ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Mein Name ist Tina Martens und ich schreibe diesen Text, da ich in den letzten Jahren meines Lebens auf ein Phänomen gestoßen bin, dass nicht nur mir, sondern auch vielen Menschen in meinem Umfeld erheblichen Schaden zugefügt hat. Bis heute ist das Geschehene immer noch unerklärlich. Trotz meiner jahrelangen Recherchen konnte ich das Rätsel um dieses Grauen immer noch nicht lösen.
Aber erstmal kurz zu mir: Ich bin 30 Jahre alt und komme aus Norddeutschland. Vor 6 Jahren ist mir etwas widerfahren, dass mein komplettes Leben auf den Kopf gestellt hat und eine tiefe Wunde in unserer friedlichen Gemeinde hinterlassen hat.
Alles fing im Jahre 2017 in einer kalten Dezembernacht an. Ich wollte mit meinem Scooter zur Arbeit fahren. Zu der damaligen Zeit war ich an einer Tankstelle an der Kasse angestellt, die 24 Stunden offen hatte. Es war nicht nur eine Tankstelle, sondern auch ein Hof für LKW-Fahrer. Der Job gefiel mir. Die Kollegen waren nicht nur nett, auch haben sich dort binnen kürzester Zeit schon wertvolle Freundschaften entwickelt. Dazu war auch die Atmosphäre an der Tankstelle ziemlich angenehm. Wir hatten aufregende Kunden und es war immer was los. Immerhin kamen ja auch LKW Fahrer aus der ganzen Welt zu unserem Hof. Ich wohnte damals mit meinem Bruder und meiner Mutter in einem Haus. Unser Zuhause war ganz in der Nähe eines kleinen Waldes. In der besagten Dezembernacht war ich auf dem Weg zu meiner Nachtschicht um 22 Uhr, also ging für mich dich Hinfahrt um 21.40 Uhr los. Nach wenigen Minuten auf meinem Scooter vernahm ich ein Geräusch. Erst dachte ich, dass es durch den Wind entstanden sein musste. Er war an diesem Abend kühl und es wehte relativ stark. Aber das Geräusch klang nicht nach einem Pfeifen. Deswegen schloss ich den Wind als Ursache aus. Das Geräusch kam nicht mit Unterbrechungen, sondern war anhaltend. Ich stoppte meinen Scooter und schaute mich in der Gegend um. Das mysteriöse Geräusch schien aus der Richtung des Waldes zu kommen. Ich erinnere mich noch, wie verwundert ich über den Klang des Geräusches war. So einen Klang habe ich noch nicht vernommen, weder in einem schönen Lied aus dem Radio, noch aus einem Kinofilm. Wenn ich diesen Klang beschreiben sollte, würde ich sagen, dass er tatsächlich etwas von einem Schrei hatte. Aber nur in einer leicht vergleichbaren Weise. An diesem Abend dachte ich mir nichts weiter und da das Geräusch nach ungefähr 5 Minuten aufhörte, fuhr ich mit meinem Scooter weiter. „Das wird schon seine Richtigkeit haben“, dachte ich mir damals. Unsere Gemeinde war nicht besonders aufregend, hier war die Welt noch heil. Darüber war ich sehr froh.
Früher haben meine Familie und ich in Bremen gelebt. Es war laut und unruhig. Es hat uns nicht gefallen. Deswegen sind wir irgendwann ins Ländliche gezogen. Für uns war es eine positive Veränderung, das kann man durchaus sagen. In meiner Schicht ist dann nichts ungewöhnliches passiert. Meine Kollegin Anja war wie immer gut drauf und freute sich über ihr Schichtende. Am Morgen und auch am Nachmittag war natürlich viel los bei einer Tankstelle unseres Formates. Man kann sagen, es war viel Leben dort. Am nächsten Tag hatte ich erneut eine Nachtschicht. Zur gleichen Zeit stieg ich wieder auf meinen Scooter und fuhr in Richtung meiner Arbeitsstelle. Da war dieses Geräusch schon wieder. Diesmal aber ignorierte ich es, da ich in dem Glauben war, dass vermutlich irgendwelche Jugendlichen dort etwas trieben oder dass jemand in dem Wald irgendeine Arbeit verrichtete, bei dem er Maschinen benutze. „Aber warum dort und warum zu dieser Uhrzeit?“, war ein Gedanke, der mir aufkam. Ich wollte mich aber nicht ablenken lassen und fuhr meinen Hinweg weiter ab. Es ist eben auch wichtig, pünktlich auf der Arbeit zu sein, da ich meine Kollegin ablösen musste. Ansonsten hätte sie ja ihre Schicht nicht beenden könne. Ich mochte Anja aber auch einfach. Merkwürdigerweise war sie bei diesem Schichtwechsel ziemlich unfreundlich zu mir. Sie hatte wohl Probleme mit ihrem Freund. Es ging um Geldprobleme. Normalerweise stand Anja über solchen Dingen, aber an diesem Abend war sie wie ausgewechselt. Sie maulte mich blöd von der Seite an, obwohl sie eigentlich ein sehr freundliches Wesen hatte. Sie ließ ihre schlechte Laune an mir aus. Daraus entstand natürlich ein ziemlich unnötiger Streit zwischen uns. Anja wirkte gereizt und irgendwie auch überfordert. Wir konnten unseren Konflikt an dem Abend nicht auflösen, sie ging wütend aus der Tür. „Was hat die Frau plötzlich für eine miese Laune? Haben die Beiden wirklich solch großen Probleme?“, dachte ich mir dann im Laufe meiner Schicht. Später erfuhr ich dann von ihrem Freund, der mich gut kannte und der unsere Tankstelle besuchte, dass er sich auch über ihren Wutanfall wunderte. Denn solche großen Geldprobleme gab es bei ihnen gar nicht. Es ging nur um das fehlende Geld für zwei Konzerttickets. Im Normalfall waren das aber Dinge, in die Anja nicht viel Energie steckte. Am dritten Abend fuhr ich dann erneut zum Hof. Ich erinnere mich daran, dass ich genervt war wegen eines Streites mit meinen Bruder Andreas. Ich hatte kein Shampoo mehr und benutze ein wenig von seinem. Da schien er deswegen leicht böse gewesen zu sein. „Wie kann man überhaupt wegen so ein bisschen Shampoo eine Diskussion starten zu wollen?“, fragte ich mich leicht erregt auf dem Scooter. Aber ich kannte meinen Bruder, er war immer schon etwas streitsüchtig und diskutierte gerne. In meinen schnellen Gedankengang über das Geschehene vertieft, hörte ich plötzlich schon wieder dieses Geräusch. „So langsam reicht es mir aber“, dachte ich laut. Die unnötigen und energie-raubenden Streitigkeiten mit Anja und Andreas klauten mir Kraft und meine gute Laune. Darüber hinaus wunderte ich mich über die andauernde und regelmäßige Wiederholung dieses Geräusches aus der Richtung des Waldes. In Groß Steinrot, so hieß die Gemeinde, geschehen keine dubiosen oder gruseligen Dinge. Wie ich schon erwähnte, war die Welt in Groß Steinrot noch in Ordnung. Trotzdem überkam mich in dieser Dezembernacht ein ungutes Gefühl. Ich griff in meine Jackentasche und holte mein Handy raus. Ich rief die Polizei an und gab ihnen den Hinweis über das skurrile Geräusch. „Wir schauen uns das mal an“, sagte eine männliche Stimme am anderen Ende des Hörers. Ich beendete das kurze Telefonat und ging, wie gewohnt, meiner Arbeit nach. Mein Kollege Andre, den ich auch schätze, war ziemlich still. Er wirkte müde. Ähnlich wie bei Anja war dies ungewöhnlich. Andre sprach nur das Nötigste mit mir und war ziemlich schnell auch aus der Tür. Er strahlte nicht nur Müdigkeit aus, sondern auch einen Hauch von Traurigkeit. Andre ist, so wie ich ihn wahrnehme, ein sehr lebendiger Mensch. Also schien auch mein Kollege in dieser Nacht in einem „Ausnahmezustand“ zu sein.
Nach meiner dritten Nachtschicht hatte ich ein paar Tage frei. Als neugieriger Mensch konnte ich es mir nicht nehmen lassen und erkundigte mich bei der Polizei von Groß Steinrot, ob sie etwas entdecken konnten. „Uns ist nichts ungewöhnliches aufgefallen. Wir bedanken uns trotzdem für ihre Aufmerksamkeit“, sprach der Beamte am Handy zu mir. Die Polizisten haben zu der Zeit auch keine Personen entdecken können. Der Wald war wie immer ruhig und unbesucht zu dieser späten Stunde. Mein Bruder und ich sahen uns am Abend meines freien Tages einen Film auf seinem neusten Fernseher an, den er sich bei unserem Elektrofachhandel um die Ecke finanziert hat. Um 21.41 Uhr hielten wir den Film an, da ich etwas vernommen hatte. Da war tatsächlich schon wieder dieses Geräusch. Schon wieder erklang zur selben Zeit und zum vierten Mal dieser seltsame Ton. Andreas schaute mich an und sagte: „Was ist? Ist was passiert?“. „Hörst du das denn nicht“, erwiderte ich überrauscht über seine Reaktion. Es schien tatsächlich der Fall zu sein, dass Andreas das Geräusch nicht hörte. „Wie kannst du dieses laute Geräusch nicht hören?“, fragte ich ihn. „Kriegst du jetzt noch mehr Macken, als sonst, Tina?“, antwortete er mir in einem lustigen Ton. Ich war erschrocken und verwirrt zugleich. Ich konnte mir nicht erklären, warum nur ich dieses Geräusch hörte. Ich stand von unserem gemütlichen Sofa auf und öffnete das große Fenster in unserem Raum. Nun war das Geräusch noch deutlicher zu hören. „Komm schon, Andreas, das musst du doch hören?“, sagte ich. Er schaute mich schweigend an. „Es kommt aus dem Wald, da ist doch irgendwas!“, sprach ich und schloss wieder das Fenster, da das Geräusch nicht mehr zu hören war. Wir unterhielten uns dann nicht weiter über diesen Vorfall und schauten den Film zuende. Danach ging mein Bruder ins Bett, da er wieder früh hoch musste. Ich aber wollte der Sache auf den Grund gehen und ging nachts noch aus dem Haus. In den Wald zu gehen, war mir zu heikel und irgendwo auch zu gefährlich. Besonders aus dem Grund, weil ich alleine war und ich mich im Ernstfall nicht hätte wehren konnte. Aber ich lief nicht ganz in den Wald hinein, genau genommen stand ich vor dem Eingang. Der Wind war wieder sehr kühl. Bis auf des Wehen des Windes, fiel mir aber nichts auf, was hätte erklären können, was es mit dem Geräusch auf sich hatte. Deswegen hatte ich die Idee, in der kommenden Nacht dieses Geräusch mit meinem Handy aufzunehmen, am besten sogar auf Video. So stand ich um 21:41 Uhr etwas weiter entfernt vom Eingang des kleinen Waldes. Und tatsächlich war es da wieder. Dieses Geräusch, das ich nur schwer beschreiben kann. Als ich mir die Video-Aufnahme dann Zuhause anschaute und sie anschließend auf meinen PC speichern wollte, erlebte ich die erste unerklärliche Begebenheit. Erst dachte ich, dass ich mein Handy auf Stumm gestellt hatte, doch ich konnte nur den Wind auf dem Video hören. Aber das Geräusch fehlte. Es war einfach nicht da. Es war einfach nicht zu hören. Wie konnte das sein?
Am nächsten Tag wurde ich von meiner Mutter geweckt. Sie polterte gegen meine Tür. Es muss so gegen 10 Uhr gewesen sein. „Tina, du wirst nicht glauben, was auf dem Gymnasium bei uns passiert ist! Ein Schüler lief Amok, 6 Tote!“, sagte sie mit aufgeregter Stimme. Ich hüpfte sofort aus meinem Bett und öffnete ihr die Tür. „Ist Onkel Alfred ok?“, fragte ich sofort, denn unser Onkel arbeitete als Mathelehrer an dieser Schule. „Er ist wohl auf, aber unter Schock!“, sagte Mama. Noch nie ist in der Geschichte von Groß Steinrot etwas derartiges passiert. Die Schulleitung, die Lehrer und auch die Presse können sich bis heute nicht erklären, was an jenem Tag passiert ist. Ben Meyer hieß der Junge, der plötzlich mit einer Schusswaffe in die Schule kam und ohne Gnade auf seine Klassenkameraden schoss. Frau Haferkamp, die diesen Schrecken überlebte, sagte später aus, dass Ben eine extreme Wut in diesem albtraumhaften Moment in sich hatte. Sein Gesichtsausdruck war voller Schmerz. Er schrie und fluchte und war nicht mehr er selbst. Mobbingvorwürfe standen im Raum. Er wäre gehänselt worden. Doch eigentlich sei Ben Meyer ein ruhiger und besonnener Schüler gewesen und er konnte mit Sticheleien und Gemeinheiten um. Er war psychisch stabil. So gaben das zu mindestens seine Lehrer und Schulkameraden an. Mein Onkel war natürlich von dem ganzen Vorfall geschockt. Er konnte, sich wie alle anderen, nicht erklären, wie auf einmal ein Junge wie Ben plötzlich zu einem Mörder werden konnte. Ben Meyer ist bis heute in einer Psychiatrie untergebracht, er wird mit Medikamenten ruhig gestellt. Er gab einem Journalisten einmal ein Interview, in dem er seine Tat als ein „Blackout“ bezeichnete. Er erinnere sich nicht mehr so genau. Selbst kurz nach der blutigen und ungeheuerlichen Tat hatte er Erinnerungslücke. Viele Experten sind sich deswegen einig, dass Ben wohl an einer geistigen Krankheit leiden muss, die durch bestimme Faktoren geweckt werden kann. Die Presse hat sich natürlich auf den Fall gestürzt. Monatelang sprachen alle Medien darüber. Auch im Fernsehen gab es einige Beiträge, die versuchten den Grund für ein solches Grauen zu finden. Es wurden ganze Bücher über den Amoklauf geschrieben und über einen langen Zeitraum liefen in unserer Gegend ständig Journalisten umher, die uns etliche Fragen stellten. Der Tod dieser 6 jungen Menschen war eine Katastrophe, die wir niemals vergessen werden. Es wurde zum schwärzesten Kapitel der Gemeinde. Tatsächlich gab es auch nach dem Amoklauf noch weitere merkwürdige Vorfälle, wo z.B einer der Presseleute plötzlich einen der Lehrer angriff und ihn am Hals würgte. Auch hier reden die Täter von einem plötzlichen „Blackout“. Immer wieder geschahen solche merkwürdigen Dinge. Natürlich war ich persönlich ebenso wie unsere ganze Gemeinde von diesem Vorfall zutiefst erschüttert, doch ich war viel mehr mit mir selbst beschäftigt, denn ich musste plötzlich gegen mich selbst kämpfen, gegen meinen Verstand.
Kurz nach dem schrecklichen Vorfall am Gymnasium, ereigneten sich unerklärliche Dinge in meinen Alltag. Erst fing es mit harmlosen Angelegenheiten an: Ein Glas Cola war auf einmal leer, obwohl ich es wenige Sekunden vorher erst befüllt hatte, mein Scooter hatte kein Akku mehr, da er nicht aufgeladen war, obwohl ich ihn immer gleich nach meiner Schicht anschloss. Dann aber geschahen Dinge, die mich bis heute in meinen Albträumen verfolgen. Eines Nacht fuhr ich mit meinem Scooter wieder zur Arbeit. Da bemerkte ich plötzlich etwas neben mir. Ich befand mich zu dem Zeitpunkt auf einem Feldweg. Weit und breit war vor mir niemand zu sehen. Ich blickte rechts von mir und sah etwas, dass mich so erschreckte, dass ich fast von meinem Scooter geflogen wäre. Da war ein Mann. Sein Mund war weit aufgerissen und er machte Geräusche, so, als würde er ersticken. Aber das war nicht das einzig Merkwürdige daran: Der Mann war vollkommen nackt. Er war plötzlich da und rannte an meiner Seite mit. Aus dem Nichts. Alleine die Vorstellung ist schon beängstigend: Mitten in der Nacht in einer menschenleeren Gegend ist da auf einmal ein nackter Mann, der einen verfolgt. Seine Erstickungs-Geräusche brannten sich in meinen Verstand. Ich stieß einen lauten Schrei aus und bekam eine noch nie dagewesene Todesangst. Die Situation war so unwirklich und plötzlich. Ich war damit vollkommen überfordert. Der nackte Mann hatte einen grauenvollen Gesichtsausdruck, so, als würde er sich in einer unvorstellbaren Qual befinden. Er hörte auf zu rennen und als ich mich umdrehte, schien es so, als hätte er sich von der einen Sekunde auf die andere aufgelöst. Niemand war hinter mir. Der nackte Mann war verschwunden! Voller Panik hielt ich selbstverständlich nicht an. Die Gefahr war aber plötzlich verschwunden. Als ich auf der Arbeit angekommen war, rief ich sofort die Polizei an und Anja nahm mich ich den Arm. Ich war vollkommen verängstigt und verstört. Mir schossen Tränen aus den Augen. Die Polizei durchsuchte sofort die Gegend in dieser Nacht, doch so wie bei den Vorfällen in unserem Wald, fanden sie nichts. „Anja, kann es sein, dass ich verrückt werde? Ich sehe Dinge, die nicht da sind. Ich höre Dinge, die niemand anderes hört“, sagte ich zu meiner Kollegin und Freundin. Sie war damals in dieser dunklen Stunde wirklich eine Hilfe und Trost für mich. Seit diesem Vorfall fuhr ich einen anderen Weg entlang, wenn ich zur Tankstelle wollte. Ich habe diesen Vorfall als eine böse Halluzination abgetan. Verursacht durch Stress und die beklemmende Stimmung in unserer Gemeinde. Wahrscheinlich war es auch eine Halluzination. Aber der Grund hierfür war ein anderer. Die Erscheinungen klangen leider nicht ab, sie wurden heftiger. Einmal lief ich draußen auf einer Brücke über einer Autobahn lang. Da hörte ich von der Ferne aus auf einmal einen Schrei, was ich dann sah, hat mich so tief erschreckt, dass ich tatsächlich, im wahrsten Sinne des Wortes, ohnmächtig geworden bin. Noch heute rede ich ungern über dieses Erlebnis und ich mag es nicht einmal beschreiben. So verstört hat mich das Ganze. Ich versuche es aber für euch Leser, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, da es alte Wunden aufreißen könnte. In dieser Nacht war ich nicht alleine auf der Brücke. Da war noch jemand, Oder etwas. Nach dem vorhin erwähnten Schrei kam auf einmal jemand um die Ecke gerannt. Es war wohl ein Mann, er trug ein langes, weißes Kleid. In seinen Händen hielt er eine menschengroße und offene Schere, die er immer wieder zuklappte, so, als möchte er damit jemand zerschneiden. Er rannte mit diesem grauenvollen Instrument brüllend in meine Richtung. Er wirkte wie in einem Rausch. Sein Gesicht war… Nein, an dieser Stelle möchte ich abbrechen, da ich in diesem Moment merke, wie ich zitiere. Wo kam dieser Mann aus der Finsternis plötzlich her? Was wollte er von mir? Und wieso, verdammt nochmal, wieso hatte er eine solche Schere in seinen Händen? Nach meinem Ohnmachts-Anfall bin ich wieder erwacht und konnte niemanden mehr entdecken. Wieder ist eine mysteriöse und bedrohliche Gestalt verschwunden. Plötzlich und unerwartet. Ich glaube, dass ich nicht erwähnen muss, dass ich sofort weggerannt bin. In ein Restaurant, dass in der Nähe in Betrieb war. Ich bat dort um Hilfe und um Sicherheit. Der Gastwirt gab mir erstmal ein Glas Wasser, anschließend rief er die Polizei. Aber auch hier war wieder das gleiche Muster. Die Beamten fanden niemanden in der Gegend. Da war kein Mann in einem langen Kleid. Mir wurde daraufhin geraten, einen Psychologen aufzusuchen, mir Hilfe zu suchen. Denn die Dinge, die ich sah, waren so angsteinflößend, dass sie nichtmal Bestandteile von den gefürchtetsten Horrorfilmen sind. Sie klangen für Außenstehende wie Psychosen von der übelsten Sorte, als wäre es schwerstens geistig krank.
Das Geräusch war immer noch zu hören. Pünktlich um 21.41 Uhr erklang dieser schreckliche Ton aus unserem Wald. Und ich war anscheinend immer noch die einzige, die ihn hören konnte. Meine Psychotherapie zeigte aber glücklicherweise Wirkung, ich bekam Medikamente und beruhigte mich immer mehr.
An einem Abend nahm ich an einer Diskussionen über Religion in einem Live-Stream teil. Da traf ich auf einen 50jährigen Mann namens Daniel. Nach unserer gehaltvollen Diskussion über Krishnas Lehre in der Bhagavad Gita, wollte er nach der Sendung ein Gespräch alleine mit mir führen. Denn ich erzählte während unseres Austausches von dem Geräusch im Wald und ich beschrieb auch den Klang davon. „Tina, ich glaube, ich muss dir mal etwas zeigen“, sagte er im Nach-Gespräch zu mir. „Das, was du beschreibst, ist sehr ähnlich zu dem, was der Autor Steven Stevenson schreibt“, fügte Daniel hinzu. Er schickte mir eine PDF-Datei zu einem alten Buch zu. Steven Stevenson ist ein amerikanischer Autor, der über ein immer wiederkehrendes Geräusch in seinem Heimatort schrieb. Er schreibt in seinem doch ziemlich unbekannten Werk, dass auch nur er diesen mysteriösen Ton vernahm. Der Ort, an dem er dieses Phänomen beobachten konnte, hieß Amityville. Steven Stevenson geht aber in seinem Buch noch weiter, er schreibt nicht nur über seinen eigenen Fall. Stevenson bezieht sich in seinem Buch, dass in den frühen 80ern veröffentlicht wurde, auf noch viel ältere Werke aus der Vergangenheit. So, z.B auf ein Buch, dass 1906 raus kam, in dem ein Pianist von einem sehr ähnlichem Geräusch-Phänomen in einer österreichischen Gegend namens Braunau am Inn schrieb. Er musste immer sein Klavierspiel unterbrechen, wenn er das Geräusch vernahm. Das Geschehene lag in diesem Fall auch schon Jahre zurück, so ähnlich wie bei Steven Stevenson. Es gab noch weitere Fälle, wo Betroffene auf der ganzen Welt einige Jahre nach ihrem Hör-Erlebnis ihre Eindrücke in Artikeln, Büchern oder Gedichten wiedergaben. Wenn ich mich nicht verlesen habe, konnte Stevenson tatsächlich 200 Berichte vorweisen. Der älteste war sogar über 500 Jahre alt und handelte von einem Herrscher, den man später als Vlad den Pfähler kannte und der davon schrieb, dass er Monate lang immer dann Zahnschmerzen bekam, wenn er nachts ein Geräusch hörte, dass er nicht zuordnen konnte. Daniel erzählte mir in unserem Gespräch damals noch zum Schluss, dass der Autor Stevenson letztes Jahr verstorben ist. „Ich kenne leider niemanden, der von diesem Geräusch berichtet und noch lebt. Tut mir leid“, gab Daniel noch zu verstehen. Für mich aber war dieses Gespräch trotzdem ein Wendepunkt in meinem Leben.
Erst dachte ich, dass Daniel ein Verschwörungstheoretiker ist, der zu viel Freizeit hat, doch dann recherchierte ich selbst und kam zu einen unglaublichen Ergebnis: Wie es scheint, war dieses Phänomen immer dann zu Gegend, wenn etwas schreckliches passierte. Nicht in allen Berichten wurde die Uhrzeit genau angegeben, aber oft schrieben die Betroffen von einem nächtlichen Tongeräusch oder sie schrieben tatsächlich genau und direkt von 21.41 Uhr! Das war auch bei mir die Uhrzeit, an dem das Phänomen hier losging. Auch wurde davon berichtet, dass sich die Menschen im Umfeld verändert haben. So schrieb ein niederländischer Autor in seinem Artikel von 1992: „Schleichend und immer extremer veränderte sich das Wesen meiner Liebsten. Sie wurden aggressiver, wütender, ängstlicher oder auch immer schwächer oder kränklich.
Auf jeden scheint das Geräusch anders zu wirken. Es aktiviert etwas in uns, was tief in uns verborgen war und nun zum Vorschein kommt“. Kann das noch ein Zufall sein? Leider sind auch bei mir all diese Theorien schleichend zur Realität geworden. Mama wurde immer kränklicher, sie litt plötzlich an Depressionen, Erkältungen, Schlafapnoen und vor 3 Jahren starb sie an einer plötzlich Hirnblutung. Für die Mediziner ein vollkommenes Rätsel und für mich ein Weltuntergang. Mit Andreas habe ich inzwischen keinen Kontakt mehr. Wir mögen uns nicht mehr, er wurde immer feindseliger mir gegenüber. Oft waren unsere Kriege irrational. Andreas lebt jetzt in Berlin und scheint ein Kleinkrimineller geworden zu sein. Ich kann es nicht beweisen, aber es gab genug Hinweise darauf, dass er mit harten Drogen dealt. Was er da genau in Berlin macht, weiß ich nicht, da er nicht mehr mit mir redet. Auch Freunde und Kollegen haben sich verändert. Alle hatten ihre „komischen“ Momente. Am heftigsten waren die Auffälligkeiten aber bei den Personen bemerkbar, die, wie meine Familie, auch in der Nähe des kleinen Waldes lebten. Um diesen Wald starben viele oder wurden verrückt oder auf irgendeine Art und Weise merkwürdig. Es scheint so, als hätten wir Langzeitschäden durch das Geräusch erlitten.
Mein Weg führte mich raus aus Groß Steinrot. Ich musste meinen Job an der Tankstelle aufgeben, da mein Chef so unzuverlässig wurde, dass ich meine Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlen konnte. Trotzdem hatte ich immer an allem Schuld. Das ging noch 5 Monate so, dann hatte ich keine Energie mehr dafür. Diese Kündigung war aber auch der erste Schritt für meinen Umzug. Ich bin zwar nicht sehr weit weggezogen von Groß Steinrot, doch waren die Menschen in meinem Umfeld normaler und nicht mehr so launisch. In dem Zeitraum, in dem das Geräusch erklang, gab es in unserer Gemeinde so viele kleine Tragödien, die vielleicht erwähnenswert wären, aber den Rahmen sprengen würden, denn ich muss mit diesem Text schnell fertig werden, da ich hiermit etwas wichtiges vorhabe.
Eine Sache möchte ich aber noch unbedingt loswerden. Es war an einen der letzten Nächte, als das Geräusch verschwand. Ich hatte eine Idee, die nicht ganz gefährlich war. Ich wollte zu dem Zeitpunkt, als das Geräusch zu hören war, mitten im Wald stehen. Diesen Moment wollte ich in einem Video festhalten. Ich bewaffnete mich mit Pfefferspray und einem scharfen Messer in der Tasche. Für alle Fälle. Mir war bei der ganzen Aktion natürlich mulmig, besonders weil zu dem Zeitpunkt meine Halluzinationen noch nicht ganz abgeklungen waren, wie an heutigen Tagen. So stand ich also mit einer starken Taschenlampe und Handy im dunklen Wald um 21:30 Uhr. „Vielleicht wird sich jetzt alles aufklären“, sprach ich laut zu mir selbst. In meiner Nervosität führte ich ein paar Selbstgespräche, um mich abzulenken. Ich schaute auf mein Handy und die Minuten verstrichen bis 21:40 Uhr. Ich filmte schon fleißig und schaute mich um, falls ich etwas entdecken könnte. Dann war es da. Das Geräusch erklang! Es war ohrenbetäubend und unangenehm. Hektisch und verängstigt blickte ich mich mit meinem Handy um, aber ich konnte nichts filmen, was auf die Ursache hinweisen könnte. Dann hob ich meinen Blick und schaute zum Sternenhimmel. Dort sah ich etwas, dass nicht hätte sein können. Etwas, dass auf jeden Fall eine Halluzination gewesen sein musste. Es war nur für wenige Sekunden zu erblicken. Und da es dunkel war, war es auch noch schwer zu erkennen. Wie soll ich es beschreiben? Es war bizarr, surreal, nicht intellektuell zu verstehen. Ich sah ein Ding. Ein Ding, dass den ganzen Himmel bedeckte, angsteinflößend groß, ja, man kann sagen, riesig wie ein ganzer Tempel. Ich glaube, dass ich erkennen konnte, dass es sich bei dem Ding um einen Kopf handelte. Einen Kopf mit aufgerissenen schwarzen Augen, blutigen Wunden und einem geöffnetem Maul, so, als würde dieses Ding schreien. Es war unmenschlich befremdlich. Ich verstehe bis heute nicht, was meine Augen in dieser Nacht dort am Himmel erblicken mussten. Kein Horrorfilm auf der Welt, den ich kenne, konnte etwas so bizarres und groteskes abbilden, was ich an jenem Tag sah. Das Ding war vielleicht 4-5 Sekunden zu sehen, dann war es weg. Das Geräusch erklang aber noch ein paar Minuten weiter. Ich befand mich in einer Schockstarre. Ich glaube, dass ich vermutlich 20 Minuten ohne eine Regung zum Himmel schaute. Es war inzwischen wieder totenstill in dem kleinen Wald. Aber mein Verstand war überfordert. Er konnte nicht greifen, was er dort noch vor wenigen Minuten sah. Ich träume fast jede Woche einmal von diesem Ding, doch selbst meine Albträume können diese perverse Gestalt nicht wiedergeben. In dieser Nacht bin ich dann mit offenem Mund, verstört und mit Tränen in den Augen nach Hause gelaufen, habe mich ins Bett gelegt und lag wahrscheinlich 2 Stunden wach, bis ich eingeschlafen bin. Bis heute schaue ich mir die Videoaufname, die ich in dieser Nacht erstellte, nicht an. Ich habe Angst. Ich habe Angst, dass Ding wieder zu sehen. Ich habe es meinem Bruder gezeigt, doch der meinte, man würde nichts auf den Aufnahmen sehen. Er sah einfach nur den dunklen Himmel und ein paar Bäume. Ich könnte spekulieren, was ich dort gesehen habe: Ein Dämon? Ein unbekanntes Fabelwesen? Das pure Böse? Aber das würde zu nichts führen, da es sowieso meinen Verstand übersteigt.
Der Amoklauf, die plötzlichen Veränderungen bei Freunden und Verwandten, die schrecklichen Halluzinationen, das Buch von Stevenson, das Ding am Himmel und schließlich das Geräusch bleiben unerklärt. Groß Rotstein hat sich inzwischen von dieser furchtbaren Zeit und den unaussprechlichen Geschehnissen erholt.
Und falls ihr mich das fragen wollt? Natürlich habe ich versucht meine Mitmenschen zu warnen und aufzuklären. Aber keiner nimmt mich ernst. Für die meisten bin ich eine verrückte Verschwörungstheoretikerin. Diesen Text schreibe ich für die Öffentlichkeit, ich werde ihn an die Regierung, an Naturwissenschaftler und Parapsychologen schicken. Auch werde ich ihn im Internet veröffentlichen, zusammen mit den Videoaufnahmen, die ich damals machte. Und versuchen ihn in Magazine und Zeitungen drucken zu lassen. So schnell wie möglich. Wenn ihr meine Geschichte hört, habe ich mein Ziel erreicht. Denn meine Zeit ist bald um. Ja, meine Halluzinationen sind weg, aber ich kämpfe gegen eine unerklärliche Krankheit, die seit den Ereignissen im Jahre 2017 meinen Körper zerstört. Nach etlichen Operationen, vielen Medikamenten bin ich einfach müde. Ich werde diesen Kampf nicht gewinnen! Ihr hört die Worte einer sterbenden Frau, die eine dringende Warnung an euch alle hat. Wenn ihr in eurer Gegend ein schreiend-metallisches Geräusch, nimmt sofort eure Liebsten und flieht! Verschwindet von dort! Noch am gleichen Tag. Ich kann euch nicht erklären, warum nur Menschen wie ich diesen Ton hören. Das Geräusch ist ein uraltes Phänomen, von dem nur sehr wenige Menschen wissen. Es bleibt ein mysteriöses Rätsel. Ich weiß nicht, woher dieses Geräusch kommt oder warum es immer wieder an unterschiedlichen Orten auf der Welt auftaucht. Ich weiß nur, dass unser aller Unglück ist.
(Ein Original vom YouTube-Kanal FINSTERREICH)