer schlechten Weise benutzt und damit den größten
Fehler begangen, den ich je begehen konnte. Ich hatte einer Schlange aufgetragen,
den ersten beiden Menschen, die der Herr jemals erschuf, Früchte aus dem „Baum
der Erkenntnis von Gut und Böse“ essen zu lassen. Dieses hinterlistige Wesen
sollte ihnen beiden den Genuss eines verräterisch-süßen Apfels nahebringen. Mit
Erfolg. Beide bekamen jeweils eine äußerst gerechte Strafe, als Gott von jenem
Fehler erfuhr: Eva sollte von nun an ihre Kinder unter Schmerzen gebären,
während Adam sich dem Ackerbau zu wenden musste. Ich grinste erfreut über jene
Bestrafung, derweil ich mich hinter einem dichten Gebüsch aus Lorbeeren
versteckt hatte.
Nun würde Gott ihnen kein Vertrauen, kein Glauben mehr schenken, dachte ich. Ich würde es werden. Rafaela die rechte Hand Gottes, die auf heutigem Tage sein Berater und Helfer sein würde und das bis in alle Ewigkeit! Meine Freude über jene Anerkennung konnte nicht viel größer sein, als ich zusätzlich mitansah, wie Adam und Eva mit gesenkten Köpfen und unter Gotteszorn das Paradies, welches sie auf ewig glücklich gemacht hätte, verließen.
Mehrere Epochen verstrichen und Gott hatte immer größeres
Vertrauen zu mir, während ich ihm bei vielen Sachen half: Sei es bei der Entscheidung
einer Seele, ob sie dem Himmel gebührte oder in die Hölle kam oder beim Beistehen
schwacher, kranker Menschen, die ihrem Tod mit Angst und Sorge entgegensahen.
Auch bei denjenigen Sterblichen, die den Tod als reinste Verzweiflungstat
betrachteten, war ich bei ihnen gewesen und versicherte ihnen mit der Wärme
eines heiligen, dass es immer einen Weg gab seine Ängste oder Probleme zu
bekämpfen. All diese Zeit, die ich in des Herrens Nähe genossen hatte, sollte
jedoch bald ein Ende nehmen… Eines Tages bat mich Gott mit zu sich in den
Garten Eden zu kommen, der einstige Ort, an welchem Adam und Eva vor wenigen
Epochen verstorben waren und wir würdevoll ihre Seelen mit zu uns nahmen,
genau, wie wenn wir es (wenn die Zeit uns das Zeichen geben würde) mit Kain und
Abel tun würden.
„Es gibt da etwas, was mir durch ein sterbliches Wesen
mitgeteilt worden ist“, donnerte die mächtige, doch ruhige Stimme des Herrn in meinen
Ohren wieder, während wir entlang einem Gestrüpp aus lauter Rosensträuchern
gingen. Weiße und rote Rosen zierten den Garten. Der süßliche Duft verteilte
sich angenehm in der Luft. Unsicher, doch mit einer bösen Vorahnung, was er
meinen könnte, schaute ich zu ihm auf. Als ich jedoch schwieg und angestrengt
versuchte, seinem verurteilten Blick standzuhalten, blieb Gott plötzlich
stehen, sein weißes Gewand wehte anmutig im Wind.
„Mir ist zu Ohren gekommen, du hast die wilde Versuchung vom
„Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ zu essen meinen beiden
Menschesschöpfungen, nur zukommen lassen, weil du eine Schlange batest die
beiden für den Genuss eines Apfels des Baumes dazu zu überreden. Die Schlange
selbst hat es mir erzählt, nachdem du ihr für diesen Gefallen eine
Gegenleistung hattest versprochen.“ Die bedächtig ruhige Stimme schwoll immer
mehr und mehr zu einem wütenden Donnergrollen an, welches einem stürmischem
Gewitter gleichkam. Wolken über uns verdunkelten sich zu einem endlosen
Schwarz, dessen Intensität beinahe schon schmerzhaft in meinen kristallblauen
Augen stach. Ergeben sank ich auf die Knie, die Hände zusammengefaltet, als
würde ich beten und flehte um Vergebung.
„Oh, Herr!“, rief ich dem aufkommendem, starken Wind
entgegen. „Bitte vergebt mir! Dieser Fehler war unbedacht und dumm von mir!
Aber es war Neid! Der grüne Neid, welches wie Gift über meinen Körper-“ „SCHWEIG!“,
schrie die dimensionale Stimme des Herrn gen meine Versuche um Vergebung zu
flehen. „Mir ist es nicht wichtig, welches Gift
deinen Verstand oder deinen Körper übernommen haben soll. Selbst die
Gegenleistung, sei eine Geste, die von Bedeutungslosigkeit zurrt. Allein, dein
unvergängliches Vergehen soll bestraft werden!“ Ich schluckte. Meine
Augenlieder fest aufeinandergepresst und meine Finger in den Erdboden
hineingekrallt, als wäre jener Boden des Eden, dass letzte, was mir noch Halt
geben würde, erwartete ich voll bitterem Zorn über mich selbst, die Strafe, die
mich einholen würde.
Gott bat vier Engel herbei, die eines der mächtigsten Gaben
unter uns besaßen. Alle vier besaßen jeweils ein Element: Feuer, Erde, Wasser
und Luft oder wie man es in unserer Sprache nennen würde: Ignis, Terra, Auqa und Caeli. So bat er den Engel des Elements Terra
die Grotte vom Grund des Meeres, hinauf zu holen und an einen bestimmten Ort zu
stellen. Einem Ort jenseits von Himmel und Hölle, von Gut und Böse: Spelunca sequuntur somnia. Dieser Ort
gilt als wahre Höhle, in der einem die schlimmsten Alpträume in Form eben jener
Kreatur zuteilwird, welcher man für sein eigenes Wohlergehen missbraucht oder
ausgenutzt hat. Viele munkelten oben in den heiligen Türmen von Coelum (wo wir Engel
wohnten und lebten), dass man dort immer wieder aufs Neue sein Vergehen, das man
begangen hatte erleben würde, doch nicht nur allein in physischer Pein, sondern
auch in psychischer. Die wenigen, welche nach Dekaden aus ihrem Leid befreit
worden waren, sollen an manchen Tagen und Nächten immer noch von ihren
Kreaturen verfolgt werden, selbst wenn Gott jene Alpträume mit seiner Liebe zu
ersticken versuchte, soll es dennoch welche Engel geben, die dieser Imagination
nie vollends entkommen konnten.
Während die Engel sich auf dem Weg machten und ihre Aufgabe
erfüllten (Gott hatte den anderen drei ebenfalls Anweisungen erteilt, die sie
alle drei von ihnen vor Ort in der Grotte erfüllen sollten), entnahm mir der
Herr mit einem plötzlichen, doch zu meiner Verwunderung weniger schmerzhaften,
Ruck meine Gabe. Ich konnte spüren, wie die wohlige Wärme, welche zuvor noch
von heißer Leidenschaft meinen Körper durchflutete, verschwand und eine bittere
Kälte meinem Körper zu schaffen machte. Endlose Schwärze umfing mein Sichtfeld
und ich fiel kraftlos auf den weichen Erdboden des Gartens Eden…
Als ich aufwachte, besah ich mich einer einsamen, kalten
Dunkelheit, welche allein durch eine kleine Öffnung oberhalb der Steindecke und
dem darauf scheinenden Mond, mit einem blassen, silbernen Lichtstrahl
durchbrochen werden konnte. Unsagbare Pein ließ mich aufschreien, während jener
Schrei in den kahlen Gesteinwänden der Grotte widerhallte. Von jener
plötzlichen Pein erfasst, windete ich mich gegen eben jene, versuchte mich
gegen Wehr zu setzen, doch musste ich feststellen, dass meine Hände hinter
meinem Rücken von festen, eisernen Ketten gehalten wurden, wodurch ich allein
das Rascheln jener und das lüsterne Gekicher drei weiterer Personen vernahm,
welche sich mit mir in der Hölle befanden. Erst jetzt, wo die Pein allmählich
abgeklungen war, bemerkte ich, dass ich bis auf den Intimbereich entblößt war. Eine
ekelhafte Mischung voller Scham und Anwidern überkam meinen Geist und ließ mich
erschaudern. An meinen Schultern spürte ich wie zwei Hände einen starken Druck
ausübten, der allem Anschein nach verhindern sollte, dass ich mich bewegte. „Wie
fühlt es sich an, voller Scham an sich herab zu blicken?“, vernahm ich den
höhnischen Ton von Ignis und das darauffolgende Gelächter von Auqa und Caeli.
Ein erneuter, brennender Schmerz lenkte seine ganze Aufmerksamkeit auf sich,
ehe ich zur Antwort ansetzen konnte und so schrie ich mir ein weiteres Mal
meine verdorbene Seele aus dem Leib. Sie verbrennen mich, schoss es mir durch den Kopf. Sie
hinterlassen das Mal des Teufels auf meinem Rücken, so wie auch anderen zuvor,
die an diesen Ort kamen. Das Mal des gefallenen Engels. Deine Strafe, die du nun zu erdulden hast, ist dieselbe
wie die von Eva, als sie ihre Söhne zur Welt brachte: unkontrollierbarer,
höllischer Schmerz!“, rief der Engel Ignis voller unbändigem Hass aus. In seiner
Stimme erkannte ich einen bitteren Beigeschmack von Trauer.
Wenngleich er mir das nie freiwillig angetan hätte, so war
es der Wunsch Gottes mich mit diesem Zeichen für zumindest etliche Dekaden von
dem Himmel zu verbannen. Keuchend verlor ich schlussendlich das Bewusstsein,
doch wurde ich durch einen wiederholten Ruck ins Bewusstsein zurückbefördert.
Ein unsagbarer Schmerz durchfloss mein gesamtes Rückgrat. Sie hatten mir meine
Flügel entrissen! Das klebrige, warme Blut war die Bestätigung, die samt meiner
pochenden Pein entlang meiner nackten Haut zu Boden floss.
~
Nun saß ich hier seit eine gefühlten Ewigkeit, mit gesenktem
Kopf und betete, dass die Schmerzen langsam ausklingen würden. Bittere Tränen
sammelten sich wie weiche Regentropfen auf den sandigen, dreckigen Boden vor
mir. Mein Weinen kam nicht von der Bestrafung Ignises, sondern von dem
unbändigen Neid, welcher mich bereits am Tag der Schöpfung von den
Stammeseltern übermannte. „Warum?“, flüsterte ich mit gebrochener Stimme,
während mein Corpus zu zittern begann. „Warum hatte dieses Gift so schnell und
so sehr meinen Verstand und meine Seele eingenommen?“ „Weil Neid ein unberechenbares und gefährliches Gefühl issst“,
zischte jemand in der Dunkelheit vor mir. Ich kannte dieses diabolische, hinterlistige
Zischen nur zu gut. „Du…!“, setzte ich mit Zorn an, doch meine Stimme erstarb
sofort. Welchen Grund hatte mein Zorn schon gegen sie? Es war allein meine
Schuld gewesen, dass ich mich dazu besannt hatte mit dieser Schlange zu reden
und sie zu bitten Adam und Eva aus Gottes Herz zu vertreiben.
„Genau ssso issst esss“,
zischte das bösartige Wesen erneut. Mir war bewusst, dass es meine Gedanken
lesen konnte, so wie ich neben der Tiersprache, auch die Gedanken anderer Wesen lesen konnte . Einen Moment lang herrschte eine unangenehme Stille zwischen uns,
welches hin und wieder mit dem Tropfen einzelner Wassertropfen verbunden war,
die gen Boden aufschlugen, dann überkam mich im Geiste ein zerronnenes, verblichenes
Bild, dass gleichermaßen grotesk, als auch faszinierend wirkte. Ich sah in den
Gedanken der Schlange, wie sie sich über meinen Körper schlängelte und
schlussendlich in meinen weitgeöffneten Mund eindrang. Ich will dich von deinem Leid befreien, erklärte sie mir. Lass mich das tückische Gift des Neidesss gegen ein anderes einsetzzzzen! Ich gebe dir mein Gift, dasss ssssich langsssam in dein Herzzz hinein fresssen wird. Ein seltsam verzerrtes
Lachen ertönte kurz darauf. Es klang wie das mehrmalige, aggressive Zischen mehrerer
Schlangen zugleich. Mein ssssüßes Schlangengift wird diese brennende Emotion und die Scham in dir ein für alle Mal vernichten, doch mussst du dafür einen hohen Preis eingehen. Die Vision endete und gleißendes Licht tauschte sich gegen das verschwommene Bildnis ein. „Was
für einen Preis?“, fragte ich, sichtlich benommen und blinzelnd vom fahlen,
silbrigen Mondlicht, welches wässrig in die Richtung der Schlange schien. Ihre
Schuppen glänzten königlich unter jenem Schein.
Die Schlange riss ihr Maul auf und ihre beiden spitzen,
kleinen Zähne kamen zum Vorschein, während sie ihre gespaltene, dünne Zunge
hinausstreckte. Beinahe wirkte es so, als würde sie lachen. „Was für einen
Preis meinst du?“, rekapitulierte ich nervös, versucht die Ketten endlich zu
durchbrechen, doch mein schwacher, geschundener Körper ließ es nicht zu. Meine
goldblonden Haare, welche sicher einen kränklichen Ton eingenommen hatten,
vielen mir wirr ins Gesicht. Dieses Monstrum nährte sich zischend in meine
Richtung und bäumte sich schlussendlich vor mir auf. Obgleich ihre Größe nichts
bedrohliches ansich hatte, wären es ihre stechend giftgrünen Augen, die mir ein
keuchenden Aufschrei aus bloßer Überraschung entlockten. Schleimig windete sie
sich um meinen entblößten Körper und flüsterte mir nahezu lieblich ins Ohr: „Lass
mich dein Gift entnehmen, oh gefallener Engel.“ Eine kleine Spur Spott war in
ihrem Ton zu hören, jedoch willigte ich nach kurzem Zögern ein. Was hätte ich
anderes schon tun können? So oder so war ich dazu verdammt durch meinen eignen,
dummen Fehler zugrunde zu gehen.
Ihr schleimiger Körper gelang mühelos in meinem Mund hinein,
während ich mit einer aufkommenden Übelkeit kämpfte. Ihre Haut schmeckte bitter-süßlich.
Voller Verzweiflung, kämpfte mein einstiger engelsgleicher Körper damit, sie
wieder hinaus zu befördern, so spuckte ich einen eigenartigen Schleim auf den
Boden, welcher zähflüssig meinen Mund hinab sickerte und einen seltsam farbigen
Ton annahm. Es war ein abstoßendes Gemisch aus grau-grünem dickflüssigem
Schleim. Schemenhaft konnte ich Stücke ihrer alten Haut darin schwimmen sehen. Als
die Schlange es schlussendlich geschafft hatte bis hinunter in meinen Magen zu
gelangen, verspürte ich ein scharfes Stechen, welches wohl gegen meine
Magenwand sein musste. Ein brennender Schmerz überströmte meinen Bauch, hinauf
über meinen ganzen Körper. Ich schrie, wie ich noch nie zuvor geschrien hatte.
Nicht einmal zu der Zeit als der Engel des Element Feuers mir dieses verfluchte
Mal auf meiner Haut verewigt hatte. Währenddessen, verspürte ich, wie die
Schlange sich entlang meines Unterleibs windete und sich durch jene biss.
Heißes, schmutziges Blut quoll aus meinem Unterleib hervor. Fast wirkte es so,
als würde ich eine Schlange gebären. Die Pein schwoll immer mehr zu einem unermesslichem
Grad an, sodass mein zitternder Körper unter dem Druck zusammenbrach. Das
letzte, was ich vernahm war wie dieses Biest mir etwas entgegen zischte, das
nur verschwommen in mein Ohr eindrang:
Der Preis ist dein Leben für meins.
Dann brachte mich die süße Freiheit in einen traumlosen,
unendlichen Schlaf.
() 10:26, 11. Jul. 2017 (UTC)