ExperimenteLangeSci-Fi

CONTAINMENT PROJECT 2 Teil 4: Bromios

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Hier die chronische Auflistung aller Pastas, die zu dieser Reihe gehören.

DN-AGE Erinnerungen (2270)

DN-AGE Erinnerungen I – Beauftragt
DN-AGE Erinnerungen II – Missbraucht
DN-AGE Erinnerungen III – Gebrochen
DN-AGE Erinnerungen IV – Gerettet
DN-AGE Erinnerungen V – Gefunden
DN-AGE Erinnerungen VI – Psychopaten Lachen Nicht

Containment Project 1 (2270)

Containment Project I – Dies sind die Worte von Publius Septimus Tertio
Containment Project II – The Greasemonkey Diaries
Containment Project III – EXIT
Containment Project IV – Gedanken

Containment Project 2 (2290)

CONTAINMENT PROJECT 2 Teil 1: Nora
CONTAINMENT PROJECT 2 Teil 2: Alexis
CONTAINMENT PROJECT 2 Teil 3: Caelia
CONTAINMENT PROJECT 2 Teil 4: Bromios
CONTAINMENT PROJECT 2 Teil 5: Lavender

 

CONTAINMENT PROJECT
AUSWERTUNG

DATENLOG 37

Name: Qar’Ek
Da’qu

Verwaltungsbereich:
Leiter Historische Auswertungen der Containment Project-Anlagen auf SOL-00I

Datum: 05.
Tag des neunten Monats, Jahr 372 nach Gründung der Republik

Berechtigung:
ERTEILT

|:| “Entschuldigt bitte, dass ihr drei Monate auf
den letzen Teil dieses Datenlogs warten musstet. Wie bereits in Datenlog 32
angemerkt, hatten wir mit der Ortschaft Aylefield, die etwa eine Stunde östlich
der CP-Anlagen liegt, alle Hände voll zu tun! Da blieb wenig Zeit für Anderes!
Glücklicherweise habe ich beherzte Kollegen, die sich die Mühe gemacht haben,
alle notwendigen Medien und Schriftstücke zu entschlüsseln und zu übersetzen,
sodass ich nun nur alles abtippen muss. “

“Dazu gehören einige sehr interessante
Schriftstücke, welche wir in dem bereits erwähnten Amtssitz des Magistraten in
Mons Petrae gefunden hatten und einem gewissen „Lucius Divinus“ gehören. Hinzu
kamen noch einige, identische Stücke, gefunden in der kleinen Bibliothek,
welche wir für Abschriften halten.  Hierbei ist es interessant festzuhalten, dass
wir die Stücke sowohl in Latein (in der Bibliothek), wie auch einer weiteren
Sprache, Griechisch (Amtssitz), geschrieben vorfanden. “

“Zum Glück hatten wir bereits genügend Schriftstücke
in diesen Sprachen aus der „echten Welt“ gesammelt und entziffert, um das
Geschriebene verstehen zu können. Was hier vor allem auffällt, ist die
lakonische, knappe Schreibweise dieser Dokumente. Abgesehen von einigen,
wenigen Zeilen, enthalten sie kaum persönliche Anmerkungen, Gefühle oder
Ansichten.“

“Interessanterweise ist zu erwähnen, dass es sich
bei den folgenden Schriftstücken um einige der wenigen schriftlichen Zeugnissen
handelt, welche von einer Person geschrieben wurde, welche zuvor keine Kenntnis
der CP-Anlagen hatte…oder zumindest alles für sich behalten hatte.“|:|

Geschäftseintrag 3621

9. Ide des Aprils

782 a. u. c.

Heute wieder
mit einem riesen Kopfweh aufgewacht. Verdammte Scheiße! Naja, hatte noch
genügend Weidenwasser da, um den heutigen Tag zu überstehen. Der heutige Tag
wird lustig; erst Belleria Claudia wegen ihrer Scheidung besuchen und mich dann
mit Augustinus Clavius auseinandersetzen. Wenigstens habe ich bei letzerem eine
außergerichtliche Lösung ausgearbeitet. Und die restlichen Klienten bleiben
lieber unausgesprochen. Erst mal was Essen, mein Magen hört sich schon
furchtbar an!

*          *

Kein Brot und
kein Olivenöl mehr im Haus. Verfluchte Scheiße, können diese dämlichen Sklaven
nicht einmal was richtig machen?! Habe Kyreneikos gestern extra beauftragt die
neue Sklavin anzuweisen, neues Brot und Olivenöl zu kaufen! Dumme kleine
Schlampe! Habe sie natürlich sofort bestraft und ihr im Beisein der Anderen,
kochendes Wasser über die Hände gegossen. Wird sie lehren, Kyreneikos nicht zu
gehorchen. Habe ihn gebeten, die Fallakten für heute zu sammeln. Wenigstens EINER,
dem ich vertrauen kann, keine Scheiße zu bauen!

*          *

Wie gesagt,
erstes Ziel heute war Belleria Claudia. 35, zweimal – von MIR, wenn ich das im
Übrigen anmerken darf! – geschieden worden und erbittet um eine DRITTE Annullierung.
Hatte sich von ihrem ersten Mann scheiden lassen, weil er unfruchtbar war. Ist
dann mit ihrem heimlichen Liebhaber durchgebrannt und hat diesen geheiratet.
Stellte sich allerding heraus, dass er eher das geistige Kind Jupiters und
nicht Plutos war. Hatte sich während der Ehe mit zahlreichen anderen Frauen und
Männern vergnügt und wurde daher von meiner Klientin geschieden. Nun will sie
die Scheidung, weil ihr jetziger Mann ihn überhaupt nicht mehr hochkriegt. Hab
ihr klipp und klar gesagt, dass eine dritte Scheidung nicht in Frage käme. Habe
ihr geraten, es bei Abessinus zu versuchen – der Penner nimmt wirklich JEDEN
Fall an! Dass die Totenmasken ihres Vaters und Großvaters, Kyreneikos und mich beim
Fortrennen nicht erschlagen haben, war aber auch alles!

*          *

Zu viel
Aufruhr ist für den Darm nicht gut. Kyreneikos und ich sind daraufhin gleich
mal in die Latrinen spaziert. Glück für mich, dass ich dort auf Augustinus
getroffen bin – hab‘ ich mir schon mal den Weg gespart. Klassischer Fall: seine
Tochter ist mit einem jungen Mann durchgebrannt, auf den Augustinus nichts gibt
und daher auch nicht die Mitgift beisteuern will. Habe ihm ein Geschäft
vorgeschlagen: der Tempel und ich zahlen jeweils die Hälfte der zu
entrichtenden Mitgift. Dafür verpflichtet er sich, für das bevorstehende Fest
für Bromios, ein weißes Opfertier bereitzustellen und in der Aufführung
mitzuwirken, die während des Festes aufgeführt wird. Stimmt er nicht zu, geht
es vor Magistrat Tertio – mit mir als Advokaten des zukünftigen Schwiegersohns!

Natürlich hat
Augustinus zugestimmt…

*          *

Nun, da der
Magen leer ist, kann er wieder Nahrung aufnehmen. Sind nach dem Gespräch mit
Augustinus zur Bäckerei von Marius Decimus gegangen. Persönliche Anmerkung
meinerseits: er selbst ist ganz in Ordnung, sein Weib nervt allerdings
ungemein! Diese schrille Stimme und dieser abfällige Ton, den sie immer pflegt!
Kaum zu glauben, dass SIE die Schwester unseres ruhigen Magistraten sein soll! Egal.
Haben uns neben einen Dendrites-Schrein gesetzt, das Brot mit ihm geteilt und
endlich etwas gegessen. Allerdings kamen nach kurzer Zeit uns zwei junge Frauen
auf uns zu und sprachen mich an. Fragten, ob die Gerüchte denn wahr seien; dass
ich Dionysos in seiner menschlichen Form sei, wie alle behaupten. Ich ergriff
eine von ihnen, setzte sie auf meinen Schoß, gab ihr etwas von meinem, in Wein
getränktem Brot und meinte: „Das müsst ihr schon selbst herausfinden! Natürlich
nur, wenn ihr Täubchen Zeit habt.“

Habe
Kyreneikos nach Hause geschickt und bin daraufhin mit den beiden ins Lupinar
gegangen und haben uns ein Zimmer gemietet. Zwei hübsche Mädchen überzeugt man
doch gern, oder nicht?!

Geschäftseintrag 3622

9. Ide des Aprils

782 a. u. c.

War übel
zugange, als auf einmal der Magistrat die Tür aufmacht – zusammen mit
diesem…Cattulus oder Cornelius, oder wie er heißt. Habe die beiden gefragt, ob
sie mitmachen oder zusehen wollen, beides wäre mir gleich gewesen. Der
Magistrat meinte jedoch, dass ich mich nach meiner Vergnügung sofort in der
Basilica melden sollte. Er habe etwas „von äußerster Dringlichkeit und Sorge“
mit mir zu besprechen.

Kam mir
ehrlich gesagt gelegen. Auf die anderen Klienten hatte ich ehrlich gesagt
überhaupt keine Lust – nicht mit diesen immer noch andauernden, Kopfschmerzen!

*          *

Das alles
hier ist eine Lüge. Die Stadt, das barbarische Dorf, die Landschaft, unsere
Geschichte, alles! Stellt sich heraus, dass wir in einer Art Kuppel leben und
irgendwer dafür sorgt, dass die ganze Sache trotzdem am Laufen gehalten wird.
Scheinbar gibt es unter uns auch Menschen, die uns überwachen, sogenannte
„Wächter“ oder „Ranger“, wie der komische Typ sie nennt. Caelia und ihr Vater
waren scheinbar zwei solcher Menschen gewesen – von denen die Erste mir schon
seit einiger Zeit suspekt war.

War etwas
über die gefühlvolle und „schonende“ Art amüsiert, wie der Magistrat und der
Typ (der überhaupt kein Griechisch und ein horrendes Latein spricht) mir alles
beizubringen versuchten. Habe ihnen dann eröffnet, dass ich das meiste zwar
nicht gewusst, aber geahnt hatte. Es genügt zu sagen, dass beide recht erstaunt
waren.

Menschen, die
aus heiterem Himmel für ein oder zwei Tage verschwinden  und sich dann nicht mehr an
Schlüsselereignisse AUS diesen Tagen erinnern? Menschen, die etwa eine
interessante Maschine erfinden, welche dann urplötzlich verschwindet und der
besagte Erfinder sich dann nicht mehr erinnern kann – wer würde da nicht
irgendwann anfangen, die Dinge zu hinterfragen?

*          *

Unser
ehrenwerter Magistrat will Caelia Fausta hinrichten lassen, hat jedoch keine
rechtliche Grundlage. Und damit es nicht so aussieht, als ziehe er sich
irgendwelche Gesetze aus seinem Arsch, braucht er die Meinung eines zweiten Rechtsgelehrten.
Warum er dann ausgerechnet MICH nimmt, ist mir unbegreiflich!

Wir sind
ärgste Konkurrenten, sehen uns beide jedoch trotzdem als Meister unseres Fachs.
Und ich glaube, er ist etwas neidisch ob der Tatsache, dass ich mit meinen dreißig
Jahren gut zehn Jahre jünger Aussehe und es als Rechtsgelehrter mit der Pietas dennoch
nicht sehr streng halte. Aus diesem Grund nehmen viele an, ich sei eine
Reinkarnation, quasi die „Menschwerdung“ von Dionysos, dem Schutzherren unserer
schönen Stadt. Ob das stimmt, oder nicht, weiß ich nicht, aber wie bereits
beschrieben, spiele ich gerne mit dieser Vorstellung der Leute. Und wer könnte
es denn nicht glauben? Ich bin nicht nur ein Rechtsgelehrter, der noch NIE
einen Fall verloren hat und zudem noch Priester des großen Tempels im Norden. Zufall?
Wohl eher nicht!

Geschäftseintrag 3623

9. Ide des Aprils

782 a. u. c.

Rechtlich
gibt es da leider nichts zu machen. Würde nur klappen, wenn wir es hinbekämen,
die Bewohner dazu zu bringen, diese Wächter nach der Enthüllung der Tatsachen
unsererseits tot sehen zu wollen.

Der Magistrat
lehnte dies jedoch vehement ab, woraufhin der komische Typ auf einmal zu lachen
anfing. Habe gefragt, was so lustig daran sei und er erzählte uns, dass Marcus
Antonius während seiner Grabrede für Cäsar genau DAS getan hatte.

Ganz recht.
Scheinbar war der verehrte Konsul während dieser berühmten Senatssitzung
wirklich erstochen worden. Da fragt man sich, was für eine Scheiße diese
Wächter uns noch beigebracht haben!

Zugeben,
schauspielerisches Talent hatte der Typ. Um uns zu zeigen, wie das damals
wirklich abgelaufen sein könnte, zog er seine Toga aus, hielt sie um einen Arm
und sprach: „Cäsar. Euer Konsul. Mein Freund. Römer, wie ihr alle. Er starb,
dort. Dort in der Curia. Dreiundzwanzig mal niedergestochen. Niedergestochen
von Menschen, die er als Freunde betrachtete! Wer von euch wird mir sagen, das ist
kein Mord?! Wer von euch wird mir sagen, dass es ihm nach einer solchen Tat
nicht nach Rache dürstet?!“

Ich hätte es
nicht besser gekonnt.

*          *

Hatten dann
entschieden, dass wir es genauso machen würden. Brauchten allerdings mehr als
nur eine Schuldige, um die Sache durchzuziehen. „Zufällig“ hatte dieser
komische Typ in seiner Kuppel einige dieser Wächter gefangengenommen. Müssen
die Verhandlung allerdings in Mons Petrae abhalten, damit unser Plan auch
klappt.

Ich bin also
mit Kyreneikos, dem Magistraten, seiner Familie und diesem komischen Typ  in diese komische…andere Kuppel gegangen.
Wurde übrigens dieser komischen Frau vorgestellt, die zusammen mit diesem Typen
die Stadt betreten hatte.

Hübsches
Ding, genau nach meinem Geschmack! Laut ihm zwar seine Frau, aber ich frage
mich dennoch, ob ich sie bei den bevorstehenden Feierlichkeiten abspenstig
machen kann?

Bin
allerdings nicht nur deswegen Mitgegangen. Habe eine Mission, die vom Tempel
ausgeht. Viele sagen ja, dass ich die „Menschwerdung“ Dionysos‘ bin. Nun, viele
glauben es – die Priester sind allerdings etwas sturer. Um meine Göttlichkeit
zu beweisen, muss ich werden wie Bromios selbst: von Ost nach West, von Nord
nach Süd ziehen und alle von meiner Göttlichkeit überzeugen. Und diese…andere
Welt wird den Segen (oder die Strafe) Eleutherios‘ nun ebenfalls erfahren.

ANMERKUNG:

“Auf den ersten Zeilen des folgenden Eintrags ist
das Schriftbild verblasst. Daher wissen wir leider nicht, was L. Divinus über
die unterirdischen Gänge sagt, durch denen die Kuppeln der CP-Anlagen
miteinander verbunden sind.“

Geschäftseintrag 3624

9. Ide des Aprils

782 a. u. c.

Komischer
Ort. Muntun Upon Stynn, nennen sie ihn. Nicht nur die Landschaft ist komplett
anders, sondern auch das Klima, bzw. die Jahreszeiten! Bei uns ist es Frühling
– hier ist es Sommer! Naja, wenigstes friert man sich hier nicht den Arsch ab!
Hat auch was.

Diese Leute
scheinen weitaus weiterentwickelter zu sein als wir. Haben uns auch gleich
einige ihrer tollen Erfindungen gezeigt. Beispielsweise etwas, dass sich
„Telefon“ nannte – eine Art Apparatur, um auf lange Distanzen miteinander reden
zu können. Oder etwa das sogenannte… „Grammophon“, welches Musik von einem
großen, schwarzen, mit Rillen verzierten Diskus abspielt. Ich muss allerdings
zugeben, dass die Musik schon sehr nach meinem Geschmack ist!

*          *

Aber, zurück
zum Geschäftlichen. Hat uns die sogenannten „Ranger“ gezeigt; hier hat man es
scheinbar geschafft, wirklich ALLE gefangen zu nehmen. Darunter befand sich
auch ein gewisser Mann, den man „Reverend Sheller“ nannte. Der hübsche
Rotschopf, der uns in die Kuppel begleitet hatte, hatte uns gesagt, dass wir
uns besonders um ihn zu kümmern hätten. Der Magistrat und ich verstanden
zunächst nicht, was sie damit meinte – bis ich auf den örtlichen Tempel stieß.

Geschäftseintrag 3625

9. Ide des Aprils

782 a. u. c.

Natürlich
weiß  ich, WER in diesem spärlich
ausgestatteten und plump bemalten Tempel verehrt wurde. Dieser komische Typ und
die bereits erwähnte Schönheit waren diesbezüglich sehr überrascht. Habe
gesagt, dass ich mich mit dem merkwürdigen Mann, der vor unserer Stadt am Kreuz
hängt, während seiner Bestrafung unterhalten habe.

Habe gesagt,
ich fand es merkwürdig, dass er gegen die Götter, vor allem gegen Dionysos,
hetzte, jedoch ein Symbol dieser Götter um den Hals trug. Er erzählte mir dann
von seinem „Gott“, den er Jesus Christus nannte. Der ans Kreuz für unser aller
Sünden gestorben und drei Tage später auferstanden und in den Himmel gefahren
sei. Der Kranke und Blinde heilte und mit seinen zwölf Aposteln durch das Land
zog um seine Kunde zu verbreiten.

Ich wusste
nicht, woher diese merkwürdige Person gekommen war oder woher ihre „Gottheit“
stammte. Ich wusste nur eins: wenn überhaupt, dann war sie nichts Anderes als
eine plumpe, billige Nachahmung von Bromios. Als ob jemand von dessen Taten
gehört, den Kontext nicht verstanden und sich einfach irgendwas dazu gedichtet
hatte. Und wie schon in Geschäftseintrag 3622 erwähnt, bin ich auf einer
Mission.

Hatte
diesen…Sheller also genommen, in seinen plumpen Tempel geschleift und an einer
Säule am Eingang festgebunden. Lief daraufhin zum Altar, neben dem zwei Statuen
hoch an der Wand standen. Der süße Rotschopf und der komische Typ meinten bei
dem linken handle es sich um diesen…Jesus und die rechte Statue repräsentiere
einen gewissen John Knox. Wer das war, war mir egal – Bromios kann niemanden
akzeptieren, der seine Göttlichkeit nicht anerkennt.

Hattee beide Statuen
mit einem Stock von ihren Sockeln entfernt und auf dem Boden zerschlagen. Dann
diese komischen Leute gefragt, ob sie denn ein geeignetes Opfertier besäßen.
Ich meinte, eine Schlange, eine Ziege, ein Hase oder ein kräftiger Stier würde
ausreichen. Vorzugsweise in Weiß, aber jede andere Farbe würde genügen. Ein
Mann gab mir dann einen weißen Hasen, den ich ohne zu zögern auf dem Altar zu
ehren Eleutherios‘ opferte.

Und so wurde das
Haus einer barbarischen Verklärung zu einem Ort der Anbetung. Und ich hatte
meine Mission erfüllt.

ANMERKUNG:

“Das nun folgende ist eine Videoaufzeichnung von
Miss Nora Cayden über die erste Zeremonie, die Lucius Divinus in seiner
angenommenen Form des Gottes Dionysos abhält. Hierbei gilt zu bemerken, dass
auch wir die Parallelen des sogenannten „Christentums“ mit den vorangegangen
Religionen bemerkt haben und wir davon ausgehen, dass die vorherige Religion
aus den letzteren Entwickelt hat.“

Transkription VON FUNDSTÜK NR. 41.234

WIEDERHERSTELLUNG DURCHGEFÜHRT VON: Qar’Ek Da’qu

Transkription DURCHGEFÜHRT VON: Qar’Ek Da’qu

Hey Leute,
ich bin’s wieder. Ach, Scheiße, ich hätt‘ das heute in der
Kirche…Entschuldigung, wollte sagen, dem neuen Tempel in Muntun, aufnehmen
sollen. Naja, sei’s drum, bin halt faul, was das angeht. Ich werd‘ euch jetzt
erzählen, was da genau passiert is‘. Also dieser Divinus zerstört die Statuen
von Jesus und John Knox und schlachtet dann ein Kaninchen direkt auf dem Altar.
Krasse Scheiße! Dann nimmt er den Kelch mit Wein und ein bisschen Brot und sagt
dann irgendwas auf Griechisch, oder Latein oder sonst was. Carlisle hat’s für
mich übersetzt. Der Typ, also Divinus, nimmt das Brot und sagt „Das ist der
Leib, als Erinnerung an die fleischlichen Bedürfnisse, denen wir alle unterstellt
sind.“ Dann nimmt er den Wein, säuft davon und meint: „Das ist das Blut, als Erinnerung
and das Blutvergießen, das Leid, die Qual, die Pein und den Schmerz, den all
Jene befällt, die meine Göttlichkeit anzweifeln.“

Wie gesagt,
krasser Scheiß! Aber schon irgendwie lustig, wenn man da ganze Zeug mal in ‘nem
ganz anderen Zusammenhang sieht, beziehungsweise…naja, das scheint ja der
eigentliche Kontext sein von dem das Christentum geklaut hat. Sofern man
natürlich annimmt, dass die Leute, die das ganze hier gebaut haben, wenigstens
was den eigentlichen Kontext angeht, kein Schindluder getrieben haben!

ENDE DER TRANSKRIPTION

|:| “Als wir die verschiedenen Textdokumente und
Dateien bargen, übersetzen und analysierten, hofften wir, eine vollständige
Aufnahme des Prozesses gegen die Verantwortlichen der CP-Anlagen zu finden.
Leider sollte sich unsere Suche als fruchtlos herausstellen. Aber manchmal,
muss man eben etwas Glück haben. Unter den zahlreichen Dokumenten befanden sich
auch zwei Schriftstücke, beide gefunden in der Basilica von Mons Petrae, bei
denen es sich zweifelsfrei um zwei unterschiedliche Berichte des Prozesses
handelt. Einer wurde von Kyreneikos, dem Sekretär von Lucius Divinus, der
Andere von Darius, Publius‘ Sohn verfasst. Das nun Folgende ist der Bericht des
Letzteren und schildert den Prozesshergang, sowie die Bestrafung der
Verurteilten. “|:|

“’Gerichtsprotokoll von Darius
Silvius“‘

3. Ide des Aprils

782 a. u. c.

Es war früh
am Morgen, als der Magistrat die Schuldigen auf ein eigens gebautes Podium
führte und um die sich bald eine große Menge bildete. Es waren circa zwanzig
Angeklagte, Männer, Frauen, Kinder, wovon allerdings nur eine aus Mons Petrae
stammte. Der Rest kam aus einer anderen Kuppel und aus einem Ort, welcher
Muntun Upon Stynn genannt wurde. Zusammen mit Carlisle McAvin und Nora Cayden,
sollte über das Schicksal der Angeklagten verhandelt werden. Um die Sachlage
besser darzustellen, nahm der Magistrat eine kleine Hölzerne Kiste mit einer
großen Muschel und spielte eine noch nie zuvor gehörte Musik ab.

Einige fanden
es befremdlich, andere schockierend, andere fingen an, im Takt zu schwingen,
den Fuß zu tippen oder zu summen, ehe der Magistrat das Gerät wieder
ausschaltete und zu der Menge sprach:

Freunde,
Römer, Landsleute!

Viele kennen
mich, viele achten mich!

Manche mögen
mich nicht leiden, einige mögen mich hassen!

Doch wisset,
dass ich heute zu euch komme, um euch die Wahrheit zu verkünden!

Ich, ihr, wir
alle in dieser schönen Stadt und dem barbarischen Dorf gen Westen wurden
angelogen!

Aufs
Schändlichste zum Narren gehalten, belogen und betrogen! Von wem, fragt ihr
euch?

Der Magistrat
zeigt auf die Angeklagten. Hier ist zu bemerken, dass er immer die Hörner zum
Fluch zeigt, wenn er diese allesamt oder einzeln beim Namen nennt.

Diese verkommenen
Subjekte! Geben vor, zu uns zu gehören, doch sind sie etwas gänzlich Anderes!

Nun werdet
ihr euch fragen, gute Leute von Mons Petrae, was haben sie verbrochen?

Benutzt haben
sie uns, das haben sie! Haben uns glauben lassen, all dies wäre echt!

Unsere
Geschichte, unsere Stadt, unsere Eltern und Großeltern!

Doch musste
ich schweren Herzens feststellen, meine Freunde, dass dies nicht der Wahrheit
entspricht!

Eingesperrt
haben sie uns! Eingesperrt in riesige Gefängnisse, wie wilde Tiere!

Ausgehorcht
und ausgespäht wie Diebe vor einem Raubzug!

Doch…vielleicht
können sie uns ja vom Gegenteil überzeugen. Wollen wir ihnen die Gelegenheit
geben, ihre Taten zu rechtfertigen!

Daraufhin
tritt der Magistrat in die Beweisaufnahme ein. Jedoch gab es niemanden, der
diese…Subjekte verteidigen mochte – nicht einmal Lucius Divinus, der ärgste
Konkurrent des Magistraten seit jeher! Irgendjemand im Publikum machte sich
dann einen Scherz daraus, dass der Magistrat in die Rolle des Advokaten beider
Seiten treten solle. Dies wurde zunächst belächelt, jedoch machte der Magistrat
daraufhin ernst und nahm die Herausforderung an.

Zugegeben,
selbst ich halte dies für sehr unorthodox, jedoch ergibt es bei näherer
Betrachtung absolut Sinn. Denn was wäre die Krönung einer jeden Debatte? Das,
wonach viele gestrebt, die Meisten jedoch daran gescheitert sind? Genau, die
Gegenseite so gut (wenn nicht noch besser) zu verstehen, wie oder als diese
selbst. So gut, dass man die gleiche Debatte an ihrer statt halten könnte.

Es war ein Genuss,
als der Magistrat die Angeklagten um Kopf und Kragen brachte! Ihre Falschheit
und Verlogenheit aufdeckte! Uns allen klar machte, was hier eigentlich los war!
Denn viele Menschen hatten merkwürdige oder seltsame Dinge gesehen oder gehört,
konnten sich bis jetzt allerdings keinen Reim daraus machen! Doch mit der
Offenlegung der Tatsache, dass wir alle, zusammen mit tausenden Anderen, in
riesigen Kuppeln leben, hatte der Magistrat die infernalischen Pläne der
Angeklagten vereitelt! Nachdem alles gesagt wurde und ausreichend Beweise für
eine Verurteilung vorhanden waren, sprach der Magistrat sein Schlusswort.

So haben wir
es gehört! So haben wir alles gehört!

Die Lügen,
die Bosheit, die trügerischen Machenschaften!

Wie Gefangene
haben sie uns behandelt! Benutzt für ihre kranken Experimente!

Für derlei
abscheuliche Taten kann es nur einen Schuldspruch geben!

Wie urteilt
ihr, ihr guten Leute von Mons Petrae?

Wie vom
Magistraten (und einigen Anderen) erwartet, hatte die Aufdeckung der
Machenschaften der Verurteilten, wie auch die kraftvollen Worte des Magistraten
selbst, die Leute aufgewühlt und unruhig gemacht. Und als der Magistrat fragte,
was denn mit den Verdammten Geschenk solle, war die Antwort einstimmig: die
Angeklagten mussten entfernt werden!

Jetzt wird
sich der eine oder andere fragen, wie er es geschafft hatte, die Bevölkerung
für einen solchen Schuldspruch zu gewinnen? Ganz einfach: er argumentierte
damit, dass die Verurteilten uns ja unsere Moralvorstellungen gegeben hatten.
Ipso facto wussten sie von Anfang an, was unter Umständen mit ihnen passieren
konnte. Auf was sie sich eingelassen hatten und welchen Konsequenzen sie sich
verschrieben hatten.

Diesbezüglich
kam der Magistrat nach der Vollstreckung zu mir und meinte (und ich zitiere)
„Es war so einfach, die Bevölkerung dazu zu bringen, den Angeklagten den Tod zu
wünschen. Und ich musste nicht einmal dafür lügen!“

*          *

Das Urteil
wurde am darauffolgenden Abend vollstreckt. Die zwei sonderbaren Menschen aus
der anderen Kuppel waren allerdings nicht anwesend – wahrscheinlich kamen
sie  nicht mit der Art zurecht, WIE wir
gedachten, die Verurteilten zu bestrafen.

Es war
dennoch eine glorreiche Hinrichtung! Zunächst wurden die zahlreichen Familienmitglieder
der Hauptangeklagten ihrem Schicksal zugeführt. Leider haben wir hier keine
Bären, Löwen oder Auerochsen, gegen die wir die Verurteilten hätten kämpfen
lassen können. Dennoch war es ein reiches Vergnügen zuzusehen, wie sie alle –
Männer, Frauen und Kinder – von wilden Wölfen oder scharfen Hunden vor den
Augen ihrer Väter und Mütter, Brüdern und Schwestern, Ehemänner und Ehefrauen
in Stücke gerissen wurden! Es waren so viele, dass sich der Boden des Forums
schon bald rot von ihrem Blut färbte.

Natürlich
befiel dieses Schicksal nicht alle. Einige ließen wir am Leben, sodass sie
gegen einander kämpfen konnten. Mons Petrae hat leider keine Arena, müsst ihr
wissen, und daher war es ziemlich aufregend etwas zu sehen, dass einem
Gladiatorenkampf wenigstens im Ansatz entsprach. Die…„Sieger“ würden jedoch das
Schicksal mit den Hauptangeklagten teilen.

Der Höhepunkt
bildete die Bestrafung der Tochter von Quintus Caelius. Diese wurde zunächst in
der Mitte des Forums an einen Pfahl gebunden und bis aufs Blut ausgepeitscht,
bis man sie an einem hölzernen Block anband und dann Agrios, dem heiligen
Stier, vorstellte.

Obgleich ich
hier objektiv bleiben möchte, möchte ich dennoch anmerken, dass es für mich ein
aufregendes Erlebnis war zu sehen, wie sie schrie, als Agrios in sie eindrang. Wie
er sich an ihr verausgabte und sie kaum am Leben lies! Allerdings frage ich
mich dennoch, weshalb der Magistrat IHR im Speziellen eine derartige
„Sonderbehandlung“ zugestand. Sicher, ihr Vater hatte aus der Stadtkasse
gestohlen…aber sie? Nun ja, wie dem auch sei, ich bin nicht hier, um zu
sinnieren, sondern um zu berichten.

Den Abschluss
bildete die Hinrichtung der sechs Hauptbeschuldigten und da Divinus es
scheinbar geschafft hatte, die Menschen in der anderen Kuppel von seiner
Göttlichkeit zu überzeugen, war er es, der die Hinrichtung vollzog. Diese war
im Vergleich zum vorherigen Spektakel relativ…unspektakulär und gestaltete sich
im Wesentlichen so, dass alle Hauptangeklagten nacheinander entlang der Straße
zum Bretonischen Dorf gekreuzigt wurden. Das einzig Interessante an der Sache
war jene, dass man sie MIT ihrer Kleidung ans Kreuz schlug damit jeder sehen
konnte, WOHER diese Leute gekommen waren.

Und so trug
es sich zu, dass wir nun alle wirklich frei waren. Frei zu gehen, frei zu
bleiben. Frei zu entdecken oder einfach so weiter zu machen, wie bisher.

|:| “Wie bereits erwähnt, fanden wir zwei
Aufzeichnungen des Prozesses und der Hinrichtung der sogenannten „Wächter“,
bzw. „Ranger“ – also der Personen, welche im Auftrag des Containment Projects
innerhalb der Kuppeln und unter den Testsubjekten lebten. “

“Kyreneikos‘ Bericht war jedoch in der gleichen
kühlen, lakonischen und sachlichen Art verfasst, wie die Geschäftseinträge
seines Meisters. Dies brachte meine Kollegen und mich zu fragen, ob Kyreneikos
damit seinem Meister entweder gefallen wollte…oder eben nicht versuchen wollte,
ihn nicht zu „übertrumpfen“.“

“Daher entschied ich mich, Darius‘ Bericht für
dieses Datenlog zu verwenden. Wie wir aus anderen Schriftstücken wissen,
handelt es sich hierbei um den Sohn des Magistraten selbst, wobei man natürlich
sofort eine bestimmte Tendenz erwarten würde. Allerdings weist der (zu diesem Zeitpunkt
sechzehn Jahre alte) Autor einen hohen Grad an Objektivität auf, welche sich
beinahe durch das gesamte Dokument zieht und doch sehr verwunderlich ist. “

“Meine Kollegen und ich schlussfolgern daraus eines
von zwei Dingen: entweder scheint dieser junge Mann für sein Alter ziemlich
erwachsen zu sein, oder die Distanzwahrung zu seinem Vater, dem Magistraten,
scheint nicht nur auf dem Papier zu bestehen. Leider können wir zum
gegenwärtigen Zeitpunkt keines der beiden Szenarien einwandfrei bestätigen. “|:|

 

Bewertung: 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"