Esstörung (Asylum-Serie)
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Englische Version:
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Weil ich anonym bleiben will, sei hier nur erwähnt, dass ich im Gesundheitswesen arbeite. Der Anteil besonders merkwürdiger Patienten scheint in unserer Anstalt höher zu sein als anderswo; eine ganz bestimmte Patientin geht mir in letzter Zeit nicht mehr aus dem Kopf.
Die Geschichte des fraglichen Mädchens, ein Neuzugang, ist so verstörend, dass sie schon mehrfach den Flurfunk beherrscht hat. Weil ich nicht ständig dasselbe Geschwätz hören und ein paar Unwahrheiten aus der Welt schaffen wollte, nahm ich mir mal ihre Akte vor.
Ich wünschte, ich hätte das nicht getan.
Das Folgende ist eine bereinigte Version ihrer selbst aufgeschriebenen Vorgeschichte.
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Das muss alles ein Missverständnis sein. Mir geht’s gut, ich bin hier nicht das Problem. Es gibt jemand von außerhalb, der mir das antut, um mich zu quälen. Ich sollte nicht mal hier sein.
Ich hatte ein paar Probleme mit meinem Körper, das stimmt. Ich war gerade dabei, an einer weiteren Diät zu scheitern, als es passiert ist.
Wir sind ausgegangen, um Beckys Beförderung zu feiern. Wir waren zu fünft in einem wirklich guten Restaurant, aber ich kann mich nicht erinnern, in welchem – und mein Wille, die Diät durchzuhalten, war kaum noch vorhanden. Wir hatten alle schon ein, zwei Gläser Wein getrunken, als mein Salat kam. Ich hatte beschlossen, dass ich davon nur die Hälfte essen würde, damit es keine Szene gäbe und Beckys Abend nicht versaut würde. Die anderen zogen mich nämlich immer auf, wenn ich nichts essen wollte …
Ich war immer noch davon überzeugt, dass es kein Zufall war, dass die Dünnste von uns fünf die Erste war, die befördert wurde. Wir hatten alle vor über einem Jahr unseren Abschluss gemacht und das echte Leben war für uns wie ein Schlag ins Gesicht. Keine von uns war wirklich dort, wo wir hin wollten.
Außer Becky natürlich.
Der Hunger peinigte mich und dass ich mich dafür selbst hasste, trieb meine Aufregung auf die Spitze. Also hielt ich den Kellner nicht davon ab, meinen Salat mit Käse zu garnieren. Ich hätte ihn gerne weggeworfen, damit ich nichts essen musste, aber ich hatte solchen Hunger …
Und dann, nach zwei Bissen – unzufrieden, aber ein glückliches Gesicht machend – fiel mir ein langes schwarzes Haar auf. Es hat mich sofort angeekelt, wie es sich um das Salatblatt wickelte – und ich hätte es fast gegessen, ohne es zu bemerken.
Wir mussten fürs Essen nichts bezahlen und daher machte niemand Aufhebens darum, dass ich dann nichts mehr hinuntergebracht habe. Das Haar hatte mir meinen Appetit gründlich verdorben.
Die nächsten zwei Tage schwebte ich im siebten Himmel. Ich hatte keinen Hunger und musste mich darüber nicht ärgern, das war toll. Ich dachte, ich hätte eine neue Form der Selbstkontrolle erlangt.
Aber die anderen dachten anders – oder vielleicht auch nur Becky.
Ich war mit Andrea beim Essen, als der Hunger wieder ins Unermessliche anwuchs. Schließlich gab ich auf und bestellte einen großen Salat. Andrea lächelte und sagte, sie wäre für mich da, wenn ich mit jemandem reden wolle – ich wette, sie wusste Bescheid. In meiner Erinnerung sieht ihr Lächeln irgendwie teuflisch und gemein aus, als ob sie vorhersehen konnte, was gleich passieren würde:
Ich fand einen Fingernagel in meinem Salat! Einen künstlichen, roten Fingernagel!
So was ist ekelhaft – unter falschen Fingernägeln tummeln sich viele Krankheitserreger, das weiß ich!
Das Essen war wieder gratis, aber ich bekam schon wieder keinen Bissen hinunter. Der Schock und der Ekel hatten meinen Hunger mal wieder komplett ausgeschaltet.
Ein Teil von mir war erleichtert und gestärkt. Ich war kurz davor, schon seit zwei Wochen ohne Essen auszukommen und dieses ganze ekelhafte Zeug half mir wirklich beim Abnehmen.
Aber ich bin nicht verrückt oder dumm. Ich weiß, dass man manchmal was essen muss.
Ein weiterer Tag verging und ich bestellte beim Brunch mit Becky einen Geflügelsalat. Sie hat ständig von ihrer neuen Stelle geschwärmt und wie ihr Chef sie heimlich angebaggert hat … ich hasste sie innerlich, obwohl ich mich nach außen für sie gefreut habe. Ich war allerdings hauptsächlich auf meinen Salat konzentriert, eine willkommene Erleichterung, endlich etwas zu essen …
… bis ich auf etwas Hartes und Schwammiges biss.
Ich habe es schnell ausgespuckt; ich weiß noch genau, was Becky gesagt hat:
»Oh mein Gott, ist das ein Zeh?«
Ich betrachtete das Ding, das da auf meiner Serviette lag. Es war matschig, rot, ein wenig verkocht und ein Knochen ragte deutlich sichtbar heraus.
Der ganze Laden wurde anschließend vorübergehend geschlossen, aber niemand fand heraus, wo der Zeh herkam, keinem der Angestellten fehlte er. Becky sonnte sich indes im Medienrummel, sie kam sogar ins Fernsehen, obwohl der Zeh eigentlich in meinem Salat war.
»Das ist ein Skandal. Man kann ernsthaft krank werden, wenn man versehentlich solche Dinge isst«, sagte sie zur Journalistin.
Ich fragte mich, ob sie etwas damit zu tun hatte …
Der Schock überwältigte mich und hielt den Hunger fast einen Tag lang von mir fern – aber meine Erleichterung hielt nicht lange. Ich wusste, dass ich früher oder später wieder anfangen musste zu essen.
Weil ich keine Lust auf einen weiteren von Beckys kranken Streichen hatte, stürzte ich mich auf die Verkaufsautomaten im Einkaufszentrum.
Ich hasste mich so sehr, als ich die Schokoriegel anstarrte und schwach wurde – aber ich musste etwas essen und hatte keine Willenskraft mehr. Schokolade würde das schon richten.
Ich biss in den Riegel. Wie unfassbar lecker, diese süße, süße Schokolade …
Nach nur zwei Bissen sah ich, dass etwas zwischen dem Schokoriegel und der Verpackung hervorlugte. Ich zog die Verpackung herunter und warf sie auf den Boden, als ich mich übergab.
Zwischen der Verpackung und dem Riegel war nicht zu übersehen ein Stückchen Haut eingezwängt.
Wurde sie von jemandem abgezogen? Da sind ja noch Blutspuren dran …
Aber wie zum Henker hat Becky das angestellt?
Ich war vollkommen durcheinander und sauer, auch wenn ein kleiner Teil von mir froh war, dass ich die zwei Bissen, die ich gegessen hatte, wieder ausgekotzt hatte. Gequält und immer noch mit mir selbst ringend kaufte ich ein Stück Pizza im Food-Court. Sie hatte eine große Blase im Rand, die ich in meiner Verzweiflung aufstach, um darin etwas zu finden, das wie ein Stück eingebackene Augenhornhaut aussah.
Verdammte Becky, sie musste hier irgendwo sein, damit sie mir das antun konnte. Hatte sie die Hilfe der anderen?
Ich stieg ins Auto.
Spät am Abend überquerte ich die Staatsgrenze. Ich kehrte in ein Restaurant mitten im Nirgendwo ein, von dem ich noch nie etwas gehört hatte und bestellte mir bei dem netten alten Mann, der anscheinend der Besitzer war, einen Hamburger. Ich war erleichtert, denn es gab keine Möglichkeit, dass die anderen hier an meinem Essen herumpfuschen konnten.
Der Hamburger, der da auf einem originell dekorierten Teller vor mir stand, sah aus wie das köstlichste Essen auf dieser Welt. Ich überlegte mir immer noch, ihn stehen zu lassen und meine Diät fortzusetzen – und ich hasste mich selbst dafür, dass ich aufgegeben hatte – aber ich wollte auch nicht sterben. Der Mensch muss auch mal was essen!
Ich zögerte, bevor ich in den Hamburger biss.
Ich schob das Brötchen zur Seite und untersuchte den Inhalt des Burgers. Es sah alles normal aus, bis ich die Tomate vom Salat abhob. Ich konnte zuerst nicht sagen, was es war … ein pink-grauer Fleck, ein Klümpchen im Ketchup … ich hob es an und betrachtete es, bis ich es identifizieren konnte.
Das war ein Stück Gehirnsubstanz.
Ich hätte mich gern übergeben, aber mein Magen war leer.
Ich verließ das Restaurant so schnell ich konnte in irgendeine Richtung. Ich weiß nicht, wie mich Becky und die anderen verfolgten oder woher sie wussten, wohin ich fahren würde, aber ich musste ihnen zuvorkommen.
Schokoriegel von einer Tankstelle – kein Glück. Chicken-Nuggets von einem Drive-In – kein Glück. Ich habe keine Ahnung, wie die das angestellt haben! Ich hab sogar einen kleinen Jungen angebettelt, mir ein Sandwich zu machen und ich hab von Anfang bis Ende zugesehen; als er es mir gab, klappte ich es auf und – ich weiß noch genau, wie verwirrt und verängstigt er geguckt hat, als ich schrie.
Danach war es merkwürdig ruhig. Drei Wochen ohne Essen? Vier? Ich wusste, dass ich noch verhungern würde, dann kam mir dieser Gedanke. Ich wusste, wo ich hin musste, damit mir niemand zuvorkommen und mir meine Mahlzeit ruinieren konnte.
Ich habe es geschafft, ich habe sie geschlagen! Ich habe diesen köstlichen Salat entdeckt und ich habe ihn aufgegessen, voller Genuss und mit dem guten Gefühl, gerettet worden zu sein. Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht erwartet, dass das gleich aufs erste Mal klappen sollte. Aber es ergibt Sinn.
Als ich mit dem Rohr seinen Schädel eingeschlagen habe, konnte ich es fast nicht glauben. Er kippte um und aus seinem Kopf heraus verteilte sich Geflügelsalat auf dem Gehsteig. Sattgrüner, knackiger Salat, zähes Hühnchen und diese Soße! Für diese Salatsoße wäre ich gestorben! Ich hatte Teile von Menschen in meinem Essen gefunden, egal was ich aß, also war der einzig logische Ort, wo etwas Essbares zu finden war, im Inneren von Menschen!
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Wir müssen sie intravenös ernähren, vor normalem Essen ekelt sie sich. Das Ganze bringt mich ins Grübeln, wie die Medien heutzutage immer noch noch diese ungesunden Körperbilder verbreiten können …
Obwohl sie nicht die merkwürdigste Patientin hier im Hause ist, fasziniert mich ihre Fähigkeit, die Schwestern zu manipulieren. Offensichtlich hat sie es geschafft, in ihren ersten Tagen Aufenthalt Körperteile in ihr Essen geschmuggelt zu bekommen, und wir wissen immer noch nicht, wer das getan hat. Jedenfalls ist das die einzig sinnvolle Erklärung dieser Vorfälle.
Update: Ich hab noch ein paar Akten gelesen und auch die wühlen mich sehr auf.
Matt Dymerski zugeschrieben
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