
Der Oberst III: Göttliche Präsenz
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Kapitel 1: Gott lebt
Es gab mal
einen Mann, der sagte, dass Gott tot sei. Nietzsche war sein Name.
Interessanter Satz. Während ich im lauten Jeep durch die zerstörten Straßen der
Postapokalypse gefahren werde, streifen meine Gedanken immer wieder ab. Einen
Verbündeten im Kampf gegen die SCP habe ich bereits. SCP-790. Oder laut seinem
richtigen Namen: Bryan Jenson. Er befindet sich noch immer in dem Komplex und
wird dort auf seinen Einsatz warten. Doch zuvor werde ich noch ein paar
potentielle Verbündete besuchen. Ein Soldat fährt mich geradewegs zur
Minimal-Sicherheitszone 17. Einem kleinen Gebäude, der von der Apokalypse
unberührt geblieben ist.
„Sir.
Das Ziel kommt in Sichtweite.“, informiert mich mein Fahrer. Ich nicke
stumm. Ein für mich gesichtsloses Individuum. Keiner näheren Betrachtung wert.
Das nächste Ziel wird nicht leicht zu beeindrucken sein. Dieses Wesen hätte die
Endzeit verhindern können. Mit einem Fingerschnipp. Je mächtiger das Wesen,
desto unberechenbarer die Charakterstruktur. Ob ich für andere ebenso wirke?
Und schon wieder habe ich mich in Gedanken verloren. Wir halten an einem
einsamen Wachposten. Eine graue Schranke hindert den Jeep am passieren. Kein
Mensch in der Nähe. Jedenfalls scheint es so.
„Kehrt
um, dies ist Sperrgebiet!“, erschallt eine mechanische Stimme aus einem
Lautsprecher am Wachposten.
Wusste ich’s doch. Sie werden uns hören, um unsere Absichten zu erfahren. Ein
leichtes Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.
„Öffnet die Schranke!“, fordere ich lauthals. Meine Macht lässt meine
Stimme noch stärker erschallen. Ein Echo trägt den Befehl in den Innenbereich.
Kurze Zeit herrscht Stille. Die Schranke öffnet sich unvermittelt. Der Jeep
parkt in der Mitte des wirklich kleinen Hofes. Zwei stark bewaffnete Soldaten
flankieren uns mit erhobenen Waffen.
„Was
wollen sie hier, Oberst!?“, schreit der eine viel zu Laut. Kann nur daran
liegen, dass er Ohrenschützer trägt. Sie wissen von meiner Ankunft. Ob sie mein
Ziel darüber in Kenntnis gesetzt haben? Selbst wenn. Dieses Wesen tut eh, was
es will. Eine Antwort erscheint mir sinnlos. Warum fragen diese Idioten mich
etwas, obwohl sie meine Antwort nicht hören können!? Vielleicht… Gerissen..
„Nicht
schlecht. Ein dritter Mann von euch hört in sicherer Entfernung mit und
wiederholt alles was ich sage mit Hilfe
eines integrierten Kopfhörers in euren Ohrstöpsel. Kreativ..“, sage ich
anerkennend. Kurze Stille. Dann lachen die beiden Soldaten überlegen.
„Richtig,
Oberst! Und jetzt..“, beginnt der SCP Soldat mit autoritärem Tonfall,
„Werden sie sterben. Wir haben keine Verwendung mehr für sie!“
Zwei Gewehrläufe auf mich gerichtet. Zweifellos noch ein paar weitere aus
sicherer Entfernung. Ohne meinen Kopf zu bewegen, huschen meine Augen über die
Befestigung des Außenpostens. An beiden Seiten sind jeweils zwei
Scharfschützen. Überlebenschance: 0%. Knirsche mit den Zähnen. Das darf noch
nicht vorbei sein.
Der
SCP-Soldat drückt den Abzug. Ein lauter Knall. Meine Augen sind aus Reflex
geschlossen. Nichts passiert. Weitere ohrenbetäubende Schussgeräusche. Die Luft
füllt sich mit dem stechenden Geruch von Schießpulver. Doch nichts geschieht
mit mir. Kein Schmerz. Kein Gefühl. Nichts. Ich öffne meine Augen. Vor meinem
Körper hängen unzählige abgeschossene Gewehrkugeln in der Luft. Sie schweben
vor mir, als würden unsichtbare Fäden sie wie Marionetten in der Luft halten.
„Was
zum Teufel soll das!?“, schreit der SCP-Soldat außer sich. Das würde ich
allerdings auf gerne wissen. Aufmerksam blicke ich mich um. Nichts zu sehen.
Ich drehe mich um. Auch hinter mir nichts erkennbares. Langsam wende ich meinen
Blick wieder zu den beiden Soldaten. Beziehungsweise zu dem Ort, an dem die
beiden SCP-Soldaten eben noch gestanden haben. Sie sind weg. Von jetzt auf
gleich.
„Was
geht hier vor sich. Soldat? Haben sie etwa-„, beginne ich zu meinen Fahrer
zu sprechen, doch auch er ist verschwunden. Ich stehe hier vollkommen allein.
Kalter Schauer überkommt mich. Ist ER das!?
„Ich
grüße sie, mein werter Herr Oberst.“, spricht eine ungemein beruhigende
Stimme direkt vor mir. Ich blinzele kurz und während meine Augen nur für den
Bruchteil einer Sekunde durch das Blinzeln geschlossen waren, ist ein elegantes
Wesen vor mir erschienen. Ein Mann, der genauso groß ist wie ich. Seine grauen
Augen stechen so tief in die Meinen, dass ich spüre, wie er in meine Psyche
eindringt. Der Neuankömmling trägt einen eleganten, schwarzen
Nadelstreifenanzug und seine grauen Haare scheinen zurecht getrimmt zu sein. Er
ist es..
„Auch
ihnen gilt mein Gruß, SCP-343. Oder wie diese Soldaten sie nennen:
„Gott“. „, erwidere ich förmlich den Gruß. Diese Gestalt soll
omnipotent, beziehungsweise allmächtig sein. Er sieht aus wie ein gewöhnlicher,
alter Mann, doch das hat nicht viel zu heißen.
SCP-343 kommt ruhigen Schrittes auf mich zu und reicht mir seine Hand. Ich
schüttele sie einmal kurz und ein flüchtiges Lächeln huscht auf das Gesicht des
Wesens.
„Nehmen
sie Platz, mein Guter.“, spricht er im wohlwollenden Tonfall. Noch bevor
ich fragen kann, wohin ich mich setzen soll, verändert sich die Umgebung um
mich herum. Das Außengelände verschwimmt und an seiner Stelle erscheint ein
gemütlich eingerichteter Raum. Ich stehe direkt vor einem schwarzen
Ledersessel. Mit einem Lächeln lasse ich mich auf diesen nieder. Die Sessel
sind nebeneinander vor einem flackernden Kamin aufgestellt, dessen
wärmespendendes Licht sanft auf den Bärenfellteppich fällt. So wollte ich
früher mein Heim einrichten. Dieser „Gott“ hat also meine Gedanken
gelesen.
„Eine
meiner leichtesten Übungen, mein werter Oberst.“, spricht er, als er sich
eine Pfeife ansteckt. Widerwillig bemerke ich, dass genau dieses Auftreten mich
zutiefst beruhigt. SCP-343 dürfte das wissen und ausnutzen. Ich kann keinerlei
feindliche Ambitionen wahrnehmen.
„Das liegt daran, dass ich keine gegen Sie hege, junger Mann“,
erwidert „Gott“ auf meine Gedanken.
„Junger Mann? Ich bin älter als sie glauben.“, kommentiere ich seine
letzten Worte mit einem Lächeln.
Eine lockere
Unterhaltungen? Das ist schon ewig her, seit ich sowas hatte. Der alte Mann
überschlägt elegant seine Beine und schaut mich mit durchdringendem Blick an.
Obgleich dieser in meine Psyche eindringt, spüre ich eine wohltuende Wärme, als
ob sein Blick eine angenehme Flamme in meinem Bauch entzündet. Es ist so
seltsam, sich wohl zu fühlen.
„Auch wenn sie 110 Jahre alt sind. Im Vergleich zu meiner Lebenszeit als
Gott ist ihr zugegeben hohes Alter, für mich, als seien sie ein Kleinkind.
Kommen wir zum Wesentlichen.“, beginnt mein Gegenüber. Ich nicke
zustimmend und gleichermaßen überrascht.
„Sie wollen einen Krieg gegen die SCP-Foundation beginnen und
möchten, dass ich mit ihnen kooperiere.“, stellt SCP-343 mit ruhiger,
entspannter Stimme fest. Er klingt so beiläufig, als sei das alles keine große
Sache.
„Genau.
Ich möchte diese Foundation brennen sehen!“, stimme ich dem Wesen zu. Er
streicht sich nachdenklich über seinen dezenten, grauen Bart.
„Zu diesem Zweck befreie und rekrutieren sie Wesen, die wie wir
sind.“, fährt „Gott“ weiter fort. Ich nicke zustimmend und
verschränke meine breiten Arme.
„Der Mensch ist nur auf Krieg beschränkt. Tod. Verzweiflung. Gier. Triebe.
Das ist, was den Mensch bestimmt. Und genau das wird dessen Untergang werden.
Ist ihnen bewusst, dass sie genauso sind?“, fragt „Gott“ mich
mit interessiertem Gesichtsausdruck, der keinerlei Feindseligkeit zeigt,
sondern pure Neugier.
Ich stoße
ein amüsiertes „Hm“ aus. Nun sind es meine Augen, die in die des
Alten stechen. „Ich lasse diesen Menschen nur ihre eigene Medizin kosten.
Wenn sie das Feuer sind. Bin ich die Lava, die das unterjocht.“, erkläre
ich mit erhobener Stimme. „Gott“ lächelt sanft.
„Dein Tod wird in diesem Krieg erfolgen. Ausgelöst von einem Menschen,
dessen Menschsein schon langer hinter ihm liegt.“, sagt dieser Gott voraus
und schaut mich wohlwollend an. Verwirrt hebe ich eine Augenbraue.
„Nein, ich werde ihnen nicht in ihrem Krieg behilflich sein. Meine
Interessen gehen in eine komplett andere Richtung.“, fügt der Alte noch
hinzu, setzt an seiner Pfeife an, um einen Zug zu nehmen. Der daraus
resultierende Rauchring schwebt entspannt gen Decke.
Das dachte
ich mir bereits. Enttäuscht erhebe ich mich von meinem Sessel.
„Ich hätte ebenso die Apokalypse verhindern können. Die Macht dieses
„Gottes“, der sie herbeigeführt hat, ist nicht einmal ein Bruchteil
dessen, was ich zu vollbringen vermag.“, spricht SCP-343 mit
nachdenklicher Stimme. Ich schaue ihn mit durchdringendem Blick an. Er ist ein
Mysterium. Plötzlich stechen seine grauen Augen tiefer in meine Psyche als je
zuvor. Ein weiteres Mal verschwimmt die Umgebung.
„Nun zeigen sie mir, Oberst, wozu sie Imstande sind…“, spricht er
noch davor, bevor alles um mich unkenntlich wird. Wie ein Aquarellgemälde,
dessen wässrige Farbe zu verwischen beginnt. Die Sessel. Der Kamin. Der
Teppich. Die Decke. Alles verzerrt und verschwimmt. Mein Kopf beginnt zu
schmerzen. Ich kneife meine Augen zusammen.
Kapitel 2: Psychische Verwicklung
Ich habe
keine Ahnung, wie lange diese Verzerrung dauert. Irgendwann spüre ich, dass der
Druck in meinem Kopf und auf meinen Augen abebbt. Zögerlich entspanne ich
letztere. Eine neue, düsterere Szenerie hat sich vor meinen Augen aufgetan.
Eine Waldlichtung. Um mich herum sind überall Bäume. Es ist, als ob sie mich
umzingeln. Nur die kreisförmige Fläche der Lichtung gibt den Blick in den wohl
mysteriösesten und gleichzeitig schönsten Himmel frei, den ich je gesehen habe.
Es scheint Nacht zu sein, obgleich es nicht wie sonst von einem
mitternachtsblau, oder einem grau gekennzeichnet ist. Nein, dieser Nachthimmel hat
ein sattes weinrot inne. Fast blutrot. Nur der volle, rötlich schimmernde Mond
kennzeichnet die Nacht. Dieser Ort kommt mir seltsam bekannt vor.
Durch die
Färbung des Himmel ist die Szenerie in ein düsteres Rot getaucht. Wunderschön.
Die Bäume und das Gras jedoch sind stechend grün, soweit ich das in der
Düsternis beurteilen kann.
„Dieser Ort ist in dir, Oberst.“, sagt eine körperloser Stimme aus
dem Nichts. Ich drehe mich in alle Richtungen, unfähig zu erkennen, wo der
Ursprung zu sein vermag. Sie scheint überall und nirgends zu erschallen.
„Wie
meinst du das!?“, rufe ich nervös, während ich meinen Kopf noch ein paar
Mal nach rechts und links drehe. Allmählich packt mich leichte Panik. Kann
diese jedoch schnell durch Selbstdisziplin überwinden.
„Jedes Individuum schafft sich seine eigene Realität, die sich durch die
Eigentliche absondert. Gerade Menschen und menschenähnliche Wesen, welche zu
höheren Gefühls- und Denkmustern fähig sind tun dies, um sich von der
Wirklichkeit abzusondern. Unwissende bezeichnen das gerne als
„Fantasie“.“, erklärt die ruhige Stimme von SCP-343 so geduldig,
als würde er einen Schüler unterrichten, der nur schwer versteht.
Vor mir
taucht ein Mann auf. Ein älterer, breitgebauter Mann mit Militärhaarschnitt.
Sein Gesichtsausdruck: autoritär. Er ähnelt mir. Kein Wunder. Vor mir steht
mein Vater. Seine graue Offiziersuniform verleiht ihm ein adrettes Äußeres. Auf
seiner Brust funkeln zahlreiche Verdienstabzeichen. Ein altgedienter Offizier.
Ich erinnere mich. Sein Blick: kälter als der Tod. Seine eisblauen Augen, die
er mir vererbt hat, mustern mich.
„Du hast es weit gebracht, Sohn.“, beginnt er mit seiner markanten,
rauen Stimme, die so rauchig klingt, als würde er mit einem seiner Untergebenen
sprechen. Was ist es? Eine Illusion? Eine Projektion meiner Erinnerungen?
„Nichts
von alledem.“, beginnt mein Vater barsch und verschränkt seine muskulösen
Arme. Er schaut mich nun von oben herab an. So hat er mich immer angesehen.
Seit er mich als kleines Kind bereits trainiert hat. Eine kalte Gänsehaut
überkommt mich.
„Ich bin dein Hindernis und gleichzeitig deine Kompassnadel. Du musst mich
überwinden, Vincent..“, fügt er mit einem boshaften Lächeln hinzu. Ich
zucke unkontrolliert zusammen. Mein Name. Er hat meinen Namen ausgesprochen.
Seit fast 100 Jahren hat keiner mehr diesen Namen ausgesprochen. Bevor ich
„Der Oberst“ wurde, habe ich mich „Maverick“, genannt.
„Maverick“: Englischer Name. Unabhängiger Mann, der sich nicht
unterjochen lässt.
In einem
weiteren Augenblick erscheinen noch mehr Menschen aus dem Nichts. Männer in
Soldatenuniformen. Junge und alte Menschen. Frauen in Kleidern. Kinder. Alle
auf meiner gegenüberliegenden Seite. Sie starren mich an. Was soll das?
„Überwinde sie..“, flüstert eine Stimme direkt neben mir, die mir
bekannt vorkommt. Mein Blick wandert zur Seite. Ein verschwindender Körper. Im
verwischten Rauch leuchten zwei Farben. Grün und Blau. Das war ein Tipp. Ich
schaue auf die Menschen vor mir. Sie blicken mich alle gleich an.
Herausfordernd.
Ich
verstehe.
„Greift euch alle gegenseitig an. Tötet euch!“, rufe ich autoritär.
Benutze meine Macht. Nichts geschieht. Einige beginnen zu lachen. Wie ein
Anführer vor allen anderen steht mein Vater.
„Hier zählt deine Macht nichts, Vincent. Zeig uns deine Körperkraft!“,
schreit er mich an. Ich seufze schwer und knöpfe meinen schwarzen Trenchcoat
auf. Mit einem Ruck werfe ich ihn zur Seite. Mit meinem weißen Shirt lässt es
sich besser kämpfen. Mehr Bewegungsfreiheit.
„Welch
dramatische Geste.“, spottet dieser seltsame Rauchkörper neben mir. Ich
beachte es nicht. Ich mache mich bereit. Bereit zum Angriff. Keine Ahnung, wie
ich es mit allen aufnehmen soll, doch eines weiß ich: Sie sind nicht real!
Wie ein
Berserker stürme ich auf meinen Vater zu. Er ist in Kampfposition. Ein Meister
in einigen Kampfkünsten. Mir scheißegal. Ich bin stärker. Als ob ich mich nur
auf meine Sprache verlasse. Hole im Sturm aus. Ein Schlag mit der gefühlten
Kraft eines Rammbockes trifft das Gesicht meines Vaters. Ein Keuchen
seinerseits. Er fliegt zu Boden. Die Menschenmasse setzt sich in Bewegung.
Geschätzt 30 Leute rennen auf mich zu. Männer, Frauen und auch die Kinder. Sie
umkreisen mich. Kommen immer näher. Ich schnelle auf die erstbesten zu.
Verteile harte Schläge und Tritte. Bekommen diese von allen Seiten zurück. Eine
Mischung von harten und auch laschen Angriffen trommeln wie Gewehrsalven auf
mich ein. Machen eine Verteidigung schwer.
Dafür, dass
sie nicht echt sind, schmerzen die Angriffe unheimlich. Die Menschen, die von
meinen Angriffen getroffen werden, verpuffen im Nichts. Die Masse wird deutlich
dezimiert, doch die Angriffe, die ich einstecken muss, beginnen an meiner
Ausdauer zu zehren. Meine Arme werden von Sekunde zu Sekunde tauber. Genauso
meine Beine. Mein ganzer Körper schmerzt von den Angriffen, die ich austeile
und einstecke.
Nur noch drei Gestalten vor mir. Zwei Männer und eine Frau. Den Rest habe ich
verpuffen lassen. Auch die Kinder.
Mein Vater,
ein anderer Soldat und eine wichtig aussehende, blonde Frau stehen vor mir. Die
Frau kommt mir bekannt vor. Ihre scharfen Augen hinter ihrer Brille mustern
mich. Dann wird es mir bewusst. Focault… Ich grinse. Das wird interessant.
Ich ringe nach Luft. Ich bin außer Atem. Ich bin vollkommen erschöpft. Mir ist
viel zu warm. Der Schweiß tropft unablässig von meiner Nasenspitze und meinen
Haarspitzen.
„SCP-Unknow, sie sind am Ende ihrer Kräfte. Beenden wir diesen
Unfug…“, spricht die Blonde ehemaliger Leiterin der SCP-Foundation im
Befehlston. Ich lache. In Momente wie diesen ist mein Kampfeswille mächtiger
denn je. Welch ein unbeschreibliches Gefühl. In all den fast 70 Jahren als SCP
Versuchskaninchen, kann ich endlich wieder diesen Rausch spüren. Das also will
mir „Gott“ wieder näher bringen.
Ich sprinte
auf den unbekannten Soldaten zu. Mein Körper signalisiert durch starke
Schmerzen, dass er nicht mehr kann. Daraus resultiert nur noch mehr Kraft, die
ich ihm abverlange. Ich verprügel den Soldaten so heftig, dass sein Gesicht
blutig ist, bevor er verpufft. Danach ist Focault dran.
„Das ist für all die Jahre in Gefangenschaft. Ihre Organisation wird durch
mich fallen!“, schreie ich, während ich der verstorbenen Frau mit einem
Kick zu Boden schmettere. Mit einem Schmerzensschrei löst auch sie sich in Luft
auf.
Nur mein
Vater ist noch übrig. Wir blicken uns gegenseitig an. Ich hasse ihn und
gleichzeitig bin ich dankbar. Er…lächelt? Das hat er selten getan bisher.
„Leb wohl…Vater..“, sage ich, bevor mein Schlag gegen seine Kehle
auch ihn in Rauch auflöst. Es ist geschafft. Ich ringe keuchend nach Luft.
Sacke erschöpft auf meine Knie.
„Gute
Arbeit, werter Oberst. Sie haben ihre Wurzeln zurückerlangt und sind nun
bereit, für das Wesen, dass ihnen sicherlich helfen wird…wenn sie sich ihm
beweisen können.“, spricht die Stimme von SCP-343 freundlich. Was meint er
damit!? Ich bin zu sehr mit Luft holen beschäftigt, als dass ich meine Gedanken
in einen einigermaßen flüssigen Satz bringen kann. Ein weiteres Mal verändert
sich die Umgebung. Die Nachtwelt verschwimmt. Der Druck in meinem Kopf und
meinen Augen erscheint wieder. Ich kneife meine Augen zusammen. Wo komm ich
jetzt hin!?
Epilog: Schüchternheit
Ich öffne
meine Augen und finde mich in einem verdammt kleinen Raum wieder. Eine einzelne
Glühbirne leuchtet schwach. Langsam schaue ich mich um und höre ein
unmenschliches Keuchen. Dann sehe ich ein Wesen, dass mir einen kalten Schauer
über den Rücken jagt. Gerade diesem Wesen wollte ich nicht begegnen. Ich hatte
nie vor, diese SCP zu rekrutieren.
Eine riesige, menschenähnliche Kreatur mit fehlender Muskulatur und Zeichen
kompletter Unterernährung. Die Arme sind ca. anderthalb Meter lang und erinnern
dünne Stangen. Der Körper des Wesens zeigt keinerlei Anzeichen für Haarwuchs
oder ähnlichem, und es scheint, als besitze es keine Augen.
Ich weiß
genau, wer da vor mir sitzt. SCP-096. Von allen auch „Der schüchterne
Mann“ genannt. Plötzlich beginnt er seine Hände vor sein Gesicht zu halten
und ohrenbetäubend zu jaulen und zu weinen. Verdammte Scheiße. Jetzt habe ich
ein Problem. Man darf ihn nicht lange mustern. Mit einer ungeahnten
Schnelligkeit springt es auf, richtet sich zu mir und stürmt auf mich zu.
Einer der
wohl schwersten Kämpfe meines Lebens beginnt……
Fortsetzung
Folgt…..