MittelMord

Die Schemen

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Nachfolger von , der zwar davor spielt, aber trotzdem erst danach gelesen werden sollte.

Die Schemen

02:00 Uhr, Mittwoch. Mittwoch, endlich Mittwoch.
Es war also wieder an der Zeit.
Er seufzte. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken hinunter.
Nicht aus Angst, nicht aus Kälte. Aus Lust, aus Vorfreude.
Pfeifend ging er die leere Straße der Kleinstadt entlang. Es war stockfinster, keine Menschenseele war zu sehen. Doch er wusste sehr wohl, wo er eine Person auffinden würde. Sie war sehr gefragt, sie war sehr mutig. Sie war sehr dumm. Dumm, dumm, dumm. Oh, und reizbar war sie. Sehr reizbar.
Er lachte. Er lachte laut. Niemand hörte ihn. Nur er. Er war aber niemand. Niemand kannte ihn. Er war nur da, wenn es soweit war. Wenn er gebraucht wurde. Wenn es soweit war. Wenn er gebraucht wurde.
Pfeif, Pfeif, Pfeif, Pfeif.
Er war da.
Vor sich konnte er einen dunklen Spielplatz ausmachen. Auf den ersten Blick schien er leer zu sein. Ruhe, Dunkelheit, Stille. Er schwieg und wartete, schloss die Augen. Leise konnte er das Gemurmel hören. Gemurmel. Leute. Zwei. Jugendliche Stimmen. Leichtsinnig. Lasen sie keine Zeitung?
Dumm, dumm, dumm.

Langsam öffnete er die Augen. Klar und deutlich konnte er die glimmenden Zigarretten sehen, doch sie waren nicht das, was er anstrebte. Nicht das, was für die Kinder interessant war. Wieso tötete niemand Kinder? Wieso? Nicht mit dem Gewissen vereinbar, wie? Er lachte leise in sich hinein. Gewissen … schwach.
Kinder wurden oft vermisst. Kinder, die auf die falsche Bahn geraten sind … auch. Auch sie, ja. Aber ihre Tode … wurden nicht so schnell hinterfragt. Sein Motiv? Er lächelte. Sein Talent? Er grinste. Sein Bruder hatte keine Ahnung davon. Keine Ahnung, keine Ahnung. Nein. Nur unterbewusst. Unterbewusst. Grinsend ging er auf die beiden Gestalten zu.
Langsam griff er nach hinten und zog sich die Kapuze über das Gesicht. Langsam. Gemächlich. Leben, wie es sein sollte. Für die Überlegenen, für die Starken. Für die, die über die menschlichen Gefühle hinausgewachsen waren. Die Übermenschen.
„Day, da kommt jemand. Kundschaft.“ Die beiden Gestalten lachten leise. Oh ja, Kundschaft. Oh ja. Oh ja. Sein Gesicht war im Dunkeln, niemand konnte ihn erkennen. Selbiges galt für die Person. Sie wiegte sich in Sicherheit. Dumm, dumm, dumm. Die andere Gestalt ging mit weiten Schritten davon. Auch ihr Name war ihm bekannt. Nicht von Relevanz.
Noch nicht.

Schweigsam stellte er sich vor die Person. Es wehte kein Wind. Er wusste, dass niemand sonst da war. Niemand. Sonst. Niemand. Nur er. Er. Breitbeinig stellte er sich direkt vor die Person namens Day. Innen überschlugen sich seine Gefühle. Lust überkam ihn. Die Gestalt blickte ihn an, wartend. Er sagte nichts, blickte nur ohne ein Wort, ohne ein Gesicht, zurück. Dunkel.
„Wie viel willst du?“, fragte jene schemenhafte Gestalt letztendlich. Er verstellte seine Stimme, ließ sie leise, grölend und falsch klingen. Angst. Anonymität. Angst. Das Unbekannte fürchtete jeder. Jeder – außer dem Übermenschen. Ihn. „100 Gramm“, wisperte er drohend.
„Das ist zu viel, so viel habe ich nicht“, kam wenig überraschend zurück. Hätte er normal gefragt, hätte er gelacht. 100 Gramm, ein Junkie? Koks. Teuer. Sehr teuer. Ein Jugendlicher, der so viel bei sich trägt? Nachts? Allein? Nein. Nein. Zu dumm.
Er grölte und hustete ein falsches Husten. Lachte leise. „100 Gramm“, wiederholte er leise. Die Reaktion war wenig überraschend. „Nein, das ist zu viel, außerdem hast du viel zu wenig Geld.“ Er wusste genau, wie viel das kostete. Er grinste. „Was ist denn dein Problem, Day?“, fragte er in einem süffisanten Tonfall. Die Gestalt schwieg, verblieb regungslos. „Angst ist in diesem Gebiet unvorteilhaft“, stellte er kalt fest. Kälte. Kalt. Durst. Blutdurst.
„Verschwinde, sonst zerfleische ich dich“, flüsterte der Junge in einem überraschend selbstsicheren Tonfall. Wenig überraschend jedoch war seine Wut. Menschen sind so durchschaubar. So durchschaubar.
„Nein“, erwiderte er. „Angst ist Angst, wenn man sich ihr nicht offenbart, Day.“ Schweigen.
„Angst?“, fragte er leise. Lächelnd.
„Vor dir? Du Missgeburt“, zischte der Junge. „Zeigst dich nur mir so, wie du wirklich bist, heh? Nur mir … wieso?“ Er grinste schief, wohl wissend, dass sein Gegenüber das nicht sehen konnte. „Fass mir mal ans Gesicht, Day„, flüsterte er. „Fass mir mal ans Gesicht.“ „Du fuckst mich ab“, flüsterte die Gestalt. Ja, das tat er. Ja. Ja. Ja. Dumm, dumm, dumm. „Tu es, oder ich ramme dir das Messer in den Rücken. Du weißt, welches? Ja? Ausgezeichnet. Tu es.“ Die Gestalt sog erschrocken Luft ein. Er konnte sehen, wie sich ein schemenhafter Arm hob. Eine Waffe hielt er nicht in der Hand, nein. So war er nicht. Day war nicht so.

Gefühl. Eine zitternde Hand fasste ihm an die Stirn, die Finger der Hand jedenfalls. Schnell zuckten sie zurück. „Ih“, murmelte die Gestalt, „was zum Fick ist das?“, flüsterte sie irritiert und angeekelt. „Warm, dickflüssig, denk nach“, sagte er freundlich. Days vermummtes Gesicht blickte in seine Richtung, das spürte er. Er spürte den entsetzten Blick. Den Blick. Entsetzen. „Du kranker Perversling, du verdammter Wichser!“, rief der Junge.
„Nein, Sperma ist es nicht“, erwiderte er trocken.
Schweigen.
„Du hast keine Mutter mehr.“
Grinsend. Er ging. Grinsend. Der Schatten hinter ihm blickte ihm nach.
Lächelnd stand er in seiner Wohnung. „Nimm das“, flüsterte er. „Nimm das.“

Seufzen. Mittwoch, immer Mittwoch. Was für ein Scheißgefühl. Wieder zu spät ins Bett gegangen.
Seufzend rappelte er sich auf und ging ins Bad.
Was.
Nein.
Nein.
Nein.
Entsetzt starrte er sein Spiegelbild an. Dann rannte er zum Telefon. Wählte, wartete, weinte. „Schatz, Schatz, Schatz! Ist alles in Ordnung? Hallo!“ Schluchzen. „Hey …“, flüsterte eine Stimme. Seine Frau. Er seufzte erleichert auf. Stutzte. Nein. „Ww…w..w.was ist passiert?“, brachte er heraus. Schauer. Angst. Nein. Nein. Nein.
„Michael …“ Schweigen. Weinen.
„Schatz?“, fragte er noch einmal eindringlich, am ganzen Leibe zitternd. „Was ist passiert?“
„Ich wollte es dir nicht am Telefon sagen“, flüsterte Franziska. „Nicht am Telefon …“ Er schüttelte sich. „Sag es, los, sag es! Sag es doch!
Schweigen.
Schluchzen.
Weinen.
Nein.
„Er ist tot, Michael. Er, dein bester Freund, dein … d.d…d… un..s…uns..unser jüngster Sohn, Michael.“ Stumpfheit. Resignation. Das war nicht wahr. Nein. Nein. Nein! Er reagierte nicht. „M..Mi..Michael?“, flüsterte seine Frau. Er reagierte nicht, spürte, wie seine Muskeln sich anspannten. „Das ist meine Schuld. Alles meine Schuld“, rief er, „nein, nein, nein!“
„Schieb doch nicht immer al..alles auf di..dich, Michael“, wisperte Franziska am Telefon schwach. „Er war es, der auf die schiefe Bahn geraten ist.“ Michael schüttelte den Kopf. „Wegen mir! Weil ich so viel trinke, weil ich …“ Dann knickte er ein, fiel zu Boden. Fing sich mit den Händen auf. Weinte.
Nein. Nicht wieder. Nicht so. Nein. Das Telefon lag neben ihm, auf laut gestellt. Durch den Aufprall. Vielleicht. Er wusste es nicht mehr. Nein. Nein. Nein.
„Michael, mach bitte, bitte nichts Unüberlegtes! Und bitte, lass den Alkohol weg, bitte lass ihn weg!“ Nein … gestern war er wieder rückfällig geworden, wieder. Dann eingeschlafen. So wie die letzten Male. So war es doch, oder nicht? Um ihn herum lagen Flaschen. So war es. War es. Er war schuld. Alles, aber auch alles war seine Schuld. Er hatte David umgebracht. Nur er. Das Blut. David. Dieses Mal ihn. Dieses Mal ihn. Letztes Mal? Wieso? Wieso? Wieso? Wieso? David … Er, er hatte David umgebracht. Ermordet. Seinen eigenen Sohn.
„Er starb einer Sch…Schieß..Schießerei, Michael. Anscheinend wurde ihm in den Bauch ge..gesch..geschossen. Der andere starb auch …“
Was?
Nein.
Was?
Ruhe.
„Mi..Michael, ich … bitte sag was … bitte … bitte … tu‘ dir nichts an. Nicht wieder. Nicht wieder. Tu mir das nicht an.“
Michael hörte nicht. Nichts.
Schuldiger. Schuldiger. Schuldiger.

Stumpf rappelte er sich auf, blickte leer vor sich hin. Schleppte sich zum Badezimmer. Blickte in den Spiegel.
Blut. Überall Blut.
Warum?
Wer?
Zitternd wusch er sein Gesicht, die Kleidung war sauber.
Blickte in den Spiegel.
Müde Augen, eingefallenes Gesicht.
Griff zu dem Rasiermesser.
Mörder, Sünder.
Hielt es sich an den Hals.
Wahnsinniger.
Schnitt.
Befreiter.
Fiel um.
Sirenen. Woher kamen nur all die Sirenen?

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